Pubertät: Was passiert bei Mädchen und Jungen?
Die Gefühle spielen verrückt, der Körper beginnt, sich zu verändern und plötzlich ist es peinlich, mit den Eltern gesehen zu werden. Jeder Teenager findet sich irgendwann in dieser Phase wieder: Die Pubertät hält Einzug – und mit ihr viele körperliche, soziale und psychische Veränderungen.
Was ist die Pubertät?
Irgendwann ist es soweit: Aus Kindern werden Erwachsene. Diese körperliche und seelische Entwicklungsphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter dauert drei bis vier Jahre an und wird als Pubertät bezeichnet.
Bei Mädchen tritt die Pubertät etwa zwischen dem 8. und 14. Lebensjahr ein, bei Jungen zwischen dem 10. und 16. Lebensjahr.
Der Begriff Pubertät stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Geschlechtsreife (pubertas = Geschlechtsreife). In dieser Zeit bildet sich bei jungen Menschen die Fortpflanzungsfähigkeit aus. Die Pubertät beginnt damit, dass sich die sekundären Geschlechtsmerkmale entwickeln, also Geschlechtsmerkmale, die nicht von Geburt an vorhanden sind.
Durch die vermehrte Produktion von Geschlechtshormonen wächst bei Mädchen in der Pubertät die Brust, bei Jungen wird der Penis größer und bei beiden Geschlechtern sprießen die ersten Schamhaare um die äußeren Geschlechtsorgane. Bei der Frau sind das Schamhügel, große und kleine Schamlippen und Kitzler (Klitoris). Beim Mann gehören Penis und Hodensack zu den äußeren Geschlechtsorganen.
Aber auch die inneren Geschlechtsorgane wie die Gebärmutter bei Mädchen und die Prostata bei Jungen verändern sich. Jungen erleben in der Pubertät ihren ersten Samenerguss und bei Mädchen setzt die erste Monatsblutung (Menstruation) ein.
In der Pubertät nimmt auch der Körper andere Formen an. Durch Wachstumsschübe wirkt er oft ungelenk und unproportional. Darüber hinaus kann durch die vermehrte Hormonausschüttung die Hautfettproduktion aus dem Gleichgewicht geraten – Pickel oder schnell fettende Haare machen jungen Menschen oft das Leben schwer. Die körperlichen Veränderungen sind für die Jugendlichen fremd und können zu Verunsicherungen führen. Auch Stimmungsschwankungen stehen in dieser Phase des Erwachsenwerdens häufig an der Tagesordnung.
Die Pubertät umfasst nicht nur körperliche Veränderungen. Auch sozial und emotional entwickeln sich Jungen und Mädchen zu Erwachsenen. Sie lösen sich zunehmend von der Familie und orientieren sich stärker an Gleichaltrigen. Unter den Gleichaltrigen nehmen sie soziale Rollen ein und versuchen sich zu behaupten. Bei Jungen erfolgt dies oft über Machtkämpfe und Mutproben, bei Mädchen spielen Mode und Kosmetik eine große Rolle. Gleichzeitig erwacht ihr sexuelles Interesse – sie machen erste Erfahrungen mit Selbstbefriedigung (Masturbation) und Sexualkontakten bis hin zum ersten Geschlechtsverkehr.
Verschiedene Phasen der Pubertät
Der Entwicklungsabschnitt Pubertät lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen. Man spricht von der Vorpubertät, die in der Regel gegen Ende der Grundschulzeit beginnt, der Hochphase der Pubertät, in der die körperlich-sexuelle und seelische Entwicklung in vollem Gange ist, und von der spätpubertären Phase, die etwa ab dem 16. Lebensjahr eintritt.
