JURNISTA 4mg Retardtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.02.2010
Hersteller: JANSSEN-CILAG GmbH
Wirkstoff: Hydromorphon
Darreichnungsform: Retardtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

JURNISTA 4mg Retardtabletten enthält den Wirkstoff Hydromorphon. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von JURNISTA 4mg Retardtabletten.

Hydromorphon ist ein sehr stark wirksames opioides Schmerzmittel. Angewendet wird es bei starken und stärksten Schmerzen, zum Beispiel nach Operationen, Unfallverletzungen oder bei Tumorschmerzen. Es ist ein ideales Schmerzmittel zur Behandlung chronisch starker Schmerzen. Es wird vor allem auch bei älteren Patienten eingesetzt, weil es im Körper sehr schnell abgebaut wird und dadurch nebenwirkungsärmer ist als Morphin.

Der Wirkstoff ist als Injektionslösung oder zur Einnahme in Form von Kapseln und Tabletten mit verlängerter Wirkung (Retardpräparate) erhältlich.

Hydromorphon ist verschreibungspflichtig und unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz. Es kann vom Arzt nur auf einem speziellen Betäubungsmittel (BTM)-Rezept verordnet werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Hydromorphon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Hydromorphon gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • starke Schmerzen

Dosierung

Die Art der Schmerzen sowie der jeweiligen Begleiterkrankungen des Patienten wird die Wahl des Arztes bei der Dosierung beeinflussen. Die Wirkung des Medikaments ist individuell sehr verschieden. Daher wird der Arzt die Therapie bei allen Patienten mit einer niedrigen Dosis beginnen und diese dann schrittweise so weit erhöhen, bis eine ausreichende
Schmerzstillung bei möglichst wenig Nebenwirkungen erreicht ist. Wie bei jedem anderen starken opioiden Schmerzmittel muss eine angemessene Vorbeugung bekannter Nebenwirkungen (zum Beispiel der Verstopfung) in Betracht gezogen werden.

Nehmen Sie Ihre Tabletten täglich etwa zur selben Zeit als Ganzes mit einem Glas Wasser ein. Die Tabletten dürfen niemals gekaut, geteilt oder zerkleinert werden. Ansonsten ist die verzögerte Wirkstoff-Freisetzung nicht gewährleistet. Es liegt kein Grund zur Besorgnis vor, wenn man im Stuhl etwas findet, was wie die eingenommene Tablette aussieht. Es handelt sich dabei lediglich um die nicht lösliche Tablettenhülle.

Bei den meisten Patienten ohne Vorbehandlung mit starken Schmerzmitteln beträgt die Dosierung zu Anfang alle 24 Stunden je nach Verträglichkeit vier bis acht Milligramm Hydromorphon-Hydrochlorid. Acht Milligramm dürfen nicht überschritten werden. Die Dosis kann, sofern erforderlich, in Schritten von vier oder acht Milligramm alle 24 Stunden gesteigert oder vermindert werden, abhängig von der Wirkung.

Patienten, die derzeit regelmäßig mit opioiden Schmerzmitteln behandelt werden, erhalten die Dosis des Medikaments, die gleich stark schmerzhemmend wirkt. Der Arzt bedient sich für die Dosisbestimmung spezieller Dosierungstabellen.

Das Medikament kann auch mit nicht-opioiden Schmerzmitteln in üblicher Dosierung sowie anderen Schmerztherapien sicher angewendet werden. Kommt es im Verlauf der Therapie weiter zu Schmerzen, können diese mit kurz wirksamen Opioid-Präparaten behandelt werden.

Nach Beginn der Therapie können Dosisanpassungen durch den Arzt erforderlich sein, um für den Patienten das jeweils beste Verhältnis zwischen Schmerzlinderung und Nebenwirkungen zu erreichen. Falls die Schmerzen stärker werden oder keine ausreichende Schmerzhemmung erreicht wird, kann eine schrittweise Dosissteigerung erforderlich sein. Um nach
einer Dosisanpassung eine Stabilisierung der Wirkung zu gewährleisten, sollte die Dosis nicht häufiger als alle zwei Tage erhöht werden. Sobald die Patienten bei einmal täglicher Einnahme des Medikaments schmerzfrei eingestellt sind, kann die jeweilige Dosierung so lange beibehalten werden, wie eine Schmerztherapie erforderlich ist. Dabei sollte der Arzt in regelmäßigen Abständen prüfen, inwieweit eine Fortsetzung der Therapie mit Opioiden oder eine weitere Anpassung der Dosierung erforderlich ist.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Hypromellose
  • Lactose
  • Magnesiumstearat
  • Titandioxid (E 171)
  • Butylhydroxytoluol
  • Celluloseacetat
  • Eisenoxide und -hydroxide (E 172)
  • Macrogol 400
  • Macrogol 200 000
  • Macrogol 3350
  • Natriumchlorid
  • Povidon K 29 – 32

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen, Schwäche.

