Atovaquon + Proguanil

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 30.03.2016

Allgemeines

Die Kombination wird bei der Fieberkrankheit Malaria eingesetzt und ist sowohl gegen die im Blut wie auch in der Leber befindlichen Entwicklungsstufen (Schizonten) des Malaria-Parasiten (Plasmodium falciparum) wirksam. Damit ist die Kombination zur Vorbeugung gegen die tropische Malaria, aber auch zur Behandlung derselben geeignet, wenn sie akut und unkompliziert ist.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Vermehrung des Malaria-Erregers verhindern
  • Ansteckung mit Malaria verhüten
  • Erkrankung mit Malaria bekämpfen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Atovaquon + Proguanil im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Atovaquon + Proguanil nicht verwendet werden?

Die Kombination darf bei Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe nicht angewendet werden. Bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance unter 30 Milliliter/Minute) darf die Kombination nicht zur Vorbeugung gegen Malaria verwendet werden.

Die Kombination wurde nicht in Studien getestet, in denen die Patienten besondere Malaria-Formen hatten. Daher ist sie nicht zur Behandlung der
Gehirn-Malaria oder anderer schwerer Störungen durch eine kompliziert verlaufende Malaria (einschließlich Überschwemmung des Blutes mit den Parasiten, Wasseransammlungen in der Lunge oder Nierenversagen) geeignet.

Die Kombination darf nicht gegen Ruheformen von einigen Malariaerregern wie Plasmodium ovale und Plasmodium vivax eingesetzt werden. Solche Ruheformen (Hypnozoiten) verbleiben Wochen bis Jahre in den Leberzellen, ohne dass es zum Malaria-Ausbruch kommt. Reisende, die sich vermutlich vor allem mit Plasmodium vivax oder Plasmodium ovale infizieren werden und Patienten, deren Malaria durch einen dieser Parasiten ausgelöst wurde, brauchen eine zusätzliche Behandlung mit einem Wirkstoff, der gegen die Ruheformen dieser Erreger wirksam ist.

Zur Sicherheit und Wirksamkeit der Kombination zur Vorbeugung der Malaria tropica bei Personen, die weniger als 40 Kilogramm wiegen, und zur Behandlung der Malaria tropica bei Kindern, die weniger als elf Kilogramm wiegen, gibt es keine Studien. Die Behandlung liegt daher im Ermessen des Arztes.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es gibt keine Studien mit der Kombination zur Anwendung während der Schwangerschaft, und das mögliche Risiko ist unbekannt. Tierstudien ergaben keinen Hinweis auf Missbildungen, aber es traten teilweise Vergiftungserscheinungen der Mütter auf. Daher wird der Arzt die Anwendung der Kombination während der Schwangerschaft nur dann erwägen, wenn der erwartete Nutzen für die Mutter jedes Risiko für das Kind überwiegt. Proguanil wirkt durch die Hemmung des Folsäurestoffwechsels im Malaria-Parasiten. Nimmt die Mutter das VitaminFolsäure ein, um beim Kind einem "offenen Rücken" vorzubeugen, wird die Wirksamkeit dieser Ergänzungstherapie nicht beeinträchtigt und sie sollte daher fortgesetzt werden.

Atovaquon tritt beim Tier in die Muttermilch über, Proguanil auch beim Menschen. Daher sollte die Kombination beider Wirkstoffe nicht von stillenden Frauen eingenommen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder können ab einem Körpergewicht von elf Kilogramm mit der Kombination behandelt werden.

Welche Nebenwirkungen können Atovaquon + Proguanil haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Atovaquon + Proguanil. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen.

Häufige Nebenwirkungen:
Blutarmut, Mangel an neutrophilen Blutkörperchen, allergische Reaktionen, Natriummangel im Blut, Appetitlosigkeit, ungewöhnliche Träume, Depression, Schlaflosigkeit, Schwindel, erhöhte Leber-Enzym-Werte, Juckreiz, Hautausschlag, Fieber, Husten.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
erhöhte Amylase-Werte im Blut, Angstgefühl, Herzklopfen, Mundschleimhautentzündung, Haarausfall, Nesselsucht.

Nebenwirkungen nicht bekannter Häufigkeit:
Mangel an allen Blutzellen, Blutgefäßschwellung (Angioödem), allergischer Schock, Blutgefäßentzündung, Panikattacken, Weinen, Wahnvorstellungen, Albträume, Krampfanfälle, Herzrasen, Magenbeschwerden, Geschwüre im Mund, Leberentzündung, Gallenstau, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme), Blasen, Hautabschälung, Lichtempfindlichkeitsreaktionen.

Besonderheiten:
Gelegentlich treten schwere allergische Reaktionen (einschließlich allergischem Schock) bei Patienten auf, die die Kombination einnehmen. In solchen Fällen ist die Behandlung sofort zu beenden und vom Arzt eine andere geeignete Therapie einzuleiten.

