Beschneidung
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Beschneidung beim Mann (Zirkumzision): Ablauf und Anwendungsgebiete

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.03.2023

Bei der Beschneidung wird beim Mann oder Jungen die Vorhaut teilweise oder vollständig entfernt. Wann eine Beschneidung durchgeführt wird und wie der Ablauf der OP ist.

Beschneidung beim Mann: Allgemeines

Bei der Beschneidung (medizinisch auch Zirkumzision genannt) wird dem Mann oder Jungen die Vorhaut teilweise oder vollständig entfernt. Die Vorhaut ist der bewegliche Hautlappen, welcher die Eichel des Penis umgibt. Neben religiösen Hintergründen kann eine Beschneidung auch aus medizinischen, hygienischen oder ästhetischen Gründen erfolgen. 

Beschneidung: Arten und Ablauf

Fachleute unterscheiden bei der Beschneidung zwei Arten: Die vollständige oder teilweise Entfernung (auch plastische Zirkumzision genannt) der Vorhaut. Bei der vollständigen Beschneidung löst der*die Operateur*in die Vorhaut komplett von der Eichel und trägt diese ab. Bei der Teilbeschneidung bleibt ein Rest der Vorhaut bestehen, sodass die Eichel weiterhin bedeckt ist. Ob eine vollständige oder teilweise Vorhautentfernung durchgeführt wird, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Alter, Beschwerden und persönlichen Gründen des Patienten ab.

Die Beschneidung wird in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt, bei Erwachsenen möglicherweise mit lokaler Betäubung und leichter Sedierung. In den meisten Fällen erfolgt die Operation ambulant. 

Ablauf des Eingriffs

Zunächst zieht das OP-Team vorsichtig die Vorhaut über die Eichel und fixiert die überstehende Vorhaut mit einer Klemme. Dann folgt ein Schnitt, um diese von der Eichel zu trennen. Oft wird dann das innere Vorhautblatt, ein kleines Hautstück zwischen dem Eichelkranz und dem vollzogenen Schnitt, zusätzlich entfernt. Das Fachpersonal vernäht die Wundränder anschließend mit selbstauflösenden Fäden. Die OP dauert circa 30 Minuten. 

Unter Umständen wird auch eine andere Methode, die sogenannte Erweiterungsplastik, gewählt: Dabei erweitert der*die Arzt*Ärztin die Vorhautöffnung durch kleine Schnitte an bestimmten Stellen und verwendet eine spezielle Nähtechnik. 

Wann wird eine Beschneidung durchgeführt?

Wann der Eingriff beim Mann oder Jungen durchgeführt wird, hängt vor allem von den Gründen ab. Im Erwachsenenalter sind es meist hygienische oder ästhetische – im Jugend- und Kindesalter oftmals medizinische Gründe. Da bis zum 3. Lebensjahr eine Verklebung der Vorhaut normal ist, dauert es somit einige Zeit, bis sie sich vollständig zurückziehen lässt. Deshalb werden Jungen frühestens ab einem Alter von drei Jahren beschnitten und nicht direkt nach der Geburt.

Indikationen einer Zirkumzision

Medizinische Gründe für eine Beschneidung sind zum Beispiel:

  • Vorhautverengung (Phimose), vor allem wenn diese mit Schmerzen und Problemen beim Wasserlassen verbunden ist

  • wiederkehrende Entzündungen der Vorhaut oder Eichel (Balanitis)

  • wiederkehrende Harnwegentzündungen mit unklarer Ursache

Weitere Gründe sind beispielsweise:

  • Während einer Erektion kann die Vorhaut nur teilweise oder gar nicht zurückgezogen werden oder es kommt zu Schmerzen.

  • Es ist ein Schnürring (Paraphimose oder auch “Spanischer Kragen“) nach Zurückziehen der Vorhaut über die Eichel sichtbar.

  • Betroffene können kein Wasser mehr lassen und leiden unter Harnverhalt.

  • Beim Wasserlassen bildet sich an der Vorhaut eine Art Ballon.

Mitunter kann eine Beschneidung auch aus ästhetischen Gründen erwünscht sein, wenn etwa die Vorhaut sehr lang ist. Auch die Hygiene spielt eine Rolle bei der Entscheidung, ob eine Beschneidung durchgeführt werden soll. Lässt dich der Penis etwa schwer reinigen, da sich die Vorhaut erschwert zurückziehen lässt oder lang ist, erhöht das mitunter das Risiko, dass sich Smegma oder Keime ansammeln.

Studien zufolge hat die Beschneidung weitere Vorteile: Sowohl das Risiko einer Infektion mit Geschlechtskrankheiten als auch für Peniskrebs kann sich dadurch reduzieren.

Beschneidung: Welche Komplikationen und Risiken sind möglich?

Eine Beschneidung gilt als komplikationsloser Routineeingriff. Jedoch können wie bei jeder anderen Operation Komplikationen nie ausgeschlossen werden. Möglich sind zum Beispiel:

  • Schmerzen nach der Beschneidung
  • allergische Reaktionen, etwa auf Betäubungsmittel
  • Verletzungen der Eichel
  • erneute Vorhautverengung durch das geschrumpfte Gewebe
  • Schwellungen im operierten Bereich
  • Nachblutungen

Möglicherweise kann es infolge der Beschneidung auch zu einer gesteigerten sexuellen Ausdauer oder verminderten Sensibilität der Eichel kommen. Einige Männer empfinden die Vorhautentfernung auch als Verlust, der mit einem psychischen Leidensdruck verbunden sein kann. Das gründliche Abwägen der Vor- und Nachteile dieses Eingriffes ist deshalb unerlässlich. 

Beschneidung: Was gilt es nach der OP zu beachten?

Nach einer Beschneidung kann es zu leichten Schmerzen kommen, die jedoch gut mit Schmerzmitteln behandelbar sind. In der Regel erhalten Patienten einen Verband, der nach ärztlicher Vereinbarung in den Tagen nach der OP in der Praxis erneuert wird. Weitere Tipps zu Wundversorgung und Verbandswechsel erhalten Patienten vom Fachpersonal. Fäden müssen in der Regel nicht gezogen werden, da meist selbstauflösendes Nähmaterial verwendet wird.

Wichtig ist, dass Patienten nach der Beschneidung für drei bis vier Wochen auf Sport und Geschlechtsverkehr verzichten.