Tyrothricin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.03.2014

Allgemeines

Tyrothricin wird als Kombination mit örtlich wirkenden Betäubungsmitteln (Lokalanästhetika, zum Beispiel Lidocain) und keimtötenden Mitteln (Antiseptika, zum Beispiel Cetrimoniumbromid) bei lokalen schmerzhaften Entzündungen des Mund- und Rachenraums gegeben.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Hautinfektionen behandeln
  • Mandelentzündungen behandeln
  • Entzündungen im Hals behandeln
  • Entzündungen im Rachenbereich behandeln
  • Entzündungen des Zahnfleischs behandeln
  • Entzündungen der Mundschleimhaut behandeln
  • Entzündungen des Zahnbetts behandeln
  • Entzündungen der Zunge behandeln
  • Entzündungen des Mund- und Rachenraums lindern
  • Halsschmerzen bei Erkältungskrankheiten lindern
  • Wundbehandlung und Wundpflege unterstützen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Tyrothricin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Tyrothricin nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf bei Überempfindlichkeit gegen Tyrothricin sowie auf frischen Wunden im Mund- und Rachenraum nicht gegeben werden.

Bei schweren Halsentzündungen oder Halsschmerzen, die mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen einhergehen, sollte der Rat eines Arztes eingeholt werden.

Patienten mit Neigung zu Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (allergischem Kontaktekzem) sollten die Anwendung von Tyrothricin Halstabletten vermeiden, da die Möglichkeit besteht, eine Überempfindlichkeit auszubilden (Sensibilisierung).

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während Schwangerschaft und Stillzeit darf eine äußerliche Anwendung des Wirkstoffes nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt erfolgen.

Verarbeitet in Gelen sollte der Wirkstoff gar nicht angewendet werden, da das Ausmaß einer Aufnahme über die Haut und die Weitergabe an das Kind über das Blut und die Muttermilch nicht untersucht wurde.

Lutschtabletten mit Tyrothricin sind unbedenklich, sofern es mögliche andere Wirk- und Hilfsstoffe erlauben.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu zwei Jahren zur Anwendung im Mund- und Rachenraum nicht geeignet, da die sachgerechte Anwendung des Wirkstoffs (langsames Zergehenlassen einer Lutschtablette) nicht gewährleistet ist.

Welche Nebenwirkungen kann Tyrothricin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Tyrothricin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Seltene Nebenwirkungen (Lutschtabletten):
Überempfindlichkeitreaktionen.

Sehr seltene Nebenwirkungen (Hautpräparate):
Überempfindlichkeitreaktionen, Hautbrennen.


Welche Wechselwirkungen zeigt Tyrothricin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Da Tyrothricin bei örtlicher Anwendung so gut wie gar nicht über Haut und Schleimhäute in den Körper aufgenommen wird, sind auch keine Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei einer durch Streptokokken (Bakterienart) verursachten Halsentzündung ist die allein örtliche Behandlung mit dem Medikament als Lutschtablette keine vollwertige Therapie und verhütet nicht Spätkomplikationen.
  • Der Wirkstoff ist nur zur örtlichen Anwendung bestimmt und nur wirksam gegen Gram-positive Erreger.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Tyrothricin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Tyrothricin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Tyrothricin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Tyrothricin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Lokalantibiotika und -kombinationen, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Tyrothricin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Tyrothricin

Tyrothricin wird als Kombination mit örtlich wirkenden Betäubungsmitteln (Lokalanästhetika, zum Beispiel Lidocain) und keimtötenden Mitteln (Antiseptika, zum Beispiel Cetrimoniumbromid) bei lokalen schmerzhaften Entzündungen des Mund- und Rachenraums gegeben.

Dies sind zum Beispiel Halsentzündungen mit Schluckbeschwerden, Rachenentzündungen (Pharyngitis), Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Mundschleimhautentzündungen (Stomatitis), Zahnbettentzündungen (Parodontitis), Zungenentzündungen (Glossitis) und Mandelentzündungen (Tonsillitis).

Außerdem wird die Kombination bei Halsschmerzen im Verlauf von grippalen Infekten und Erkältungskrankheiten eingesetzt.

Tyrothricin als Einzelpräparat wird bei infektionsgefährdeten und infizierten Hautverletzungen (Hautinfektionen) und Wunden gegeben. Der Wirkstoff dient zur Behandlung von Ekzemen und unterstützt die Wundbehandlung und Wundpflege.

Verarbeitet in Gelen wird Tyrothricin auch bei Lippenherpes eingesetzt, obwohl dies kein offizielles Anwendungsgebiet ist.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tyrothricin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Tyrothricin

Tyrothricin wird der Gruppe der Lokalantibiotika und -kombinationen zugerechnet. Der Wirkstoff ist eigentlich aus zwei Antibiotika zusammengesetzt, die aus Eiweißbausteinen bestehen (Polypeptidantibiotika): Tyrocidin und Gramicidin.

Tyrocidin bewirkt die Zerstörung der Zellwand von Bakterien, in dem es sie auflöst. Durch den direkten Angriff an der bakteriellen Zellwand ist die Wirkung nicht auf wachsende oder sich teilende Bakterien beschränkt, sondern es werden alle Lebensformen der Bakterien abgetötet.

Gramicidin hingegen führt zur Bildung von Kanälen in der Bakterienwand, durch die ständig Kalium auströmt. Das führt zur Verarmung der Zelle an diesem Mineral und schließlich zur Auflösung der Bakterienzelle. Außerdem behindert Gramicidin die Atmung der Erreger.

Der besondere, kombinierte Wirkungsmechanismus des Tyrothricins ist bei allen anderen Antibiotika zum Einnehmen oder zur Injektion nicht bekannt. Daher gibt es auch keine Bakterien, die gleichzeitig gegen diese Antibiotika und Tyrothricin unempfindlich sind (Kreuzresistenz).

Bei örtlicher Anwendung wirkt Tyrothricin nicht nur antibakteriell, sondern beeinflusst auch den Heilungsprozess, indem es den Wundgrund säubert und die Wundheilung beschleunigt.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.