Ein wichtiges Thema während aller Phasen der Pubertät ist die Sexualität. Sexualität umfasst nicht nur den sexuellen Geschlechtsakt. Menschen sind von Geburt an sexuelle Wesen und beginnen schon lange vor der eigentlichen Pubertät, sich für Sexualität zu interessieren. Bereits im Vorschulalter fangen Kinder an, gezielt ihre äußeren Geschlechtsorgane zu berühren. Darin spiegelt sich der Wunsch nach sexuellen Erlebnissen wider. Auch ein erstes Interesse für das andere Geschlecht besteht bereits im Grundschulalter.
Etwa ab dem neunten Lebensjahr bei Mädchen und um das elfte Lebensjahr herum bei Jungen führen hormonelle Veränderungen dazu, dass sie geschlechtsreif werden und sich die äußeren und inneren Geschlechtsorgane verändern. Es kommt zum ersten Verliebtsein und erotischen Fantasien. Sexuelle Impulse werden stärker und Selbstbefriedigung (Masturbation) wird ein Thema.
Vorpubertät
Die Pubertät setzt nicht von jetzt auf gleich ein – das gibt Eltern und Kindern Zeit, sich auf diese aufregende Phase mit vielen Veränderungen einzustellen. Bei den meisten Kindern machen sich pubertäre Anzeichen zum ersten Mal gegen Ende der Grundschulzeit bemerkbar; ungefähr zu diesem Zeitpunkt setzt die Vorpubertät ein.
Mädchen und Jungen fangen an, die von den Eltern aufgestellten Regeln anzuzweifeln und wollen vermehrt eigene Entscheidungen treffen. Sie streben nach Unabhängigkeit und lehnen es ab, sich in ihren Augen wie ein "Kleinkind" behandeln zu lassen. Gleichzeitig brauchen Kinder ihre Eltern in dieser Phase zunehmend als Diskussionspartner und Ansprechpartner für Wissensfragen.
Kinder verschwinden jetzt immer häufiger in ihrem Zimmer und wollen von den Eltern nicht gestört werden. Die eigene Sexualität wird vor anderen und auch vor den Eltern versteckt. Dieses "Sich-zurückziehen" ist ein erstes Zeichen dafür, dass Kinder eigenständig werden. In anderen Momenten wieder haben sie aber nach wie vor das Bedürfnis nach Nähe und familiärer Geborgenheit und wollen immer noch "Kind sein". Für die Eltern eine gute Gelegenheit, die enge Eltern-Kind-Beziehung aufrecht zu erhalten. Diese vorpubertäre Phase dauert in der Regel ein bis zwei Jahre.
Jungen sprudeln in der Vorpubertät häufig über vor Energie und Kraft; sie sind ständig in Bewegung und messen ihre Kräfte mit Altersgenossen in Rangeleien und beim Sport. Stundenlanges Stillsitzen in der Schule ist für viele Jungen in diesem Alter nahezu unmöglich.
Auch für Mädchen ist die Vorpubertät eine aufregende Phase mit einem stärkeren Bewegungs- und Rededrang und körperlicher Unruhe. Mädchen sind in diesem Alter oft albern, kichern und tuscheln gerne.
Vor der ersten Menstruation kommt es häufiger zu Stimmungsschwankungen. Viele Mädchen werden launisch – mal sind sie gesellig, mal bevorzugen sie das Alleinsein. Oft verbringen sie Stunden mit ihren Freundinnen und plaudern. Thema sind häufig Schwärmereien, die bei Mädchen in dieser Phase oft vorkommen. Hierbei kann die Aufmerksamkeit auf einen Jungen oder aber auch zum Beispiel auf einen Popstar gerichtet sein.
Die Übergangsphase zwischen Kind- und Erwachsensein spiegelt sich besonders gut in vielen Kinderzimmern wider: Häufig sind hier Kuscheltiere neben Postern von Stars beheimatet.
