Das Bild zeigt eine Frau, die die Zunge herausstreckt.
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Die Zunge

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 28.12.2021

Ob Sprechen, Schmecken oder Küssen – die Zunge ist ein äußerst beweglicher Muskel, der im alltäglichen Leben ständig im Einsatz ist. So befinden sich auf der Zunge zum Beispiel Sinneszellen für Geschmacks- und Tastempfindungen und Zellen, die für die Körperabwehr eine wichtige Rolle spielen.

Überblick

Die Zunge ist mit Abstand der beweglichste Muskel im menschlichen Körper. Kein Wunder, denn sie verfügt als einziger Muskel über dreidimensionale Muskelfasern, das heißt, sie besteht aus Fasern, die sich in drei Richtungen bewegen können.

Dieser einmalige Muskelaufbau sorgt dafür, dass wir die Lage der Zunge vielfältig verändern können. Dadurch sind verschiedenste Bewegungen möglich, zum Beispiel das Heben und Senken oder das Verlängern und Verkürzen der Zunge, was uns unter anderem dazu befähigt, die Zunge herauszustrecken.

So manch einem mag die Beschaffenheit der Zunge seltsam vorkommen – etwas rau, aber gleichzeitig weich und samtig. Ihre Farbe ist meist matt und weißlich, in der Mitte verläuft die sogenannte Zungenrinne. Man unterscheidet Zungenspitze, Zungenrücken und Zungenwurzel. Der Zungenrücken, also die Oberseite der Zunge, ist mit einer straffen Bindegewebsplatte ausgestattet, über die sich eine besondere Schleimhaut legt.

Die Zunge hat viele Funktionen, die für den Alltag sehr wichtig sind. Dazu gehören:

  • Essen und Trinken
  • Schmecken
  • Tasten
  • Sprechen
  • Saugen
  • Immunabwehr

Der Zungenrücken ist mit zahlreichen Sinneszellen ausgestattet, die dem Geschmacks- und Tastsinn dienen. Die Zungenwurzel stellt die Verbindung zwischen Mundboden und Zunge her. Sie wird auch als Zungengrund bezeichnet.

Das Besondere an der Zungenschleimhaut sind ihre Papillen oder auch Zungenwärzchen. Sie werden als Erhebungen auf der Zunge sichtbar, die durch Zellen oder Zellgruppen entstehen, die sich in tiefer liegenden Schichten befinden und nach außen wölben. Die Papillen teilen sich in mechanische Papillen und in Geschmackspapillen.

Die mechanischen Papillen verbinden einerseits die Zunge mit der Schleimhaut, andererseits ist hier der Tastsinn verankert. Mithilfe der mechanischen Papillen können wir Form und Festigkeit von Nahrungsmitteln ertasten.

In den Geschmackspapillen befinden sich Geschmacksknospen, die sich aus einzelnen Sinneszellen zusammensetzen und mit deren Hilfe wir schmecken. Sie machen einen großen Teil der Zungenoberfläche aus. Insgesamt verfügt der Mensch über 5.000 bis 10.000 Geschmacksknospen. Die meisten davon befinden sich in den wallförmigen Papillen im hinteren Drittel der Zunge. In den pilzförmigen Papillen in den vorderen zwei Dritteln befinden sich deutlich weniger Geschmacksknospen.

Der Geschmackssinn

Die Zunge ist der Ort im menschlichen Körper, wo Geschmacksstoffe verarbeitet und identifiziert werden. Wenn dort die gelösten chemischen Geschmacksstoffe auf die Geschmacksnerven treffen, verändern sich in den Zellmembranen spezielle Eiweiße. Die Sinneszellen geben daraufhin Nervenbotenstoffe frei, die über weitere Nervenzellen Signale für eine bestimmte Geschmackswahrnehmung ans Gehirn senden. Sobald die Geschmacksstoffe den Rachen passieren, verflüchtigen sie sich.

Der Geschmackssinn dient in erster Linie nicht nur dem Genuss. Ursprünglich erfüllt er die Aufgabe, aufgenommene Speisen zu überprüfen – wenn etwas bitter oder sauer schmeckt, ist es möglicherweise verdorben oder giftig. Für diesen Geschmackssinn gibt es eigene Sinneszellen, die sich in den zahlreichen Erhebungen der Zungenschleimhaut, den Geschmackspapillen, befinden.

