Man sieht zwei Fische auf Gemüse angerichtet.
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Ciguatera-Fischvergiftung

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.01.2022 - 16:44 Uhr

Die Ciguatera-Fischvergiftung kann vor allem in der Karibik, im Indischen und im Pazifischen Ozean die Urlaubsfreuden jäh beenden. Sie entsteht durch den Verzehr verschiedener Fische, die normalerweise ungiftig sind, aber mit der Nahrung eine besondere giftige Substanz aufnehmen können, die sich in ihrem Gewebe ansammelt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Damit ist die Ciguatera-Fischvergiftung eine passive Fischvergiftung, da das ursächliche Gift passiv über den Fischverzehr in den Menschen gelangt. Solche Fischvergiftungen sind nicht selten: Zu den passiven Fischvergiftungen zählt neben der Ciguatera-Fischvergiftung beispielsweise auch die Vergiftung durch den Kugelfisch, dessen Muskelfleisch (Fugu) in Japan als Delikatesse gilt. Davon zu unterscheiden ist die aktive Fischvergiftung, bei der ein Fisch die Vergiftung aktiv herbeiführt, indem er das Gift – in der Regel über einen Stich (z.B. beim Stachelrochen) – in den menschlichen Körper befördert.

Die Ciguatera-Fischvergiftung gehört außerdem zu den spezifischen Fischvergiftungen, die durch ein besonderes Gift (Toxin) entstehen. Solche Gifte sind für etwa acht Prozent aller Fischvergiftungen verantwortlich, wobei die Ciguatera-Fischvergiftung die weltweit häufigste spezifische Fischvergiftung ist. Sie entsteht durch die Nervengifte Ciguatoxin und Maitotoxin.

Wie stark die von diesen Nervengiften ausgelösten Beschwerden sind, hängt vom Gewicht und Alter der Betroffenen sowie von der aufgenommenen Giftmenge ab. Das für die Ciguatera-Fischvergiftung typische Anzeichen ist ein umgekehrtes Wärme- und Kälteempfinden: Die Betroffenen empfinden den Kontakt mit kaltem Wasser oder kalter Luft als heiß. Vorher jedoch löst die Ciguatera-Fischvergiftung folgende Symptome aus:

Als zusätzliche Symptome kann die Ciguatera-Fischvergiftung im weiteren Verlauf zum Beispiel Schwindel, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelkrämpfe, Blutdruckabfall und Herzrasen hervorrufen. Während die Magen-Darm-Beschwerden meist innerhalb von ein bis zwei Tagen verschwinden, können die anderen Symptome der Ciguatera-Fischvergiftung teils über Monate anhalten.

Die Behandlung der Ciguatera-Fischvergiftung zielt vor allem darauf ab, die Vergiftungssymptome abzuschwächen. Ein wirksames Gegengift steht nicht zur Verfügung.

Da die verantwortlichen Gifte hitzestabil sind, ist ein völliger Verzicht auf Fischgerichte die einzige Möglichkeit, einer Ciguatera-Fischvergiftungen sicher vorzubeugen.

Spezifische Fischvergiftungen wie die Ciguatera-Fischvergiftung sind nicht zu verwechseln mit Fällen, in denen hierzulande nach einer Fischmahlzeit Symptome einer Lebensmittelvergiftung auftreten: Die in unseren Breitengraden häufigste Form der Lebensmittelvergiftung durch Fische geht darauf zurück, dass die Fische mit Viren und Bakterien überbesiedelt sind (z.B. durch unsachgemäße Lagerung oder unhygienische Verhältnisse beim Fischverkauf). Solche Fischvergiftungen verlaufen überwiegend harmlos – eventuelle Magen-Darm-Beschwerden heilen schnell und unkompliziert ab.

