Trichomonaden: Symptome und Behandlung der Geschlechtskrankheit
Rund 250 Millionen Menschen infizieren sich jährlich weltweit mit Trichomonaden. Die Infektion zählt damit zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Oft bleibt sie lange unbemerkt. Unbehandelt sind jedoch Komplikationen möglich. Woran lässt sich eine Trichomonaden-Infektion erkennen und wie wird sie behandelt?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Trichomonaden-Infektion
Der Ausfluss kann unangenehm fischig riechen. Zudem ist er oft gelblich-grün und schaumig.
Weltweit tritt Trichomoniasis häufiger auf als eine Chlamydien-Infektion. In Deutschland scheinen Chlamydien mit rund 300.000 Neuinfektionen jährlich jedoch weiter verbreitet zu sein.
Eine spontane Heilung ist nicht zu erwarten. Ohne Behandlung bleibt die Infektion meist bestehen und kann Komplikationen verursachen.
Ein direkter Zusammenhang zwischen Trichomonaden und Unfruchtbarkeit ist nicht eindeutig belegt. Unbehandelte Infektionen können jedoch Entzündungen im Genital- oder Beckenbereich verursachen, die in Einzelfällen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Was ist eine Trichomonaden-Infektion?
Die Trichomonaden-Infektion (Trichomoniasis) zählt zusammen mit Syphilis, Gonorrhö (Tripper) und Chlamydien zu den vier weltweit am weitesten verbreiteten, heilbaren sexuell übertragbaren Infektionen (STI).
Der Erreger Trichomonas vaginalis kommt auf der ganzen Welt vor. Es handelt sich dabei um einen Parasiten, der vor allem die Schleimhäute der Geschlechtsorgane und Harnwege befällt. Typisch ist, dass nur etwa die Hälfte aller Infizierten überhaupt Beschwerden entwickelt – die andere Hälfte bemerkt von der Ansteckung nichts.
Schätzungen zufolge sind rund doppelt bis dreimal so viele Frauen betroffen wie Männer. Vor allem Frauen im gebärfähigen Alter infizieren sich vergleichsweise oft. Während die Vagina das Hauptreservoir für den Erreger ist, kann bei Männern vor allem die Harnröhre betroffen sein.
Trichomonaden-Infektion: Wie erfolgt die Ansteckung?
Ursache einer Trichomonaden-Infektion ist der Parasit Trichomonas vaginalis – ein winziger Einzeller, der nur unter dem Mikroskop sichtbar ist. Mithilfe seiner feinen Geißeln (Flagellen) kann sich der Erreger aktiv fortbewegen.
Die Ansteckung erfolgt überwiegend durch ungeschützten Geschlechtsverkehr über direkten Schleimhautkontakt. Möglich ist eine Übertragung außerdem durch:
gemeinsam benutztes Sexspielzeug, wenn es mit Vaginalsekret oder Sperma in Kontakt kommt
Petting, wenn Hände mit infektiösen Körperflüssigkeiten in Berührung kommen
die Geburt, wenn sich Neugeborene bei einer infizierten Mutter anstecken
Sehr unwahrscheinlich ist dagegen eine Ansteckung im Alltag, etwa über Toilettenbrillen, Handtücher, in Schwimmbädern oder in der Sauna.
Die Zeit zwischen Ansteckung und dem Auftreten erster Beschwerden (Inkubationszeit) beträgt in der Regel vier bis 28 Tage.
Symptome einer Trichomonaden-Infektion
Eine Trichomoniasis verläuft häufig ohne erkennbare Anzeichen: Rund die Hälfte aller Betroffenen entwickelt überhaupt Beschwerden – bei Männern bleiben Infektionen noch häufiger unbemerkt als bei Frauen. Treten Symptome auf, unterscheiden sie sich in der Regel je nach Geschlecht.
