Tiotropium + Olodaterol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.10.2015

Allgemeines

Die Kombination wird bei Patienten mit chronisch verengten Atemwegen (chronisch obstruktiver Lungenerkrankung; COPD) zur Inhalation eingesetzt. Sie erweitert die Bronchien und erleichtert so das Atmen. Aufgrund der langen Wirkungszeit ist die Kombination zur Dauerbehandlung, aber nicht für den akuten Anfall als Notfallmedikament geeignet.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Wirkung von Acetylcholin langwirksam aufheben
  • Wirkung von Adrenalin langwirksam nachahmen
  • Bronchialmuskulatur erschlaffen lassen
  • Atemwege erweitern
  • Verengung der Bronchien verhindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Tiotropium + Olodaterol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Tiotropium + Olodaterol nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe Tiotropium oder Olodaterol sowie gegen Atropin oder eines seiner chemischen Verwandten wie Ipratropium oder Oxitropium darf die Kombination nicht angewendet werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination verwendet werden bei
  • Grünem Star (Engwinkelglaukom)
  • gutartiger Prostatavergrößerung
  • Verengung des Harnblasenausgangs (Blasenhalsobstruktion)
  • mittelgradiger bis schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 50 Milliliter/Minute), weil sich diese verschlimmern kann
  • Herzinfarkt innerhalb des letzten Jahres
  • schlecht behandelbarer oder lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörung, insbesondere bei QT-Verlängerung
  • Krankenhausaufenthalten wegen Herzmuskelschwäche innerhalb des letzten Jahres
  • anfallsweisem Herzrasen mit über 100 Schlägen/Minute
  • Patienten mit Herz-Kreislauf-Beschwerden, insbesondere mit Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, schwerer Störung der Pumpleistung des Herzens, Herzwandverdickung, Bluthochdruck und Aussackungen der Aorta (Aneurysma)
  • Epilepsie
  • Vergiftung mit Schildddrüsenhormonen (Thyreotoxikose)
  • Patienten, die ungewöhnlich stark auf Beta-Sympathomimetika reagieren.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es gibt nur wenige Erkenntnisse zur Anwendung von Tiotropium bei schwangeren Frauen. Tierexperimente ergaben keine Hinweise auf direkte oder indirekte schädliche Wirkungen. Für Olodaterol gilt das Gleiche, doch bewirkt es in Experimenten an trächtigen Kaninchen mit sehr hohen Dosierungen ein Absterben der Leibesfrucht. Aus Vorsichtsgründen wird daher empfohlen, die Anwendung der Kombination während der Schwangerschaft zu vermeiden.

Wie andere Beta-2-Sympathomimetika kann Olodaterol aufgrund seines muskelerschlaffenden Effekts die Wehentätigkeit hemmen.

In Tierexperimenten wurden Tiotropium und Olodaterol und/oder ihre Abbauprodukte in der Milch von Ratten nachgewiesen. Es ist jedoch nicht bekannt, ob Tiotropium und/oder Olodaterol beim Menschen in die Muttermilch übergeht. Der Arzt wird daher darüber entscheiden, ob das Stillen fortgesetzt, beziehungsweise unterbrochen oder die Behandlung mit der Kombination fortgesetzt oder unterbrochen werden sollte. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren gibt es keinen Nutzen der Kombination. Die Anwendung in dieser Altersgruppe ist verboten.

Welche Nebenwirkungen können Tiotropium + Olodaterol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Tiotropium + Olodaterol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Mundtrockenheit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schwindel, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Vorhofflimmern, Herzklopfen, Herzrasen, Bluthochdruck, Husten, Verstopfung.

Seltene Nebenwirkungen:
Nasen-Rachen-Entzündung, verschwommenes Sehen, Herzrasen (von einer Stelle über den Herzkammern ausgehend), Sprechstörung, Nasenbluten, Kehlkopfentzündung, Halsentzündung, Zahnfleischentzündung, Übelkeit, Hefepilzinfektion in Mund und Rachen, Blutgefäßschwellung, Nasselsucht, Überempfindlichkeit, Juckreiz, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Harnverhalt, Harnsperre.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Austrocknung, Bronchialkrämpfe, Nasennebenhöhlenentzündung, Zahnkaries, Schluckstörung, Sodbrennen, Zungenentzündung, Mundschleimhautentzündung, Darmverschlingung, Darmlähmung, allergische Reaktion, Hautausschlag, trockene Haut, Hautinfektion, Hautgeschwüre, Gelenkschwellung, Harnwegsinfektionen.

Besonderheiten:
Die Inhalation hoher Dosen des Medikaments kann zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führen.

