Tenuate retard

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 29.10.2019
Hersteller: Artegodan GmbH
Wirkstoff: Amfepramon
Darreichnungsform: Retardtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Tenuate retard enthält den Wirkstoff Amfepramon. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Tenuate retard.

Amfepramon wird eingesetzt zur unterstützenden Behandlung von Patienten mit Übergewicht und einem Körper-Masse-Index von mindestens 30, wenn geeignete Maßnahmen zur Gewichtsabnahme wie Diät und Sport alleine nicht wirksam waren.

Der Körper-Masse-Index wird berechnet, indem man das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat teilt:
Körper-Masse-Index (BMI) = Körpergewicht in kg/(Körpermaße in m)2

Bisher wurde lediglich eine kurzanhaltende Wirksamkeit im Hinblick auf eine Gewichtsverminderung nachgewiesen. Inwieweit der Wirkstoff Krankheiten zu vermeiden hilft, die mit Übergewicht in Verbindung stehen, ist nicht nachgewiesen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Amfepramon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Alpha-Sympathomimetika, zu welcher der Wirkstoff Amfepramon gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Übergewicht (BMI über 30), das durch geeignete Diät und Sport alleine nicht vermindert wurde

Dosierung

Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene und Kinder über zwölf Jahre im Laufe des Vormittags oder eine Stunde vor dem Mittagessen eine Tablette mit reichlich Flüssigkeit unzerkaut ein. Vermeiden Sie die Anwendung am Abend, da sie Nervosität und Schlaflosigkeit zur Folge haben kann.

Führen Sie die Behandlung nur unter der Aufsicht von Ärzten durch, die
Erfahrung in der Behandlung von Übergewicht haben. Andere organische Erkrankungen als Ursache des Übergewichts sind vor der Verordnung auszuschließen. Bei der Behandlung des Übergewichts sollte ein umfassendes Konzept verfolgt werden, das Diät sowie eine medizinische und psychotherapeutische Betreuung einschließt.

Die Behandlungsdauer beträgt vier bis sechs Wochen und darf drei Monate nicht übersteigen. Falls nach drei bis vier Wochen keine Gewichtsabnahme
festgestellt wird, sollte die Behandlung abgebrochen werden. Hält aber die Gewichtsabnahme während dieser Zeit an, soll das Präparat auch dann insgesamt nicht länger als zwölf Wochen eingenommen werden. Bei einer Behandlung über vier Wochen hinaus sollte der Arzt den Nutzen gegenüber
den möglichen Risiken besonders sorgfältig abwägen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Carbomer 974
  • Lactose-Monohydrat
  • Polyvinylpyrrolidon
  • Weinsäure
  • Zinkstearat

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Seelische Reaktionen, Psychosen, Depressionen, Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen, Schwindelgefühle, Herzrasen, Herzklopfen, Bluthochdruck, Brustkorbschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Spannungsgefühl, Benommenheit, Kopfschmerz, Mundtrockenheit, Übelkeit, Verstopfung.

Seltene Nebenwirkungen:
Schlaganfall, Angina Pectoris, Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche, Herzstillstand.

Sehr seltene Nebenwirkungen und Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Krampfanfälle, Blutdruckanstieg (leicht), Blutdrucksenkung, Durchfall, Magen-Darm-Störungen, Blutbildungsstörungen (Knochenmarksfunktionsstörung, Granulozyten-Fehlen, Mangel an weißen Blutkörperchen, Blutplättchenmangel), Hautausschlag, Hautrötung, Nesselsucht, Unterhautblutungen.

Besonderheiten:
Bei längerer Behandlung mit Amfepramon kann es zur Gewöhnung, Abhängigkeit und Entzugserscheinungen kommen. Eine plötzliche Beendigung der Anwendung von Amfepramon nach längerem hochdosiertem Gebrauch (Fehlgebrauch) kann zu Erschöpfungszuständen und depressiven Erscheinungen führen.

Treten allergische oder allergieartige Hautreaktionen wie Ausschläge, Rötungen, Nesselsucht und/oder Unterhautblutungen auf, ist das Medikament sofort abzusetzen.

Die Einnahme von Appetitzüglern scheint die Entstehung eines Lungenhochdrucks (pulmonale arterielle Hypertonie) zu begünstigen. Daher sind die Angaben zum Anwendungsgebiet und zur Behandlungsdauer genau zu beachten. Sowohl eine Behandlungsdauer von mehr als drei Monaten als auch ein Körper-Masse-Index von 30 oder mehr erhöhen das Risiko für das Auftreten eines Lungenhochdrucks. Tritt während der Behandlung bei Belastung eine Atemnot auf oder verschlimmert sie sich, sollte der Patient die Behandlung sofort abbrechen und einen Lungenfacharzt aufsuchen.

