Zytomegalie: Ärztliches Personal hält eine Blutprobe zum Test einer CMV-Infektion in der Hand.
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Zytomegalie: Symptome und Übertragung der CMV-Infektion

Von: Monika Hortig (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 30.05.2025

Zytomegalie ist eine der häufigsten Virusinfektionen weltweit – und bleibt trotzdem oft unentdeckt. Für gesunde Erwachsene ist das Virus meist harmlos. In der Schwangerschaft oder bei geschwächtem Immunsystem kann es aber zu Komplikationen führen. Welche Symptome sprechen für Zytomegalie und welche Spätfolgen sind möglich?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Zytomegalie

Ja, das Zytomegalievirus kann über die Muttermilch übertragen werden – vor allem in den ersten Lebenswochen. Für reif geborene, gesunde Babys ist das meist unproblematisch, für Frühgeborene kann es jedoch riskant sein.

Zytomegalie ist in Deutschland nicht meldepflichtig, auch nicht bei einer Infektion in der Schwangerschaft.

Ja, eine Zytomegalie-Übertragung ist beim Sex durch infiziertes Sperma oder Vaginalsekret möglich. Besonders bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr ist das Risiko erhöht.

CMV-Spätfolgen betreffen vor allem Kinder mit einer angeborenen Infektion und können sich in Form von Hörverlust, Sehstörungen, geistigen Entwicklungsverzögerungen oder motorischen Einschränkungen zeigen. Auch neurologische Schäden und Krampfanfälle sind möglich und treten oft erst Monate oder Jahre nach der Geburt auf.

Was ist Zytomegalie?

Zytomegalie – auch Cytomegalie – ist eine Virusinfektion, die durch das Zytomegalievirus (CMV) ausgelöst wird. Dieses Virus gehört zur Familie der humanen Herpesviren. Einmal infiziert, bleibt das Virus meist unbemerkt ein Leben lang im Körper. Bei gesunden Menschen verläuft die Infektion oft ohne Symptome oder nur mit leichten Beschwerden wie Fieber oder Müdigkeit.

Gefährlich wird CMV vor allem in zwei Fällen:

  • CMV in der Frühschwangerschaft oder Schwangerschaft kann auf das ungeborene Kind übergehen und schwere Schäden verursachen.

  • Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, etwa nach Organtransplantationen oder bei HIV-Infektion, kann das Virus lebensbedrohlich werden.

Zytomegalie ist weltweit verbreitet. Die meisten Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens, oft schon in der Kindheit. 

Zytomegalie: Symptome einer CMV-Infektion

Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen der Ansteckung mit einem CMV-Erreger und dem Auftreten der ersten Symptome, beträgt etwa vier bis sechs Wochen. Da das Virus lebenslang im Körper bleibt und sich reaktivieren kann, besteht eine potenzielle Ansteckungsgefahr durch infizierte Personen grundsätzlich ein Leben lang. 

Die Symptome einer Zytomegalie unterscheiden sich deutlich je nach Alter und Immunstatus. 

Zytomegalie: Symptome in der Schwangerschaft und bei Immunschwäche

Die genauen Symptome bei Zytomegalie hängen stark vom Gesundheitszustand der betroffenen Person ab. Viele Menschen merken nichts von der Infektion, andere trifft es intensiver. Bei gesunden Erwachsenen bleibt sie oft unbemerkt. Wenn Symptome auftreten, ähneln sie einem grippalen Infekt.

Häufige Symptome von Zytomegalie sind:

Bei immunschwachen Personen können zusätzlich folgende Symptome auftreten:

Manche Beschwerden können sich auch erst nach einer abgeklungenen akuten CMV-Infektion als Spätfolge bemerkbar machen. 

Frauen, die sich während der Schwangerschaft mit CMV angesteckt haben, erleben zum größten Teil keinerlei Beschwerden.

Zytomegalie: Symptome bei Neugeborenen und Kindern

In der Schwangerschaft kann das Virus auf das ungeborene Kind übergehen (kongenitale Zytomegalie). Viele Kinder zeigen bei der Geburt keine Auffälligkeiten. Bei einigen treten jedoch bereits früh Symptome auf.

Zu den möglichen Anzeichen bei Neugeborenen zählen beispielsweise:

  • Gelbsucht
  • punktförmige Hautblutungen (Petechien)
  • vergrößerte Leber und/oder Milz
  • Blutarmut (Anämie)
  • Entwicklungsverzögerungen 
  • Hörprobleme
  • neurologische Spätschäden
  • geringer Kopfumfang

Die Symptome treten nicht nur bei Neugeborenen auf, sondern können sich erst auch im Verlauf der Entwicklung bemerkbar machen. 