Symptome bei Frauen
Bei Frauen kann die Infektion eine Scheidenentzündung (Kolpitis) verursachen. Typische Beschwerden sind:
- Juckreiz, Brennen oder Rötung im Genitalbereich
- gelblich-grüner, oft schaumiger und unangenehm riechender Scheidenausfluss
- Brennen beim Wasserlassen (Dysurie)
- Beschwerden beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
Breitet sich die Infektion auf die Harnwege aus, kann sie eine Harnröhrenentzündung (Urethritis) oder Blasenentzündung (Zystitis) auslösen. Dann tritt zusätzlich häufiger Harndrang auf, in seltenen Fällen klagen Betroffene auch über Unterbauchschmerzen.
Charakteristisch, wenn auch selten, ist eine sogenannte Strawberry Cervix – eine punktförmig gerötete Veränderung am Muttermund. Um diese zu erkennen, ist eine gynäkologische Untersuchung notwendig.
Während der Schwangerschaft erhöht eine Trichomonaden-Infektion das Risiko für Komplikationen, darunter:
- vorzeitiger Blasensprung
- Frühgeburt
- geringeres Geburtsgewicht des Kindes
Symptome bei Männern
Bei Männern bleibt eine Infektion fast immer unbemerkt – nur etwa 10 Prozent entwickeln überhaupt Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, sind das meist folgende:
- Juckreiz oder Rötung im Bereich des Penis
- Brennen beim Wasserlassen oder nach dem Samenerguss
- milchig-weißer oder klarer Ausfluss aus der Harnröhre
Trichomonaden können außerdem Entzündungen an Eichel und Vorhaut verursachen. In einigen Fällen breitet sich die Infektion über die Harnröhre auf Blase, Prostata oder Nebenhoden aus. Die Beschwerden ähneln dann häufig denen einer Harnwegsinfektion.
Wie wird eine Trichomonaden-Infektion diagnostiziert?
Da eine Trichomoniasis häufig ohne typische Beschwerden verläuft, ist für eine sichere Diagnose eine ärztliche Untersuchung notwendig. Ansprechpersonen können Fachleute aus der Gynäkologie, Urologie oder Dermatologie sein.
In der Regel erfolgt der Nachweis über einen Abstrich, den die*der Ärztin*Arzt aus der Scheide oder der Harnröhre entnimmt. Unter dem Mikroskop lassen sich bei einer frischen Infektion oft schon zahlreiche bewegliche Trichomonaden erkennen.
Da diese Methode jedoch nicht immer zuverlässig ist, kommen ergänzend weitere Verfahren zum Einsatz:
Antigen-Schnelltests: Sie liefern innerhalb weniger Minuten Ergebnisse und sind bei Frauen sehr zuverlässig. Allerdings sind sie teurer, nicht in jeder Praxis verfügbar und bei Männern weniger aussagekräftig.
Kultur: Hierbei werden die Erreger im Labor angezüchtet. Das Verfahren ist genauer als die Mikroskopie, benötigt aber mehrere Tage.
Nukleinsäure-Amplifikationstests (z. B. PCR): Diese Methode gilt als besonders empfindlich und wird zunehmend als Standard eingesetzt, ist aber aufwendiger und kostenintensiver.
Zusätzlich kann bei Frauen eine Bestimmung des vaginalen pH-Werts Hinweise geben, da dieser bei einer Infektion meist erhöht ist (über 6,0). Unabhängig vom Geschlecht wird im Rahmen der Diagnostik häufig auch auf weitere sexuell übertragbare Infektionen wie Chlamydien oder Gonorrhö getestet, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
Bei Routineuntersuchungen werden Trichomonaden nicht standardmäßig mitgetestet. Ein zufälliger Nachweis im Pap-Abstrich ist möglich, sicherer ist jedoch ein gezielter Abstrich, wenn Beschwerden oder ein Verdacht bestehen.
Wie wird eine Trichomonaden-Infektion behandelt?
