Ein Paar verwendet beim Geschlechtsverkehr ein Kondom.
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Chlamydien: Übertragung und Behandlung der Infektion

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 27.05.2024 - 15:00 Uhr

Eine Chlamydien-Infektion ist eine sexuell übertragbare Erkrankung, die durch Bakterien verursacht wird. In vielen Fällen treten nur leichte oder gar keine Beschwerden auf, weshalb die Infektion oft unerkannt bleibt. Welche Anzeichen können auf Chlamydien hindeuten, wie kann man sich schützen und wie läuft die Behandlung ab?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen zu Chlamydien

Häufig verlaufen Chlamydien-Infektionen symptomfrei. Kommt es zu Beschwerden, sind vor allem Ausfluss aus Scheide und Penis, Schmerzen beim Wasserlassen sowie bei Frauen Zwischenblutungen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr typisch. 

Inzwischen sind Chlamydien-Tests für zu Hause erhältlich, etwa online oder in Apotheken. Die Ergebnisse solcher Tests sind jedoch nicht immer verlässlich. In jedem Fall empfiehlt es sich, ärztlichen Rat einzuholen – auch, um sich bezüglich einer möglichen Behandlung beraten zu lassen. 

Ja. Zwar werden Chlamydien hauptsächlich sexuell übertragen, sie können jedoch auch über nicht gereinigtes Sexspielzeug oder gemeinsam genutzes Badewasser übertragen werden. Außerdem können die Bakterien während der Geburt von einer infizierten Mutter auf das Neugeborene übertragen werden.

Es ist grundsätzlich möglich, dass der Körper die Infektion selbst erfolgreich bekämpft, dies ist aber nur in schätzungsweise 20 Prozent der Infektionen der Fall. Die Erkrankung sollte unbedingt angemessen behandelt werden, da sie andernfalls ernsthafte Folgen haben kann.

Was sind Chlamydien?

Als Chlamydien bezeichnet man Bakterien aus der Familie der Chlamydiaceae. Zu ihr zählen mehrere Bakterienarten, die beim Menschen zu unterschiedlichen Erkrankungen führen können. Wer allerdings "Chlamydien hat", meint meist die Geschlechtskrankheit – also die Infektion der Harnwege und Geschlechtsorgane durch Chlamydia trachomatis Serotyp D-K.

Chlamydien-Infektionen zählen weltweit zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten.

Weitere Chlamydien, die zu Erkrankungen führen sind:

  • Chlamydia trachomatis Serotyp A-C: Trachom (chronische Augeninfektion)
  • Chlamydia trachomatis Serotyp L1-L3: Lymphogranuloma venereum (sexuell übertragbare Infektion, die vor allem das lymphatische Gewebe betrifft)
  • Chlamydia pneumoniae: Atemwegsinfekte (z. B. Lungenentzündung)
  • Chlamydia psittaci: Ornithose (sog. Papageienkrankheit)

Chlamydien-Infektion: Welche Symptome treten auf?

Oft verläuft eine Chlamydien-Infektion symptomfrei oder symptomarm. Treten Beschwerden auf, fallen diese bei Frauen und Männern häufig unterschiedlich aus.

Chlamydien: Symptome bei Frauen

Bei Frauen kann es nach etwa zwei bis sechs Wochen zunächst zu einer eitrigen Harnröhrenentzündung kommen. Diese kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen, zum Beispiel durch

Wenn sich die Bakterien auf Gebärmutterhals, Eileiter oder Eierstöcke ausbreiten, können sie dort Entzündungen hervorrufen. Das äußert sich bei Frauen unter anderem durch folgende Symptome:

Unbehandelt kann die Erkrankung in einigen Fällen zu Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaften sowie zu Frühgeburten oder Unfruchtbarkeit führen.

Chlamydien: Symptome beim Mann

Bei Männern, die sich mit Chlamydien anstecken, treten in der Regel etwas häufiger Beschwerden auf als bei Frauen. Auch beim Mann kann es nach rund zwei bis sechs Wochen zu einer eitrigen Harnröhrenentzündung kommen. In seltenen Fällen tritt eine Nebenhodenentzündung auf. 

