Galantamin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 24.09.2015

Allgemeines

Galantamin wird zur Behandlung der Demenz vom Alzheimer-Typ angewendet. Bei leichten und mittelschweren altersbedingten Hirnleistungsstörungen (Demenz) kann der Wirkstoff Merkfähigkeit, Orientierungsvermögen und Konzentration steigern.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Denk- und Merkfähigkeit bei Demenz-Erkrankungen vom Alzheimer-Typ verbessern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Galantamin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Galantamin nicht verwendet werden?

Galantamin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, Regenbogenhautentzündung (Iritis), schwerer Schilddrüsenerkrankung (Thyreotoxikose), Magen-Darm-Verschluss (Obstruktionsileus), Verengungen (Stenosen) oder Krämpfen (Spasmen) des Magen-Darm-Trakts sowie der Gallen- oder Harnwege.

Galantamin darf weiterhin nicht eingesetzt werden bei vermehrter Muskulaturspannung (Myotonie), Parkinson-Krankheit, Bronchienverengungen mit Entzündung (spastische Bronchitis), Asthma bronchiale sowie Schock und Kreislaufkrisen nach Operationen oder nach Gabe von Muskelentspannungsmitteln (Muskelrelaxanzien wie Suxamethonium oder Decamethonium.)

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt sollte Galantamin eingenommen werden von Patienten mit Herzschlagverlangsamung, ausgeprägt niedrigem Blutdruck, Herzschwäche, frischem Herzinfarkt oder Magen-Darm-Geschwüren, Krampfanfällen (Epilepsie), Tetanie (Übererregbarkeit der Muskeln und Nerven durch Calcium-Mangel) und Darmentzündungen.

Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist bei frisch am Darm operierten Patienten erforderlich.

Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen und/oder gleichzeitiger Einnahme von Digoxin oder Betablockern, muss der Arzt Galantamin entsprechend niedriger dosieren.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Galantamin nicht angewendet werden, da tierexperimentelle Studien Hinweise auf eine leichte Entwicklungsverzögerung von Ungeborenen und Neugeborenen ergeben haben. Es ist nicht bekannt, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Galantamin ist schon aufgrund des Einsatzgebietes für Kinder und Jugendliche nicht geeignet.

Welche Nebenwirkungen kann Galantamin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Galantamin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen.

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitminderung, Bauchschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit, Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Harnwegsinfektionen, "laufende" Nase.

Seltene Nebenwirkungen:
Blutkaliumwertabsenkung, Herzschlagverlangsamung, kurze Ohnmacht, Kreislaufprobleme bis hin zum Kollaps, Krampfanfälle, Halluzinationen, grundloses Aufgeregtsein ohne, Aggressivität, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, akuter allgemeiner pustelförmiger Hautausschlag, Erythema multiforme).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Vermehrtes Schwitzen, Muskelzuckungen, Zittern, Parkinson-Krankheit-Verschlechterung, Muskelschwäche, Lähmungen, vermehrter Speichelfluss, Magen-Darm-Krämpfe, Durchfall, Atemwegskrämpfe, spontaner Tränenfluss, Pupillenverengung, Schluckbeschwerden, niedriger Blutdruck, Magenblutungen, Darmblutungen, Flüssigkeitsverlust, Austrocknung.

Vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Herzstillstand.

Besonderheiten:
Die Nebenwirkungen wie Appetitminderung, Übelkeit und Erbrechen treten häufiger bei Frauen und meist nur in den ersten Wochen der Behandlung auf. Bei Frauen können auch menstruationsartige Blutungen vorkommen.

Galantamin kann Herzrhythmusstörungen verursachen, die dann zu kurzer Ohnmacht und Stürzen führen. In solchen Fällen muss der Arzt die Herzfunktion per EKG überprüfen.

Kommt es zu ersten Anzeichen einer Hautreaktion, muss die Behandlung mit dem Wirkstoff sofort abgebrochen werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Galantamin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Durch Galantamin wird die Wirkung von opioiden Schmerzmitteln, Schlafmitteln und Barbituraten) verstärkt.

Gemeinsam mit anderen Cholinergika beziehungsweise mit anderen Esterasehemmern kann es besonders leicht zur Überdosierung mit Vergiftungserscheinungen kommen. Insbesondere bei Patienten mit der Muskelerkrankung Myasthenia gravis kann dann eine cholinerge Krise auftreten, die sich durch Muskelkrämpfe bis hin zur lebensbedrohlichen Atemstörung äußert.

