Frau hält sich die Hände auf die Brust wegen Schmerzen
© Getty Images/SimpleImages

Druck auf der Brust: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2024 - 12:03 Uhr

Druck auf der Brust ist ein beunruhigendes Symptom, das viele an einen Herzinfarkt denken lässt. Welche harmlosen und schwerwiegenden Ursachen noch hinter dem Symptom, auch in Verbindung mit schwerem Atmen oder einem Kloß im Hals, stecken können, erfahren Sie hier.

FAQ: Die häufigsten Fragen

Druck auf der Brust kann sich individuell unterschiedlich anfühlen: Für manche ist es ein Druckgefühl von oben auf den Brustkorb, für andere ist es ein gürtelartiges Engegefühl.

Ja, das Gefühl von Druck auf der Brust kann zum Beispiel bei einer Panikattacke auftreten. Eine von vier Personen erlebt Druck auf der Brust bei einer Panikattacke.

Ja, Druck auf der Brust tritt mit einer Häufigkeit von etwa 8 bis 24 Prozent unter den COVID-19-Erkrankten auf. Dies kann auf Komplikationen der Lunge oder des Herzens hinweisen und sollte medizinisch abgeklärt werden.

Was ist Druck auf der Brust?

Allgemein wird ein Druckgefühl auf der Brust von Fachleuten auch als Thoraxschmerz bezeichnet und kann am kompletten Brustbereich auftreten.

Druck auf der Brust kann sich individuell sehr unterschiedlich anfühlen: Manche Personen beschreiben ein Druckgefühl, als würde etwas auf der Brust stehen. Andere berichten von einem Gefühl von Brustenge, als würde sich ein Gürtel um den Brustkorb legen.

Ursachen für Druck auf der Brust

Bei Druck auf der Brust folgt schnell der Gedanke an einen Herzinfarkt. Neben Erkrankungen des Herzens können jedoch auch viele andere Erkrankungen dieses Symptom verursachen.

Die häufigsten Ursachen für Druck auf der Brust sind:

  • Erkrankungen im Bereich des Skeletts oder der Oberkörper-Muskulatur (20 - 50 % der Personen mit Brustschmerzen)
  • Reflux-Ösophagitis (10-20 %)
  • Entzündung im Bereich des Rippenknorpel-Brustbein-Übergangs (Costochondiritis) (13 %)
  • Entzündung des Rippenfells (Pleuritis)
  • Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis)
  • Angina-pectoris-Anfall: Druck auf der Brust aufgrund einer koronaren Herzkrankheit. Bei der koronaren Herzkrankheit sind die Herzkranzgefäße verkalkt, die den Blutfluss und somit die Sauerstoffversorgung des Herzens einschränken können.

Nicht immer kann die Ursache für Druck auf der Brust trotz ausreichender Untersuchungen geklärt werden.

Lebensbedrohliche Ursachen für Druck auf der Brust und weitere Beschwerden:

UrsacheWas ist das?Symptome
Akutes KoronarsyndromDazu zählen die instabile Angina pectoris und der Herzinfarkt. Bei einem Herzinfarkt kann der Herzmuskel durch die Herzkranzgefäße nicht mit ausreichend Blut versorgt werden. Eine Unterversorgung mit Sauerstoff ist die Folge. Ein Herzinfarkt kann tödlich enden und sollte so schnell wie möglich behandelt werden.
  • dumpfer, einschnürender Schmerz oder ein drückendes Gefühl
  • Der Schmerz kann in Arm, Hals, Unterkiefer oder Oberbauch ausstrahlen.
  • Belastung kann die Schmerzen auslösen oder verschlimmern.
AortendissektionSeltene Ursache, bei der sich die Innenschicht der Hauptschlagaderwand (Aorta) von der mittleren Schicht abgelöst hat.
  • plötzlicher intensiver Brust- und Rückenschmerz, der sich scharf und reißend anfühlen kann
AortenaneurysmaSackförmige Ausbuchtung der Gefäßwände der Hauptschlagader. Schmerzhaft bei schneller Vergrößerung des Aneurysmas.
  • starker Brust-, Bauch- oder Rückenschmerz
LungeninfarktVerschluss eines Lungengefäßes durch ein Blutgerinnsel, wird auch als pulmonale Embolie bezeichnet.
  • scharfer Schmerz, der während der Atmung schlimmer wird (pleuritischer Schmerz)
  • zusätzlich Kurzatmigkeit, Husten und Kreislaufprobleme möglich
SpannungspneumothoraxGerät Luft zwischen Lunge und Brustkorb, kann dies Lunge und Herz komprimieren und wird als Spannungspneumothorax bezeichnet. Das Herz hat dadurch nicht genug Platz, um Blut durch Körper zu pumpen. 
  • plötzlicher Schmerz beim Atmen, Kurzatmigkeit und sichtbare Anstrengung beim Atmen
Verletzung der Speiseröhre (Ösophagusruptur)Entsteht ein sehr hoher Druck in der Speiseröhre, kann diese einreißen. Dies wird auch als Boerhaave Syndrom bezeichnet.
  • sehr starker Brustschmerz hinter dem Brustbein und (blutiges) Erbrechen
HerzbeuteltamponadeSammelt sich Blut zwischen Herz und Herzbeutel, zum Beispiel aufgrund eines verletzten Herzkranzgefäßes, kann dies den Herzmuskel komprimieren. Das Herz kann dadurch das Blut nicht ausreichend durch den Körper pumpen. 
  • plötzlicher Brustschmerz und Kurzatmigkeit, in der Folge auch Blutdruckabfall und schnelle Atmung (Tachypnoe) möglich
HerzrhythmusstörungenHerzrhythmusstörungen wie die ventrikuläre Tachykardie oder ein AV-Block dritten Grades können Schmerzen in der Brust verursachen und sind lebensbedrohlich.
  • ventrikuläre Tachykardie: Brustschmerz, Herzrasen, Kurzatmigkeit, Bewusstlosigkeit
  • AV-Block dritten Grades: Brustschmerz, Müdigkeit und Kurzatmigkeit

