Magensonde: Einsatzmöglichkeiten, Ablauf und Komplikationen
Eine Magensonde ist ein dünner, flexibler Schlauch, der über Nase, Mund oder durch die Bauchdecke in den Magen oder Dünndarm führt. Sie ermöglicht eine Medikamentengabe, die Ableitung von Mageninhalt oder die Flüssigernährung, wenn Essen und Trinken nicht möglich sind. Lesen Sie hier, wie eine Sonde gelegt wird und welche Komplikationen auftreten können.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Magensonde
Eine Magensonde ist ein sehr dünner, biegsamer Schlauch aus Kunststoff. Sie wird über die Nase oder den Mund bis in den Magen geschoben. Bei einer sogenannten PEG-Sonde führt der Schlauch durch eine kleine Öffnung in der Bauchdecke direkt in den Magen.
Bei einer nasalen Sonde schiebt medizinisches Fachpersonal den Schlauch vorsichtig durch die Nase in den Magen. Eine PEG-Sonde wird in einem kleinen operativen Eingriff durch die Bauchdecke eingesetzt.
Das Einführen über Nase oder Mund kann unangenehm sein und einen Würgereiz auslösen, tut aber normalerweise nicht weh. Eine PEG-Sonde wird mit örtlicher Betäubung oder leichter Narkose eingesetzt.
In manchen Fällen kann eine Sonde die Schleimhaut reizen, verrutschen oder verstopfen. Selten kommt es zu Infektionen oder – bei PEG-Sonden – zu einer Entzündung an der Austrittsstelle.
Was ist eine Magensonde?
Eine Magensonde ist ein dünner Kunststoffschlauch, der meist über die Nase, seltener über den Mund, in den Magen vorgeschoben wird. Er ist etwa 75 bis 120 Zentimeter lang und nur wenige Millimeter dick.
Das äußere Ende liegt außerhalb des Körpers und kann an einen Beutel oder ein Ernährungssystem angeschlossen werden. So lässt sich Mageninhalt ableiten oder flüssige Nahrung und Medikamente direkt in den Magen geben.
Parenterale und enterale Ernährung
Über eine Magensonde erfolgt die sogenannte enterale Ernährung. Damit ist gemeint, dass die Nahrung den natürlichen Verdauungstrakt nutzt – im Gegensatz zur parenteralen Ernährung, bei der Nährstoffe über eine Infusion direkt ins Blut gelangen.
Ein Vorteil der Sondenernährung gegenüber der Ernährung über die Vene ist, dass Magen und Darm weiter genutzt werden. Werden sie über längere Zeit nicht beansprucht, kann sich
- die Darmschleimhaut zurückbilden,
- die Darmbewegung nachlassen und
- das Risiko für Infektionen steigen.
Außerdem ist die Sondenernährung mit weniger Komplikationen verbunden und meist kostengünstiger.
Welche Arten von Magensonden gibt es?
Fachleute unterscheiden zwischen diesen Formen:
Nasogastrale oder orale Sonden: Sie werden über Nasenloch oder Mund in den Magen gelegt und eignen sich für den kurzfristigen Einsatz (Tage bis wenige Wochen).
Jejunalsonde (nasojejunale Sonde): Eine Jejunalsonde wird ebenfalls transnasal oder oral vorgeschoben, endet jedoch erst im Dünndarm (Leerdarm/Jejunum ). Sie wird eingesetzt, wenn der Magen umgangen werden soll – etwa bei Magenentleerungsstörungen.
PEG-Sonde (perkutane endoskopische Gastrostomie): In einem kleinen operativen Eingriff wird der Schlauch durch die Bauchdecke direkt in den Magen gelegt. Diese Form wird bevorzugt, wenn eine normale Ernährung langfristig nicht möglich ist.
PEJ-Sonde (perkutane endoskopische Jejunostomie): Diese Sonde ähnelt der PEG-Sonde, die Spitze endet jedoch direkt im Dünndarm.
Spezialsonden: Manche Arten besitzen mehrere Öffnungen und ermöglichen so gleichzeitig eine Ernährung über den Dünndarm und die Ableitung von Magensaft aus dem Magen.
Wann wird eine Magensonde eingesetzt?
