Frau mit Brille reibt sich die Augen
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Coronavirus befällt das Auge: Schäden an Netzhaut beobachtet

Von: Alexandra Maul (News-Redakteurin)
Letzte Aktualisierung: 29.03.2022 - 09:44 Uhr

Das Coronavirus befällt nicht nur die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System, das „Multiorgan“-Virus kann auch den Augen erheblichen Schaden zufügen. Besonders leicht infizieren sich laut einer ersten Studie des Max-Planck-Instituts verschiedene Zellen der Netzhaut. 

Sehstörungen nach Corona-Infektion möglich

Forschende des Max-Planck-Instituts Münster untersuchten den Einfluss von Sars-CoV-2 auf das menschliche Auge. Als Forschungsgegenstand diente hierbei ein sogenanntes Organoidmodell der Netzhaut, welches auf reprogrammierten Stammzellen basiert. 

„Unser Retina-Organoidsystem bildet die anatomisch komplexe Struktur der menschlichen Netzhaut erstaunlich gut nach“, sagt Experte Yotam Menuchin-Lasowski.

Basis der Untersuchung waren Biopsien von mehreren Corona-Infizierten, welche an Covid-19 verstarben: Das Virus wurde ebenfalls in der Netzhaut der Betroffenen festgestellt. 

Betroffene klagen zudem über Augenprobleme während oder nach einer Corona-Infektion. Häufige Symptome sind: 

  • Bindehautentzündungen (Konjunktivitis)
  • trockene Augen
  • Gefühl von Fremdkörpern im Auge
  • Rötung
  • vermehrte Tränenbildung
  • Jucken
  • Schmerzen

Sars-CoV-2 auf Netzhautmodell nachgewiesen

Die Netzhautzellen wurden von den Forschenden in einem Sicherheitslabor mit dem Coronavirus inkubiert und anschließend zu festgelegten Zeitpunkten analysiert. Mittels PCR-Analyse konnten Coronaviren nachgewiesen werden, was darauf hindeutet, dass auch das Auge mit Sars-CoV-2 infiziert ist. Aufgrund der zunehmenden Viruslast besteht die Vermutung, dass sich die Coronaviren auf der Netzhaut des Sinnesorgans vermehren.

Eine mikroskopische Analyse zeigt zudem, welche Zelltypen des Auges besonders betroffen waren. Das Virus befand sich besonders auf der Körnerschicht, auf welcher die Photorezeptoren des Auges lokalisiert sind. Dies ist der Bereich, in welchem das eintreffende Licht in kleine Nervenimpulse umgewandelt wird.

Neben der Körnerschicht waren auch die retinalen Ganglienzellen betroffen, welche die Signale der Netzhaut über den Sehnerv in das Gehirn weitergeben. Sie befinden sich auf der innersten Schicht der Netzhaut.

Viele der durch Corona entstandenen Augenprobleme werden mit anderen Ursachen assoziiert, beispielsweise mit einem erhöhten Augendruck oder verengten Blutgefäßen im Auge.

„Unsere aktuelle Retina-Organoid Studie zeigt jedoch, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 direkte pathologische Folgen für die retinalen Ganglienzellen haben kann, auch wenn Sehbehinderungen bei Patienten mit COVID-19 nicht häufig vorkommen“, sagt Wissenschaftler Thomas Rauen.

Die Studie ist ein erstes wichtiges Indiz dafür, dass eine Corona-Infektion direkte Folgen für die Zellen im menschlichen Auge haben kann, die Konsequenzen für Betroffene wurden noch nicht ausreichende erforscht.