Bei Patienten, die schon Betablocker einnehmen, kann es bei gleichzeitiger Gabe von Galantamin zu einer bedrohlichen Herzschlagverlangsamung kommen.

Anticholinergika wie beispielsweise Atropin und ähnliche Wirkstoffe wie Mittel gegen Herzrhythmusstörungen (Chinidin, Procainamid), Dipyridamol oder Glucocorticoide vermindern die Wirkung von Galantamin.

Die Wirkung von muskellähmenden Wirkstoffen (Muskelrelaxanzien) bei Operationen kann durch Galantamin verlängert (Suxamethonium) oder gehemmt (Curare-artige Muskelentspannungsmittel) werden.

Magensäurehemmende Wirkstoffe wie Cimetidin und Ranitidin können bei gleichzeitiger Gabe die Wirkung von Galantamin verstärken.

Oft angewandte Antidepressiva wie Fluoxetin, Fluvoxamin oder Paroxetin verstärken bei gleichzeitiger Gabe möglicherweise ebenfalls den Effekt und die Nebenwirkungen von Galantamin. Gleiches gilt für Mittel gegen Pilzerkrankungen wie beispielsweise Ketoconazol und Makrolid-Antibiotika wie Erythromycin.

Da Galantamin Herzrhythmusstörungen (QT-Verlängerung)verursachen kann, darf es nicht zusammen mit Medikamenten angewendet werden, die diesen Effekt verstärken. Ein häufig verordneter Wirkstoff mit dieser Eigenschaft ist das Psychopharmakon Citalopram.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Überdosierung des Medikaments kann es zu einer cholinergen Krise mit Muskelzuckungen, Erbrechen, Stuhldrang, Tränenfluss, Speichelfluss, Krampf der Bronchien und Blutdruckabfall bis hin zum lebensbedrohlichem Schock kommen.
  • Das Gewicht der Patienten sollte während der Behandlung mit dem Medikament regelmäßig ärztlich kontrolliert werden, um rechtzeitig einen Flüssigkeitsmangel festzustellen.
  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nur in speziellen Kliniken, Instituten oder bei niedergelassenen Fachärzten mit besonderen Erfahrungen erfolgen.
  • Aufgrund der Nebenwirkungen des Medikaments ist die Sturzgefahr und die Gefahr von Unfällen während der Behandlung erhöht.
  • Kommt es zu ersten Anzeichen einer Hautreaktion, muss die Behandlung mit dem Medikament sofort abgebrochen werden.
  • Das Medikament kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Galantamin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Galantamin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Galantamin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Galantamin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Cholinesterase-Hemmstoffe, Antidementiva, zu welcher der Wirkstoff Galantamin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Galantamin

Galantamin wird zur Behandlung der Demenz vom Alzheimer-Typ angewendet. Bei leichten und mittelschweren altersbedingten Hirnleistungsstörungen (Demenz) kann der Wirkstoff Merkfähigkeit, Orientierungsvermögen und Konzentration steigern.

Der Nutzen von Galantamin bei Patienten mit anderen Formen der Demenz oder anderen Formen von Gedächtnisstörungen ist bisher nicht in Untersuchungen belegt worden.

Der Begriff Demenz beschreibt einen Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit. Aus verschiedenen Ursachen gehen langsam aber stetig Nervenzellen des Gehirns zugrunde. Die Hälfte aller Demenzen werden von der Alzheimer-Krankheit hervorgerufen. Hier finden sich Ablagerungen im Gehirn, die zum Absterben der Nervenzellen führen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Galantamin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Galantamin

Galantamin gehört zur Wirkstoffgruppe der Antidementiva und hier zu den Cholinesterase-Hemmstoffen.

Galantamin hemmt das Enzym Cholinesterase, das den Botenstoff Acetylcholin im Gehirn abbaut. Damit steigt die Menge des Botenstoffs an, und die Gehirnleistung wird verbessert. Denn die Gehirnzellen, die zuvor einen Acetylcholin-Mangel hatten, können nun wieder vermehrt Reize verarbeiten. Der Patient kann sich dadurch besser orientieren, ist konzentrierter und aufnahmefähiger.

Vorraussetzung für die Wirksamkeit von Galantamin ist eine ausreichende Restfunktion des Gehirns. Aus diesem Grunde hilft Galantamin nur bei leichten bis mittelschweren Demenz-Fällen. Der Wirkstoff kann das Absterben der Nervenzellen nicht aufhalten, aber die Funktion der verbliebenen Zellen verbessern.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.