Hydroxychloroquin: Nebenwirkungen, Nutzen und Anwendung
Hydroxychloroquin ist ein entzündungshemmender Wirkstoff. Er kommt vor allem zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis zum Einsatz. Erfahren Sie hier, was es bei der Einnahme von Hydroxychloroquin zu beachten gibt und welche Nebenwirkungen möglich sind.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Hydroxychloroquin
Hydroxychloroquin hilft bei Rheuma, indem es entzündliche Prozesse im Körper hemmt. Es beeinflusst das Immunsystem, sodass Symptome wie Gelenkschmerzen abnehmen können.
Hydroxychloroquin baut seine Wirkung langsam auf. Erste Effekte zeigen sich meist nach zwei bis drei, seltener erst nach sechs Monaten.
Nach ärztlicher Anleitung eingenommen, gilt Hydroxychloroquin als sicher. Das Risiko für seltene Nebenwirkungen, die das Herz, die Leber, die Nieren oder das Nervensystem betreffen, lässt sich durch engmaschige Kontrollen verringern.
Hydroxychloroquin kann Hautausschlag, Juckreiz und Lichtempfindlichkeit verursachen. In seltenen Fällen treten schwere Hautreaktionen wie Blasenbildung oder großflächige Hautablösungen auf. Ist das der Fall, sollte umgehend ärztliche Hilfe eingeholt werden.
Hydroxychloroquin kann in seltenen Fällen die Leber schädigen und beispielsweise Leberentzündungen oder veränderte Leberwerte im Blut verursachen. Patient*innen mit bestehenden Lebererkrankungen benötigen daher eine besonders enge ärztliche Überwachung.
Anwendung von Hydroxychloroquin
Hydroxychloroquin ist ein verschreibungspflichtiger Arzneistoff aus der Gruppe der Antiprotozoika. Ursprünglich wurde Hydroxychloroquin zur Vorbeugung und Behandlung der Infektionskrankheit Malaria entwickelt.
Der Wirkstoff kommt heutzutage jedoch vor allem bei Autoimmunerkrankungen zum Einsatz, um Beschwerden zu lindern. Dazu gehören:
rheumatoide Arthritis (chronisch-entzündliche Erkrankung der Gelenke)
systemischer Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem Organe und Gewebe angreift)
Auch bei bestimmten Hauterkrankungen und selteneren entzündlichen Erkrankungen ist eine Therapie mit Hydroxychloroquin unter Umständen sinnvoll.
Darreichungsform und Einnahme
Tabletten mit Hydroxychloroquin sind mit ausreichend Flüssigkeit und unabhängig von den Mahlzeiten zu schlucken – wenn ärztlich nicht anders angeordnet.
Die Einnahme erfolgt bei Autoimmunerkrankungen üblicherweise einmal oder zweimal täglich. Zur Vorbeugung oder Behandlung von Malaria wird Hydroxychloroquin dagegen oft nur einmal wöchentlich oder an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen eingenommen.
Wirkung von Hydroxychloroquin
Hydroxychloroquin beeinflusst das Immunsystem, indem es die Reifung bestimmter Immunzellen und die Freisetzung von Entzündungsstoffen hemmt. Dadurch verringern sich chronische Entzündungsprozesse, die bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis häufig Schmerzen und Gewebeschäden verursachen.
Bei einer Malariainfektion hingegen stört Hydroxychloroquin den Stoffwechsel der Parasiten, sodass diese sich nicht vermehren und absterben.
Hydroxychloroquin: Behandlungsdauer und Dosierung
Eine Therapie mit Hydroxychloroquin erfolgt bei Autoimmunerkrankungen meist langfristig. Die Wirkung setzt ungefähr nach zwei bis drei Monaten, manchmal aber auch erst nach sechs Monaten ein. Die anschließende Behandlung kann Monate bis Jahre dauern, vor allem bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Über den genauen Zeitraum entscheiden die behandelnden Ärzt*innen.
Kurzzeitige Einnahmen sind hingegen selten und beziehen sich meist auf spezifische Indikationen, wie eine Malariainfektion.
Wichtig: Wer Hydroxychloroquin längerfristig einnimmt, sollte regelmäßig eine augenärztliche Untersuchung durchführen lassen. In seltenen Fällen kann der Wirkstoff bei Langzeiteinnahme die Netzhaut schädigen.
Dosierung von Hydroxychloroquin
Der Wirkstoff ist mit einer Dosierung von 200 mg Hydroxychloroquin pro Tablette erhältlich. Die Standarddosierung bei Erwachsenen mit rheumatoider Arthritis oder systemischem Lupus erythematodes liegt meist zwischen 200 und 400 mg Hydroxychloroquin täglich, aufgeteilt in ein oder zwei Einzeldosen.
In manchen Fällen wird die Dosierung auch auf drei Tabletten am Tag mit insgesamt 600 mg Hydroxychloroquin erhöht. Die genaue Dosierung hängt unter anderem von Körpergewicht, der vorliegenden Erkrankung und der individuellen Verträglichkeit ab.