Eine Trichomonaden-Infektion lässt sich in der Regel gut behandeln. Zum Einsatz kommen bestimmte Antibiotika, vor allem mit den Wirkstoffen Metronidazol oder Tinidazol. Diese Medikamente wirken direkt gegen den Erreger und werden in Tablettenform eingenommen.
Metronidazol kann auch in der Schwangerschaft angewendet werden; Tinidazol wird in dieser Zeit nicht empfohlen.
Für eine erfolgreiche Behandlung ist wichtig:
Sexualpartner*innen sollten immer mitbehandelt werden – auch ohne Beschwerden.
Kein Geschlechtsverkehr während der Behandlung, um eine erneute Ansteckung zu vermeiden. Das gilt auch mit Kondom, da ein Restrisiko bleibt und die gereizten Schleimhäute zusätzlich belastet werden können.
Vor allem bei Frauen empfehlen Fachleute nach einigen Wochen eine Kontrolluntersuchung, da eine erneute Ansteckung mit Trichomonaden vergleichsweise häufig vorkommt. Bei Männern ist eine routinemäßige Nachkontrolle dagegen nicht üblich. Sie wird in der Regel nur dann angeraten, wenn weiterhin Beschwerden bestehen oder ein besonderes Risiko für eine erneute Ansteckung vorliegt.
Selbstbehandlung bei Trichomonaden möglich?
Eine Selbstbehandlung mit frei erhältlichen Medikamenten oder Hausmitteln ist bei einer Trichomonaden-Infektion nicht ratsam. Nur bestimmte verschreibungspflichtige Antibiotika wie Metronidazol oder Tinidazol können den Erreger zuverlässig beseitigen.
Wird die Infektion nicht konsequent behandelt, besteht die Gefahr, dass sie sich weiter ausbreitet – oder dass es zu Komplikationen kommt, etwa in der Schwangerschaft. Deshalb sollte bei Verdacht auf eine Trichomoniasis immer eine ärztliche Untersuchung und Behandlung erfolgen.
Trichomonaden-Infektion: Verlauf
Bei einer Trichomonaden-Infektion sind Verlauf und Prognose in der Regel günstig: Die Erkrankung ist heilbar und bei konsequenter Therapie – einschließlich Mitbehandlung der Sexualpartner*innen – liegt die Genesungsrate bei deutlich über 90 Prozent. Problematisch können jedoch lange unbehandelte Verläufe und erneute Ansteckungen sein.
Ohne Therapie kann der Erreger über Monate bis Jahre im Körper bestehen bleiben. Betroffene sind in dieser Zeit weiterhin ansteckend, und es können immer wieder Beschwerden oder Komplikationen auftreten.
Mögliche Komplikationen
Schwangerschaft: Erhöhtes Risiko für vorzeitigen Blasensprung, Frühgeburt und ein zu niedriges Geburtsgewicht.
HIV-Risiko: Eine Trichomonaden-Infektion erhöht die Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV anzustecken oder das Virus weiterzugeben.
weitere Folgen bei Frauen: Möglich ist eine Ausbreitung der Entzündung in den Beckenbereich.
Folgen bei Männern (seltener): Entzündungen der Harnröhre, gelegentlich auch Prostata- oder Nebenhodenentzündungen. Außerdem wird ein Einfluss auf die Beweglichkeit der Spermien diskutiert.
Wie lässt sich einer Trichomonaden-Infektion vorbeugen?
Einer Trichomonaden-Infektion lässt sich in gewissem Maß vorbeugen. Da die Erreger beim Geschlechtsverkehr übertragen werden, kann das Risiko durch die konsequente und richtige Anwendung von Kondomen deutlich gesenkt werden.
Eine Übertragung über gemeinsam benutzte Gegenstände oder im Alltag – zum Beispiel auf Toiletten, in Saunen, über Badewasser oder Handtücher – gilt dagegen als sehr unwahrscheinlich.
Zur weiteren Vorbeugung gehört außerdem, Sexspielzeug nicht gemeinsam zu benutzen oder es vor einer erneuten Verwendung sorgfältig zu reinigen.