Die Geschmackspapillen lassen sich in drei Typen unterteilen: Pilzpapillen, Wallpapillen und Blätterpapillen.

Die Pilzpapillen befinden sich vor allem an der Zungenspitze und am Zungenrand. Sie machen den größten Teil aller Papillen aus: Insgesamt 200 bis 400 verteilen sich über die Zungenoberfläche. Neben den Sinneszellen für die Geschmackswahrnehmung verfügen sie auch über Sinneszellen für Tast- und Temperaturempfinden.

Weiter hinten am Rand zum Rachen sind die Wallpapillen angesiedelt. Von ihnen gibt es nur 7 bis 10 Stück, sie sind aber so groß, dass sie trotzdem mehrere Tausend Geschmacksknospen beherbergen. Ein Wall von Drüsen, die dafür sorgen, dass Geschmacksstoffe zu den Sinneszellen gelangen, umgibt diese Papillen – daher die Namensgebung.

Die Blätterpapillen befinden sich an den hinteren Seitenrändern der Zunge. Von ihnen gibt es circa 20 Stück, die sich in Falten auf der Zungenoberfläche zeigen. Hier finden sich mehrere Hundert Geschmacksknospen.

Jede einzelne Geschmacksknospe besteht aus 50 bis 100 Sinneszellen, die mit ihren Geschmacksrezeptoren fünf verschiedene Geschmacksqualitäten differenzieren können:

  • süß
  • salzig
  • sauer
  • bitter
  • umami (japanisch für herzhaft-würzig)

Die fünf Geschmacksqualitäten werden von allen geschmacksempfindlichen Teilen der Zunge gleichermaßen wahrgenommen. Bestimmte Geschmackszonen auf der Zunge lassen sich nicht unterscheiden – mit Ausnahme der Geschmacksrichtung bitter, die besonders stark im hinteren Bereich der Zunge wahrgenommen wird. Vermutlich dient dies dem Körper als natürliche Schutzbarriere, um giftige oder verdorbene Lebensmittel rechtzeitig zu erkennen, bevor sie in den Rachen wandern und dort Unheil anrichten.

Der Geschmackssinn dient neben dem Genuss somit gleichzeitig dazu, Nahrungsmittel zu erkennen und zu kontrollieren.

Weitere Funktionen der Zunge

Neben der Geschmackserkennung hat die Zunge noch viele weitere Funktionen. So kann der Mensch durch Abtasten mit der Zunge zunächst überprüfen, ob die aufgenommene Nahrung Fremdkörper, wie zum Beispiel Fischgräten oder Splitter von Knochen, enthält.

Auch für die Nahrungsaufnahme erfüllt die Zunge wichtige Aufgaben. Durch ihre Beweglichkeit kann sie die aufgenommene Nahrung formen, zwischen den Zähnen positionieren und mit Speichel vermischen. Der Speichel kommt aus kleinen Speicheldrüsen unter der Zunge – er wird durch Druck des Zungenmuskels freigegeben. Schließlich befördert die Zunge den entstandenen Nahrungsbrei in den Rachen und bringt ihn so in die richtige Position zum Runterschlucken.

Von besonderer Bedeutung ist die Zunge für Säuglinge: Mit ihrer Hilfe entsteht im Mund des Babys ein Unterdruck, der notwendig ist, um an der Brust der Mutter saugen zu können.

Eine weitere wichtige Rolle spielt die Zunge beim Sprechen: Zusammen mit Lippen und Zähnen bringt sie die Laute der Stimmbänder in deutliche Buchstaben und Wörter, wobei mehr als 20 verschiedene Zungenbewegungen zum Einsatz kommen. So werden die Buchstaben "t", "d", "l" und das gerollte "r" von der Zunge gebildet.

Schließlich beherbergt die Zunge einen Teil des körpereigenen Abwehrsystems: Auf dem hinteren Teil der Zunge, dem sogenannten Zungengrund, befinden sich Abwehrzellen, die man als Zungenmandel bezeichnet. Zusammen mit den Gaumenmandeln und der Rachenmandel dient sie als Schutzschild vor Erregern.