Die Harnröhrenentzündung kann sich beim Mann durch verschiedene Symptome zeigen, wie zum Beispiel durch:

  • schleimig-eitrigen Ausfluss
  • ziehende Schmerzen beim Wasserlassen
  • Jucken und Brennen beim Wasserlassen
  • Fieber

Bleibt die Erkrankung unbehandelt und die Bakterien breiten sich aus, können folgende Beschwerden auftreten:

  • Schmerzen in den Hoden und/oder im Unterbauch
  • Samenleiter, Prostata und Nebenhoden können sich entzünden und möglicherweise zu Unfruchtbarkeit führen

Je nach sexuellen Gewohnheiten kann eine Chlamydien-Infektion (bei Frauen und Männern) auch zu einer Entzündung des Darms oder Rachens führen. Gelangen die Bakterien ins Auge (etwa über das Wasser bei einem gemeinsamen Bad mit sexuellen Aktivitäten), ist eine Bindehautentzündung möglich.

Chlamydien bei Neugeborenen

Liegt bei Schwangeren eine Chlamydien-Infektion vor, können die Bakterien bei der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden und bei diesem eine Bindehautentzündung, Lungenentzündung oder in seltenen Fällen eine Mittelohrentzündung hervorrufen.

Wie werden Chlamydien übertragen?

Chlamydien sind Bakterien, die sich ausschließlich in Körperzellen vermehren und auch hauptsächlich dort vorkommen. Sie können über die Schleimhäute in den Körper des Menschen eindringen. Im Falle des Serotyps D-K von Chlamydia trachomatis sind das die Schleimhäute

  • der Harnwege und Geschlechtsorgane,
  • des Rachens,
  • des Analbereichs,
  • der Augen oder
  • der Atemwege.

Eine Ansteckung mit Chlamydien ist grundsätzlich bei allen sexuellen Praktiken möglich, bei denen ein direkter Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten oder Schleimhäuten stattfindet.

Sexuelle Übertragung

Chlamydien können durch verschiedene Formen des Geschlechtsverkehrs übertragen werden:

  • vaginaler Geschlechtsverkehr
  • analer Geschlechtsverkehr
  • oraler Geschlechtsverkehr (eher selten)

Die gemeinsame Nutzung von Sexspielzeug, das nicht gründlich gereinigt oder mit einem neuen Kondom versehen wird, kann ebenfalls zur Übertragung führen.

Übertragung von Mutter zu Kind

Chlamydien können während der Geburt bei Durchtritt durch den Geburtskanal von einer infizierten Mutter auf ihr Baby übertragen werden. Das Risiko für eine Ansteckung liegt hier bei schätzungsweise 60 bis 70 Prozent. 

Wichtig: Chlamydien werden nicht durch alltäglichen Kontakt wie Küssen, Umarmen, gemeinsames Benutzen von Handtüchern, Toilettensitzen oder Besteck übertragen.

Inkubationszeit

Bis sich nach einer Infektion mit Chlamydien die ersten Symptome zeigen (Inkubationszeit), vergehen im Durchschnitt zwei bis sechs Wochen.

Wie wird eine Chlamydien-Infektion diagnostiziert

Wer vermutet, sich mit Chlamydien infiziert zu haben, sollte eine Praxis für Gynäkologie, Urologie oder Haut- und Geschlechtskrankheiten aufsuchen. Für die Diagnose erfolgt zunächst ein Gespräch (Anamnese), bei dem der*die Patient*in nach möglichen Beschwerden gefragt wird. 

Erhärtet sich der Verdacht, erfolgt in der Regel

  • bei der Frau ein Abstrich des Gebärmutterhalses, 
  • beim Mann ein Abstrich der Harnröhre.

Auch eine Urinprobe kann bei der Diagnose weiterhelfen.

Über den Abstrich oder aus der Urinprobe lässt sich mithilfe einer molekularbiologischen Methode (der Polymerase-Kettenreaktion, PCR) das Erbmaterial des Erregers nachweisen.

Untersuchung auf Chlamydien-Antikörper

Ob es einen Kontakt mit Chlamydien gab, lässt sich außerdem anhand entsprechender Antikörper im Blut erkennen. Ein positiver Befund zeigt allerdings nur, dass sich das Immunsystem mit diesem Erreger auseinandergesetzt hat, nicht jedoch, ob aktuell noch eine Infektion besteht. 

