Analfissur: Ursachen, Symptome und Behandlung
Eine Analfissur ist ein schmerzhafter Riss im Analkanal, der Beschwerden beim Stuhlgang verursacht. Er entsteht beispielsweise durch Verstopfung und harten Stuhl. Was mögliche Symptome sind und mit welchen Salben und Hausmitteln sich ein Afterriss behandeln lässt, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Analfissur
Eine Analfissur sieht aus wie ein kleiner, länglicher Riss oder ein schmaler Spalt in der Haut des Analkanals. Die Fissur äußert sich meist durch stechende Schmerzen beim oder nach dem Stuhlgang sowie hellrotes Blut auf dem Toilettenpapier.
Eine chronische Analfissur ist ein schlecht heilender Einriss der Afterschleimhaut, der typischerweise seit mehr als 6 Wochen besteht.
Eine akute Analfissur heilt oft von allein aus, wenn der Stuhl weich gehalten wird. Bleiben die Beschwerden jedoch länger als 2 bis 4 Wochen bestehen oder treten starke Schmerzen auf, sollten sie ärztlich abgeklärt werden. Eine chronische Fissur heilt in der Regel nicht mehr von selbst.
Sitzbäder mit Kamille oder Eichenrinde können Schmerzen und Entzündungen lindern. Zudem helfen eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Flüssigkeit, den Stuhl weich zu halten und die Heilung zu unterstützen.
Was ist eine Analfissur?
Eine Analfissur ist ein länglicher Riss in der Analschleimhaut im unteren Abschnitt des Analkanals – also dort, wo der Enddarm in den After mündet. Menschen jeden Alters können betroffen sein.
Akute und chronische Analfissur
Die Analfissur gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Enddarms. Je nachdem, wie lange sie anhält, unterscheiden Fachleute zwischen der akuten und der chronischen Analfissur:
Die akute Analfissur ist eine sehr schmerzhafte Verletzung der Analhaut, die bis zu sechs Wochen anhält. Heilt die Wunde nicht innerhalb weniger Wochen ab, geht die akute in eine chronische Analfissur über.
Bei einer chronischen Analfissur bildet sich an der betroffenen Stelle oft ein tieferes Geschwür (Ulkus). Typische Begleitveränderungen sind Analpapillen (narbige Wundränder im Analkanal) und in manchen Fällen auch Analfisteln. Zusätzlich kann sich außen am Anus eine auffällige Hautverdickung entwickeln, die Fachleute als Vorpostenfalte bezeichnen.
Analfissur: Symptome beim Afterriss
Typische Symptome einer Analfissur sind:
starke stechende oder brennende Schmerzen beim Stuhlgang, die Minuten bis Stunden anhalten können
mitunter schmerzhafte Verkrampfung des Schließmuskels
Blutungen beim Stuhlgang, die sich anhand von frischem, hellem Blut auf dem Toilettenpapier oder Stuhl zeigen
Hält der Afterriss länger an, lassen die akuten Beschwerden meist nach. Es können aber weitere Symptome hinzukommen:
- Nässen
- Spannungsgefühl
- Juckreiz am After
Wann ist bei einer Analfissur ärztlicher Rat nötig?
Ärztlichen Rat einholen sollten Betroffene, wenn:
- die Beschwerden länger als zwei Wochen anhalten
- sehr starke Schmerzen auftreten
- immer wieder Blut auf dem Klopapier oder Stuhl sichtbar wird
Die richtigen Anlaufstellen sind eine hausärztliche oder proktologische Praxis.
Mögliche Ursachen für eine Analfissur
Fachleute unterscheiden zwischen einer
- primären Analfissur durch Verletzung und einer
- sekundären Analfissur durch andere Erkrankungen.
Primäre Analfissur
Verschiedene Faktoren können die empfindliche Analschleimhaut irritieren oder verletzen, sodass sie einreißt. Dazu zählen unter anderem:
- harter Stuhlgang und Verstopfung
- starkes Pressen beim Stuhlgang
- breiiger Stuhl und anhaltender Durchfall
- Analverkehr
- Gegenstände im After
- seltener Entzündungen im Bereich der Analdrüsen des Enddarms (Kryptitis)
Solche Reizungen führen nicht nur zu kleinen Verletzungen. Sie können auch eine schmerzhafte Schutzreaktion des Körpers auslösen: Der Schließmuskel spannt sich reflexartig an, um weitere Reize zu vermeiden. Dadurch ist die Durchblutung vermindert, was die Heilung der Schleimhaut erschwert. Die starken Schmerzen während und nach dem Stuhlgang sorgen wiederum dafür, dass sich der Schließmuskel noch mehr verkrampft.
