Toxomplasma gondii in rohem Fleisch
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Toxoplasma gondii: Auslöser der Toxoplasmose

Von: Onmeda-Redaktion, Dagmar Schüller (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 10.05.2022

Die auf der ganzen Welt verbreitete Toxoplasmose wird vom Erreger Toxoplasma gondii verursacht. An sich eine harmlose Infektionskrankheit, stellt sie besonders für Schwangere ein Risiko dar. Wie Toxoplasma gondii übertragen wird und wie man sich schützen kann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist Toxoplasma gondii?

Der Einzeller Toxoplasma gondii ist ein Parasit, der sich in den Zellen (intrazellulär) des Menschen vermehren kann. Eine Infektion kommt häufig vor: circa 50 Prozent aller Erwachsenen weisen Antikörper (Immunglobuline, Ig) auf (Serokonversion). Vor allem das Verhältnis der Antikörper IgG zu IgM gibt Aufschluss über eine Infektion. Die durch den Parasiten ausgelöste Krankheit Toxoplasmose kommt dagegen selten vor.

Eine Übertragung erfolgt häufig über Katzen, die den Einzeller mit dem Kot ausscheiden. Es ist auch möglich, sich durch den Verzehr von rohem oder ungenügend gekochtem Fleisch von infizierten Tieren anzustecken. Der Erreger übersteht die Magenpassage und durchdringt später die Darmwand. Von dort aus kann er sich über die Blut- und Lymphbahnen in andere Organe und Gewebe ausbreiten und sich in deren Zellen ansiedeln. Das passiert bevorzugt in den Muskeln, im zentralen Nervensystem (ZNS) und in einem bestimmten Teil des Immunsystems (mononukleär-phagozytäres System, MPS).

Lebenszyklus des Toxoplasmose-Erregers

Der Parasit Toxoplasma gondii befällt Säugetiere, Vögel und Menschen. Unter den Säugetieren nimmt die Katze eine besondere Stellung ein, da sie der Endwirt des Erregers ist.

Nach der Ansiedlung vermehrt sich Toxoplasma gondii durch ungeschlechtliche Zweiteilung und es entstehen die sogenannten Tachyzoiten. Das Immunsystem des Wirtskörpers wehrt sich gegen den parasitären Eindringling: Zum Schutz des Erregers bilden sich Zysten, die man vor allem im Gehirn, in der Skelett- und in der Herzmuskulatur, aber auch in der Netzhaut des Auges (Retina) oder in der Gebärmutterwand findet. Diese Zysten enthalten Tausende von Einzelparasiten und überdauern lebenslang im Körper, ohne allerdings Schaden anzurichten.

Nur beim Endwirt, den Katzen und verwandten Tieren, kann es im Darm zu einer geschlechtlichen Vermehrung von Toxoplasma gondii kommen. Durch diesen Vorgang entstehen Oozysten, die mit dem Katzenkot in die Umwelt gelangen. Außerhalb des Katzenkörpers entwickeln sich die Oozysten innerhalb von zwei bis vier Tagen so weiter, dass sie für den Mensch infektiös werden. Diese Formen bleiben unter Umständen monatelang infektiös, in feuchter Umgebung sogar bis zu fünf Jahre.

Der Mensch ist für Toxoplasma gondii nur ein Zwischenwirt, in dem sich der Erreger nicht geschlechtlich vermehren kann.

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Übertragung von Toxoplasma gondii

Toxoplasma gondii wird vor allem durch den Verzehr von infizierten Nahrungsmitteln auf den Menschen übertragen, besonders durch rohes oder nur schwach erhitztes Fleisch, speziell von Hackfleisch.

Eine Ansteckung ist aber auch durch den Kontakt zu Katzenkot möglich, etwa durch Katzenstreu, im Sandkasten, bei der Gartenarbeit oder in der Landwirtschaft. Die Infektion erfolgt ebenfalls oral.

Durch Toxoplasma gondii ausgelöste Krankheiten

Meistens verläuft eine Infektion mit Toxoplasma gondii ohne Symptome, dann spricht man von einer Toxoplasma-Infektion. Treten Krankheitserscheinungen auf, spricht man von Toxoplasmose.

Besonders für Schwangere beziehungsweise für das ungeborene Kind kann eine Infektion mit dem Erreger schwerwiegende Folgen wie Missbildungen und Augenschäden oder Erkrankungen im Kindesalter zur Folge haben. Zu einer Taxoplasmose kommt es nur, wenn während der Schwangerschaft eine Erstinfektion mit Taxoplasma gondii erfolgt.

Bei Menschen mit intaktem Immunsystem verläuft eine Infektion mit Toxoplasma gondii in vielen Fällen unauffällig. Infizierte Patient*innen können grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen und Fieber entwickeln. In schweren Fällen kann die Infektion mit Toxoplasma gondii mit Erkrankungen wie Leberentzündung (Hepatitis), Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Lungenentzündung (Pneumonie) oder Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) einhergehen.

Epidemiologie und Prophylaxe

Toxoplasma gondii ist weltweit verbreitet und befällt viele warmblütige Säugetiere, unter anderem den Menschen, Schafe, Rinder, Schweine, Pferde, Hunde oder Katzen, aber auch viele Vögel. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung ist mit dem einzelligen Parasiten infiziert. Beim Menschen nimmt die Durchseuchung mit jedem Lebensjahrzehnt um ungefähr zehn Prozent zu. In Deutschland haben von den 60- bis 65-Jährigen schätzungsweise 70 Prozent in ihrem Leben eine Infektion mit Toxoplasma gondii durchgemacht.

Während der Schwangerschaft infizieren sich etwa eine von 1.000 bis 10.000 Lebendgeburten. In diesen Fällen spricht man von einer angeborenen (konnatalen) Infektion. Da viele Neugeborene aber keine Symptome der Infektion aufweisen, kann die tatsächliche Zahl höher liegen.

Infektion mit Toxoplasma gondii vermeiden

Um Infektionen zu verhindern, werden verschiedene Verhaltensweisen empfohlen:

  • Um eine Infektion während der Schwangerschaft zu vermeiden, sollten Schwangere auf den Verzehr von rohem Fleisch verzichten. Braten und Kochen macht den Erreger unschädlich, genauso wie tiefgefrieren bei minus 20 Grad über mindestens drei Tage.
  • Schwangere oder Frauen mit Kinderwunsch können durch eine Blutuntersuchung den Nachweis einer eventuell unbemerkten Toxoplasma-Infektion erhalten.
  • Wer eine Katze besitzt, sollte die Streukästen täglich reinigen, da im Katzenkot enthaltene Oozysten von Toxoplasma gondii noch nicht sofort infektiös sind. Schwangere sollten das Katzenklo nur mit Handschuhen reinigen.
  • Oozysten aus dem Katzenkot können sich auch im Erdboden befinden, daher sollte man bei der Gartenarbeit hygienische Grundregeln beachten, wie zum Beispiel Handschuhe tragen.
  • Sandkästen sollten abgedeckt werden, um Katzen fernzuhalten.