Eine Ernährungssonde kann eingesetzt werden, wenn es Menschen nicht mehr möglich ist, ausreichend Nahrung über den Mund aufzunehmen – obwohl der Verdauungstrakt selbst normal arbeitet. Typische Gründe sind:
Schlaganfall oder andere neurologische Erkrankungen, die das Schlucken unmöglich machen
Kopf- oder Halsverletzungen oder Tumoren, welche die Nahrungsaufnahme blockieren
intensivmedizinische Behandlung, zum Beispiel bei Koma oder Beatmung
Appetitlosigkeit oder Mangelernährung, wenn der Körper zu wenig Nährstoffe erhält
schwere Erkrankungen mit erhöhtem Nährstoffbedarf, etwa nach großen Operationen, bei Verbrennungen oder Leberversagen
- Frühgeborene und Säuglinge, wenn der Saug- und Schluckreflex noch nicht vollständig ausgebildet oder krankheitsbedingt gestört ist
So wird eine Magensonde gelegt
Das Legen einer nasalen oder oralen Sonde erfolgt in der Regel, während die Betroffenen wach sind. Der Kunststoffschlauch wird mit einem Gel gleitfähig gemacht, manchmal wird zusätzlich die Nasenschleimhaut mit einem Spray leicht betäubt.
Gelangt der Schlauch in den Rachen, kann ein Würgereiz auftreten. Um das Einführen zu erleichtern, werden die Patient*innen gebeten zu schlucken oder Wasser über einen Strohhalm zu trinken. So gleitet die Sonde leichter in die Speiseröhre.
Für Betroffene ist der Prozess meist unangenehm, aber nicht stark schmerzhaft. Typisch sind ein Druck- oder Fremdkörpergefühl in Nase und Hals.
PEG-Sonde (durch die Bauchdecke)
Vor dem Eingriff erhalten Patient*innen ein Beruhigungs- und Schmerzmittel über die Vene. Dadurch schlafen sie leicht, ohne vollständig in Narkose zu sein.
Zusätzlich wird die Bauchdecke örtlich betäubt, sodass der kleine Schnitt kaum zu spüren ist. Eine Vollnarkose ist in der Regel nicht notwendig
Zunächst wird ein Endoskop (dünner Schlauch mit Kamera) über den Mund in den Magen eingeführt. Mit der Kamera wird die Magenwand von innen betrachtet, um die geeignete Stelle zu bestimmen. Über einen kleinen Schnitt in der Bauchdecke wird die Magensonde eingeführt und innen wie außen fixiert.
Lagekontrolle
Die Lage wird zum Beispiel durch eine Röntgenaufnahme oder die Untersuchung von abgesaugtem Magensaft kontrolliert.
Ernährung über eine Magensonde
Nach dem Legen beginnt die künstliche Ernährung meist innerhalb weniger Stunden. Wichtig ist dabei:
Körperposition: Die betroffene Person sollte während der Nahrungszufuhr und noch 1–2 Stunden danach aufrecht sitzen oder das Kopfteil des Bettes erhöht haben. Das verringert das Risiko, dass Mageninhalt in die Speiseröhre oder Lunge fließt.
Art der Zufuhr: Nahrung kann in einzelnen Portionen ("Bolusgabe") oder kontinuierlich über längere Zeit verabreicht werden.
- Infusionspumpe: Wenn die Sonde bis in den Dünndarm reicht, wird die Ernährung häufig mit einer Infusionspumpe gesteuert, damit die Nährstoffe langsam und gleichmäßig zufließen.
Formulierungen der Sondennahrung
Für die Sondenernährung stehen verschiedene Fertigformulierungen zur Verfügung. Sie enthalten in der Regel eine vollständig ausgewogene Ernährung und können an individuelle Bedürfnisse angepasst werden.
Standardformulierungen: decken den täglichen Nährstoffbedarf an Eiweiß, Kohlenhydraten, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen
ballaststoffreiche Formulierungen: geeignet bei Verstopfung oder Durchfall
Eiweiß-, Fett- oder Kohlenhydratmodifizierte Formulierungen: können gezielt bei Mangelzuständen oder bestimmten Erkrankungen eingesetzt werden
besondere Zusammensetzungen: für Menschen mit Diabetes mellitus (z. B. reduzierte Kohlenhydrate) oder Nierenerkrankungen (angepasster Eiweißgehalt)
leicht verdauliche Spezialnahrung: enthält Proteine in aufgespaltener Form sowie Fette als mittelkettige Triglyzeride (MCT-Öl), wenn die Nährstoffaufnahme im Darm eingeschränkt ist
Formulierungen zur Unterstützung der Heilung: etwa für Menschen mit größeren Wunden oder hoher körperlicher Belastung
Magensonde: Mögliche Risiken und Komplikationen
Das Legen und Tragen einer Magensonde ist in der Regel sicher, kann aber mitunter Beschwerden verursachen:
Reizungen: Eine Sonde über Nase oder Mund kann Druckgefühle, Schmerzen, kleine Verletzungen, Nasenbluten oder auch eine Entzündung der Nasennebenhöhlen verursachen.
falsche Lage: Selten rutscht der Schlauch in die Atemwege statt in die Speiseröhre. Das kann Husten, Würgen oder eine Lungenentzündung (Pneumonie) auslösen. Deshalb wird die Lage immer sorgfältig überprüft.
