Frau mit Rundrücken durch schlechte Haltung
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Witwenbuckel: Vorbeugen und behandeln

Von: Jenni Graf (Medizinautorin), Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 21.11.2023 - 14:30 Uhr

Wer unter einem Witwenbuckel leidet, hat eine zu stark nach vorn gekrümmte Brustwirbelsäule. Ohne eine Behandlung verschlechtert sich dieser Rundrücken zusehends. Wie zeigt sich ein Witwenbuckel genau und was kann man dagegen tun?

Was ist ein Witwenbuckel?

 Bei einem Witwenbuckel handelt es sich um eine krankheitsbedingte, zu starke Krümmung der Brustwirbelsäule (Hyperkyphose). Anders als viele andere Rückenprobleme ist diese Verformung von außen eindeutig zu erkennen: Betroffene nehmen gezwungenermaßen eine nach vorn gebeugte Körperhaltung ein – sich aufzurichten ist nicht mehr möglich.

Neben den umgangssprachlichen Namen Witwenbuckel und Hexenbuckel sind außerdem die Bezeichnungen Rundrücken und – medizinisch korrekt – Hyperkyphose gebräuchlich.

Eine leichte Krümmung des Rückens (Kyphose) ist normal und kann sich im Alter natürlicherweise leicht verstärken. Ein Witwenbuckel dagegen geht über dieses normale Maß hinaus und entsteht meist als Folge einer Osteoporose. Frauen sind wegen ihrer Anfälligkeit für Knochenschwund häufiger von der Erkrankung betroffen, die Hyperkyphose kann aber auch bei Männern auftreten.

Auch aufgrund einer Fehlhaltung kann es zu einem Witwenbuckel kommen.

Wie kann man einem Witwenbuckel vorbeugen?

Wer frühzeitig gegen einen Witwenbuckel vorgehen möchte, hat tatsächlich einige Möglichkeiten. In erster Linie geht es dabei darum, auf eine gute Haltung zu achten und Osteoporose vorzubeugen.

Um einen Rundrücken und Rückenschmerzen zu vermeiden, hilft es daher, …

  • sich ausreichend zu bewegen: Körperliche Aktivität regt den Körper dazu an, neben der Muskulatur auch Knochengewebe aufzubauen. Um diesen Effekt zu erzielen, müssen es nicht gleich Power-Workouts sein – Wandern, Treppensteigen und angepasste Pilates- oder Yoga-Übungen sind ebenfalls nützlich.
  • den Rücken und den Rumpf gezielt zu trainieren: Eine starke Muskulatur trägt dazu bei, die knöchernen Strukturen der Wirbelsäule auf Dauer zu stabilisieren und zu entlasten.
  • ... eine aufrechte Haltung trainieren: In einer Rückenschule lernen Menschen, wie sie ihre Haltung verbessern, sich aufrichten und darauf achten, Fehlhaltungen zu vermeiden.
  • ... regelmäßige Dehnungen der Brustmuskulatur durchzuführen: Die Muskulatur im Brustbereich neigt dazu, zu verkürzen, was durch eine nach vorne gebeugte Haltung, wie beim Sitzen am PC, begünstigt wird. Es ist zur Vorbeugung eines Witwenbuckels daher sinnvoll, die Brustmuskulatur regelmäßig zu dehnen.
  • genügend Kalzium und Vitamin D aufzunehmen: Kalzium ist ein wichtiger Baustein für gesunde Knochen und Zähne; Vitamin D unterstützt die Aufnahme und Verwertung von Kalzium. Genügend Zeit im Sonnenlicht und Milchprodukte, grünes Gemüse sowie Eier auf dem Speiseplan helfen dementsprechend dabei, einem Witwenbuckel vorzubeugen. Besteht ein besonderer Bedarf oder eine Unterversorgung, sind auch Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll.
  • möglichst auf Alkohol und Nikotin zu verzichten: Beide Stoffe sind dafür bekannt, den Knochenstoffwechsel negativ zu beeinflussen. Im besten Fall verschwinden sie daher vollständig aus dem Alltag.
  • bestehende Grunderkrankungen behandeln zu lassen: Verschiedene Krankheiten wirken sich auch auf die Knochen aus. Eine passende Therapie (und konsequente Therapietreue) kann diese Effekte abmildern.

Genauso gehört es zur Vorbeugung einer Hyperkyphose, Warnzeichen für Osteoporose ernst zu nehmen und rechtzeitig behandeln zu lassen. Um erste Symptome zu erkennen, ist es wichtig, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen – eine Knochendichtemessung empfehlen Fachleute für Frauen ab den Wechseljahren.

Ursachen eines Witwenbuckels

Oft geht ein Witwenbuckel auf Osteoporose zurück. Dabei steht dem Körper weniger Knochenmasse zur Verfügung, entweder weil sie zu schnell abgebaut wird oder weil im Vorfeld zu wenig davon aufgebaut wurde. Typische Folge sind leichter brechende Knochen, einschließlich der knöchernen Wirbelkörper.

Die sogenannte primäre Osteoporose entwickelt sich als eigenständige Erkrankung. Begünstigt wird sie durch natürliche Vorgänge wie die Wechseljahre bei Frauen: In dieser Zeit nimmt die Bildung von Östrogen langsam ab – und damit auch der knochenschützende Effekt des Hormons.