Die Hochphase
Etwa zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr befinden sich die meisten Jugendlichen in der Hochphase der Pubertät. In dieser Zeit läuft die körperlich-seelische und sexuelle Entwicklung auf Hochtouren. Wenn Mädchen und Jungen geschlechtsreif werden, finden sie vieles peinlich, besonders was die Veränderungen am eigenen Körper betrifft. Sie vermeiden es, sich vor den Eltern und Geschwistern nackt zu zeigen. Nicht selten sieht man in diesem Alter verschämte Blicke schweifen, die den Entwicklungsstand des eigenen Körpers mit dem von anderen Jugendlichen vergleichen.
Gefühlsausbrüche wie lautes Kichern oder laute Gespräche in der Öffentlichkeit zeigen, dass auch die seelische Entwicklung in vollem Gang ist: Teenager suchen ihren Platz in der Gesellschaft und versuchen, sich untereinander zu behaupten. Gleichaltrige werden als Bezugspersonen immer wichtiger. Bei ihnen suchen die Jugendlichen Verständnis und teilen gemeinsame Erlebnisse.
In der Pubertät wird auch das andere Geschlecht zunehmend ein Thema. Viele Jugendliche lernen jetzt das erste Verliebtsein kennen. Sie entdecken das Küssen und den Austausch von Zärtlichkeit, viele haben zum ersten Mal Geschlechtsverkehr. Nun ist es für die Eltern an der Zeit, das Thema Verhütung anzusprechen.
Auch andere Fragen, die das abendliche Wegbleiben und den Übernachtungsbesuch des ersten Freundes / der ersten Freundin betreffen, werden diskutiert – und führen oft zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Eltern und Jugendlichen. Auch die Höhe des Taschengeldes und die Leistungen in der Schule können sich in dieser Zeit zum Streitpunkt entwickeln.
Viele Eltern beklagen eine zunehmende Verschlossenheit ihrer Kinder während der Pubertät. Pubertierende wollen andersherum nicht, dass sich die Eltern in alles einmischen – oft fühlen sie sich von den Eltern nicht verstanden und besprechen ihre Probleme lieber mit den Freunden.
Spätpubertäre Phase
Von der spätpubertären Phase spricht man etwa ab dem 16. Lebensjahr. Wenn dieses Alter erreicht ist, haben sich die Wogen meist etwas geglättet. Die Jugendlichen haben sich an die Veränderungsprozesse der Pubertät gewöhnt und kommen besser mit ihrem fortschreitenden Erwachsenendasein zurecht – und auch die Eltern haben sich zu diesem Zeitpunkt in der Regel in ihre neue Rolle eingefunden. Sie haben akzeptiert, dass ihre Kinder eigenständig werden und Sexualität erleben.
Dennoch kann es auch in dieser Phase noch zu Diskussionen kommen. Jugendliche vertreten jedoch zunehmend ihre eigene Meinung und lassen sich von den Eltern immer weniger beeinflussen. Jetzt ist es an der Zeit, dass Kinder und Eltern verstehen, sich voneinander zu lösen und sich gegenseitige Freiheit zuzugestehen. Das muss im Umkehrschluss jedoch nicht bedeuten, dass sie den Kontakt zueinander verlieren müssen.
Die körperliche Entwicklung
Mit der Pubertät stellen sich viele Veränderungen ein. Dazu gehört vor allem auch der Prozess der körperlichen Entwicklung: Jungen und Mädchen werden geschlechtsreif. Die körperliche Entwicklung von Gleichaltrigen in der Pubertät läuft nicht immer zeitgleich ab: Bei manchen setzt der Prozess früher ein, bei anderen später. Der Unterschied kann bis zu sechs Jahre variieren.
Heranwachsende, bei denen sich die körperliche Entwicklung sehr früh einstellt, haben es besonders schwer, sich an ihre neue Rolle als Erwachsener zu gewöhnen: Sie fühlen sich noch wie Kinder, körperlich entwickeln sie sich aber schon zu Erwachsenen. In diesem Fall können Eltern ihre Kinder besonders unterstützen, wenn sie bei ihrem Kind sowohl das Kindliche als auch die Geschlechtsreife berücksichtigen.
