Treosulfan

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 25.09.2019

Allgemeines

Treosulfan wird, immer in Kombination mit anderen Zytostatika, gegen Eierstockkrebs eingesetzt.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Vernetzung ders Erbgutes (DNA) verursachen
  • Vermehrung und Wachstum von Zellen unterbinden
  • Zellen der körpereigenen Abwehr abtöten
  • Krebszellen abtöten

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Treosulfan im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Treosulfan nicht verwendet werden?

Treosulfan darf nicht gegeben werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • aktiven, schlecht behandelbaren Infektionskrankheiten
  • schweren begleitenden Herz-, Lungen-, Leber- und Nierenerkrankungen
  • bei einer speziellen Form der Blutarmut (Fanconi-Anämie) und anderen Erkrankungen, die auf eine Störung der Erbgut-Reparatur zurückgehen
  • Impfung mit Lebendimpfstoffen.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Sowohl sexuell aktive Männer als auch sexuell aktive Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der gesamten Behandlungsdauer und für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Eine Zeugung und Schwangerschaft ist unbedingt zu vermeiden.

Es ist nicht bekannt, ob Treosulfan in die Muttermilch übergeht. Das Stillen soll daher während der Behandlung mit Treosulfan unterbrochen werden.

Treosulfan kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Männer, die mit Treosulfan behandelt werden, sollten sich vor Behandlungsbeginn über eine Kältekonservierung ihres Spermas beraten lassen. Bei der Therapie mit Treosulfan besteht die Möglichkeit einer dauerhaften Unfruchtbarkeit.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei kleinen Kindern kann es aufgrund der Ausscheidung von Treosulfan im Urin zu Windeldermatitis kommen. Daher sind die Windeln in den sechs bis acht Stunden nach jeder Treosulfan-Infusion häufig zu wechseln.

Bei der Behandlung von Säuglingen im Alter von unter vier Monaten kann es zu Krampfanfällen kommen. Sie müssen daher sorgfältig überwacht werden.

Kinder und Jugendliche sind durch die Behandlung besonders anfällig für Erkrankungen der Atemwege und des Brustraums mit Atembeschwerden.

Welche Nebenwirkungen kann Treosulfan haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Treosulfan. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Infektionen (mit Bakterien, Viren, Pilzen), Ausfall der Knochenmarksfunktion, Mangel an Blutzellen, Mangel an Neutrophilen mit Fieber, Mundschleimhautentzündung, Schleimhautentzündung, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Schwächezustände, Bilirubin-Wert im Blut erhöht

Häufige Nebenwirkungen:
Blutvergiftung, Überempfindlichkeit, verminderter Appetit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, Schwindel, Herzrhythmusstörungen (wie Vorhofflimmern, Sinusarrhythmie), Bluthochdruck, Gesichtsrötung, Atembeschwerden, Nasenbluten, Mundschmerzen, Magenschleimhautenzündung, Verdauungsstörung, Verstopfung, Schluckstörung, fleckig-pusteliger Ausschlag, Unterhautblutungen, Hautrötung, Rötung und Missempfindungen an Hand- und Fußsohlen, Juckreiz, Haarausfall, Schmerzen in Armen und Beinen, Rückenschmerzen, Knochenschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, akute Nierenschädigung, Blut im Urin, Wassereinlagerung im Gewebe (Ödeme), Fieber, Schüttelfrost, erhöhte Leberwerte (ASAT, ALAT, Gamma-GT) im Blut, erhöhte alkalische Phosphatase im Blut, Entzündungsmarker im Blut erhöht, Gewichtsverlust, Gewichtszunahme

Gelegentliche Nebenwirkungen:
erhöhte Blutzuckerwerte, Verwirrung, gestörte Nervenfunktion (Sehen, Schmecken, Riechen, Tasten), blaue Flecken, niedriger Blutdruck, Lungenentzündung, Brustfellerguss, Rachenentzündung, Kehlkopfentzündung, Husten, Kehlkopfschmerz, Schluckauf, Mundblutung, aufgetriebener Bauch, Schmerzen in Speiseröhre und Verdauungskanal, Mundtrockenheit, Lebervenenverschlusskrankheit, Leberschaden, vielfältige Hautrötung, Akne-artige Hautentzündung, Ausschlag, übermäßiges Schwitzen

