Ergocalciferol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 29.08.2007

Allgemeines

Ergocalciferol wird zur Behandlung verschiedener Störungen der Knochenmineralisierung eingesetzt. Dazu gehören:
  • Knochenerweichungen bei Kindern (Rachitis) und Erwachsenen (Osteomalazie) hervorgerufen durch einen Mangel an Vitamin D (auch als Rachitisvorbeugung bei Säuglingen und Kleinkindern
  • Knochenschwund (Osteoporose)
  • Mangel an Parathormon durch Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus)
  • Unempfindlichkeit gegen Parathormon (Pseudohypoparathyreoidismus)
  • erhöhtes Risiko von Vitamin-D-Mangelerkrankungen (wie etwa durch Bettlägerigkeit)
  • Störungen der Nährstoffaufnahme, zum Beispiel bei chronischen Darmerkrankungen, bei der operativen Entfernung von Magen- oder Darmstücken, bei Gallengangverschluss und bei chronischen Leber- und Nierenerkrankungen.


Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Kalziumaufnahme im Darm fördern
  • Kalziumausscheidungen über die Nieren verringern
  • Kalziumfreisetzung aus den Knochen regulieren

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ergocalciferol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ergocalciferol nicht verwendet werden?

Ergocalciferol darf nicht bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einem erhöhtem Kalziumspiegel des Bluts (Hyperkalziämie) angewendet werden. Kinder, die an der seltenen infantilen idiopathischen Hyperkalziämie erkrankt sind, können durch die einmalige Behandlung mit dem Wirkstoff schon an schwersten Vergiftungserscheinungen leiden. Bei dieser Erkrankung kann es spontan zu extremen Erhöhungen des Blutkalziumspiegels kommen.

Bei Nierensteinen oder Sarkoidose, einer immunologischen Erkrankung, bei der es zu Kalkablagerungen in verschiedenen Organen kommt, soll Ergocalciferol nur nach Abwägung von Nutzen und Risiko durch den behandelnden Arzt angewendet werden.

Als Infusion oder Injektion darf Ergocalciferol bei Patienten, die nur eingeschränkt bewegungsfähig sind und gleichzeitig mit Benzodiazepinen behandelt werden oder unempfindlich auf Parathormon (Pseudohyperparathyreodismus) reagieren, nur unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bei einer Überdosierung in der Schwangerschaft kann das Kind schwere körperliche und geistige Schäden erleiden. Der Wirkstoff darf daher nur zum Ausgleich eines Vitamin-D-Mangels und genau nach den ärztlichen Vorgaben angewendet werden. Schwangere Frauen sollten in jedem Fall nicht mehr als zehn Mikrogramm (entspricht 400 I.E.) pro Tag einnehmen.

Ergocalciferol geht in die Muttermilch und damit in den Säugling über. Um Schädigungen des Kindes zu vermeiden, sollte vor der Behandlung mit dem Wirkstoff unbedingt abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Säuglinge und Kinder dürfen mit Ergocalciferol behandelt werden. Ausnahme sind Kinder, die an der seltenen infantilen idiopathischen Hyperkalziämie erkrankt sind.

Welche Nebenwirkungen kann Ergocalciferol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ergocalciferol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Hyperkalziämie, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Schläfrigkeit, Apathie, Dehydratation, Durst, Harndrang, nächtliches Wasserlassen, Herzrhythmusstörungen, Gewichtsverlust.

Seltene Nebenwirkungen:
Hautreizungen wie meist vorübergehende Rötung oder Juckreiz, Verkalkungen, Psychosen, Nierensteinbildung, Nierenverkalkung.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Erhöhung bestimmter Leberwerte (Transaminasen).

Besonderheiten:
Bei empfindlichen Patienten ist eine Überempfindlichkeitsreaktion der Haut, verbunden mit Juckreiz, Hautausschlag oder Nesselsucht möglich.

Welche Wechselwirkungen zeigt Ergocalciferol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Ergocalciferol sollte zusammen mit anderen Vitamin-D-Präparaten nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt angewendet werden. Dabei sollte die Überwachung der Kalziumspiegel im Blut gewährleistet sein.