So entsteht ein Schmerzkreislauf, der die Wundheilung verzögert und in eine chronische Analfissur münden kann. Eine Wunde im Analbereich infiziert sich zudem leicht mit Keimen aus der Darmflora, was Wundheilungsstörungen begünstigt.
Sekundäre Analfissur
Manchmal entsteht ein Afterriss als Folge einer anderen Erkrankung, wenn die empfindliche Analschleimhaut bereits vorgeschädigt ist (sekundäre Analfissur). Möglicherweise zugrundeliegende Erkrankungen sind zum Beispiel:
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Analstenose (Verengung des Analkanals)
- Tuberkulose
- Syphilis
- Analkarzinom
Auch nach einer Operation im Bereich des Enddarms kann die Wahrscheinlichkeit für eine Analfissur erhöht sein.
Hausmittel und Tipps: Was kann man selbst tun bei Analfissur?
Eine akute Analfissur bildet sich in vielen Fällen nach einigen Wochen von allein zurück. Eine gezielte Behandlung kann den Heilungsverlauf beschleunigen und Rückfällen vorbeugen.
Es gibt einige Maßnahmen, die Betroffene selbst treffen können, um das Abheilen des Afterrisses zu beschleunigen und die Symptome zu lindern:
ballaststoffreiche Ernährung: Eine ballaststoffreiche Ernährung sorgt für eine weiche Stuhlkonsistenz und beugt weiteren Verletzungen im Analbereich vor.
ausreichend trinken: Mindestens 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit pro Tag sind wichtig, um Verstopfung und somit weiteren Verletzungen vorzubeugen.
warme Sitzbäder: Sitzbäder mit Kamille eignen sich, um eine Analfissur zu behandeln. Sie entspannen den Schließmuskel und beugen so ebenfalls Verstopfungen vor.
Analhygiene: Durch regelmäßiges Waschen kann Hautreizungen vorgebeugt werden. In der Regel genügt Wasser aus, denn Seifen reizen die empfindliche Analregion nur zusätzlich.
- frei verkäufliche Salben: Cremes mit Hamamelis oder Dexpanthenol wie etwa Bepanthen sind in der Apotheke oder Drogerie erhältlich und können bei kleineren Einrissen helfen.
Analfissur: Ärztliche Behandlung mit Salben
Zur Behandlung einer Analfissur kommen meist Salben zum Einsatz, die direkt auf die betroffene Haut und Schleimhaut aufgetragen werden. Zum Beispiel:
Betäubende oder schmerzstillende Präparate wie lidocain- oder cinchocainhaltige Salben, Zäpfchen oder sogenannte Analtampons können die akuten Beschwerden kurzfristig lindern.
Muskelentspannende Salben mit Nitroglycerin oder Kalziumantagonisten (Diltiazem-Salbe 2 %) senken den Druck auf den Muskel am Analkanal, sodass die Wunde besser abheilen kann.
Eine chronische Analfissur behandeln
Bei einer chronischen Analfissur reichen Salben zur Behandlung unter Umständen nicht aus. Folgende Optionen stehen dann außerdem zur Verfügung:
Analdehner: Die fingerförmigen Plastikkegel führen die Betroffenen mehrmals am Tag in den After ein. So wird der Schließmuskel vorsichtig gedehnt. Ziel ist es, die übermäßige Muskelspannung zu verringern.
Injektionen mit Botulinumtoxin ("Botox"): Botulinumtoxin ist ein Gift des Bakteriums Clostridium botulinum, welches eine nervenlähmende Wirkung hat. Wird es in den Schließmuskel gespritzt, erschlafft dieser, sodass die Fissur besser abheilen kann. Vorübergehend kann es dabei zu Stuhlinkontinenz kommen. Botulinumtoxin ist nicht speziell zur Behandlung einer Analfissur zugelassen, kann aber nach ärztlichem Ermessen zum Einsatz kommen.
Analfissur: Wann ist eine OP nötig?