Zur Malariaprophylaxe nehmen Patient*innen in der Regel zweimal 200 mg Hydroxychloroquin (400 mg gesamt) einmal pro Woche ein. Zur Behandlung einer akuten Malariainfektion beginnt die Dosierung anfangs meist höher (z. B. bei 800 mg), gefolgt von 400 mg in den darauffolgenden Tagen.
Hydroxychloroquin: Mögliche Nebenwirkungen
Wie bei allen anderen wirksamen Medikamenten können auch bei Arzneimitteln mit Hydroxychloroquin unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Dies muss jedoch nicht bei allen Anwendungen der Fall sein. Art, Schwere und Häufigkeit der Nebenwirkungen können zudem unterschiedlich ausfallen.
Viele Patient*innen machen die Erfahrung, dass Nebenwirkungen durch Hydroxychloroquin häufig zu Beginn der Behandlung auftreten und nach einigen Wochen wieder nachlassen.
Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen unter anderem:
- Magenschmerzen
- Übelkeit
- Durchfall
- Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Sehstörungen
- Hautausschlag
- depressive Verstimmungen
- Blutbildveränderungen
Eine vollständige Aufzählung aller bekannten Nebenwirkungen eines Medikaments findet sich in der jeweiligen Packungsbeilage.
Wichtig: Patient*innen mit anhaltenden oder starken Nebenwirkungen sollten sich zeitnah ärztlich untersuchen und beraten lassen. Gegebenenfalls ist es notwendig, die Dosierung anzupassen oder auf einen anderen Wirkstoff zu wechseln.
Gegenanzeigen: Was spricht gegen die Einnahme von Hydroxychloroquin?
Bestimmte Erkrankungen und Situationen schließen eine Behandlung mit Hydroxychloroquin aus. Dazu gehören:
- Überempfindlichkeit gegen Hydroxychloroquin
- Vorliegen einer Schuppenflechte
- Myasthenia gravis (Nerven-Muskel-Erkrankung)
- manche Netzhauterkrankungen (wie Makulopathie oder Retinitis pigmentosa)
- Gesichtsfeldveränderungen jeglicher Ursache
- neurogene Hörschädigungen
- Blutbildungsstörungen
Vorsichtige Anwendung unter ärztlicher Kontrolle
Zusätzlich existieren Situationen, in denen die Anwendung – wenn überhaupt – besonders vorsichtig und unter enger ärztlicher Kontrolle erfolgen sollte:
- frühere schwere Hautreaktionen oder Allergien
- Leberfunktionsstörungen
- Erkrankungen der Gallengänge
- Herzerkrankungen, die mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen einhergehen
- neurologische Erkrankungen wie Epilepsie
- eingeschränkte Organfunktion
In diesen Fällen treffen Ärzt*innen die Entscheidung nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung, kontrollieren die Therapie eng und passen sie bei Bedarf an. Auch Patient*innen mit hohem Lebensalter benötigen oft eine besonders enge Betreuung.
Hydroxychloroquin während Schwangerschaft und Stillzeit
Hydroxychloroquin durchdringt die Plazenta bei schwangeren Frauen und gelangt so in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes. Ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen durch eine Einnahme während der Schwangerschaft ist nicht auszuschließen, wird jedoch als gering eingeschätzt.
Nutzen-Risiko-Abwägung ist wichtig
Zur Behandlung von rheumatoider Arthritis oder systemischem Lupus erythematodes kann Hydroxychloroquin daher bei schwangeren Frauen generell zum Einsatz kommen – wenn auch nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung. Oft wird die Therapie bei Schwangeren mit einer möglichst niedrigen Dosierung begonnen, um potenzielle Risiken zu reduzieren.
Auch zur Malariaprophylaxe kann Hydroxychloroquin nach ärztlicher Befürwortung zum Einsatz kommen, da das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen durch unbehandelte Malaria deutlich höher ist.
Behandlung in der Stillzeit
Während der Stillzeit geht Hydroxychloroquin in geringen Mengen in die Muttermilch über, weshalb die Einnahme durch stillende Frauen individuell durch die behandelnden Ärzt*innen abgewogen wird. Bei einer langfristigen Behandlung, insbesondere bei rheumatischen Erkrankungen, raten viele Mediziner*innen dazu, auf das Stillen zu verzichten oder die Therapie nach Möglichkeit entsprechend anzupassen.
Mögliche Wechselwirkungen von Hydroxychloroquin
Wird Hydroxychloroquin gemeinsam mit weiteren Medikamenten eingenommen, können Wechselwirkungen auftreten. Diese erhöhen oder verringern den Effekt des Wirkstoffs oder steigern womöglich die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen.