Eine sekundäre Osteoporose entsteht dagegen in direktem Zusammenhang mit Medikamenten oder anderen Krankheiten. Vorsicht gilt zum Beispiel bei:

Auch Fehlhaltungen können zur Hyperkyphose führen. Durch langes Sitzen am PC, Smartphone oder im Auto wird die nach vorne gebeugte Haltung gefördert, sodass bereits junge Menschen darunter leiden können. Typisch ist dabei auch eine überstreckte Halswirbelsäule, ähnlich einer Schildkröte.

Behandlung: Was tun gegen einen Witwenbuckel?

Um die Schmerzen zu lindern und der Wirbelsäule mehr Stabilität zu geben, erhalten Betroffene zur Therapie oftmals eine Orthese. Darunter ist eine Schiene beziehungsweise ein Korsett zu verstehen, das zunächst täglich getragen wird. Es erleichtert den Alltag und kann dazu beitragen, einer Verschlimmerung der Hyperkyphose vorzubeugen.

Gleichzeitig findet eine physiotherapeutische Behandlung statt. Dabei stehen Übungen im Vordergrund, die die Rumpfmuskulatur stärken. Das kann den Witwenbuckel zwar nicht komplett wegtrainieren, soll aber Wirbelbrüche verhindern und Fehlhaltungen entgegenwirken, die Betroffene wegen ihrer Rückenschmerzen einnehmen.

Bei der Physiotherapie werden außerdem Tipps zur richtigen Schlafposition bei einem Witwenbuckel und Atemübungen vermittelt. Auf dem Rücken zu schlafen – gegebenenfalls unterstützt durch ein spezielles orthopädisches Kissen – unterstützt die Wirbelsäule dabei, sich nachts zu regenerieren. Passende Atemübungen trainieren die Lunge und beugen möglichen Lungenproblemen vor.

Besteht großer Leidensdruck, kommt als letztes Mittel eine Operation infrage. Operationen an der Wirbelsäule sind allerdings immer mit gewissen Risiken verbunden, weshalb Fachleute diese nur sehr zurückhaltend empfehlen. Vorteile und mögliche Gefahren sollten immer sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.

Dranbleiben ist bei einem Witwenbuckel das A und O: Um Vorher-Nachher-Unterschiede zu bewirken und langfristig aufrechtzuerhalten, müssen Übungen regelmäßig durchgeführt werden.

Symptome des Witwenbuckels

Die ausgeprägte Verformung des Rückens entwickelt sich bei einem Witwenbuckel durch Wirbelbrüche aufgrund von Osteoporose. Das bedeutet, die Wirbelkörper entlang der Brustwirbelsäule halten der täglichen Belastung nicht mehr stand, brechen und sinken ein. Je mehr Wirbel nachgeben, desto stärker fällt die Hyperkyphose aus.

Zu den typischen Symptomen eines Rundrückens zählen daher:

  • starke, chronische Rückenschmerzen
  • Muskelverspannungen und -verhärtungen entlang der Wirbelsäule
  • ausstrahlende Schmerzen im Bereich von Kopf, Nacken, Armen und Beinen
  • eine geringere Körpergröße (im Vergleich zur vorherigen Größe im gesunden Zustand)
  • Sturzgefahr durch den nach vorn verschobenen Körperschwerpunkt und Gangunsicherheiten, die entstehen, weil Betroffene unwillkürlich eine Schonhaltung einnehmen
  • Schlafstörungen wegen der starken Schmerzen
  • in fortgeschrittenen Stadien Atemprobleme und Kurzatmigkeit, weil der Lunge weniger Raum zur Verfügung steht

In sehr schweren Fällen kann die Wirbelsäule auch in tiefer liegenden Abschnitten in Mitleidenschaft gezogen werden. Möglich ist dann unter anderem das Baastrup-Syndrom. Bei dieser „Kissing-Spine-Disease“ kommt es zu starken Schmerzen im Bereich der Lendenwirbel, weil sich deren Dornfortsätze durch strukturelle Veränderungen berühren.

Diagnose des Witwenbuckels

Das typische Aussehen des Rückens ermöglicht gerade in weiter fortgeschrittenen Stadien eine einfache und schnelle Diagnose des Witwenbuckels.

Ist der Rundrücken weniger stark ausgeprägt, hilft der Hinterkopf-Wand-Abstand (HWA), den Zustand der Wirbelsäule zu beurteilen. Dazu stellen sich Betroffene an eine Wand und versuchen, sich gerade aufzurichten. Bei einem gesunden Rücken berühren der Kopf, der obere Abschnitt des Rückens und das Gesäß die Wand. Ist es nicht möglich, mit dem Hinterkopf die Wand zu erreichen, ist das ein klares Anzeichen für eine Hyperkyphose. Bildgebende Verfahren wie Röntgen und Magnetresonanztomographie (MRT) zeigen anschließend das Ausmaß des Rundrückens.

Hat sich der Verdacht auf den Witwenbuckel bestätigt, wird im nächsten Schritt seine Ursache ermittelt: Über Urin- und Blutuntersuchungen sowie eine Knochendichtemessung lässt sich eine Osteoporose feststellen.