Häufige Nebenwirkungen:
Gewichtsabnahme, Herzrasen, Gedächtnisverlust, Empfindungsstörungen, Zittern, Muskelzuckungen, Aufmerksamkeitsstörung, Geschmacksstörung, Sehstörungen, Drehschwindel, Atemstörungen, Durchfall, Mundtrockenheit, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Esstörungen, Blähungen, Harnverhalt, Blasenentleerungsstörungen, Schwitzen, Juckreiz, Hautausschlag, Muskelkrämpfe, Rückenschmerz, Gelenkschmerz, Arm- und Beinschmerz, Appetitlosigkeit, Austrocknung, Sturz, Prellung, niedriger Blutdruck, Erröten, Bluthochdruck, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Entzugsbeschwerden, Fieber, Schmerz (auch im Brustraum), Schüttelfrost, Schlaflosigkeit, Angst, Verwirrtheit, Nervosität, anormale Träume, Depressionen, Stimmungsveränderungen, Ruhelosigkeit, Wahnvorstellungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
verminderte Blut-Sauerstoffsättigung, Blut-Kaliummangel, Leber-Enzym-Werterhöhung, Blut-Amylase-Werterhöhung, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Muskelverkrampfungen (allgemein), Bewegungsstörungen, Ohnmacht, Sprachstörungen, Gleichgewichtsstörung, Bewusstseinsminderung, Überempfindlichkeit, Gehirnfunktionsstörungen, Denkstörungen, Beunruhigung, Anfälle, Krampfanfälle, Pupillenverengung, Doppeltsehen, trockene Augen, Ohrensausen, Atemnot, Naselaufen, Niesen, Bronchialkrämpfe, Hecheln, Blähbauch, Haemorrhoiden, Blutstuhl, Stuhlveränderungen, Darmverengung, Divertikel, Aufstoßen, unnormale Bewegungen des Verdauungstraktes, Dickdarmdurchbruch, verzögerte Harnentleerung, häufiges Wasserlassen, Hautausschlag, Muskelschmerz, Appetitzunahme, Wasseransammlungen, Blut-Harnsäureüberschuss, Magen-Darm-Entzündung, Divertikel-Entzündung, Überdosierung, Unwohlsein, Gehstörung, Nervositätsgefühle, "Hangover", Erektionsstörungen, Impotenz, Sexualfunktionsstörungen, verminderte Libido-Verminderung, Panikattacken, Verfolgungswahn, Aggression, Weinen, Teilnahmslosigkeit, Wirkungsverminderung (des Wirkstoffs), Verstimmung, übersteigerte Stimmung.

Seltene Nebenwirkungen:
Blut-Testosteron-Wertverminderung, Herzschlagverlangsamung, verstärkte Reflexe, Atemaussetzer, Blut-Bauchspeicheldrüsenenzyme-Werterhöhung, Analfissur, Kotsteine, Dünndarmentzündung, Darmverschluss, Magenentleerungsbeeinträchtigung, schmerzhafter Stuhlgang, Gesichtsrötung, verminderte Sexualhormon-Ausschüttung, Betrunkenheitsgefühl, Hitzewallung, Kältewallung, Kältegefühl, Gallenkolik, Abhängigkeit.

Wechselwirkungen

Hydromorphon sollte weder mit anderen opioiden Schmerzmitteln noch mit MAO-Hemmern (gegen Depressionen) kombiniert werden, da schwere Kreislauf- und Atemstörungen auftreten können. Zu der Behandlung mit MAO-Hemmern ist ein zeitlicher Abstand von mindestens 14 Tagen einzuhalten.

Wirkstoffe, die auf das zentrale Nervensystem eine dämpfende Wirkung ausüben, wie Barbiturate und Benzodiazepine können ebenfalls bei gleichzeitiger Gabe eine Atemdepression auslösen und sollten nicht zusammen mit Hydromorphon eingenommen werden. Gleiches gilt für den Genuss von Alkohol.

Beruhigungsmittel und Schlafmittel, Narkosemittel, die das Schmerzempfinden ausschalten und Muskelentspannungsmittel (Muskelrelaxanzien) wie Pancuronium oder Vecuronium verstärken die müde machende und beruhigende Wirkung von Hydromorphon. Gleichzeitig verstärkt sich die muskelentspannende Wirkung der Muskelrelaxanzien.

Die gleichzeitige Einnahme von anderen opioiden Schmerzmitteln wie beispielsweise Morphin, Oxycodon oder Pethidin verringert hingegen die Wirkung von Hydromorphon, während sich das Risiko gefährlicher Nebenwirkungen erhöhen kann.

Schmerzmittel wie Pentazocin beziehungsweise Buprenorphin oder das Antibiotikum Rifampicin verringern ebenfalls die schmerzlindernden Wirkungen von Hydromorphon und können bei Opioid-Abhängigen die typischen Entzugssymptome auslösen.