Treten während der Behandlung Durchfall oder Erbrechen ein, sollte der Patient wie bei anderen Malariamitteln ergänzende persönliche Schutzmaßnahmen (Benutzung von Mückenschutzmitteln, Moskitonetze) ergreifen. So kann eine eventuelle Wirkungsminderung ausgeglichen werden.

Welche Wechselwirkungen zeigen Atovaquon + Proguanil?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Anwendung der Tuberkulose-MittelRifampicin oder Rifabutin mit der Kombination wird nicht empfohlen, da sie die Blutkonzentration und damit die Wirkung von Atovaquon um bis zur Hälfe verringern. Gleiches gilt für die gleichzeitige Behandlung mit dem Magenmittel Metoclopramid. Gegen Übelkeit und Erbrechen sollte der Arzt daher eine andere Behandlung wählen. Auch bei gleichzeitiger Behandlung mit Tetracyclinen kommt es zu einer Verringerung der Blutkonzentration von Atovaquon. Noch stärker vermindern die AIDS-Mittel Efavirenz oder HIV1-Proteasehemmer die Atovaquon-Konzentration im Blut. Die gemeinsame Einnahme sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

Proguanil kann die Wirkung von Warfarin und anderen chemisch verwandten Antikoagulanzien verstärken. Dies kann zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen. Besondere ärztliche Vorsicht muss daher walten, wenn bei Patienten mit Gerinnungshemmern die Behandlung oder Vorbeugung mit der Kombination begonnen oder beendet wird. Möglicherweise muss die Dosis der Antikoagulanzien während oder nach Ende der Behandlung mit der Kombination auf Grundlage der Gerinnungswerte angepasst werden.

Bei Patienten, die gegen Blutkrebs eine gleichzeitige Behandlung mit Etoposid erhalten, ist ärztliche Vorsicht geboten, weil Atovaquon die Blutkonzentration von Etoposid wie auch dessen wirksamem Abbauprodukt Etoposidcatechol erhöht und damit die Nebenwirkungen verstärkt.

Die Kombination sollte zur Sicherstellung einer guten Aufnahme in den Körper mit einer Mahlzeit oder mit einem Milchgetränk jeden Tag zur gleichen Zeit erfolgen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Auftreten schwerer Hautreaktionen muss die Behandlung sofort vom Arzt auf ein anderes Malariamittel umgestellt werden.
  • Das Medikament sollte mit einer Mahlzeit oder mit einem Milchgetränk jeden Tag zur gleichen Zeit eingenommen werden.
  • Möglicherweise auftretender Schwindel macht Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Atovaquon + Proguanil?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Atovaquon + Proguanil enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Atovaquon + Proguanil

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Atovaquon + Proguanil. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Mittel gegen Malaria, zu welcher die Wirkstoffkombination Atovaquon + Proguanil gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Atovaquon + Proguanil

Die Kombination wird bei der Fieberkrankheit Malaria eingesetzt und ist sowohl gegen die im Blut wie auch in der Leber befindlichen Entwicklungsstufen (Schizonten) des Malaria-Parasiten (Plasmodium falciparum) wirksam. Damit ist die Kombination zur Vorbeugung gegen die tropische Malaria, aber auch zur Behandlung derselben geeignet, wenn sie akut und unkompliziert ist.

Die Anwendung der Kombination wird vor allem dann empfohlen, wenn der Malaria-Erreger schon gegen andere Malariamittel unempfindlich (resistent) sein könnte. Ob dies der Fall ist, erschließt sich aus den offiziellen Richtlinien und örtlichen Informationen über die Resistenz-Lage.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Atovaquon + Proguanil sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Atovaquon + Proguanil

Die in der Kombination enthaltenen Wirkstoffe Atovaquon und Proguanil gehören zu den Mitteln gegen Malaria. Sie hemmen die Verdoppelung der Erbinformation Desoxyribonukleinsäure (DNS), ohne die keine Zellteilung und Vermehrung der Malaria-Erreger möglich ist. Atovaquon und Proguanil greifen an zwei unterschiedlichen Stufen der Produktion von Nukleinsäuren ein. Der Wirkmechanismus von Atovaquon ist die Hemmung der Zellatmung, die letztlich auch die Produktion der Nukleinsäuren zum Erliegen bringt. Proguanil beziehungsweise sein Abbauprodukt Cycloguanil hingegen stört in den Malaria-Erregern den zur Nukleinsäureproduktion notwendigen Stoffwechsel des Vitamins Folsäure.

Proguanil selbst ist darüber hinaus ebenfalls wirksam gegen den Malaria-Erreger Plasmodium falciparum, unabhängig von seinem Abbau zu Cycloguanil. Im Gegensatz zu Cycloguanil kann Proguanil die Wirkung von Atovaquon verstärken. Dieser Mechanismus könnte das Zusammenspiel im Kampf gegen Plasmodium falciparum erklären, wenn Atovaquon und Proguanil in Kombination angewendet werden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.