Körperliche Entwicklung: Vom Mädchen zur Frau
Die körperliche Entwicklung bei Mädchen beginnt in der Regel ein bis zwei Jahre früher als bei Jungen. Der genaue Zeitpunkt, wann die Pubertät einsetzt, ist jedoch von Mädchen zu Mädchen unterschiedlich.
Die Entwicklung vom Mädchen zur geschlechtsreifen Frau wird von Hormonen gesteuert, die in Zentren im Gehirn (Hypothalamus und Hirnanhangsdrüse) gebildet werden. Diese Hormone regen bei Mädchen im Alter von etwa neun bis zehn Jahren die Eibläschen in den Eierstöcken (Follikel) dazu an, weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) zu bilden. Die Ausschüttung von Östrogenen bewirkt, dass die Geschlechtsorgane wachsen und reifen.
Zu Beginn der Pubertät entwickelt sich bei jungen Mädchen oft als erstes die Brust (sog. Thelarche). Das passiert etwa im Alter zwischen neun und zwölf Jahren. Die Brustknospen heben sich ab und der Warzenhof wird dunkler. Der Wachstumsprozess macht sich oft durch ein schmerzendes Ziehen oder Kribbeln bemerkbar. Es kommt vor, dass die Brüste sich nicht immer genau identisch entwickeln, sodass eine Brust größer ist als die andere. Dieser Unterschied gleicht sich in der Regel später wieder aus.
Die vermehrte Produktion von weiblichen Geschlechtshormonen sorgt außerdem dafür, dass die ersten Schamhaare im Bereich des Schamhügels und den sich dunkler färbenden Schamlippen wachsen.
Etwa ein bis zwei Jahre, nachdem der pubertäre Entwicklungsprozess begonnen hat, nimmt der Körper weibliche Formen an: Das Becken wird breiter und rundlich. Die Schultern bleiben dahingegen schmal. Erst jetzt beginnen auch die Achselhaare zu wachsen. Insgesamt kommt es zu einem deutlichen Körperwachstum (Wachstumsschub). Hierfür ist das Wachstumshormon verantwortlich, das vermehrt von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet wird. Durch die Hormonveränderungen kann es außerdem zu Pickeln und schnell fettenden Haaren kommen.
Die Pubertät bringt nicht nur sichtbare Veränderungen mit sich. Auch die Geschlechtsorgane im Inneren des Körpers entwickeln sich: Die Scheide (Vagina) wächst und die Form der Gebärmutter (Uterus) verändert sich.
Die erste Regelblutung (sog. Menarche) ist der letzte Schritt zum Erwachsenwerden im Rahmen der körperlichen Entwicklung. Meistens sind junge Mädchen 11 bis 14 Jahre alt, wenn sie zum ersten Mal ihre Regelblutung (Menstruation) bekommen. Von nun an reifen jeden Monat mehrere Eibläschen heran.
Als Vorbote für die erste Menstruation kann ein halbes bis ganzes Jahr im Voraus ein glasig-weißlicher Scheidenausfluss (sog. Weißfluss) auftreten. Das Menstruationsblut entsteht, wenn sich 14 Tage nach dem Eisprung die obersten Schichten der Gebärmutterschleimhaut ablösen, vorausgesetzt, dass sich kein Ei eingenistet hat, das heißt, dass keine Schwangerschaft eingetreten ist. Danach beginnt erneut die Vorbereitung auf eine mögliche Einnistung.
Die Menstruation kann mit Schmerzen, Unwohlsein oder Stimmungsschwankungen einhergehen. Generell ist die monatliche Blutung ein natürlicher Vorgang, der signalisiert, dass sich der Körper einer Frau auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet. Zyklusschwankungen sind übrigens bei jungen Mädchen ganz normal. Mit dem 17. Lebensjahr ist die körperliche Entwicklung bei den meisten Mädchen abgeschlossen.