Weitere Ursachen, die Brustenge auslösen können:

  • Herpes zoster: wird auch als Gürtelrose bezeichnet und ist sehr schmerzhaft. Ein Blick auf die Haut zeigt bei Herpes zoster meist die charakteristischen Bläschen. Hinweis: Herpes zoster kann seltener auch ohne Bläschen auftreten, was von Ärzt*innen als Zoster sine herpeticatum bezeichnet wird.
  • Gallenkolik
  • Lungenentzündung
  • Krebserkrankung oder Metastasen der Brustwand oder am Rippenfell
  • Asthma und COPD
  • Panikattacken: Eine von vier Personen erlebt Brustschmerzen während einer Panikattacke.

Wann zum Arzt bei Druck auf der Brust?

Druck auf der Brust sollte immer ärztlich untersucht werden. Die Ursachen können harmlos, aber auch lebensbedrohlich sein. Im Zweifelsfall sollte der notärztliche Dienst (112) gerufen werden.

Dies gilt vor allem, wenn:

  • der Druck auf der Brust/Brustschmerz neu aufgetreten ist.
  • ein Herzinfarkt vermutet wird, zum Beispiel durch eine bekannte Angina pectoris oder die Symptome an einen Herzinfarkt in der Vergangenheit erinnern.
  • ein Warnsignal auftritt.

Beispiele für Warnsignale sind:

  • drückender oder einengender Schmerz auf der Brust
  • kalter Schweiß/Schwitzen
  • Atemnot
  • Übelkeit und/oder Erbrechen
  • Schmerz in Schulter, Arm, Rücken, Nacken, Kiefer oder Oberbauch
  • Benommenheit oder Bewusstlosigkeit
  • Gefühl eines schnellen oder unregelmäßigen Herzschlags

Diagnose bei Druck auf der Brust

In der ärztlichen Praxis oder im Krankenhaus beginnen Ärzt*innen in der Regel mit einem Gespräch. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Symptomen sowie der Vorgeschichte und der Medikamenteneinnahme.

Abhängig davon, wie besorgniserregend das Gesundheitspersonal die Symptome einschätzt, kann es sein, dass während des Gesprächs bereits Blutdruck und Sauerstoffsättigung des Blutes gemessen werden.

  • EKG: Bei Druck auf der Brust erfolgt ein EKG (Echokardiogramm), um den elektrischen Erregungsablauf zu überprüfen. Eine Art des Herzinfarktes (STEMI) oder Herzrhythmusstörungen können so erkannt werden.
  • Körperliche Untersuchung: Bei der körperlichen Untersuchung werden unter anderem Herz und Lunge mit dem Stethoskop abgehört und der Bauch abgetastet.
  • Blutabnahme: In manchen Fällen ist auch eine Blutabnahme notwendig. Mit dieser können zum Beispiel Herzwerte untersucht werden und ein Herzinfarkt ausgeschlossen werden. Es kann sein, dass diese Blutabnahme mehrmals wiederholt werden muss, um eine Erhöhung der Werte über die Zeit zu beobachten.
  • Weitere Untersuchungen: Mithilfe eines Lungenröntgens kann der Brustkorb beurteilt werden, sowie die Beschaffenheit der Lunge, des Herzens und der Gefäße. Zur näheren Abklärung können weitere Untersuchungen ärztlich angeordnet werden, zum Beispiel:
    • Herzultraschall (Echokardiographie)
    • Computertomographie
    • Magnetresonanztomographie
    • Belastungs-EKG
    • Herzkatheter-Untersuchung

Behandlung bei Druck auf der Brust

Die Behandlungsmöglichkeiten bei Druck auf der Brust hängen von der zugrundeliegenden Ursache und weiteren Beschwerden ab.

Beispiele für Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten:

  • Angina pectoris-Anfall: Die Symptome des Angina pectoris-Anfalls können mit einem Nitro-Spray unter der Zunge durchbrochen werden, da es die Herzkranzgefäße weitet.
  • Herzinfarkt: Die Behandlung erfolgt zu Beginn mit Medikamenten (Nitrospray, Heparin, Acetylsalicylsäure und Schmerzmittel). Bei einem Herzkatheter werden die Herzkranzgefäße über das zuführende Gefäß eingesehen und bei Bedarf ein oder mehrere Stents gesetzt. Dadurch soll das Blut wieder ungehindert durch die Herzkranzgefäße fließen können.
  • Reflux-Ösophagitis: bei vermehrtem Zurückfließen der Magensäure in die Speiseröhre können Basismaßnahmen wie Gewichtsabnahme bei Übergewicht, kein Essen zwei Stunden vor dem Schlafengehen, mit erhöhtem Oberkörper schlafen oder das Vermeiden von Alkohol und Nikotin helfen. Auch Medikamente wie Protonenpumpenhemmer können zum Einsatz kommen.