Eine Frau betrachtet ihre Zunge im Spiegel.
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Zungenkrebs (Zungenkarzinom)

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.12.2021

Zungenkrebs macht sich anfangs selten durch Beschwerden bemerkbar. Erst wenn er weiter fortschreitet, können Symptome im Mund- und Rachenraum auftreten. Woran erkennt man Zungenkrebs und wie behandelt man ihn?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Häufigkeit & Ursachen

Unter Zungenkrebs versteht man bösartige, aber relativ seltene Tumoren in der Zunge. Er wird der Gruppe der Kopf-Hals-Tumoren zugeordnet – und zählt hier zu den Tumoren der Mundhöhle und des Rachens. Der Fachausdruck für Zungenkrebs lautet Zungenkarzinom.

Genaue Zahlen zur Häufigkeit von Zungenkrebs liegen nicht vor. Im Jahr 2016 erkrankten in Deutschland etwa 9.720 Männer und 4.180 Frauen an bösartigen Tumoren im Mund- und Rachenraum, zu denen auch das Zungenkarzinom zählt. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Männern bei 63 Jahren, bei Frauen bei 66 Jahren.

Der häufigste Tumor im Mund- und Rachenraum ist allerdings nicht das Zungenkarzinom, sondern Kehlkopfkrebs (Kehlkopfkarzinom). Im Vergleich macht Zungenkrebs etwa ein Viertel aller Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum aus.

Zungenkrebs: Ursachen

Welche Ursachen Zungenkrebs genau hat, ist bislang nicht geklärt. Als wichtigste Risikofaktoren für Zungenkrebs gelten Rauchen beziehungsweise der regelmäßige Genuss von Tabak (egal, in welcher Form) und Alkohol. Insbesondere in Kombination, da sich der schädigende Effekt offenbar verstärkt. Das Risiko erhöht sich zudem, wenn es sich um hochprozentigen Alkohol handelt oder der Tabak filterlos genossen wird beziehungsweise sehr stark ist.

Als weiterer Risikofaktor gilt eine chronische Infektion mit Hochrisikotypen des humanen Papillomavirus (HPV).

Auch chronische Entzündungen der Mund- und Zungenschleimhäute – zum Beispiel infolge schlecht sitzender Zahnprothesen – sowie mangelhafte Mundhygiene scheinen das Risiko für Zungenkrebs zu steigern.

Zungenkrebs: Symptome

Wer Zungenkrebs (Zungenkarzinom) hat, bemerkt zu Beginn der Erkrankung nur selten Symptome. Erst wenn die Erkrankung weiter fortschreitet, spüren manche Betroffene ein Fremdkörpergefühl im Mund oder im Rachen oder auch ein Zungenbrennen beziehungsweise ein Brennen im Mund.

Später können bei Zungenkrebs Symptome wie Halsschmerzen auftreten, die bis zu den Ohren ausstrahlen, sowie Schluckbeschwerden oder Probleme beim Sprechen. Unter Umständen zeigen sich unterhalb oder seitlich der Zunge wunde Stellen, die auch nach 2 Wochen noch nicht abheilen und leicht zu bluten beginnen. Auch vergrößerte Lymphknoten an Hals und Unterkiefer sind dann häufiger festzustellen.

All diese Symptome können auch harmlose Ursachen haben. Um sicherzugehen, sollten Sie solche Beschwerden jedoch immer abklären lassen. Der richtige Ansprechpartner für den Verdacht auf Zungenkrebs ist neben dem Hausarzt zum Beispiel der Hautarzt, Zahnarzt oder ein Arzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.

Video: So entsteht Krebs

Wie sieht Zungenkrebs aus?

Zungenkrebs kann unterschiedliche Formen ausbilden. Es gibt flache, in der Schleimhaut liegende Geschwulste sowie blumenkohlartig wachsende und über die Schleimhaut herausragende Tumoren. Manchmal macht sich Zungenkrebs durch feste Knubbel in der Zunge bemerkbar oder auch durch verhärtete Stränge in der Zunge. In anderen Fällen können geschwürartige Veränderung oder nicht abwischbare weiße Flecken (Leukoplakie) beziehungsweise rötliche, samtartige Flecken (Erythroplakie) ein Hinweis auf Zungenkrebs sein.

Zungenkarzinome breiten sich meist früh über die Lymphwege in die Halslymphknoten sowie in die Lymphknoten des Unterkiefers aus und bilden dort Tochtergeschwulste (Metastasen). In anderen Organen (z. B. in der Lunge, Leber oder im Skelett) bilden sich jedoch nur selten Tochtergeschwulste.

Wo genau tritt Zungenkrebs auf?

Die vorderen zwei Drittel der Zunge sind beweglich. Das hintere Drittel, der sogenannte Zungengrund, ragt in den Rachenraum hinein. Zungenkrebs tritt häufiger am Zungenrand auf als am Zungenrücken oder Zungengrund.

Bösartige Zungentumoren breiten sich häufig auch auf benachbarte Strukturen, zum Beispiel den Kehlkopf, aus. Insbesondere Tumoren im hinteren Bereich der Zunge können dadurch schwerwiegende Gewebeschäden verursachen.

