Das Bild zeigt eine junge Frau im Bad, die unter Bauchschmerzen leidet.
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Bauchwandbruch: Was ist das und wie entsteht er?

Von: Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 17.12.2021

Ein Bauchwandbruch hört sich erstmal ziemlich schlimm an – und in der Tat: Ganz ungefährlich ist eine sogenannte Hernie nicht. Im schlimmsten Fall kann es sogar passieren, dass durch den Bauchwandbruch Teile des Darms aus dem Bauch „herausrutschen“ und von der Blutzufuhr abgeklemmt werden. Dann ist eine sofortige Operation notwendig.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Bauchwandbruch: Was ist das und wie entsteht er?

Ein Bauchwandbruch entsteht, wenn die Bauchwand dem Druck aus dem Bauchinneren nicht mehr standhalten kann. Dann bildet sich in der normalerweise festen und stabilen Bauchwand eine kleine „Lücke“, wodurch neben Bauchfell oder Bauchfett auch Teile vom Darm oder vom Magen nach außen hervortreten können.

Rein theoretisch kann dies an jeder Stelle des Bauches auftreten: Da ein Bauchwandbruch aber immer da entsteht, wo die Bauchwand am schwächsten ist, kommen Hernien vor allem

vor.

Bauchwandbrüche verursachen nicht unbedingt Beschwerden. Manchmal entdecken die Betroffenen die Hernie eher zufällig, wenn sie am Bauch oder in der Leistengegend auf einmal eine kleine Vorwölbung ertasten oder sehen. Ob ein Bauchwandbruch Beschwerden verursacht oder nicht, hängt davon ab, wo der Bruch entsteht und wie groß er ist.

Wie kommt es zu einem Bauchwandbruch?

Ein Bauchwandbruch kann entweder angeboren oder im Laufe des Lebens erworben sein. Hier gibt es einige Faktoren, die eine Hernie begünstigen – zum Beispiel

  • ein schwaches Bindegewebe,
  • schwache Bauchmuskeln,
  • chronischer Husten
  • oder häufiges Heben schwerer Gegenstände.

Was sind die Symptome?

Die Symptome eines Bauchwandbruchs sind sehr unterschiedlich: So kann es zum Beispiel vorkommen, dass eine leichte Vorwölbung am Bauch, die man problemlos wieder „zurückdrücken“ kann, das einzige erkennbare Merkmal ist.

Hernien können aber genauso gut auch

  • Schmerzen,
  • Brennen,
  • Druckgefühle
  • und ein Ziehen

verursachen – vor allem bei Belastung.

Beispiel Leistenbruch: Bei einem Leistenbruch "bricht" die vordere Bauchwand in der Leistengegend. Durch diese Stelle wölben sich dann Bauchorgane – wie zum Beispiel Teile des Darms – im Bereich der Leiste vor (sog. Bruchinhalt). Diese Bauchorgane sind immer noch im Bauchfell eingeschlossen, sodass sie sich sackartig durch die Lücke in der Bauchwand ausstülpen (sog. Bruchsack).

Dadurch entsteht eine Schwellung in der Leistengegend. Auf der betroffenen Seite kommt es eventuell zu leichten Leistenschmerzen, die sich bei Druck, beim Heben schwerer Lasten und beim Stuhlgang verstärken.