Wechselwirkungen

Wird Amfepramon zusammen mit Antidepressiva (besonders: MAO-Hemmer), dem Parkinson-Mittel Amantadin und sogenannnten adrenerg wirksamen Aminen (beispielsweise Amphetamine und Ephedrin) angewendet, kann seine Wirkung erheblich verstärkt werden. Für die MAO-Hemmer gilt dies auch noch in den ersten 14 Tagen nach der letzten Anwendung, weswegen ein zeitlicher Mindestabstand von zwei Wochen zwischen dem Einsatz liegen sollte.

Die Wirkung von Blutdrucksenkern wie beispielsweise Guanethidin wird durch Amfepramon abgeschwächt.

Neuroleptika wie Phenothiazine und Butyrophenone heben die anregende Wirkung von Amfepramon auf das Gehirn und damit die Appetithemmung ganz oder zumindest teilweise auf.

Eine Wirkungsverstärkung und eine Erhöhung des Missbrauchsrisikos durch hohe Dosen Coffein kann nicht sicher ausgeschlossen werden.

Die gleichzeitige Anwendung bestimmter Narkosegase (halogenierte Inhalationsanaesthetika) kann beim Eingriff zu unerwünschten Blutdrucksteigerungen führen. Daher sollte die Behandlung mit Amfepramon einige Tage vor einer Operation beendet werden.

Gegenanzeigen

Amfepramon darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie)
  • schwerem Bluthochdruck (schwere arterielle Hypertonie)
  • aktuellen oder aus der Vorgeschichte bekannten Gefäßerkrankungen von Herz und Kreislauf oder des Gehirns
  • aktuellen oder früher aufgetretenen seelischen Erkrankungen einschließlich Magersucht (Anorexia nervosa) und Depressionen
  • Neigung zu Arzneimittelmissbrauch, bestehender Medikamenten-, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Nebennierenmarksgeschwulst (Phäochromozytom)
  • bestimmten Formen des Grünen Stars (Engwinkelglaukom).
Nur mit besonderer Vorsicht und unter Kontrolle eines Arztes darf der Wirkstoff angewendet werden bei
  • Bluthochdruck
  • Herzkrankheiten
  • Erkrankungen der Vorsteherdrüse (Prostata) mit Restharnbildung
  • Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus)
  • Epilepsie
  • übergewichtigen Kindern.
Hinweis:
Bei übergewichtigen Patienten, bei denen das Risiko einer Erkrankung der Blutgefäße besteht, sollte der Arzt auf eine allmähliche und kontrollierte Gewichtsabnahme achten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Amfepramon darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. Während einer Therapie mit dem Wirkstoff sollen Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft wirksam verhüten. Ist der Eintritt einer Schwangerschaft während der Therapie nicht auszuschließen, hat der behandelnde Arzt den erwarteten Nutzen der Einnahme gegen mögliche Risiken für Mutter und Kind sorgfältig abzuwägen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Behandlung von Kindern unter zwölf Jahren mit Amfepramon ist nicht erlaubt. Ab zwölf Jahre ist der Einsatz zwar erprobt, sollte jedoch unter besonderer ärztlicher Überwachung und Kontrolle stehen.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt besonders im Zusammenhang mit Alkohol.
  • Bei Ausbildung oder Verschlimmerung von Atemnot ist die Behandlung mit dem Medikament zu beenden und ein Lungenfacharzt aufzusuchen.
  • Die Behandlungsdauer darf drei Monate nicht überschreiten.
  • Bei Operationen muss die Behandlung mit dem Medikament einige Tage vorher beendet werden.
  • Das Medikament kann zu Gewöhnung und Sucht führen; bei Therapieende sind Entzugserscheinungen möglich.
  • Treten bei der Behandlung Ausschläge, Rötungen, Nesselsucht und/oder Unterhautblutungen auf, ist das Medikament sofort abzusetzen.
  • Das Medikament kann zum positiven Ergebnis bei Dopingkontrollen führen.
  • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vrtragen wird.
  • Das Medikament darf nicht wärmer als 25 Grad gelagert werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Retardtablette)
30 Stück Retardtabletten
63,69 Milligramm Amfepramon
60 Stück Retardtabletten
63,69 Milligramm Amfepramon

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Tenuate retard sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Amfepramon (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Weichkapseln
Retardtabletten

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.