Zungenkrebs: Diagnose

Um bei Zungenkrebs (Zungenkarzinom) die Diagnose zu sichern, untersucht der Arzt oder die Ärztin den Mund- und Rachenraum. Die vorderen zwei Drittel der Zunge sind in der Regel schon mit bloßem Auge gut zu beurteilen. Mithilfe eines Spiegels betrachtet der Arzt auch den hinteren Teil der Zunge, den Zungengrund. Bei Verdacht auf Zungenkrebs entnimmt die Ärztin oder der Arzt eine Gewebeprobe (Biopsie) aus den veränderten Hautbereichen – auf diese Weise lässt sich die Diagnose sichern.

Um festzustellen, ob und wie weit sich der Zungenkrebs bereits ausgebreitet hat, setzt man gegebenenfalls bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT) ein. So kann man die Halslymphknoten beurteilen und feststellen, ob sich dort Tochtergeschwulste (Metastasen) befinden. Manchmal reicht auch eine Ultraschalluntersuchung der Lymphknoten aus.

Zungenkrebs: TNM-Klassifikation

Die Ausbreitung beziehungsweise das Ausmaß von Zungenkrebs (das sog. Staging) beurteilt man mithilfe der sogenannten TNM-Klassifikation:

  • Tumorgröße
  • Nodulus bzw. Lymphknotenbefall (von lat. nodus lymphoideus = Lymphknoten)
  • Metastasenbildung

Diese Einteilung ist wichtig, da Ärzte und Ärztinnen anhand dieser Informationen die Therapie planen und die Prognose einschätzen können.

Zungenkrebs: Therapie

Welche Therapie bei Zungenkrebs (Zungenkarzinom) die richtige ist, hängt vor allem davon ab, wie groß der Tumor ist und weit er sich ausgedehnt hat. Entscheidend für die Behandlung ist auch, ob bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) vorliegen. Zungentumoren breiten sich bevorzugt über die Lymphwege in die Halslymphknoten und in die Lymphknoten des Unterkiefers aus.

Operation und Strahlentherapie

Bei Zungenkrebs besteht die Behandlung meist aus einer Operation. Kleine Tumoren im vorderen (beweglichen) Teil der Zunge kann der Arzt meist gut herausschneiden. Bei weiter hinten liegenden Tumoren (am sog. Zungengrund) gestaltet sich der Eingriff oft schwieriger. Das gilt insbesondere dann, wenn sich der Tumor bereits ausgedehnt und zum Beispiel auf den Kehlkopf übergegriffen hat.

Hat der Zungenkrebs bereits zahlreiche Metastasen in den Lymphknoten gebildet, führt man in der Regel eine sogenannte Neck Dissection durch. Dabei entfernt man unter anderem alle Halslymphknoten sowie – abhängig von der Ausbreitung des Tumors – verschiedene weitere Strukturen, zum Beispiel Blutgefäße oder Nerven. Im Anschluss an die Operation ist je nach Lage und Größe des Tumors eine Strahlentherapie nötig.

Chemotherapie

Eine Chemotherapie beziehungsweise eine Radiochemotherapie (Kombination aus Bestrahlung und Krebsmitteln) kommt in der Regel nur bei sehr weit fortgeschrittenem Zungenkrebs in Betracht oder wenn sich der Tumor nicht operativ entfernen lässt. Das Ziel einer optimalen Zungenkrebs-Therapie ist es dabei immer, sowohl die Funktionalität der Zunge als auch eventuell in Mitleidenschaft geratenen Strukturen im Kopf-Hals-Bereich zu erhalten.

Neben klassischen Krebsmitteln (Zytostatika) kommen bei Zungenkrebs mittlerweile auch sogenannte zielgerichtete Medikamente zum Einsatz. Ein typischer Wirkstoff ist beispielsweise Cetuximab.

Zungenkrebs: Verlauf

Prognose

Prognose und Heilungsrate hängen bei Zungenkrebs (Zungenkarzinom) vor allem davon ab, wie groß der Tumor ist, wie weit er sich ausgedehnt hat und ob eventuell Tochtergeschwulste (Metastasen) vorhanden sind. Gibt es noch keine Tochtergeschwulste und gelingt es dem Arzt oder der Ärztin, den Krebs vollständig zu entfernen, ist die Prognose gut. Die Heilungsaussichten sinken, wenn der Zungenkrebs bereits fortgeschritten ist.

Mögliche Komplikationen

Bei Zungenkrebs können im Verlauf schwerwiegende Komplikationen wie Schluckstörungen und Sprachschwierigkeiten auftreten. Inzwischen gibt es jedoch Möglichkeiten, geschädigte oder entfernte Körperstrukturen zu ersetzen (sog. plastische Rekonstruktion) und dadurch Funktionen wie Sprechen, Kauen oder Schlucken weitestgehend wiederherzustellen.

Nachsorge

Nach abgeschlossener Zungenkrebs-Behandlung ist vor allem eine regelmäßige Nachsorge wichtig. Mir ihr lässt sich frühzeitig erkennen, ob der Krebs erneut auftritt (sog. Rezidiv). Das ermöglicht eine frühzeitige Behandlung.

Zungenkrebs: Vorbeugen

Zungenkrebs (Zungenkarzinom) können Sie indirekt vorbeugen, indem Sie Einfluss auf verschiedene Risikofaktoren nehmen. Wer zum Beispiel auf das Rauchen verzichtet und nur selten oder gar keinen Alkohol trinkt, verringert sein Risiko für Zungenkrebs.

Lassen Sie außerdem schlecht sitzende Zahnprothesen immer frühzeitig von einem Zahnarzt korrigieren und achten Sie auf eine angemessene Mundhygiene.