Definition

Der Begriff Ciguatera-Fischvergiftung bezeichnet per Definition eine Vergiftung durch den Verzehr von Fischen, welche die Nervengifte Ciguatoxin und Maitotoxin enthalten. Diese Gifte gelangen über die Nahrungskette in die Fische. Das bedeutet: Der verzehrte Fisch selbst ist nicht giftig, sondern erlangt seine giftige Wirkung erst dadurch, dass er die giftige Substanz mit der Nahrung aufnimmt.

Da die Ciguatera durch Fischverzehr entsteht, ist sie eine passive Fischvergiftung: Ein weiteres Beispiel für passiv giftige Fische, deren Verzehr zu Vergiftungserscheinungen führen kann, ist der Kugelfisch, dessen Muskelfleisch (Fugu) in Japan als Delikatesse gilt.
Davon zu unterscheiden ist die aktive Fischvergiftung, bei der das ursächliche Gift in der Regel über einen Stich des Fischs in den Körper gelangt (aktiv giftige Fische sind z.B. Steinfisch, Skorpionfisch, Stachelrochen).

Weil die Ciguatera-Fischvergiftung durch ein bestimmtes Gift (bzw. spezifisches Toxin) entsteht, ist sie zudem eine sogenannte spezifische Fischvergiftung. Damit unterscheidet sie sich von der in unseren Breitengraden häufigsten Form der Fischvergiftung, die nicht auf ein spezifisches Gift zurückgeht, sondern auf eine Überbesiedlung mit Viren und Bakterien (z.B. durch unsachgemäße Lagerung oder unhygienische Verhältnisse beim Fischverkauf).

Häufigkeit

Die Ciguatera-Fischvergiftung tritt mit größter Häufigkeit in der Karibik, im Indischen und im Pazifischen Ozean auf. Sie ist die weltweit häufigste spezifische Fischvergiftung. Insgesamt entstehen etwa acht Prozent aller Fischvergiftungen durch ein besonderes Gift (Toxin), wobei mehr als 50 verschiedene Toxine bekannt sind. Eine Besonderheit der Ciguatera ist, dass sie nach Wirbelstürmen oder Seebeben gehäuft auftreten kann.

Ursachen

Die Ciguatera-Fischvergiftung hat als Ursachen ganz bestimmte (bzw. spezifische) giftige Substanzen: die Nervengifte namens Ciguatoxin und Maitotoxin. Damit ist die Ciguatera-Fischvergiftung eine sogenannte spezifische Fischvergiftung.

Zur Ciguatera-Fischvergiftung kommt es durch eine passive Vergiftung: Anders als bei aktiven Vergiftungen, die ein giftiger Fisch selbst herbeiführt (wie z.B. der Stachelrochen über einen Stich), gelangen die für die Ciguatera-Fischvergiftung verantwortlichen Nervengifte durch den Verzehr von Fischen in den Menschen.

Achtung: Die Ciguatera-Fischvergiftung kann auch durch gekochte / gebratene Fische entstehen! Die ursächlichen Nervengifte sind fettlöslich (was ihre Aufnahme zusätzlich begünstigt) und hitzestabil – durch Braten oder Kochen der Fische kann man sie also nicht zerstören.

Der Fisch selbst, dessen Verzehr zur Ciguatera-Fischvergiftung führt, ist jedoch nicht giftig. Die Gründe für seine Giftigkeit sind am Anfang seiner Nahrungskette zu finden:

  • Bestimmte Kleinstlebewesen (sog. Dinoflagellaten der Art Gambierdiscus toxicus) bilden die für die Ciguatera-Fischvergiftung verantwortlichen Nervengifte. Sie leben auf verschiedenen Algen, die auf Korallenriffen vorkommen und mit bloßem Auge sichtbar sind.
  • Eine Reihe pflanzenfressender Fische, wie Doktor- oder Papageifische, fressen die Algen und nehmen dabei das Gift auf. Das Gift sammelt sich im Gewebe der Fische an, wobei den Fischen selbst die Vergiftung mit dem Nervengift nicht anzumerken ist.
  • Raubfische fressen die kleinen kontaminierten Fische und entwickeln, wenn sie auf dem Teller landen, toxische Wirkungen beim Menschen. Zu den Raubfischen, die eine Ciguatera-Fischvergiftung verursachen können, zählen z.B.:
    • Muränen
    • Snapper
    • Barrakudas
    • Makrelen
    • verschiedene Barsche