Körperliche Entwicklung: Vom Jungen zum Mann
Die körperliche Entwicklung bei Jungen setzt in der Regel etwas später ein als bei Mädchen. Zu Beginn der körperlichen Entwicklung bei Jungen (etwa zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr) wächst zunächst der Hoden und der Hodensack färbt sich dunkler.
Die ersten Schamhaare zeigen sich rund um den Penisansatz. Der Penis wird länger und dicker. Nach außen unsichtbar entwickeln sich die Geschlechtsdrüsen: Die Prostata und die Bläschendrüse (Samenbläschen) beginnen zu reifen. Die Prostata ist eine kastaniengroße Drüse mit glatter Oberfläche, die sich unter der Harnblase befindet und den Anfangsteil der Harnröhre umgibt. Oberhalb der Prostata sind die beiden Samenbläschen zu finden. In Prostata und Bläschendrüse wird ein großer Anteil des Sperma-Sekrets gebildet.
Neben der Entwicklung der Geschlechtsorgane setzt beim Jungen in der Pubertät außerdem der Bartwuchs ein, die Körperbehaarung verstärkt sich und die Stimme wird tiefer.
Zwischen dem 11. und 16. Lebensjahr kommt es bei Jungen zum ersten Samenerguss (sog. Ejakularche). Viele erleben ihn unbeabsichtigt als sogenannten "feuchten Traum" (Pollution) im Schlaf. Andere provozieren den ersten Samenerguss bewusst bei der Selbstbefriedigung (Masturbation).
Auch der Körperbau von Jungen verändert sich während der Pubertät: Das Hormon Testosteron bewirkt sprunghafte Wachstumsschübe. Oft wachsen zunächst Hände und Füße, Arme und Beine folgen. Die Schultern werden breiter und die Muskelmasse nimmt zu. Das Becken bleibt hingegen schmal. Durch diese Wachstumsschübe wirken Jungen in diesem Alter oft unproportioniert. Die Wachstumsphase hält ungefähr drei bis vier Jahre an.
In der Pubertät führt die vermehrte Talgproduktion häufig zu schnell fettenden Haaren. Auch Pickel sind in diesem Alter ein unangenehmer Begleiter.
Bei Jungen wächst der Kehlkopf in der Pubertät stärker als bei Mädchen. Dadurch kommt es zum sogenannten Stimmbruch. Die Stimmbänder dehnen sich aus und werden länger und dicker, sodass sich die Frequenz ändert: Die Stimme klingt nun tiefer. Hin und wieder fällt die Stimme in der Wachstumsphase jedoch in die Kinderstimmlage zurück. Das führt dazu, dass die Stimme zeitweise einen quietschenden Klang annimmt.
Bei vielen Jugendlichen kündigt ein zarter weicher Flaum oberhalb der Oberlippe den Bartwuchs an. Der richtige Bartwuchs stellt sich allerdings oft erst gegen Ende der Pubertät ein. Auch die sich verändernden Schweiß- und Duftdrüsen machen sich während der Pubertät bemerkbar: Viele männliche Teenager entwickeln in der Pubertät einen markanten Geruch, der sich mit zunehmendem Alter jedoch noch ändert.
Die körperliche Entwicklung bei Jungen ist in der Regel um das 19. Lebensjahr herum beendet.
Die seelische Entwicklung: Vom Kind zum Erwachsenen
Die Pubertät ist nicht nur vom körperlichen Reifungsprozess gekennzeichnet – sie umfasst auch die seelische Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen. Mädchen und Jungen beginnen, sich von den Eltern zu lösen und sich ihre eigene Meinung zu bilden. Sie machen sich auf die Suche nach ihrer eigenen Identität und beginnen mehr und mehr, die Welt der Erwachsenen kritisch zu hinterfragen.
Der Ablösungsprozess vom Elternhaus führt häufig zu Auseinandersetzungen mit der Familie. Schrille Modetrends, der neue Freund oder abendliches Ausgehen entfachen hitzige Diskussionen zwischen Eltern und Jugendlichen. Oft kommen Teenager in diesem Alter zum ersten Mal mit Drogen in Berührung. Jungen und Mädchen in der Pubertät orientieren sich nun zunehmend an Gleichaltrigen – sie suchen Freundschaften zu anderen Pubertierenden beiderlei Geschlechts und Verständnis von Gleichgesinnten.
