Menstruationstasse
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Menstruationstasse: Besser als Tampon und Binde?

Von: Onmeda-Redaktion, Till von Bracht (Medizinredakteur, M.A. Sportwissenschaften)
Letzte Aktualisierung: 29.12.2021

Menstruationstasse, Mondbecher, Menstruationsbecher … Viele Namen für einen Zweck: das Menstruationsblut aufzufangen. Seit rund 100 Jahren auf dem Markt, mittlerweile in zahlreichen Ausführungen, ist die Menstruationstasse auch heute noch vielen Frauen unbekannt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Menstruationstassen werden aus Silikon oder Naturkautschuk hergestellt. Sie sind etwas größer als der übliche Tampon, aber flexibel. Während der Periode werden sie in die Vagina eingeführt und können dort bis zu zwölf Stunden verbleiben und das Menstruationsblut auffangen, bevor sie entleert und gereinigt werden müssen.

Vorteile der Menstruationstasse

Der naheliegende Vorteil ist ganz klar: Wer auf Tampons und Binden verzichtet und die Menstruationstasse verwendet, produziert deutlich weniger Müll! Ein weiterer Vorteil ist der Kostenfaktor: Menstruationsbecher kosten um die 30 Euro, können aber bis zu zehn Jahre lang verwendet werden und sind damit wesentlich günstiger als übliche Hygieneprodukte.

Aber auch für den Körper ist die Menstruationstasse vorteilhaft: Sie beeinträchtigt den pH-Wert der Vagina nicht, sodass das Risiko für bakterielle Infektionen und Scheidentrockenheit gering ist. Die Gefahr des sogenannten Toxic Shock Syndrom (TSS), die bei Tampons besteht, ist hier deutlich geringer. Auch ein erhöhtes Infektionsrisiko im Vergleich zu anderen Monatshygieneprodukten besteht einer Studie zufolge nicht.

Außerdem ist die Menstruationstasse weniger geruchsintensiv als blutige Tampons oder Binden und nimmt mehr Blut auf.

Unabhängig von den persönlichen Vorteilen können Sie mit dem Erwerb einer Menstruationstasse auch Gutes tun: Einige Hersteller unterstützen Organisationen in Dritte-Welt-Ländern oder sind selber vor Ort aktiv, um Mädchen und Frauen zu helfen. Denn in vielen Gegenden fehlt das Geld für die nötigen Hygieneprodukte, sodass sich oft mit anderen mehr oder weniger saugfähigen Materialen beholfen wird, wie etwa Stofflappen oder alten Blättern. Auf diese Weise kommt es oft zu Infektionen.

Im Rahmen der Aktionen werden die Mädchen und Frauen über die weiblichen Körperfunktionen aufgeklärt und erhalten kostenlose Menstruationstassen.

Das ist zu beachten

Bevor Sie sich eine Menstruationstasse anschaffen, sollten Sie ein paar Dinge beachten:

  • Informieren Sie sich genau über die erhältlichen Präparate und Größen, sodass Sie eine möglichst passende Tasse für sich finden können.
  • Fragen Sie Ihren Arzt, ob die Tasse für Sie geeignet ist, wenn …
    • … Sie eine Spirale zur Verhütung tragen.
    • … Sie vor kurzem ein Kind geboren haben.
    • … Sie kürzlich eine Fehlgeburt oder Abtreibung hatten.
    • … Sie aus unterschiedlichen Gründen keine Tampons verwenden können oder dürfen.

Wie verwendet man den Menstruationsbecher?

Der Menstruationsbecher sollte vor dem ersten Verwenden abgekocht werden. Hinweise zum richtigen Vorgehen finden Sie im Beipackzettel oder auf der Homepage des Anbieters.

Zum Einsetzen wird die Tasse zusammengerollt oder -gedrückt und wie ein Tampon eingeführt. Je nach Ausführung und Größe der Menstruationstasse kann sie näher am Muttermund oder weiter unten in der Scheide sitzen.

Zum Entfernen drücken Sie den Becher leicht zusammen und ziehen ihn dann aus der Scheide heraus.

Wenn Sie nicht sicher sind, wie lange es dauert, bis Ihre Menstruationstasse gefüllt ist, entfernen Sie diese am Anfang häufiger. So können Sie das Entfernen üben und bekommen ein Gefühl dafür, wie lange sie sie tatsächlich verwenden können.

Vor dem erneuten Einsetzen müssen Sie die Tasse mit klarem Wasser abspülen. Nach der Menstruation wird die Tasse abgekocht und bis zur nächsten Periode aufbewahrt.

Gibt es Nachteile?

Es gibt sicher Gründe, dass sich die Menstruationstasse bis heute nicht durchgesetzt hat. Einer davon könnte sein, dass sie im Gegensatz zu Tampons und Binden das Blut nicht aufsaugt, sondern lediglich sammelt. Beim Entfernen kann es dann zu einem kleinen Blutbad kommen, besonders in der Zeit, in der man sich an die Handhabung noch gewöhnen muss.

Außerdem muss der Menstruationsbecher nach dem Ausleeren gereinigt werden. Das ist vielen Frauen in einer öffentlichen Toilette vermutlich unangenehm.

Nicht zuletzt kann es eine Weile dauern, eine Menstruationstasse zu finden, die die richtige Größe und Konstruktion für die individuelle Frau hat. Denn es gibt zahlreiche Anbieter mit Bechern in unterschiedlichsten Größen und Ausführungen.

Was ist mit Sex?

Menstruationstassen sehen gewöhnlich wie ein länglicher Becher mit Stiel aus. Es gibt aber auch Präparate, die wie ein Diaphragma geformt sind und näher am Muttermund sitzen. Mit diesen Menstruationsbechern ist Sex kein Problem, weder Ihr Partner noch Sie sollten den Becher spüren.

Aber Achtung: Eine Menstruationstasse ist kein Verhütungsmittel!