Die Ciguatera-Fischvergiftung tritt nur vereinzelt und örtlich begrenzt vor allem in der Karibik, im Indischen und im Pazifischen Ozean auf. Große Raubfische sind besonders stark kontaminiert. Wann die normalerweise ungiftigen Fische das Gift mit der Nahrung aufnehmen, ist dabei nicht vorherzusehen. Allerdings kann die Ciguatera-Fischvergiftung nach Wirbelstürmen oder Seebeben gehäuft auftreten.

Damit hat die Ciguatera-Fischvergiftung andere Ursachen als die in unseren Breitengraden häufigste Form der Lebensmittelvergiftung durch Fische: Wenn hierzulande der Verzehr eines Fischgerichts zu Krankheitszeichen (v.a. Magen-Darm-Beschwerden) führt, liegt das in der Regel an einer Überbesiedlung der Fische mit Viren oder Bakterien. (Diese Krankheitserreger können sich zum Beispiel durch unsachgemäße Lagerung oder mangelnde Hygiene beim Fischverkauf leicht vermehren.)

Inkubationszeit

Bei der Ciguatera-Fischvergiftung beträgt die sogenannte Inkubationszeit (d.h. die Zeit von der Aufnahme des Gifts bis zum Auftreten der ersten Vergiftungserscheinungen) etwa 1 bis 30 Stunden.

Symptome

Die Ciguatera-Fischvergiftung kann unterschiedlich starke Symptome auslösen: Welches Ausmaß die Beschwerden haben, hängt vom Gewicht und Alter der Betroffenen sowie von der Menge des aufgenommenen Gifts ab.

Außerdem kann unterschiedlich viel Zeit vergehen, bis sich die Ciguatera-Fischvergiftung durch Symptome bemerkbar macht: Nach der Fischmahlzeit kann es wenige Minuten bis 30 Stunden dauern, bevor Vergiftungserscheinungen auftreten. Erste Anzeichen der Ciguatera-Fischvergiftung sind meist:

Gleichzeitig oder danach verursacht die Ciguatera-Fischvergiftung sogenannte neurologische Symptome in Form von einem Prickeln und Brennen sowie einem Taubheitsgefühl im Mundbereich; im weiteren Verlauf fühlen sich auch die Hände, die Füße sowie das Gesicht taub an.

Kennzeichnend für die Ciguatera-Fischvergiftung ist jedoch ein ganz besonderes neurologisches Anzeichen: Das für die Vergiftung verantwortliche Nervengift führt dazu, dass das Wärme- und Kälteempfinden sich umkehrt – die Betroffenen empfinden also den Kontakt mit kaltem Wasser oder kalter Luft als heiß. Zudem entsteht ein allgemeines Schwächegefühl.

Weitere mögliche Symptome der Ciguatera-Fischvergiftung sind zum Beispiel:

Die anfänglichen Magen-Darm-Beschwerden verschwinden meist innerhalb von ein bis zwei Tagen nach Beginn der Ciguatera-Fischvergiftung wieder. Die anderen Symptome hingegen können mehrere Wochen bis Monate bestehen bleiben.

