Eine junge Frau fasst sich an ihr Ohr, in dem sie ein Knacken wahrnimmt
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Knacken und Knistern im Ohr: Woher die Ohrgeräusche kommen

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 06.02.2024

Ein Knacken oder Knistern im Ohr, zum Beispiel beim Schlucken, Kauen oder Gähnen, hängt häufig mit einer Erkältung zusammen. Gerade bei bleibenden Ohrgeräuschen sind jedoch auch andere Ursachen möglich. Lesen Sie, woher die Geräusche kommen und was man dagegen tun kann.

Knacken im Ohr beim Schlucken: Tubenbelüftungsstörung

Bei anhaltenden Ohrgeräuschen sprechen Fachleute von einem Tinnitus. Die Geräusche, die die Betroffenen beim klassischen Tinnitus hören, sind vor allem ein helles Piepen, Pfeifen oder Rauschen und häufig Folge lauter Geräuscheinwirkungen. Knackende und knisternde Ohrgeräusche kommen beispielsweise bei Luftdruckveränderungen im Flugzeug vor. Ansonsten sind sie eher ein Hinweis auf akute Tubenbelüftungsstörungen.

Eustachische Röhre: Belüftung und Druckausgleich

Die Eustachische Röhre, auch als Tube oder Ohrtrompete bezeichnet, verbindet die Nase mit dem Ohr. Sie ist normalerweise geschlossen, um das Innenohr vor Infektionen zu schützen und öffnet sich nur beim Schlucken oder Gähnen kurz. Während sie sich öffnet, wird über sie das Mittelohr belüftet. Außerdem sorgt sie für einen Druckausgleich, wenn sich der Außendruck ändert, zum Beispiel beim Fliegen.

Hat jemand einen Schnupfen, beispielsweise aufgrund einer Erkältung oder Allergie, schwellen die Schleimhäute an. Und zwar nicht nur in der Nase, sondern häufig auch in der Eustachischen Röhre. Sie schwillt zu, verengt sich, das Mittelohr wird nicht mehr ausreichend belüftet und es kommt zu einem Unterdruck. In der Folge können Betroffene Druck auf dem Ohr und ein hörbares Knacken und Knistern beim Schlucken oder Gähnen empfinden. Denn während Geräusche von außen abgeschirmt werden, hören Betroffene die eigenen Geräusche lauter, die beim Schlucken natürlicherweise entstehen, aber sonst kaum wahrgenommen werden. Manche Menschen sagen auch, sie "hören wie durch Watte". Ist der Schnupfen ausgestanden, verschwinden auch die Ohrgeräusche in der Regel wieder. 

Weitere Gründe für eine Tubenbelüftungsstörung

Auch eine Nasennebenhöhlenentzündung, ein Paukenerguss und/oder eine Mittelohrentzündung können zu Knacken und Knistern im Ohr führen. Sie sind häufig die Folge eines Infekts der Atemwege und kommen besonders häufig bei Kindern vor, da diese eine kürzere Ohrtrompete haben. Auch vergrößerte Rachenmandeln (Adenoide) sind bei Kindern häufig ein Grund für Tubenbelüftungsstörungen. Bei Erwachsenen können Nasenpolypen, Wucherungen der Schleimhaut, dafür verantwortlich sein. 

Eine Tubenbelüftungsstörung kann auch chronisch werden, zum Beispiel bei chronischer Nasennebenhöhlenentzündung.

Knacken und Knistern im Ohr: Weitere Ursachen

Für knackende und knisternde Ohrgeräusche kommen neben der Tubenbelüftungsstörung unter anderem folgende Ursachen infrage:

  • Klaffende Tube: Nach extremer Gewichtsabnahme oder hormonellen Veränderungen kann es passieren, dass die Ohrtrompete vorübergehend oder dauerhaft geöffnet ist. Betroffene haben häufig ein Völlegefühl im Ohr und hören die eigene Stimme und Atemgeräusche sehr laut – auch ein Knacken und Knistern beim Schlucken ist möglich, das unter normalen Umständen nur äußerst leise ist.