Verstopfung oder Verrutschen: Dicke Formulierungen oder Tabletten können zu Verstopfungen führen. Auch versehentliches Herausziehen kommt vor. In beiden Fällen muss der Schlauch gereinigt oder ersetzt werden.
Infektionen und Entzündungen: Wird ein Schlauch durch die Bauchdecke gelegt, kann es an der Eintrittsstelle zu Infektionen kommen. Sehr selten entsteht eine Bauchfellentzündung (Peritonitis), wenn Mageninhalt austritt.
Unverträglichkeit der Formulierung: Manche Menschen reagieren mit Durchfall, Übelkeit oder Blähungen auf bestimmte Nährstoffmischungen. Häufig bessern sich die Beschwerden, wenn die Ernährung angepasst wird.
Stoffwechselprobleme: Durch die Sondenernährung kommt es in seltenen Fällen zu einem Ungleichgewicht von Elektrolyten, zu erhöhten Blutzuckerwerten oder zu Flüssigkeitsansammlungen im Körper. Deshalb werden regelmäßig Blutwerte und Gewicht kontrolliert.
Rückfluss und Aspiration: Mitunter läuft Mageninhalt in die Speiseröhre zurück (Reflux). Gelangt er in die Lunge, steigt das Risiko für Infektionen wie eine Lungenentzündung. Deshalb sollte der Oberkörper während der Ernährung immer leicht aufgerichtet sein.
Kontraindikationen: Wann keine Magensonde gelegt werden darf
In diesen Fällen wird keine Magensonde gelegt, da das Risiko zu groß ist:
- frische Operationen im Bereich von Nase, Rachen, Speiseröhre oder Magen
- Ösophagusvarizen (Krampfadern in der Speiseröhre mit hoher Blutungsgefahr)
- schwere Gesichts- oder Schädelbasisbrüche, etwa nach einem Unfall
- Verätzungen oder schwere Verletzungen der Speiseröhre
Hier wird im Einzelfall entschieden:
- Blutgerinnungsstörungen mit erhöhter Blutungsneigung
- Verengungen oder Tumoren in der Speiseröhre
- starke Atemnot oder eingeschränktes Bewusstsein ohne gesicherten Atemweg (Gefahr des Verschluckens)
- ausgeprägter Würgereiz
Wenn eine nasale oder orale Magensonde nicht infrage kommt, kann bei längerem Bedarf unter Umständen eine PEG- oder PEJ-Sonde gelegt werden. Bei absoluten Kontraindikationen ist jedoch auch das nicht möglich; dann bleibt manchmal nur eine Ernährung über die Vene.
Leben mit Magensonde
Mit einer Magensonde ist ein weitgehend normaler Alltag möglich. Wichtig sind einige Regeln:
Pflege: Bei Nasensonden muss die Haut um die Nase sauber und trocken gehalten werden. Bei PEG-Sonden ist die Eintrittsstelle in der Bauchdecke täglich zu reinigen und trocken zu halten. Das reduziert das Risiko von Infektionen.
Spülen: Nach jeder Gabe von Nahrung oder Medikamenten ist die Sonde mit Wasser zu spülen, damit sie nicht verstopft. Das können Betroffene oder Angehörige nach Anleitung selbst übernehmen.
Kontrolle und Nachsorge: Die Sonde und die Haut um die Eintrittsstelle sollten regelmäßig kontrolliert werden – zunächst durch das Behandlungsteam im Krankenhaus, später auch durch die*den Hausärztin*Hausarzt oder Pflegekräfte. Bei Rötungen, Schmerzen, ungewöhnlichem Ausfluss oder Fieber sollte sofort ärztlicher Rat eingeholt werden.
Ernährung: Ob Bolusgabe (mehrere Portionen pro Tag) oder kontinuierliche Zufuhr sinnvoll ist, entscheidet die*der Ärztin*Arzt.
Alltag: Bewegung, leichte körperliche Aktivitäten und soziale Teilhabe sind mit einer Magensonde in der Regel möglich. Beim Duschen oder Baden sollten ärztliche Hinweise zur Abdeckung und Pflege der Sonde beachtet werden.