Finasterid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.07.2018

Allgemeines

Der Wirkstoff Finasterid wird zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie BPH) verwendet. Die gutartige Vergößerung der Vorsteherdrüse ist die häufigste Ursache für Blasenentleerungsstörungen bei Männern. Sie tritt bei der Mehrzahl der Männer über 50 Jahre auf.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse (benigne Prostatahyperplasie) behandeln
  • Hormonell-erblichen Haarausfall (androgenetische Alopezie) bei Männern verringern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Finasterid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Finasterid nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf bei Überempfindlichkeit gegen Finasterid sowie von Frauen, Kindern und Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion nicht angewendet werden.

Eine Behandlung der gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse mit Finasterid sollte in Abstimmung mit einem Arzt für Urologie erfolgen. Dabei sollte die Möglichkeit einer bösartigen Veränderung (Tumor) des Prostatagewebes (Prostatakarzinoms) vor Behandlungsbeginn durch den Arzt ausgeschlossen werden, da Finasterid einen wichtigen Laborwert zur Erkennung des Prostatakarzinoms beeinflusst.

Patienten, bei denen nach dem Urinieren eine große Menge Harn in der Blase verbleibt (großes Restharnvolumen) und/oder einen stark verminderten Harnfluss haben, müssen während der Therapie mit Finasterid sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Da der Wirkstoff ein nicht unerhebliches Risiko für seelische und sexuelle Beschwerden und Störungen birgt, wird ihn der Arzt besonders gegen Haarausfall nicht ohne sorgfältige Abwägung des Nutzens verschreiben.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Anwendung von Finasterid bei Frauen ist verboten. Speziell in der Schwangerschaft und Stillzeit kann der Wirkstoff in den Hormonhaushalt des Körpers eingreifen. So besteht die Gefahr, dass Fehlbildungen der äußeren Geschlechtsorgane beim männlichen Ungeborenen entstehen können.

Zerstoßene oder zerbrochene Tabletten mit dem Wirkstoff Finasterid sollten von Frauen, die schwanger sind oder schwanger werden könnten, wegen der Möglichkeit einer Aufnahme von Finasterid in den Körper und dem möglichen Risiko für ein männliches Kind nicht berührt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff darf nicht bei Kindern angewandt werden.

Welche Nebenwirkungen kann Finasterid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Finasterid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Je nach Einsatzgebiet kommt der Wirkstoff unterschiedlich stark dosiert zum Einsatz, was Häufigkeit und Art der Nebenwirkungen bestimmt.

Nebenwirkungen bei der Behandlung der gutartigen Vorsteherdrüsenvergrößerung
Häufige Nebenwirkungen:
Impotenz, vorübergehend verminderte Libido, verminderte Menge an Samenflüssigkeit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hautausschlag, Ejakulationsstörungen, Brustspannen, Brustvergrößerung

vereinzelte Nebenwirkungen:
krankhafte Absonderungen aus der Brust, Brustknoten.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Herzklopfen, Juckreiz, Nesselsucht, Überempfindlichkeitsreaktionen (Gesichtsschwellung, Lippenschwellung), erhöhte Leberwerte, Hodenschmerzen, Erektionsstörungen, Verschlechertung der Spermienqualität, Unfruchtbarkeit, Depressionen, anhaltend verminderte Libido.

Nebenwirkungen bei der Behandlung des Haarausfalls
Gelegentliche Nebenwirkungen:
verminderte Libido, depressive Verstimmung, Erektionsstörungen, Ejakulationsstörung (einschließlich verminderte Menge an Samenflüssigkeit).

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Überempfindlichkeitsreaktionen (einschließlich Ausschlag, Juckreiz, Nesselsucht und Schwellung der Lippen und des Gesichts), Herzklopfen, erhöhte Leberwerte, Berührungsempfindlichkeit und Vergrößerung
der Brust, Hodenschmerzen, Unfruchtbarkeit.

Besonderheiten:
Möglicherweise gibt es ein vermehrtes Auftreten von Brustkrebs bei Männern durch die Behandlung mit Finasterid. Die Patienten sollten daher alle Brustveränderungen, die sie feststellen, sofort mit ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Patienten, die Finasterid einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für Stimmungsänderungen, depressive Verstimmung, Depression und Selbstmordgedanken, sexuelle Beschwerden einschließlich Störungen der Erek­tion und des Samenergusses sowie verminderte Libido. Diese Beschwerden können nach dem Therapie-Ende länger als zehn Jahre fortbestehen.