Kommt es zu verstärkten Nebenwirkungen an den Augen, ist die Behandlung abzubrechen und ein Arzt zu befragen.

Weil die Nebenwirkung Mundtrockenheit Karies begünstigt, ist auf eine gute Zahnpflege zu achten.

Kommt es zu stark beschleunigtem Puls, erhöhtem Blutdruck und/oder anderen Herz-Kreislauf-Beschwerden, kann es notwendig sein, die Behandlung abzubrechen.

Welche Wechselwirkungen zeigen Tiotropium + Olodaterol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Kombination geht mit anderen Mediakmenten gegen COPD einschließlich kurzwirksamer Mittel zur Bronchialerweiterung und inhalierter Glukokortikoide keine Wechselwirkungen ein.

Die gleichzeitige Anwendung von Tiotropium mit anderen Muskarinrezeptor-Antagonisten (darunter auch: Parkinson-Mittel) wurde nicht untersucht und wird daher nicht empfohlen.

Die gleichzeitige Anwendung anderer Beta-Sympathomimetika (allein oder als Bestandteil einer Kombinationstherapie) kann die Nebenwirkungen von der Kombination verstärken.

Die gleichzeitige Behandlung mit Theophyllin, Coffein, Theobromin, Kortison oder nicht-kaliumsparenden Entwässungsmitteln kann die Kaliumausscheidung durch die Kombination verstärken. Dadurch steigt das Risiko von Herzrhythmusstörungen.

Blutdrucksenker aus der Wirkstoffgruppe der Betablocker können die Wirkung von Olodaterol abschwächen oder aufheben. Solche Betablocker, die allein auf das Herz wirken, können zwar verwendet werden, sind aber mit Vorsicht einzusetzen.

Antidepressiva aus der Wirkstoffgruppe der MAO-Hemmer und trizyklische Antidepressiva sowie Wirkstoffe, die Herzrhythmusstörungen (QT-Verlängerung) hervorrufen, können die Wirkung der Kombination auf das Herz-Kreislauf-System verstärken.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament ist nicht zur Linderung akuter Anfälle von Bronchialverengung geeignet.
  • Kommt es zu verstärkten Nebenwirkungen an den Augen, ist die Behandlung abzubrechen und ein Arzt zu befragen.
  • Weil die Nebenwirkung Mundtrockenheit Karies begünstigt, ist auf eine gute Zahnpflege zu achten.
  • Kommt es zu stark beschleunigtem Puls, erhöhtem Blutdruck und/oder anderen Herz-Kreislauf-Beschwerden, kann es notwendig sein, die Behandlung abzubrechen.
  • Schwindel und verschwommenes Sehen können Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich machen.
  • Die Inhalation hoher Dosen des Medikaments kann zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Tiotropium + Olodaterol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Tiotropium + Olodaterol enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Tiotropium + Olodaterol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Tiotropium + Olodaterol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiasthmatika, zu welcher die Wirkstoffkombination Tiotropium + Olodaterol gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Tiotropium + Olodaterol

Die Kombination wird bei Patienten mit chronisch verengten Atemwegen (chronisch obstruktiver Lungenerkrankung; COPD) zur Inhalation eingesetzt. Sie erweitert die Bronchien und erleichtert so das Atmen. Aufgrund der langen Wirkungszeit ist die Kombination zur Dauerbehandlung, aber nicht für den akuten Anfall als Notfallmedikament geeignet.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tiotropium + Olodaterol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Tiotropium + Olodaterol

Die Kombination gehört zur Wirkstoffgruppe der Antiasthmatika. Tiotropium ist dabei ein Muskarinrezeptor-Antagonist und Olodaterol ein Beta-2-Sympathomimetikum. Beide Wirkstoffe haben eine lang anhaltende Wirkung, sind also für die Dauertherapie geeignet.

In den Atemwegen bindet Tiotropium vorübergehend an spezielle Rezeptoren für den Nervenbotenstoff Acetylcholin. Acetylcholin selbst, das ein Zusammenziehen der Bronchialmuskulatur bewirkt, wird von dem Rezeptor verdrängt. Dadurch können sich die Atemwege erweitern.

Olodaterol bewirkt das Gleiche auf einem anderen Weg: Es bindet sich and die ebenfalls in den Atemwegen befindlichen Beta-2-Rezeptoren für den Nervenbotenstoff Adrenalin. Wie bei Adrenalin führt diese Bindung zu einer Erregung der Rezeptoren, woraufhin die Bronchialmuskulatur erschlafft und die Atemwege sich weiten.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.