Natriumdihydrogenphosphat

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 23.05.2009

Allgemeines

Der Wirkstoff Natriumdihydrogenphosphat wird in Form von Zäpfchen vor allem zur kurzfristigen Anwendung bei Verstopfung (Obstipation) sowie bei Erkrankungen, die eine erleichterte Darmentleerung erfordern, wie beispielsweise chronische Bauchspeicheldrüsenentzündungen, eingesetzt.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Stuhlgang bei Verstopfung und chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung erleichtern
  • Darm vor diagnostischen Untersuchungen, medizinischen Eingriffen oder frauenärztlichen beziehungsweise geburtshilflichen Eingriffen entleeren
  • parenterale Ernährung bei Austrocknungsanzeichen und Flüssikeitsmangel sicherstellen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Natriumdihydrogenphosphat im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Natriumdihydrogenphosphat nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf bei Überempfindlichkeit gegen Natriumdihydrogenphosphat, bei akuten entzündlichen Darmerkrankungen wie Blinddarm- oder Bauchfellentzündungen, Blutungen im Verdauungstrakt, Verengungen im Magen-Darm-Kanal (Stenosen), Darmverschluss (Ileus) oder einer krankhaft veränderten Enddarmerweiterung (Megakolonsyndrom) nicht angewendet werden.

Bei Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes, Harnwegsinfektionen, pH-Werten über 6,6, Struvitsteinen (bestimmten Nierensteinen), schweren Nierenfunktionsstörungen, Schluckstörungen sowie Erkrankungen, die mit einer eingeschränkten Flüssigkeitsaufnahme oder einer deutlichen Erhöhung des Natriumspiegels einhergehen, und bei Zuckerkrankheit mit stark schwankenden Blutzuckerwerten (instabiler Diabetes mellitus) darf der Wirkstoff ebenfalls nicht verabreicht werden.

Nur in Ausnahmefällen und nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt darf Natriumdihydrogenphosphat bei nieren- und/oder herzkranken Patienten sowie bei Bluthochdruck eingesetzt werden. Sollte die Einnahme des Wirkstoffs hier dringend erforderlich sein, müssen die Blutelektrolytwerte (Elektrolythaushalt) regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

Bei Beschwerden und Schmerzen im Bauchraum, Übelkeit und Erbrechen oder nach einer plötzlichen Änderung der Stuhlgewohnheit, die länger als zwei Wochen andauert, darf Natriumdihydrogenphosphat bis zur Klärung der Ursachen durch einen Arzt nicht eingesetzt werden.

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff Natriumdihydrogenphosphat kann in Schwangerschaft und Stillzeit nach Rücksprache mit einem Arzt angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff steht in Zäpfchenform für Kinder und Säuglinge in einer entsprechend niedrigen Dosierung zur Verfügung.

Welche Nebenwirkungen kann Natriumdihydrogenphosphat haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Natriumdihydrogenphosphat. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Übelkeit und Erbrechen, Müdigkeit, allergische Reaktionen der Haut wie Hautausschlag, Völlegefühl, Blähungen, Bauchkrämpfe und Durchfall, vorübergehende Erhöhung der Phosphatkonzentration im Blut, häufige, dünnflüssige Stuhlentleerungen, Verstärkung der Darmträgheit, Hautreizungen im Analbereich.

Besonderheiten:
Wasser- und Elektrolytverluste, insbesondere Kaliumverlust, können auftreten. Dies kann Störungen der Herzfunktion und Muskelschwäche, vor allem bei gleichzeitiger Einnahme von Herzglykosiden, Diuretika oder Glukokortikoiden zur Folge haben.

Bei nierenkranken Patienten kann der Wirkstoff zu akutem Nierenversagen führen. Bei dieser Patientengruppe ist daher der Einsatz nicht erlaubt, wenn andere Abführmittel (beispielsweise Macrogol) zur Verfügung stehen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Natriumdihydrogenphosphat?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Aufnahme von anderen Wirkstoffen aus dem Magen-Darm-Trakt kann verzögert oder vollständig verhindert werden. Daher sollte zwischen der Einnahme von Natriumdihydrogenphosphat und anderen Wirkstoffen immer ein zeitlicher Abstand von mindestens einer halben Stunde bis einer Stunde eingehalten werden.

Insbesondere die Aufnahme von gleichzeitig eingenommenen Wirkstoffen wie Mineralien (zum Beispiel Kalzium, Eisenpräparate, Lithium, Zink), Vitaminen, Herzglykosiden und Cumarinen aus dem Darm kann verzögert werden.