Wechselwirkungen können zum Beispiel bei der Kombination von Hydroxychloroquin mit folgenden Arzneimittelgruppen entstehen:
Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen sowie bestimmte Antibiotika und Antidepressiva (z. B. Antiarrhythmika, Makrolid-Antibiotika): Sie können das Risiko für Herzprobleme erhöhen, wenn sie zusammen mit Hydroxychloroquin eingenommen werden
andere Arzneimittel gegen Malaria (z. B. Chloroquin, Mefloquin, Pyrimethamin): Der gemeinsame Einsatz steigert die Gefahr für Nebenwirkungen
Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR, z. B. Phenylbutazon, Indometacin): Eine Kombination kann Haut- und Augenreaktionen verstärken
Medikamente zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Rheuma (z. B. Methotrexat, Prednisolon): Bei gleichzeitiger Anwendung nehmen mögliche Nebenwirkungen zu
Arzneimittel, die das Immunsystem gezielt herunterregulieren (z.B. Ciclosporin, Azathioprin): In Kombination kann der Blutspiegel bestimmter Wirkstoffe steigen
blutzuckersenkende Medikamente, etwa Insulin oder sogenannte Sulfonylharnstoffe: Sie verstärken die Wirkung des Hydroxychloroquin und das Risiko für eine Unterzuckerung
Medikamente gegen Gicht (z. B. Probenecid) und Mittel gegen Krampfanfälle (z.B. Phenytoin): Bei gleichzeitiger Einnahme Beeinflussung der Wirkungen und Nebenwirkungen
säurebindende Mittel bei Sodbrennen (Antazida, z. B. mit Aluminium), sowie Cimetidin gegen Magenprobleme: Sie können die Aufnahme oder den Abbau von Hydroxychloroquin verzögern
Medikamente mit möglicher Wirkung auf die Netzhaut oder die Augen (z.B. das Brustkrebsmedikament Tamoxifen): Die Gefahr von Augenschäden kann steigen
Um Wechselwirkungen zu vermeiden, sollte das Behandlungsteam über alle einzunehmenden Medikamente informiert werden. So lässt sich die Therapie optimal und sicher abstimmen.
Weitere Hinweise zur Einnahme von Hydroxychloroquin
Hydroxychloroquin beeinflusst die Verkehrstüchtigkeit in der Regel nicht direkt. Wer allerdings Schwindel, Sehstörungen oder Müdigkeit als Nebenwirkungen feststellt, sollte besser auf das Bedienen schwerer Maschinen verzichten und sich nicht selbst hinters Steuer setzen.
Alkoholkonsum ist in moderaten Mengen meist verträglich. Werden andere Medikamente für Rheuma oder Autoimmunerkrankungen mit Hydroxychloroquin kombiniert, sollten Anwender*innen besser auf Alkohol verzichten, da dieser die Leber zusätzlich belastet. Große Mengen Alkohol können zudem die Nebenwirkungen von Hydroxychloroquin verstärken und das Risiko für Leberschäden erhöhen.
Sonnenschutz ist wichtig
Weiterhin kann die Einnahme säurebindender Mittel (Antazida) gegen Sodbrennen die Aufnahme des Wirkstoffs verzögern – deshalb sollten diese mit einigen Stunden Abstand zu Hydroxychloroquin-Tabletten angewendet werden.
Hydroxychloroquin kann außerdem die Haut empfindlicher gegenüber Sonnenlicht machen. Während der Behandlung empfiehlt sich daher das Tragen von Sonnenschutz, möglichst langärmeliger Kleidung und das Vermeiden längerer Aufenthalte in der Sonne, um Sonnenbrand vorzubeugen.
Übersicht: Medikamente mit Hydroxychloroquin
In Deutschland sind Medikamente mit Hydroxychloroquin ausschließlich als Filmtabletten mit einer Dosierung von 200 mg erhältlich. Verschiedene Hersteller vertreiben solche Hydroxychloroquin-Tabletten unter unterschiedlichen Handelsnamen.
Dazu gehören:
- Hydroxychloroquin Aristo® 200 mg Filmtabletten
- Hydroxychloroquin axcount 200 mg Filmtabletten
- Hydroxychloroquin Heumann 200 mg Filmtabletten
- Hydroxychloroquin-ratiopharm® 200 mg Filmtabletten
- Hydroxychloroquinsulfat Dr. Eberth 200 mg Filmtabletten
- Plaquenil 200 mg Filmtabletten
- Quensyl® 200 mg Filmtabletten
Generell ist die Wirksamkeit der verschiedenen Hydroxychloroquin-Medikamente aufgrund der gleichen Wirkstoffdosierung gleich. Jedoch kann es bei den Anwendungshinweisen kleinere Unterschiede geben. Es ist daher wichtig, die Packungsbeilage des jeweiligen Medikaments vor Behandlungsbeginn gründlich zu lesen und sich bei Rückfragen ärztlich beraten zu lassen.
Ist Hydroxychloroquin für Kinder geeignet?
Für Kinder unter 6 Jahren mit einem Körpergewicht unter 35 Kilogramm ist eine Behandlung mit Hydroxychloroquin nicht geeignet.
Kinder ab 6 Jahren und mit einem Gewicht von mindestens 35 Kilogramm hingen können Dosierungen ähnlich wie Erwachsene erhalten (mindestens 200 mg). Die genaue Dosierung richtet sich auch hier nach dem Krankheitsbild und Körpergewicht.
Die Entscheidung zur Hydroxychloroquin-Therapie bei Kindern treffen die behandelnden Ärzt*innen immer unter Berücksichtigung des jeweiligen Gesundheitszustandes und möglicher Risiken.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.