  • Tubenverschluss: Der Tubenverschluss ist der umgekehrte Fall zur klaffenden Tube, kann jedoch ebenfalls zu einem Knacken im Ohr führen. Dabei öffnet sich die Ohrtrompete nicht richtig, das Mittelohr wird nicht ausreichend belüftet und es entsteht ein Unterdruck im Ohr.

  • Ohrenschmalzpfropf: Sammelt sich Cerumen (Ohrenschmalz) im Gehörgang, ist das Ohr verstopft. Die Schallweiterleitung ist dann blockiert und es kann zur Wahrnehmung störender Geräusche kommen.

  • Kiefergelenksprobleme und Halswirbelsäulenbeschwerden: Bei Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD), die häufig durch Zähneknirschen ausgelöst wird, liegt eine Funktionsstörung des Kiefermuskels vor. Aufgrund der räumlichen Nähe kann sie mit einem Knacken oder Knistern im Ohr einhergehen, das vor allem beim Kauen auftritt. Auch Verspannungen und Blockaden im Bereich der Halswirbelsäule können zu Ohrgeräuschen wie Knacken und Knirschen führen.

  • Muskelzuckungen: Beim Gaumensegeltremor kommt zu rhythmischen Bewegungen des weichen Gaumenteils durch spontane Muskelkontraktionen, die als Klicken und Knacken im Ohr wahrgenommen werden können. Ebenso kann es zu Kontraktionen der Mittelohrmuskeln kommen.

  • Otosklerose: Bei dieser Erkrankung verknöchert die elastische Aufhängung des Steigbügels im Ohr. Es kommt zu Hörminderung und Ohrgeräuschen.

Knacken und Knistern im Ohr: Was tun?

Ist eine akute Tubenbelüftungsstörung aufgrund eines Schnupfens oder einer Allergie der Grund für das Knacken im Ohr, kann abschwellendes Nasenspray hilfreich sein. Dieses sollte allerdings nicht häufiger als dreimal pro Tag und nicht länger als eine Woche ohne ärztlichen Rat verwendet werden. Allergische Beschwerden und bakterielle Entzündungen sollten gegebenenfalls mit Medikamenten behandelt werden.

Außerdem kann es helfen, zu gähnen, zu schlucken oder das sogenannte Valsalva-Manöver auszuprobieren, um das Knacken oder Knistern im Ohr loszuwerden: Dafür atmet man tief ein, schließt den Mund, hält sich die Nase zu und atmet dann kräftig gegen die verschlossene Nase aus, um einen Druckausgleich zu schaffen.

Wann zum Arzt mit Knacken und Knistern im Ohr?

Halten die Ohrgeräusche an und/oder kommen weitere Beschwerden wie Ohrenschmerzen hinzu, sollte ein*e HNO-Arzt*Ärztin aufgesucht werden. Dort muss festgestellt werden, ob ein Ohrenschmalzpropf Ursache für die knackenden Geräusche ist, oder ob eine bestimmte Erkrankung besteht, die einer Behandlung bedarf. Bei Problemen mit dem Kiefergelenk ist eine kieferorthopädische oder kieferchirurgische Praxis die richtige Anlaufstelle.

Chronische Belüftungsstörungen der Tube können beispielsweise operativ therapiert werden, indem ein sogenanntes Paukenröhrchen ins Trommelfell eingesetzt wird. So wird die Belüftung des Mittelohrs gewährleistet und Flüssigkeit kann abfließen. Meist kommt diese Therapie bei kleinen Kindern zum Einsatz, die häufig an Mittelohrentzündungen leiden.

Hilfe bei Tubenverschluss

Bei einem Tubenverschluss kann eine sogenannte Ballondilatation nötig sein, um die Eustachische Röhre zu weiten und die Belüftung des Mittelohrs wieder zu ermöglichen. Dabei schieben Fachleute einen Katheter bis zum Eingang der Tube vor. Dort wird eine Art Ballon aufgeblasen, der die Ohrtrompete erweitert.