Eine besondere ärztliche Überwachung ist erforderlich bei gleichzeitiger Behandlung mit Kalziumkanalblockern, Entwässerungsmitteln (Diuretika), Lithium und Wirkstoffen, die den Elektrolyt-Spiegel beeinflussen. Erhöhte Phosphatspiegel, erniedrigte Kalziumspiegel oder erhöhte Natriumspiegel mit Austrocknungserscheinungen (Dehydrierung) und Azidose können auftreten.

Die Wirksamkeit von regelmäßig eingenommenen Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung (zum Beispiel die "Pille"), Antiepileptika (Mittel zur Behandlung von Krampfanfällen), Antidiabetika und Antibiotika kann verschlechtert oder völlig aufgehoben sein.

Der Wirkstoff sollte nicht zusammen mit Vitamin-D-Abkömmlingen, Magensäure bindenden Wirkstoffen (Antacida) und Milch eingenommen werden, da sie die Wirksamkeit von Natriumdihydrogenphosphat vermindern.

Wirkstoffe, die die natürliche Darmbewegung hemmen, wie beispielsweise opioide Schmerzmittel, dürfen nicht gleichzeitig verabreicht werden, da ein Darmverschluss auftreten kann.

Natriumdihydrogenphosphat kann durch Verzögerung der Kohlenhydrataufnahme blutzuckerspiegelsenkend wirken. Bei Insulin-pflichtigen Diabetikern kann daher eine Anpassung der Insulindosis durch den Arzt erforderlich sein.

Eine Abschwächung der Wirkung von Schilddrüsenhormonen, auch bei zeitlich versetzter Einnahme, kann nicht ausgeschlossen werden.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Um eine Verkleisterung des Darminhalts zu vermeiden, muss während der Behandlung reichlich Flüssigkeit getrunken werden.
  • Die Behandlung von geschwächten und älteren Patienten sollte sorgfältig ärztlich überwacht werden.
  • Der Einsatz des Medikaments ist bei nierenkranken Patienten nicht ohne Befragen eines Arztes erlaubt.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Natriumdihydrogenphosphat?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Natriumdihydrogenphosphat enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform

 

So wirkt Natriumdihydrogenphosphat

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Natriumdihydrogenphosphat. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Abführmittel, zu welcher der Wirkstoff Natriumdihydrogenphosphat gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Natriumdihydrogenphosphat

Der Wirkstoff Natriumdihydrogenphosphat wird in Form von Zäpfchen vor allem zur kurzfristigen Anwendung bei Verstopfung (Obstipation) sowie bei Erkrankungen, die eine erleichterte Darmentleerung erfordern, wie beispielsweise chronische Bauchspeicheldrüsenentzündungen, eingesetzt.

Daneben wird Natriumdihydrogenphosphat zur Darmspülung vor diagnostischen Untersuchungen (beispielsweise Spiegelungen des Dickdarms) sowie zur Enddarmentleerung vor medizinischen Eingriffen oder frauenärztlichen beziehungsweise geburtshilflichen Eingriffen angewendet. Natriumdihydrogenphosphat wird hier entweder als Lösung (auch Klistier) über den After in den Enddarm eingebracht oder als Trinklösung eingenommen.

Außerdem wird Natriumdihydrogenphosphat zusammen mit Aminosäuren und/oder Glukose sowie Mineralsalzen und Spurenelementen zur sogenannten parenteralen Ernährung als Flüssigkeitsersatz (Flüssigkeitssubstitution) bei Austrocknungsanzeichen und Flüssikeitsmangel verabreicht.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Natriumdihydrogenphosphat sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Natriumdihydrogenphosphat

Der Wirkstoff Natriumdihydrogenphosphat gehört zu den Osmolaxanzien unter den Abführmitteln und hat deren Wirkweise.

Angewendet als Klistier oder Trinklösung vergrößert Natriumdihydrogenphosphat durch seine wasserbindende Wirkung das Volumen des Darminhalts. Dadurch verstärkt sich die Darmperistaltik, das heißt, der Darm wird angeregt, die Speisereste weiterzubefördern. Als Nebeneffekt wird der Stuhl weicher und ermöglicht eine Darmentleerung innerhalb weniger Minuten, was gerade für bevorstehende Darmoperationen oder medizinische Darmuntersuchungen notwendig sein kann.

In Form von Infusionslösungen gewährleistet der Wirkstoff bei Flüssigkeitsmangel die ausreichende Zufuhr der wichtigen Mineralstoffe Natrium und Phosphat von außen.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.