Einerseits ist die Pubertät die Phase, in der sich Kinder von ihren Eltern lösen. Andererseits brauchen Jugendliche dennoch Halt und Unterstützung von den Eltern. Sie wollen sich zwar ihre Meinung bilden, brauchen aber trotzdem Vorbilder und Standpunkte, an denen sie sich orientieren können.
Auch wenn es schwer fällt, sollten Eltern ihre Kinder in dieser Zeit nicht zu sehr einengen und versuchen, sie loszulassen. Wenn Kinder Unterstützung und Rat bei den Eltern suchen, ist es dennoch wichtig, dass sie ihnen zur Seite stehen. Ein Spagat zwischen Loslassen und für die Kinder da sein, der für beide Seiten nicht immer leicht zu bewältigen ist.
Am Anfang der Pubertät beginnen Jugendliche außerdem, sich selbst stärker wahrzunehmen. Das äußere Erscheinungsbild wird immer wichtiger. Vielen fällt es schwer, die körperlichen Veränderungen zu akzeptieren. Sie sind den Jugendlichen fremd und führen zu Verunsicherungen.
Durch den starken Wachstumsschub wirkt der jugendliche Körper oft unproportional und ungelenk. Häufig mangelt es den jungen Menschen an Selbstbewusstsein. Hinzu können – ausgelöst durch Hormonveränderungen – Akne, schnell fettende Haare oder ein veränderter Körpergeruch kommen.
Auch das Verhalten der jungen Menschen verändert sich: Pubertierende sind oft launisch und mitunter sogar aggressiv – starke Stimmungsschwankungen sind in der Pubertät keine Seltenheit.
Den richtigen Umgang finden
Für Eltern ist es in dieser Zeit oft schwierig, den richtigen Umgang mit ihren Kindern zu finden. Jugendliche machen sich ihr eigenes Bild von ihrer Umwelt, sie probieren Neues aus und testen ihre Grenzen. Sie suchen sich ihren eigenen Freundeskreis und Gleichgesinnte, mit denen sie ihre Probleme und Belange besprechen. Es ist ein normaler Bestandteil des Ablösungsprozesses, dass sich die Beziehung zu den Eltern während der Pubertät verändert und in den Hintergrund rückt.
Wenn Eltern sich über etwas Sorgen machen, zum Beispiel den Freundeskreis ihres Kindes, ist es wichtig, dass sie ihre Bedenken offen aussprechen, ohne das Handeln des Kindes abzuwerten. Um das Selbstwertgefühl des Jugendlichen zu stärken, ist es wichtig, ihm zu vermitteln, dass die Eltern ihm vertrauen.
Kinder lassen sich nicht nach den Idealvorstellungen der Eltern zurechtbiegen. Eltern sollten die Heranwachsenden also so nehmen, wie sie sind, auch wenn das nicht immer ihren Vorstellungen entspricht. Jugendliche müssen ihre eigenen Erfahrungen sammeln, brauchen aber dennoch jemanden, der hinter ihnen steht. Mit Interesse an den Aktivitäten ihres Kindes und Gesprächsbereitschaft können Eltern ihre Kinder in der Pubertät am besten unterstützen.
Eltern müssen nicht alles befürworten, was ihre Sprösslinge in der Pubertät ausprobieren – dennoch sollten sie sie ernst nehmen und mit Verständnis reagieren. Bei auftretenden Problemen tun Eltern am besten daran, diese offen anzusprechen und möglichst sachlich zu diskutieren – je mehr Offenheit und Verständnis Eltern und Jugendliche sich gegenseitig entgegenbringen, desto besser werden beide Seiten die "Bewährungsprobe" Pubertät bestehen.