Bei einer akuten Infektion kann es zudem einige Wochen dauern, bis das Immunsystem anfängt, Antikörper gegen die Bakterien zu bilden. Ein negativer Test schließt also nicht zwangsläufig aus, dass eine Chlamydien-Infektion besteht.

Gut zu wissen: Verschiedene Gesundheitsämter bieten kostenlose Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten wie Chlamydien an. Diese können anonym ablaufen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen für sexuell aktive Frauen bis zum vollendeten 25. Lebensjahr zudem einmal jährlich einen Urintest auf Chlamydien in einer gynäkologischen Praxis. Für Schwangere ist ein Screening auf die verursachenden Bakterien Teil der Mutterschaftsvorsorge.

Meldepflicht

Infektionen mit Chlamydia trachomatis des Serotyps D-K sind in Deutschland nicht meldepflichtig. Mit Änderung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) vom 16.09.2022 sind lediglich Infektionen mit den Serotypen L1 bis L3 an das Robert Koch-Institut (RKI) zu melden.

Wie wird eine Chlamydien-Infektion behandelt?

Eine Chlamydien-Infektion lässt sich mit Antibiotika behandeln. Bei der Therapie setzt man vor allem auf Wirkstoffe aus der Gruppe der 

Schwangere und Kinder dürfen keine Tetracycline erhalten. Hier ist alternativ zum Beispiel eine Therapie mit dem Wirkstoff Erythromycin möglich.

Die Behandlungsdauer beträgt in der Regel eine Woche. Es ist wichtig, die Einnahme bis zum Ende fortzusetzen, auch wenn die Symptome früher nachlassen. Nur so kann die Infektion vollständig abgewehrt werden. 

Nach Abschluss der Behandlung ist es ratsam, sich erneut auf den Erreger testen zu lassen, um sicherzustellen, dass die Infektion vollständig geheilt wurde. Zudem sollte sich auch der*die Partner*in untersuchen sowie gegebenenfalls behandeln lassen. So lässt sich einer erneuten gegenseitigen Ansteckung vorbeugen. Idealerweise sollten alle Sexualpartner*innen der vergangenen sechs Monate informiert werden. 

Video: 6 Fakten über Antibiotika

Chlamydien-Infektion: Verlauf

Eine Chlamydien-Infektion verursacht in den meisten Fällen nur leichte Beschwerden oder bleibt sogar unbemerkt. Daher ist es sinnvoll, auch schwache Symptome ärztlich abklären zu lassen. Wird die Krankheit frühzeitig diagnostiziert und behandelt, heilt sie in den meisten Fällen komplikationslos ab. 

Ohne Behandlung besteht bei Frauen das Risiko, dass der Erreger von den Harnwegen weiter auf die Geschlechtsorgane übergreift. Mögliche Folgen sind chronische Unterbauchschmerzen und ein erhöhtes Risiko für eine Eileiter- und Bauchhöhlenschwangerschaft sowie für Frühgeburten und Unfruchtbarkeit.

Auch bei Männern kann eine Chlamydien-Infektion unbehandelt zu Unfruchtbarkeit führen.

Reaktive Arthritis durch Chlamydien-Infektion

Betroffene, die eine Chlamydien-Infektion hatten oder haben, erkranken manchmal einige Wochen später an einer Gelenkentzündung (reaktive Arthritis). Vor allem junge Männer sind davon betroffen.

Im Verlauf einer reaktiven Arthritis können außerdem weitere entzündliche Reaktionen in anderen Körperbereichen auftreten, wie zum Beispiel den Augen. Treten neben den Gelenkentzündungen zusätzlich eine Bindehautentzündung und eine Harnröhrenentzündung auf, sprechen Fachleute vom sogenannten Reiter-Syndrom.

Wie lässt sich einer Chlamydien-Infektion vorbeugen?

Chlamydien werden durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, sollten beim Sex grundsätzlich Kondome verwendet werden (auch bei Anal- oder Oralverkehr). Kondome bieten zwar keinen 100-prozentigen Schutz vor dem Erreger, reduzieren das Risiko aber deutlich. 

Wurden bei einer Person Chlamydien diagnostiziert, sollte aufgrund des hohen Ansteckungsrisikos auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden, bis die Therapie abgeschlossen ist.