Nebenwirkungen unbekannter Häugfigkeit:
Schock durch Blutvergiftung, behandlungsbedingtes Auftreten anderer bösartiger Geschwulste, Körperübersäuerung, Blutzuckerentgleisung, Ungleichhgewicht der Elektrolyte im Blut, Aufregung, Hirnleistungsstörungen, Blutung im Gehirn, ungewollte Bewegungen, Ohnmacht, Missempfindungen, trockenes Auge, Herzstillstand, Herzmuskelschwäche, Herzinfarkt, Herzbeutelerguss, Blutgefäßverstopfung, Blutung, Mund-Rachen-Schmerzen, Sauerstoffunterversorgung des Gewebes, Sprechstörung, Magen-Darm-Blutung, Dickdarmentzündung, Speiseröhrenentzündung, Afterentzündung, Mundgeschwüre, Leberversagen, Leberschwellung, Leberschmerzen, allemeine Hautrötung, Hautentzündung, Hautabbau oder -geschwüre, Dunklerwerden der Haut, trockene Haut, Muskelschwäche, Nierenversagen, Harnblasenentzündung, Störung des Wasserlassens, nicht herzbedingte Brustkorbschmerzen, Schmerzen, Reaktion an der Injektionsstelle, Kältegefühl, Laktatdehydrogenase im Blut erhöht, Kreatinin im Blut erhöht

Besonderheiten:
Weil Treosulfan die körpereigene Abwehr auschaltet, ist die Gefahr von Infektionen stark erhöht. Manchmal gibt der Arzt daher schon vorab Wirkstoffe gegen Pilze, Viren und Bakterien.

Es besteht durch die Behandlung mit dem Wirkstoff ein erhöhtes Risiko, an anderen Krebsformen zu erkranken. Daher ist eine regelmäßige Untersuchung durch den Arzt zwingend nötig.

Weil es schnell zu Mundschleimhautentzündungen kommen kann, müssen die Patienten auf eine sorgfältige Mundhygiene achten.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Treosulfan?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Möglicherweise beeinflusst Treosulfan die Verstoffwechselung anderer Substanzen. Wirkstoffe mit hohem Risiko für Nebenwirkungen, wie es beispielsweise bei dem Herzglykosid Digoxin der Fall ist, werden daher vom Arzt nur mit Vorsicht angewendet.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Frauen und Männer müssen während der gesamten Behandlungsdauer und für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten danach eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.
  • Um Mundschleimhautentzündungen zu vermeiden, müssen die Patienten auf eine sorgfältige Mundhygiene achten.
  • Die Anwendung den Medikaments muss von einem Arzt überwacht werden, der Erfahrung mit Stammzellenübertragungen und deren Vorbereitung hat.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Treosulfan?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Treosulfan enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

 

So wirkt Treosulfan

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Treosulfan. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Treosulfan gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Treosulfan

Treosulfan wird, immer in Kombination mit anderen Zytostatika, gegen Eierstockkrebs eingesetzt.

Auerdem wird der Wirkstoff in Kombination mit Fludarabin angewendet, um Patienten auf eine Knochenmarkspende vorzubereiten. Eine solche Spende ist nötig bei Erkrankungen wie beispielsweise Blutkrebs oder einer krankhaft verminderten körpereigenen Abwehr.

Vor eine Knochenmarkspende müssen die eigenen kranken Knochenmarkzellen vernichtet werden, damit sich die gespendeten ansiedeln können. Außerdem muss die noch bestehende körpereigene Abwehr ganz ausgeschaltet werden, damit es nicht zur Abstoßung des übertragenen Knochenmarks kommt.

Sowohl Erwachsene wie auch Kinder und Jugendliche, die älter als einen Monat sind, können Knochenmarkspenden erhalten und damit auch Treosulfan.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Treosulfan sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Treosulfan

Treosulfan gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika. Es wird erst im Körper zur eigentlich wirksamen Substanz und ist daher ein "Prodrug", also eine Vorstufe des Wirkstoffs.

Treosulfan lagert sich im Körper in zwei aggressive Sauerstoff-Verbindungen um, die sich an das Erbgut (DNA) der blutbildenden Zellen anlagern. Durch diese sogenannte Alkylierung vernetzen sich die Erbgut-Stränge, was das Weiterleben und die Weiterentwicklung der Zellen unmöglich macht. Davon sind sowohl die Blutzellen selbst betroffen wie auch die an der körpereigenen Abwehr beteiligten Zellen.

Auf die gleiche Weise unterbindet Treosulfan auch die Vermehrung und das Wachstum von Krebszellen.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.