Die Wirkung von Tetracyclinen, Eisenpräparaten, Natriumfluorid und des Östrogen-Abkömmlings Estramustin kann durch gemeinsame Anwendung mit Ergocalciferol abgeschwächt werden. Zwischen der Einnahme beider Wirkstoffe sollte deshalb ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden liegen.

Werden während der Behandlung mit Ergocalciferol auch Thiazide und thiazidartige Entwässerungsmittel eingenommen, so steigt das Risiko eines erhöhten Kalziumspiegels im Blut.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die empfohlene tägliche Aufnahme von zehn Mikrogramm (400 I.E.) sollte unabhängig vom Alter nicht überschritten werden.
  • Der Kalziumspiegel im Blut sollte regelmäßig kontrolliert werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

So wirkt Ergocalciferol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ergocalciferol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Vitamin D-Abkömmlinge, zu welcher der Wirkstoff Ergocalciferol gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Ergocalciferol

Ergocalciferol wird zur Behandlung verschiedener Störungen der Knochenmineralisierung eingesetzt. Dazu gehören:
  • Knochenerweichungen bei Kindern (Rachitis) und Erwachsenen (Osteomalazie) hervorgerufen durch einen Mangel an Vitamin D (auch als Rachitisvorbeugung bei Säuglingen und Kleinkindern
  • Knochenschwund (Osteoporose)
  • Mangel an Parathormon durch Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus)
  • Unempfindlichkeit gegen Parathormon (Pseudohypoparathyreoidismus)
  • erhöhtes Risiko von Vitamin-D-Mangelerkrankungen (wie etwa durch Bettlägerigkeit)
  • Störungen der Nährstoffaufnahme, zum Beispiel bei chronischen Darmerkrankungen, bei der operativen Entfernung von Magen- oder Darmstücken, bei Gallengangverschluss und bei chronischen Leber- und Nierenerkrankungen.


Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ergocalciferol sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Ergocalciferol

    Ergocalciferol gehört zur Gruppe der Vitamin-D-Abkömmlinge. Es wird in der Haut unter der Wirkung von UV-Licht aus dem pflanzlichen Ergosterol gebildet. Ergocalciferol (Vitamin D2) kann Colecalciferol (Vitamin D3), das körpereigene Vitamin D3, in seinen Wirkungen ersetzen.

    Ergocalciferol wird in Leber und Niere in seine eigentliche Wirkform 1,25-Dihydroxyergocalciferol umgewandelt. Dieses fördert im Darm die Kalziumaufnahme aus den Nahrungsbestandteilen und hemmt die Ausscheidung von Kalzium durch die Nieren. Dadurch wird der Kalziumspiegel im Blut erhöht. Außerdem wird die Aktivität von so genannten Osteoklasten, Zellen, die für den Abbau von Knochen und damit für die Mobilisierung von Kalzium aus der Knochensubstanz verantwortlich sind, gesteigert. Dieser Effekt scheint zunächst einer Knochenstärkung beziehungsweise einem Knochenaufbau entgegenzustehen. Letztendlich wird dadurch der Blutkalziumspiegel weiter erhöht. Dies ist eine Voraussetzung, dass Osteoblasten, Zellen, die für den Knochenaufbau verantwortlich sind, effektiv neue, funktionstüchtige Knochen bilden können. Durch Ergocalciferol wird somit insgesamt mehr Knochensubstanz auf- als abgebaut und damit die Knochendichte erhöht, was etwa bei der Vorbeugung von Knochenschwund (Osteoporose) ausgenutzt wird.

    Ergocalciferol wird wie alle Vitamin-D-Abkömmlinge im Körperfett gespeichert und bei einem Überschuss im Gegensatz zu wasserlöslichen Vitaminen (wie Vitamin C) nicht vermehrt ausgeschieden. Durch langfristig erhöhte Vitamin-D-Spiegel kann der Kalziumgehalt im Blut so weit ansteigen, dass schwere Erkrankungen entstehen. So lagert sich überschüssiges Kalzium vermehrt in Niere und Gefäßen ab und kann im schlimmsten Fall über ein Nierenversagen zum Tode führen.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.