Fakten über Leistenbruch
  • Haben Sie eine Schwellung im Leistenbereich? Dann könnte ein Leistenbruch (Leistenhernie) die Ursache sein. Doch was genau ist eigentlich ein Leistenbruch?
  • Bei einem Leistenbruch handelt es sich um einen sogenannten Eingeweidebruch (Hernie).
  • Dabei "bricht" die vordere Bauchwand an einer Schwachstelle in der Leistengegend.
  • Durch diese Stelle – die sog. Bruchpforte – wölben sich Bauchorgane wie zum Beispiel Teile des Darms im Bereich der Leiste vor.
  • Die Eingeweide sind dabei immer noch im Bauchfell eingeschlossen, das sich durch die Lücke in der Bauchwand sackartig ausstülpt.
  • Ein Leistenbruch ist der häufigste Eingeweidebruch überhaupt. Drei von vier Hernien treten in der Leistengegend auf!
  • Der Grund: Die Bauchwand weist im Bereich des Leistenkanals natürliche Schwachstellen auf.
  • Bei starkem Druck – wie er zum Beispiel beim Heben, Tragen oder während einer Schwangerschaft entsteht – kann sich dort leicht eine Lücke bilden, durch welche sich die Eingeweide in den Leistenkanal wölben.
  • 90 Prozent der Leistenhernien betreffen Männer.
  • Neben der typischen Schwellung in der Leistenregion kann sich ein Leistenbruch durch weitere Beschwerden bemerkbar machen, …
  • … so z.B. durch ziehende Schmerzen im betroffenen Bereich der Leiste.
  • Beim Mann können die Schmerzen bis in die Hoden ausstrahlen, …
  • … bei der Frau bis in die Schamlippen.
  • Meist verstärken sich die Beschwerden, wenn der Druck im Bauchraum erhöht wird, etwa durch Niesen, Husten oder starkes Pressen.
  • Oft verursacht ein Leistenbruch aber auch keine Beschwerden und bleibt lange Zeit unentdeckt.
  • Ein Leistenbruch kann angeboren sein – die Bauchwand hat sich dabei während der Entwicklung des Fötus nicht vollständig geschlossen.
  • Aber auch im Laufe des Lebens kann eine Schwäche in der Bauchwand entstehen, die einen Leistenbruch zur Folge hat (sog. erworbene Leistenhernie).
  • Ein erworbener Leistenbruch entsteht meist erst in höherem Alter.
  • Als Ursachen kommen unterschiedliche Faktoren infrage, die die Bauchwand schwächen, so z.B. Operationen, …
  • … eine Bindegewebsschwäche oder eine anatomisch bedingte Schwäche. Bei einem hohen Druck auf den Bauchraum kann sich dann leicht ein Leistenbruch bilden.
  • Der Druck auf den Bauchraum kann durch verschiedene Faktoren erhöht sein. Hierzu zählen Husten, …
  • Erbrechen, …
  • … das Heben schwerer Lasten, …
  • Verstopfung, …
  • … eine Schwangerschaft, …
  • Übergewicht
  • … und in seltenen Fällen Tumoren im Enddarm.
  • Der Arzt kann die Diagnose meist schon anhand der typischen Beschwerden stellen.
  • Außerdem ist die Bruchstelle im Bereich der Leiste in den meisten Fällen gut zu sehen bzw. tastbar, sobald die Betroffenen husten oder pressen.
  • Nur manchmal ist eine Ultraschalluntersuchung nötig, um zum Beispiel kleinere Leistenhernien zu diagnostizieren.
  • Auch bei Menschen mit straffer Bauchdecke oder mit starkem Übergewicht ist ein Leistenbruch oft nur mithilfe von Ultraschall zu erkennen.
  • Was tun, wenn es sich tatsächlich um einen Leistenbruch handelt?
  • Die einzige wirksame Behandlung besteht in einer Operation – die Erfolgsquote der Behandlung liegt bei über 95 Prozent!
  • Welche Operationsmethode im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab (z.B. Alter der Betroffenen, Größe der Bruchpforte).
  • Die allermeisten operierten Leistenbrüche heilen problemlos aus.
  • Komplikationen kommen nur selten vor – etwa, wenn die herausgetretenen Eingeweide eingeklemmt sind. Dies führt zu massiven Schmerzen, häufig verbunden mit Übelkeit und Erbrechen.
  • Sind Eingeweide eingeklemmt, ist eine sofortige Operation nötig.
  • Vorbeugen können Sie nur bis zu einem gewissen Grad, indem Sie Übergewicht vermeiden
  • … und Ihre Bauchmuskeln trainieren.
  • Zudem ist es empfehlenswert, dass Sie auf das Heben schwerer Lasten verzichten.
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Muss ein Bauchwandbruch immer operiert werden?

Nicht unbedingt. Wenn der Bauchwandbruch keinerlei Beschwerden verursacht und das Risiko für Komplikationen gering ist oder wenn der Betroffene sehr alt ist, kann auf eine Operation verzichtet werden.

Fest steht allerdings: Eine Operation ist die einzige Möglichkeit, um einen Bauchwandbruch zu beseitigen. Hierbei entfernt der Arzt zunächst den Bruchsack oder schiebt ihn zurück in die Bauchhöhle. Anschließend stärkt er die betroffene Stelle mit einem feinen Kunststoffnetz und verschließt die Lücke mit einer Naht.

Säuglinge mit einem Nabelbruch müssen nicht zwangsläufig operiert werden. Bei ihnen heilt der Bauchwandbruch häufig im ersten Lebensjahr von selbst.