Der Säureblocker Cimetidin und der Blutdrucksenker Diltiazem sowie andere Wirkstoffe, die den Leberstoffwechsel beeinflussen wie das Makrolid-AntibiotikumErythromycin, die Pilzmittel Ketoconazol und Itraconazol oder Ritonavir (gegen HI-Viren) hemmen den Abbau und verstärken somit die Wirkung von Hydromorphon. Sie sollten deshalb nicht gemeinsam mit Hydromorphon eingenommen werden.

Gegenanzeigen

Hydromorphon darf nicht gegeben werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Darmverengung oder Stillegung von Darmabschnitten (Blind-Loop-Syndrom) nach einem chirurgischen Eingriff und/oder durch eine zugrunde liegende Erkrankung
  • akuten Schmerzen oder Schmerzen nach einer Operation
  • schwerer Leberfunktionsstörung
  • gestörter Atemfunktion und im Status asthmaticus
  • akuten Oberbauchschmerzen unbekannter Ursache
  • Wehen bei Geburten (besonders Frühgeburten) und bei Kaiserschnitt wegen möglicher Atemdepression beim Kind.
Eine gleichzeitige Behandlung mit Antidepressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer ist verboten. Hydromorphon darf frühestens 14 Tage nach Beendigung einer solchen Therapie gegeben werden. Auch die gleichzeitige Gabe mit den Schmerzmitteln Buprenorphin, Nalbuphin oder Pentazocin ist nicht erlaubt.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt darf Hydromorphon angewendet werden bei
  • vermindertem Blutdruck und bei einem zu geringen Blutvolumen (Hypovolämie)
  • der Gefahr eines Darmverschlusses
  • Erkrankungen oder Verletzungen, die einen erhöhten Hirndruck verursachen
  • chronischer Verstopfung, weil sich diese verschlimmern kann
  • Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis)
  • Gallenwegserkrankungen
  • entzündlichen Darmerkrankungen
  • unbehandelter Schilddrüsenunterfunktion
  • Funktionsstörungen von Leber, Niere oder Nebennierenrinde
  • Hautgeschwülsten wie dem Myxödem
  • vergrößerter Vorsteherdrüse (Prostatahypertrophie mit Restharnbildung)
  • erhöhter Krampfbereitschaft (wie zum Beispiel bei Epilepsie)
  • Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit
  • Störungen des Nervensystems, alkoholbedingtem Delirium und Arzneimittelvergiftungen.
Ältere Patienten mit geringem Körpergewicht und Menschen mit Kopfverletzungen und Hirntumoren müssen bei der Behandlung mit Hydromorphon besonders sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff sollte während der gesamten Schwangerschaft nicht eingenommen werden, da er schon im Mutterleib abhängig machen und nach der Geburt Entzugserscheinungen beim Neugeborenen auslösen kann.

Vor oder während der Geburt (inklusive Kaiserschnitt) gegeben, kann der Wirkstoff eine Atemdepression beim Kind verursachen und darf deshalb nicht angewendet werden.

Obwohl eine Schädigung des Säuglings bisher nicht bekannt geworden ist, darf der Wirkstoff in der Stillzeit nicht eingenommen werden, da er in die Milch übergeht. Bei einmaliger Anwendung ist eine Unterbrechung des Stillens in der Regel aber nicht erforderlich.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff darf Kindern unter einem Jahr nicht verabreicht werden.

Warnhinweise

  • Insbesondere bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und in Kombination mit anderen Wirkstoffen kann das Medikament das Reaktionsvermögen soweit beeinträchtigen, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen eingeschränkt ist.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament darf auf keinen Fall Alkohol getrunken werden.
  • Bei wiederholter Gabe des Medikaments, wie bei allen Opioiden, kann es zu seelischer und körperlicher Abhängigkeit kommen.
  • Ältere Patienten mit geringem Körpergewicht und Menschen mit Kopfverletzungen und Hirntumoren müssen bei der Behandlung mit dem Medikament besonders sorgfältig überwacht werden.
  • Barbiturate und Benzodiazepine sollten während der Behandlung mit dem Medikament nicht eingenommen werden.
  • Das Medikament unterliegt in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz und kann nur auf speziellen (BTM)-Rezepten verordnet werden.
  • Bei wiederholter Gabe des Medikaments, wie bei allen Opioiden, kann sich der Körper an den Wirkstoff gewöhnen (Tolerenazentwicklung). Dies kann höhere Dosierungen nötig machen und das Risiko einer Abhängigkeit verstärken.
  • Das Medikament steht auf der Dopingliste; es darf vor und bei Wettkämpfen nicht angewendet werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nicht plötzlich beendet werden, damit es nicht zu Entzugserscheinungen kommt.
  • Aufgrund der hohen Dosierung darf das Medikament nicht an Kinder unter 18 Jahren gegeben werden.
  • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Retardtablette)
100 Stück Retardtabletten
3,56 Milligramm Hydromorphon
20 Stück Retardtabletten
3,56 Milligramm Hydromorphon
50 Stück Retardtabletten
3,56 Milligramm Hydromorphon

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über JURNISTA 4mg Retardtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Hydromorphon (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.