Diagnose

Bei der Ciguatera-Fischvergiftung gelingt eine erste Diagnose in der Regel anhand der Symptome sowie der Vorgeschichte: Wenn besonders in der Karibik, im Indischen und im Pazifischen Ozean innerhalb von 30 Stunden nach einer Fischmahlzeit Magen-Darm-Beschwerden sowie ein Prickeln und Taubheitsgefühl im Mund auftreten, sind dies möglicherweise Vergiftungserscheinungen. Daher sind beim Gespräch mit dem Arzt folgende Fragen zu klären:

  • In welcher Region haben Sie den Fisch gegessen?
  • Welche Teile des Fischs haben Sie verzehrt?
  • Wie viel Zeit ist vergangen, bis die ersten Anzeichen der Vergiftung auftraten?
  • Waren weitere Menschen betroffene?
  • Lagen vor dem Fischessen außergewöhnliche meteorologische Konstellationen vor?

Als sogenannte spezifische Fischvergiftung entsteht die Ciguatera-Fischvergiftung durch ganz bestimmte (bzw. spezifische) Gifte: die Nervengifte Ciguatoxin und Maitotoxin. Um bei Verdacht auf eine Ciguatera-Fischvergiftung die Diagnose zu sichern, kann der Arzt daher das ursächliche Gift nachweisen lassen. Dies ist allerdings nur mit sehr großem Aufwand in wenigen Speziallabors möglich.

Therapie

Bei der Ciguatera-Fischvergiftung zielt die Therapie darauf ab, die Symptome der Vergiftung zu mildern: Dazu erhalten Sie möglichst viel Flüssigkeit und Elektrolyte. Im frühen Stadium ist es zudem sinnvoll, den Magen auszupumpen.

Zwar ist die Ciguatera eine sogenannte spezifische Fischvergiftung, bei der genau bekannt ist, welche Gifte für die Vergiftungssymptome verantwortlich sind (nämlich die Nervengifte Ciguatoxin und Maitotoxin). Ein wirksames Gegengift gegen diese ursächlichen Gifte steht zur Therapie jedoch nicht zur Verfügung.

Neben der Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr benötigen Sie bei einer Ciguatera-Fischvergiftung den Zuckeralkohol Mannit, den Sie über eine Infusion verabreicht bekommen: Mannit fördert die Urinausscheidung, wodurch der Körper auch das Gift vermehrt ausscheidet.

Führt die Ciguatera-Fischvergiftung zu einer lebensbedrohlichen Situation, sind zur Therapie sogenannte Plasmaexpander als Infusionen ratsam: Diese Lösungen vergrößern das Plasmavolumen des Bluts und verbleiben über längere Zeit im Kreislauf.

Verlauf

Bei der Ciguatera-Fischvergiftung sind Verlauf und Prognose in den meisten Fällen günstig: Durch die Vergiftung entstehen keine Folgeschäden und die Überlebensrate beträgt etwa 99 Prozent. Allerdings können die mit der Ciguatera verbundenen Beschwerden teils mehrere Wochen bis Monate andauern.

Vorbeugen

Einer Ciguatera-Fischvergiftung können Sie nur auf eine Weise sicher vorbeugen: indem Sie in den betreffenden Ländern grundsätzlich keinen Fisch mehr essen.

Da die Fische, durch deren Verzehr die Ciguatera entsteht, selbst nicht giftig sind und Sie sie in der Regel völlig unbedenklich essen können, ist es anders praktisch unmöglich, sich vor dieser Fischvergiftung zu schützen: Sie können einem Fisch nicht ansehen, ob er das Gift über die Nahrung aufgenommen hat oder nicht.

Ein Schutz vor der Ciguatera-Fischvergiftung ist auch deswegen nicht möglich, da das ursächliche Nervengift hitzestabil ist und Sie es somit weder durch Kochen noch durch Braten oder Grillen des Fischs zerstören können. Wenn es in Ihrer Urlaubsgegend zu Fällen von Ciguatera-Fischvergiftung kommt, verzichten Sie also vorbeugend lieber auf den Verzehr von Fisch. Gleiches gilt bei bestimmten meteorologischen Bedingungen, da die Fische nach heftigen Stürmen und Unwettern das Gift mit besonders hoher Wahrscheinlichkeit enthalten.