Übertragung: Wie erfolgt die Ansteckung mit Zytomegalie?

Das Zytomegalievirus wird über Körperflüssigkeiten übertragen. Dazu zählen:

  • Speichel
  • Urin
  • Blut
  • Tränenflüssigkeit
  • Sperma
  • Vaginalsekret
  • Muttermilch

Schon enger Körperkontakt reicht oft für eine Übertragung aus. Besonders Kleinkinder, die sich gegenseitig mit Speichel oder Nasensekret anstecken, sind eine häufige Infektionsquelle. 

Weitere Wege der Übertragung sind beispielsweise:

  • Küssen
  • Sex
  • gemeinsam genutztes Besteck 
  • Schwangerschaft (über die Plazenta auf das ungeborene Kind)
  • Geburt oder Stillen
  • Organtransplantationen
  • Bluttransfusionen 

Da CMV weit verbreitet ist, stecken sich viele Menschen bereits in der Kindheit an – meist ohne es zu merken.

CMV in der Frühschwangerschaft und Schwangerschaft

Infiziert sich eine Frau zum ersten Mal mit dem Zytomegalievirus im ersten Trimester, besteht ein erhöhtes Risiko für das ungeborene Kind. Das Virus kann über die Plazenta auf den Fötus übergehen. Je früher das passiert, desto größer ist die Gefahr für schwere Schäden wie zum Beispiel Fehlbildungen des Gehirns, Wachstumsstörungen oder Hörprobleme. 

Nicht jedes Kind, das sich in der Frühschwangerschaft ansteckt, zeigt Symptome. Bei einer primären Infektion ist das Risiko aber am höchsten. Eine primäre Infektion bedeutet, dass sich die Mutter zum ersten Mal mit den Viren infiziert hat.

Neben der Erstinfektion gibt es auch Reaktivierungen oder Zweitinfektionen. Das heißt: Eine Frau hatte das Virus schon früher, aber es wird während der Schwangerschaft wieder aktiv oder sie infiziert sich mit einem anderen CMV-Stamm. Diese Formen sind meist weniger gefährlich für das Kind, jedoch kann es auch hier zu einer Übertragung kommen.

Wichtig: Eine Infektion muss nicht automatisch zu einer Schädigung des Babys führen. Viele Kinder kommen trotz CMV gesund zur Welt. Dennoch ist vor allem im Umgang mit Kleinkindern Vorsicht geboten, da sie eine häufige Ansteckungsquelle sind.

Wie wird Zytomegalie diagnostiziert?

Die Diagnose einer Zytomegalie erfolgt in der Regel durch den Nachweis des Virus oder virus­spezifischer Antikörper im Blut oder anderen Körperflüssigkeiten. Die Diagnostik besteht meist aus einer Kombination aus Labortests und eventuell bildgebenden Verfahren. 

Antikörpertest (Serologie)

Dieser Test prüft, ob der Körper bereits Kontakt mit dem CMV hatte. Dabei werden zwei Antikörpertypen gemessen: IgM-Antikörper für einen Hinweis auf eine frische oder akute Infektion und der IgG-Antikörper für einen Hinweis auf eine frühere Infektion. 

Zusätzlich kann ein IgG-Aviditätstest durchgeführt werden. Damit lässt sich erkennen, ob eine Infektion kürzlich erfolgte oder schon länger zurückliegt. Je niedriger die Avidität (Stärke der Bindung zwischen Antikörper und Antigen), desto frischer ist die Infektion. Eine hohe Avidität spricht für eine länger zurückliegende Ansteckung. Das ist vor allem in der Schwangerschaft wichtig, um das Risiko für das Kind besser einschätzen zu können.

PCR-Test (Polymerase-Kettenreaktion)

Durch einen PCR-Test kann das Erbgut des Virus direkt nachgewiesen werden, zum Beispiel im Blut, Urin, Speichel oder Fruchtwasser. Die PCR ist sehr genau und zeigt, ob das Virus im Körper aktiv ist. Besonders hilfreich ist das bei einem Verdacht auf eine akute CMV-Infektion, der Diagnostik von Zytomegalie in der Schwangerschaft und zur Verlaufskontrolle bei immungeschwächten Personen.

Pränataldiagnostik

Wenn bei einer Schwangeren eine CMV-Infektion festgestellt wurde, kann durch eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) geprüft werden, ob das Virus auf das ungeborene Kind übergegangen ist. Die PCR im Fruchtwasser gibt hier Aufschluss. Auch bildgebende Verfahren wie ein Feinultraschall können Hinweise liefern – etwa, wenn durch das Zytomegalievirus verursachte Auffälligkeiten am Gehirn des Fötus sichtbar sind. 