Eine chronische Analfissur verheilt häufig nicht mehr von selbst. Dann ist unter Umständen ein chirurgischer Eingriff nötig. Zum Beispiel, wenn:
- die Wunde trotz konservativer Behandlungsmaßnahmen nach 6 bis 8 Wochen nicht abheilt
- Veränderungen im Bereich der Wunde entstanden sind, z. B. Hautfalten oder Fisteln
Es stehen mehrere Operationsverfahren zur Verfügung, etwa:
Fissurektomie: Ein häufiges Operationsverfahren, bei dem das gesamte narbig veränderte Gewebe um die Analfissur herum entfernt wird. Sehr selten wird dabei der Schließmuskel verletzt, wodurch es zu Stuhlinkontinenz kommen kann.
Sphinkterotomie: Dabei wird der innere Schließmuskel durchtrennt, um die Muskelspannung zu senken. Dieses Verfahren hat eine hohe Heilungsrate, birgt allerdings auch ein höheres Risiko für Inkontinenz.
Analfissur-OP: Nachsorge besonders wichtig
Sitzbäder und Salbenverbände unterstützen die Wundheilung, die in der Regel mehrere Wochen dauert. Um den Stuhl weich zu halten sowie Schmerzen und einen erneuten Krankheitskreislauf zu vermeiden, ist es wichtig, auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung zu achten und dabei viel zu trinken. Nach dem Stuhlgang empfiehlt es sich, den After schonend mit einer Podusche zu reinigen, da Abwischen die Wunde reizen würde.
Diagnose: Wie lässt sich eine Analfissur feststellen?
Folgende Untersuchungen sind möglich, um eine Analfissur zu diagnostizieren:
Anamnese: Beschriebene Beschwerden wie Schmerzen während und nach dem Stuhlgang sowie Blutauflagerungen liefern wichtige Hinweise für die Diagnose.
körperliche Untersuchung: Falls nötig, tastet die*der Ärztin*Arzt mit dem Finger die innere Schleimhaut des Enddarms ab.
Proktoskopie: Mithilfe einer Enddarmspiegelung (Proktoskopie) können der Analkanal und der Enddarm durch ein kleines schlauchförmiges Instrument begutachtet werden, welches in den After eingeführt wird (Proktoskop).
Damit die Untersuchungen schmerzarm bleiben, wird der Analbereich gegebenenfalls lokal betäubt oder auch eine Kurznarkose in Erwägung gezogen.
Wenn die Analfissur auffällig aussieht oder nach mehreren Wochen Behandlung noch nicht abgeheilt ist, können gegebenenfalls weitere Untersuchungen nötig sein, zum Beispiel eine Darmspiegelung.
Analfissur: Verlauf und Prognose
Wenn eine Analfissur konsequent behandelt wird, heilt sie in den meisten Fällen ab, ohne Folgeschäden zu hinterlassen.
Welche Komplikationen können bei einer Analfissur auftreten?
Komplikationen sind vor allem bei einer chronischen Analfissur möglich. So können zum Beispiel Keime aus dem Darm in die offene Wunde gelangen und die Heilung behindern. Mögliche Folgen sind:
Analfisteln: Vom Grund der Wunde ausgehend kann ein Kanal entstehen, der den inneren Schließmuskel durchbohrt. Die Entzündung kann sich dadurch in das umliegende Gewebe ausbreiten.
Analabszesse: Eine mögliche, aber seltene Komplikation ist eine eitrige Entzündung, die sich als eine Art Blase im Gewebe abkapselt. Der Abszess erzeugt eine gerötete, prall elastische Schwellung, die mit heftigen Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost einhergehen kann. In diesem Fall ist eine sofortige operative Behandlung notwendig.
Lässt sich einer Analfissur vorbeugen?
Einer Analfissur lässt sich nicht sicher vorbeugen. Es gibt jedoch einige Dinge, die man beachten kann, um das Risiko zu minimieren:
Ein wohlgeformter, nicht zu harter Stuhl senkt das Risiko für einen Afterriss. Daher ist es wichtig, sich ballaststoffreich und ausgewogen zu ernähren.
Ausreichend zu trinken, beugt Verstopfungen vor.
Ausreichend Bewegung im Alltag fördert die Darmtätigkeit.
Analsex sollte vorsichtig praktiziert und dabei ein Gleitmittel verwendet werden.
Regelmäßiges, vorsichtiges Waschen der Analregion mit klarem Wasser und ggf. einer milden Salbe beugt Hautreizungen vor.