Die Patienten sollten auch von ihren Angehörigen auf seelische Beschwerden hin überwacht werden. Treten diese bei Behandlung von Haarausfall auf, ist die Anwendung von Finasterid zu beenden. Muss der Wirkstoff gegen Prostatavergrößerung eingenommen werden, muss Rücksprache mit dem behandelten Arzt gehalten werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Finasterid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Es sind bislang keine Wechselwirkungen von Finasterid mit anderen Wirkstoffen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Patienten mit Restharnbildung und/oder stark vermindertem Harnfluss sollten ärztlich überwacht werden.
  • Vor und während der Behandlung sollten Untersuchungen auf Früherkennung eines Prostatakrebs vom Arzt durchgeführt werden.
  • Während der Therapie mit dem Medikament müssen regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch den behandelnden Arzt stattfinden.
  • Alle Brustveränderungen, die während einer Finasteridbehandlung auftreten, sind dem behandelnden Arzt zu berichten, da diese Anzeichen einer Brustkrebserkrankung sein könnten.
  • Bei Auftreten von seelischen oder sexuellen Störungen besonders bei der Therapie des Haarausfalls ist sofort ein Arzt zu befragen.
  • Die Behandlung mit dem Medikament kann das prostataspezifische Antigen (PSA) im Blut erniedrigen, was seinen Wert zur Früherkennung von Krebs der Vorsteherdrüse fraglich macht.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Finasterid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Finasterid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Finasterid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Finasterid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Mittel gegen Haarausfall, zu welcher der Wirkstoff Finasterid gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Finasterid

Der Wirkstoff Finasterid wird zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie BPH) verwendet. Die gutartige Vergößerung der Vorsteherdrüse ist die häufigste Ursache für Blasenentleerungsstörungen bei Männern. Sie tritt bei der Mehrzahl der Männer über 50 Jahre auf.

Ein weiteres Anwendungsgebiet von Finasterid in allerdings wesentlich niedrigeren Dosierungen des Wirkstoffs ist die Behandlung des hormonbedingten Haarausfalls bei Männern (androgenetische Alopezie). Der Einsatz ist jedoch einzig bei dieser speziellen Form des Haarausfalls sinnvoll. Finasterid hemmt hier nicht nur das weitere Fortschreiten des Haarausfalls, sondern fördert auch das Wachstum neuer Haare. Nach etwa einem Jahr ist mit einer sichtbaren Wirkung zu rechnen. Allerdings ist eine Wirksamkeit bei der Behandlung der Geheimratsecken, also dem Zurückweichen des Haaransatzes nicht nachgewiesen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Finasterid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Finasterid

Der Wirkstoff Finasterid gehört zu einer Gruppe von Wirkstoffen, die 5-Alpha-Reduktase-Hemmstoffe genannt werden. Diese greifen in den Stoffwechsel des männlichen Hormons Testosteron ein. Dies hat positive Auswirkungen sowohl bei einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie BPH) als auch bei hormonbedingtem Haarausfall (androgenetische Alopezie):
  • Die gutartige Prostatavergrößerung ist die häufigste Ursache für Blasenentleerungsstörungen bei Männern. Aus noch nicht ganz geklärter Ursache wächst das Prostatagewebe stark an und drückt auf die männliche Harnröhre. Vermutlich wird dieses Wachstum durch eine Hormonverschiebung ausgelöst, bei der das männliche Sexualhormon Dihydrotestosteron eine Schlüsselrolle spielt. Dihydrotestosteron (DHT) wird im Körper aus Testosteron hergestellt und fördert besonders stark das Wachstum der Prostatazellen.
    Das Testosteron, das von den Hoden und Nebennieren ausgeschüttet wird, wird hauptsächlich in der Prostata durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase vom Typ II rasch zu Dihydrotestosteron umgewandelt. Finasterid hemmt die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron durch eine Blockade des Enzyms 5-Alpha-Reduktase. Die Vergrößerung der Prostata wird aufgehalten und das Risiko für schwer wiegende Komplikationen, bedingt durch die Einengung der Harnröhre, sinkt. Während der Behandlung mit Finasterid lässt sich sogar eine Verkleinerung der Prostata beobachten. Gleichzeitig werden unangenehme Symptome wie Beschwerden beim Wasserlassen gebessert.
  • Das Enzym 5-Alpha-Reduktase vom Typ II findet sich außerdem in den Haarwurzeln (Haarfollikeln). Die androgenetische Alopezie, die häufigste Form des Haarausfalls bei Männern, entsteht durch eine vererbte Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegen das männliche Sexualhormon Dihydrotestosteron (DHT). Bei dieser speziellen Form des Haarausfalls enthält die glatzenbildende Kopfhaut verkleinerte Haarfollikel und erhöhte Mengen an Dihydrotestosteron. Der Wirkstoff Finasterid hemmt das Enzym 5-Alpha-Reduktase vom Typ II und damit die Bildung von DHT aus dessen Vorstufe, dem Testosteron. Dadurch wird die schädliche Wirkung des DHT auf die Haarfollikel verhindert. Aufgrund dieser Wirkweise zählt Finasterid zu den Mitteln gegen Haarausfall.


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.