Diagnostik beim Neugeborenen

Bei Neugeborenen mit Verdacht auf eine angeborene CMV-Infektion erfolgt der Virusnachweis innerhalb der ersten drei Lebenswochen über Urin, Speichel oder Blut. Danach lässt sich eine angeborene Infektion nur noch schwer von einer späteren unterscheiden.

CMV behandeln: Wie sieht die Therapie bei Zytomegalie aus?

Bei gesunden Menschen ist in der Regel keine Behandlung nötig. Das Immunsystem bekämpft das Zytomegalievirus meist von selbst. Die Symptome – falls überhaupt vorhanden – verschwinden nach einigen Tagen bis Wochen wieder.

Anders sieht es aus, wenn das Immunsystem geschwächt ist oder CMV in der Frühschwangerschaft oder Schwangerschaft allgemein eine Gefahr für das ungeborene Kind darstellt. 

Eine vollständige Heilung ist nicht möglich. Das Virus bleibt – wie andere Herpesviren auch –lebenslang im Körper. 

Behandlung von Risikogruppen

Bei immungeschwächten Personen, Neugeborenen und Frühgeborenen kommt für gewöhnlich eine antivirale Therapie mit einem Virostatikum zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein Medikament, das die Vermehrung von Viren hemmt und auf diese Weise die Beschwerden lindert.

Die enthaltenen Wirkstoffe können das Virus allerdings nicht vollständig aus dem Körper entfernen. Ein Virostatikum der ersten Wahl ist Ganciclovir. Alternative Medikamente sind zum Beispiel Foscavir und Cidofovir. Wichtig ist eine engmaschige ärztliche Überwachung, da die Medikamente teilweise starke Nebenwirkungen haben können, die etwa Knochenmark oder Nieren betreffen. 

Die Behandlung von neugeborenen Babys sollte ausschließlich in Absprache mit einem neonatologischen Zentrum erfolgen, da die Medikamente bei Kindern außerhalb der zugelassenen Anwendung ("off-label") verwendet werden.

Behandlung von CMV in der Schwangerschaft und Stillzeit

Eine Therapie während der Schwangerschaft ist nicht eindeutig geregelt. Grundsätzlich wird die Behandlung von Schwangeren und Stillenden mit einem Virostatikum nicht empfohlen. Aber auch hier ist ein Off-Label-Gebrauch vor allem bei einer nachgewiesenen Erstinfektion der Mutter und nach Absprache mit den behandelnden Ärzt*innen möglich. Ziel ist es, die Übertragung auf das Kind zu verhindern oder das Risiko von Komplikationen zu senken. 

Zytomegalie: Wie lässt sich einer CMV-Infektion vorbeugen?

Eine Impfung gegen Zytomegalie gibt es bislang nicht. Umso wichtiger ist die Vorbeugung im Alltag. Dies gilt insbesondere für Schwangere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.

Eine CMV-Infektion lässt sich im Alltag nicht komplett vermeiden, aber das Risiko deutlich reduzieren. Die wichtigste Prävention im Alltag ist Hygiene. Vor allem Schwangere sollten im Kontakt mit kleinen Kindern darauf achten. 

Folgende Hygieneregeln können dabei helfen, eine Zytomegalie-Übertragung zu verhindern:

  • Hände gründlich waschen, vor allem nach dem Wickeln, Naseputzen oder Kontakt mit Speichel
  • Schnuller, Besteck, Zahnbürsten oder Trinkflaschen nicht mit anderen Personen teilen
  • Küsschen lieber auf den Hinterkopf statt auf den Mund geben
  • Windeln hygienisch entsorgen
  • Oberflächen regelmäßig reinigen, z. B. Wickelauflagen, Türgriffe, Spielzeug

Bei bekannten Vorerkrankungen oder nach Organtransplantationen können regelmäßige PCR-Tests oder die Gabe von antiviralen Medikamenten notwendig sein. Hier entscheidet das ärztliche Fachpersonal individuell über das Vorgehen.

Beratung in der Schwangerschaft

Ein CMV-Test gehört derzeit nicht zur Standardvorsorge. Frauen mit Kinderwunsch oder in der Frühschwangerschaft können sich aber freiwillig testen lassen. Vor allem, wenn sie engen Kontakt zu Kleinkindern haben – etwa beruflich oder über Geschwisterkinder – kann das sinnvoll sein.