Mundfäule (Stomatitis aphthosa)
Mundfäule – insbesondere Kleinkinder können davon betroffen sein. Es handelt sich dabei um eine schmerzhafte Entzündung der Mundschleimhaut, die durch das Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 ausgelöst wird. Der damit verbundene faulige Mundgeruch hat der Mundfäule ihren Namen gegeben.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Herpes im Mundraum
Die für Mundfäule typischen wunden Stellen im Mundraum verursachen insbesondere beim Essen, Trinken und Schlucken oft starke Schmerzen. Hinzu kommen Symptome wie hohes Fieber, Abgeschlagenheit und geschwollene Lymphknoten am Hals.
Mediziner sprechen bei Mundfäule auch von einer Stomatitis aphthosa (Stomatitis = Entzündung der Mundschleimhaut) oder von einer Gingivostomatitis herpetica (Gingivostomatitis = Entzündung von Mundschleimhaut und Zahnfleisch).
Mundfäule kann entstehen, wenn eine Person erstmals mit dem Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 (HSV-1) in Kontakt gekommen ist. Dies ist meist im frühen Kindesalter zwischen zwei und vier Jahren der Fall. Es können aber auch – vorwiegend jüngere – Erwachsene an Mundfäule leiden.
Bei über 95 Prozent aller Personen, die sich mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 anstecken, verursacht die Infektion keine oder nur unspezifische Beschwerden. Nur bei einem Bruchteil der Betroffenen führt das Virus zu den Symptomen der Mundfäule.
Herpes-simplex-Viren, die Erreger der Mundfäule, sind sehr ansteckend und somit weit verbreitet: Schätzungen zufolge tragen circa 85 Prozent der Weltbevölkerung das Herpes simplex Typ 1 (HSV-1) in sich. Oft stecken sich Kinder durch engen Kontakt innerhalb der Familie an, beispielsweise durch infektiösen Speichel. Einige Tage nach der Erstinfektion tritt bei einem geringen Prozentsatz die Mundfäule auf. Die Herpesviren verbleiben ein Leben lang im Körper, vorwiegend in den Nervenknoten des Gesichtsbereichs. Durch äußere Einflüsse wie Stress, Infektionskrankheiten oder hohe Sonneneinstrahlung können sie wieder aktiv werden – und sich etwa als Lippenherpes zeigen.
Woran erkennt man Mundfäule?
Die ersten Symptome einer Mundfäule (Stomatitis aphthosa) treten circa vier bis sechs Tage nach der Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 auf. Die Beschwerden können dabei unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Personen mit Stomatitis aphthosa haben zunächst Fieber und fühlen sich abgeschlagen. Kurz darauf entstehen auf den Schleimhäuten im Mundraum und manchmal auch an den Lippen zahlreiche kleine Bläschen. Diese platzen rasch auf und es entwickeln sich schmerzhafte, stecknadelkopf- bis linsengroße Schleimhautschäden mit weißlichem Belag und einem rötlichen Rand – sogenannte Aphthen.
Ob Wangenschleimhaut, Zahnfleisch oder Gaumen: Der gesamte Mundraum kann von der Mundfäule befallen sein.
Typische Symptome der Mundfäule sind:
- eine gerötete Mundschleimhaut
- starke brennende Schmerzen im Mund; häufig verweigern Kinder aufgrund der Schmerzen das Essen und / oder Trinken
- Mundgeruch
- hohes Fieber
- erhöhter Speichelfluss
- schmerzhaft geschwollene Lymphknoten im Bereich des Halses
- evtl. Übelkeit, Brechreiz
Es kann vorkommen, dass sich die Stomatitis aphthosa ausbreitet, wenn Herpesviren durch eine Schmierinfektion auf Finger, Oberlippe oder den Naseneingang gelangen. Dann bilden sich auch dort Bläschen.
Der Arzt erkennt eine Mundfäule meist schon anhand der typischen Beschwerden. Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie eine Stomatitis aphthosa zeigen, muss er dabei ausschließen. Hierzu zählen zum Beispiel Aphthen, die nicht durch Viren hervorgerufen worden sind, oder Morbus Behçet, eine bestimmte Form der Gefäßentzündung.
Sind Erwachsene von Mundfäule betroffen, sollte der Arzt abklären, ob möglicherweise das Immunsystem durch eine Krankheit geschwächt ist.
