Frau mit Kalkschulter sitzt auf dem Sofa und fasst sich an schmerzende Schulter.
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Kalkschulter: Symptome und Behandlung

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

Bei einer Kalkschulter bilden sich in einer Sehne am Schultergelenk Kalkherde, die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zur Folge haben können. Breitet sich die Verkalkung aus, kann auch eine Schleimbeutelentzündung in der Schulter entstehen. Mögliche Symptome einer Kalkschulter und ob Ruhe oder Bewegung hilft, erfahren Sie hier.

Zusammenfassung

  • Definition: Eine Kalkschulter geht mit Kalkeinlagerungen in den Sehnen am Gelenk einher.
  • Symptome: Bei einer Kalkschulter können Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit des Schultergelenks auftreten.
  • Ursachen: Die Ursache der Kalkschulter ist nicht vollständig geklärt.
  • Therapie: Um eine Kalkschulter zu behandeln, reichen Kälte-, Wärme- und/oder Übungen sowie Schmerzmittel in der Regel aus. Nur in einem von zehn Fällen ist ein operativer Eingriff angezeigt.
  • Diagnose: Zur Diagnose der Kalkschulter sind eine körperliche Untersuchung und ein Röntgenbild notwendig.
  • Verlauf: Die Symptome einer Kalkschulter gehen zumeist innerhalb eines halben Jahres zurück.

Was ist eine Kalkschulter?

Bei einer Kalkschulter (Tendinosis calcarea) lagern sich Kalkdepots in den Sehnen der Rotatorenmanschette ab. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von vier Muskeln am Schultergelenk und dem Oberarmkopf. Oft bereitet eine Kalkschulter keine Symptome. Es kann aber auch zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen kommen.

Zwei bis zehn von 100 Menschen haben solche Ablagerungen. Besonders häufig treten sie im Alter von 30 bis 50 auf. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Zunächst bilden sich einzelne Kristalle in den Schultersehnen, die im weiteren Verlauf der Erkrankung zu Ablagerungen mit einer Größe von bis zu einem Zentimeter verschmelzen. Nach mehreren Wochen bis Monaten wandern Fresszellen (Phagozyten) in den betroffenen Bereich ein, weichen die Ablagerungen zunächst auf und bauen den Kalk schließlich vollständig ab. Dabei können Narben aus Bindegewebe entstehen.

Kalkschulter: Symptome der Tendinosis calcarea

Eine Kalkschulter löst zwar nicht immer Beschwerden aus. Symptome treten meist erst dann auf, wenn die Kalkdepots bereits wieder abgebaut werden. Typisch sind langsam zunehmende Schmerzen, die

  • bei Bewegungen nach oben auftreten und/oder
  • nachts auftreten, sodass Betroffene nicht mehr auf der betroffenen Seite liegen können und/oder
  • in den Oberarm ausstrahlen.

Weitere Beschwerden bei der Kalkschulter

Die Schulterschmerzen können von starken Bewegungseinschränkungen des Gelenks begleitet werden. Die Kalkablagerungen in den Sehnen können dazu führen, dass die betroffene Sehne unter dem Schulterdach eingeklemmt wird (Impingement-Syndrom).

Beim Auflösen der Kalkdepots kommt es zu einer Entzündungsreaktion, die das umgebende Gewebe, wie zum Beispiel den Schleimbeutel, reizen kann.

Ursachen: Wie entsteht eine Kalkschulter?

Die Kalkschulter entsteht durch altersbedingten Verschleiß an den Sehnen. Darüber hinaus liegen noch keine verbindlichen Erkenntnisse zu möglichen Ursachen oder Auslösern vor. Fachleute vermuten eine verringerte Durchblutung von Sehnen im Rahmen eines Impingement-Syndroms, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, genetische Veranlagung oder Gewebestörungen als mögliche Auslöser.

Grundsätzlich wird die Entstehung der Erkrankung in drei Phasen unterteilt:

  • Präkalzifikationsstadium: Sehnen- wird zu Knorpelgewebe; Faserknorpel lagert sich in der Sehne an.
  • Kalzifikationsstadium: In der Sehne werden Kristalle eingelagert, diese werden abgekapselt und letztendlich durch Fresszellen wieder abgebaut.
  • Postkalzifikationsstadium: In dem betroffenen Bereich entstehen Narben, die später zu Sehnengewebe umgewandelt werden.

Kalkschulter: Behandlung der Kalkablagerungen im Gelenk

In acht bis neun von zehn Fällen ist bei einer Kalkschulter eine konservative Therapie ausreichend, also keine Operation notwendig. Die Behandlung erfolgt mit:

Gegen die Schmerzen kommen Schmerzmittel zum Einsatz, insbesondere die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) Ibuprofen und Diclofenac. Sie lindern jedoch nur die Symptome der Kalkschulter und sollten nicht länger als ein paar Tage eingenommen werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Kalkschulter: Was hilft noch?

Weitere Therapieoptionen sind

  • Injektionen mit Kortison
  • Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT): Durch Stoßwellen können die Kalkdepots zerstört werden.
  • Needling: Die Kalkherde werden mit einer Nadel aus den Sehnen gesaugt.

Bei einer von zehn betroffenen Personen tritt innerhalb von drei bis sechs Monaten durch die genannten Behandlungsformen keine Besserung ein. Dann ist eine operative Entfernung der Kalkdepots möglich.

Kalkschulter: Bewegung oder Ruhe?

Bei einer Kalkschulter ist sanfte Bewegung angezeigt, solange bei Patient*innen keine Schmerzen auftreten. Dies kann im Rahmen einer Physiotherapie erfolgen. Tritt eine akute Verschlechterung ein, etwa durch eine Schleimbeutelentzündung, sollte der betroffene Arm geschont oder ruhiggestellt werden.

Diagnose einer Kalkschulter

Zu Beginn der Diagnose stellt die*der Ärztin*Arzt Fragen zu den genauen Symptomen und möglichen Vorerkrankungen (Anamnese). Dann ergibt sich meist schon ein erster Verdacht. Um eine Kalkschulter jedoch sicher diagnostizieren zu können, schließen sich eine körperliche Untersuchung und eine Röntgenaufnahme an.

Unter Umständen können weitere bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT) veranlasst werden, um andere Erkrankungen auszuschließen. Zur Verlaufskontrolle kann auch ein Ultraschall (Sonographie) durchgeführt werden.

Kalkschulter: Verlauf und Prognose

In sieben von zehn Fällen heilt die Kalkschulter von selbst wieder aus. Nur eine von zehn betroffenen Personen leidet nach sechs Monaten noch unter so massiven Beschwerden, dass eine Operation angezeigt ist. 

Kalkschulter: Wie lange arbeitsunfähig?

Ob und wie lange Betroffene arbeitsunfähig sind, hängt vom individuellen Krankheitsverlauf sowie der beruflichen Tätigkeit ab. Wer einen Handwerksberuf ausübt, kann gegebenenfalls längere Zeit nicht arbeiten, während die Kalkschulter bei Bürotätigkeiten meist keine große Einschränkung darstellt.