Schwerste Verlaufsform: Aphthoid Pospischill-Feyrter
Die schwerste Verlaufsform der Mundfäule bezeichnen Ärzte auch als Aphthoid Pospischill-Feyrter. Dabei ist die Entzündung nicht nur auf die Mundschleimhaut beschränkt, sondern breitet sich auf den Rachen, die Speiseröhre, die Gesichtshaut um den Mund herum und manchmal auch auf die Genitalien aus. Aphthoid Pospischill-Feyrter tritt sehr selten auf. Meist sind Kinder und Jugendliche betroffen, deren Immunsystem stark geschwächt ist, etwa nach einer Infektionskrankheit wie Masern, Keuchhusten oder Röteln.
Was tun bei Mundfäule?
In der Regel heilt Mundfäule (Stomatitis aphthosa) nach zwei bis drei Wochen wieder ab, ohne Folgeschäden zu hinterlassen.
Wenn Ihr Kind Mundfäule hat, sollte es am besten Bettruhe halten. Viele Kinder mögen aufgrund der Schmerzen im Mund nichts essen oder trinken. Spülungen mit Kamillentee und fiebersenkende Mittel können die Symptome lindern.
Achten Sie unbedingt darauf, dass Ihr Kind bei Stomatitis aphthosa ausreichend trinkt. Manchmal kann es hilfreich sein, einen Strohhalm zu benutzen, damit das Trinken leichter fällt.
Je nach Schwere der Erkrankung kann bei Mundfäule in Rücksprache mit dem Arzt außerdem hilfreich sein:
- flüssige oder breiige Kost, milde, kühle Speisen (z.B. Joghurt, Reis, Gemüsebrei)
- Betupfen der Aphthen mit desinfizierender Lösung
- Mundspülungen mit Wirkstoffen wie Chlorhexidin
- schmerzlindernde Mittel, z.B. mit dem Wirkstoff Lidocain, die lokal auf die Stellen aufgetragen werden
Suchen Sie bei starken oder anhaltenden Beschwerden den Arzt auf. Wenn Ihr Kind keine Flüssigkeit mehr zu sich nimmt, sollten Sie umgehend zum Arzt gehen! Neugeborene gehören in jedem Fall in ärztliche Behandlung.
In schweren Fällen von Stomatitis aphthosa kann es notwendig sein, dass der Arzt den Wirkstoff Aciclovir über eine Vene verabreicht. Aciclovir ist ein sogenanntes Virostatikum und richtet sich gegen Herpesviren.
Manchmal ist bei Mundfäule ein Klinikaufenthalt ratsam. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn der Verlauf sehr schwer ist oder ein kleines Kind aufgrund der Schmerzen zu wenig trinkt, sodass es eine Infusion mit Flüssigkeit benötigt.
Insbesondere, wenn das Immunsystem geschwächt ist – zum Beispiel durch eine andere Erkrankung wie Leukämie, AIDS oder auch durch bestimmte Medikamente – kann eine Stomatitis aphthosa zu Komplikationen führen.
Bei Neugeborenen, die bei der Geburt infiziert werden, kann eine Mundfäule einen schweren Verlauf nehmen. Die Herpesviren befallen selten andere Organe und führen beispielsweise zu einer Gehirnentzündung oder einer Entzündung der Hirnhäute. Diese lebensbedrohlichen Erkrankungen müssen ebenfalls im Krankenhaus behandelt werden.
Bakterien können zusätzlich die geschädigte Schleimhaut angreifen. Man spricht dann von einer bakteriellen Superinfektion. In diesem Fall wird der Arzt ein Breitbandantibiotikum verschreiben, welches sich gegen viele verschiedene Bakterien richtet. Ein Antibiotikum kann auch zum Einsatz kommen, um einer Superinfektion vorzubeugen – etwa, wenn die körpereigene Abwehr des Betroffenen geschwächt ist.
Mit Mundfäule in den Kindergarten?
Eine Impfung gegen Mundfäule gibt es nicht. Da sehr viele Menschen das auslösende Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 in sich tragen, ist es kaum möglich, sich sicher vor Stomatitis aphthosa zu schützen. Für Kindergärten, Kindertagesstätten und ähnliche Einrichtungen gelten keine rechtlichen Vorgaben, wie im Krankheitsfall zu verfahren ist. Jedoch ist es sinnvoll, dass kleine Kinder während der Erkrankung zu Hause bleiben – insbesondere, wenn sie noch nicht verstehen, dass sie durch Anspucken oder das gemeinsame Trinken aus einer Tasse andere Kinder anstecken können.