Herzinfarkt (Myokardinfarkt)
Der Herzinfarkt (Myokardinfarkt) zählt hierzulande zu den häufigsten Todesursachen. Doch eine gesunde Lebensweise kann einem Herzinfarkt vorbeugen! Das heißt vor allem: Risikofaktoren (wie Rauchen oder Übergewicht) vermeiden und bestehende Grundkrankheiten (wie Bluthochdruck) optimal behandeln.

Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Herzinfarkt?
Herzinfarkt – auch Myokardinfarkt oder Herzmuskelinfarkt genannt – heißt der Vorgang, bei dem ein Teil des Herzmuskels infolge einer Durchblutungsstörung abstirbt:
- Myokard = Herzmuskel
- Infarkt = Absterben von Gewebe durch einen Gefäßverschluss
Jeder Herzinfarkt gilt als Notfall
Darum sollte man schon beim geringsten Verdacht auf einen akuten Herzinfarkt sofort den Notarzt rufen (Rufnummer 112). Denn eine möglichst schnelle Behandlung ist entscheidend, damit die mit Blut unterversorgte Herzregion keinen dauerhaften Schaden nimmt.
Einen Herzinfarkt zu erkennen kann also im Ernstfall einen lebensrettenden Zeitvorsprung bringen: Denn mit ausreichendem Vorwissen über die Infarktsymptome steigt die Chance, früh genug die richtige professionelle Hilfe zu bekommen.
Herzschmerzen
Herzinfarkt: Symptome
Oft verursacht ein akuter Herzinfarkt (Myokardinfarkt) deutliche Symptome. Die für einen akuten Herzinfarkt typischen Anzeichen sind:
- anhaltende, heftige Brustschmerzen, die in Schulter, Arm, Unterkiefer oder Oberbauch ausstrahlen
- Unruhegefühl bis hin zu Todesangst
- kalter Schweißausbruch
- Blässe
- Übelkeit und Erbrechen
- Atemnot
Anstelle der Schmerzen verspüren manche Menschen bei einem Herzinfarkt auch nur einen starken Druck in der Brust. Beide Symptome halten typischerweise länger als fünf Minuten an.
Wie unterscheiden sich Herzinfarkt und Angina pectoris (Brustenge)?
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist, dass die Schmerzen beim Myokardinfarkt:
- stärker sind als bei einem Angina-pectoris-Anfall und
- sich nicht durch die Einnahme von Nitratspray bessern.
Außerdem sind die Betroffenen ängstlich und versuchen, die mit dem Herzinfarkt verbundenen schmerzhaften Symptome durch Bewegung zu lindern. Menschen mit einem Angina-pectoris-Anfall verhalten sich hingegen ruhig, da sie befürchten, die Beschwerden durch körperliche Anstrengung zu verstärken.
Meist kommt ein Herzinfarkt überraschend. Die Symptome machen sich häufig in den frühen Morgenstunden bemerkbar. Oft gehen dem Myokardinfarkt folgende Beschwerden voraus:
- Brustenge-Gefühl
- Schmerzen in der linken Schulter/im linken Arm
- Halsschmerzen bis zum Unterkiefer
- gelegentlich Bauchschmerzen und/oder Übelkeit oder Unwohlsein
- Schwächegefühl, Angst
- häufig niedriger Blutdruck
Ein Myokardinfarkt kann allerdings auch unbemerkt bleiben: Ein solcher stiller oder stummer Herzinfarkt ohne Symptome betrifft meist ältere Menschen oder Diabetiker – und Männer häufiger als Frauen.
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Stummer Herzinfarkt: Passiert öfter als gedacht
Die ersten Vorboten für einen Herzinfarkt treten oft schon frühzeitig auf: Viele Infarktpatienten hatten bereits vor ihrem Herzinfarkt Herzprobleme. Etliche haben schon Gefäßerweiterungen (Herzkatheter-Dilatationen) oder Operationen zur Überbrückung eines verengten oder verschlossenen Herzkranzgefäßes (Bypass-Operationen) hinter sich. Aber auch Menschen ohne koronare Herzkrankheit können einen Myokardinfarkt bekommen.
Übrigens: Männer haben öfter und wesentlich früher einen Herzinfarkt als Frauen. Dahingegen ist für Frauen das Risiko höher, an einem Myokardinfarkt zu sterben. Das liegt nicht nur am durchschnittlich höheren Alter der betroffenen Frauen, sondern möglicherweise auch an ihren oft untypischen Beschwerden: In vielen Fällen deuten sowohl Betroffene als auch Ärzte die Symptome falsch und erkennen den Herzinfarkt zu spät.
Herzinfarkt: Symptome bei Frauen
Die als typisch für einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) geltenden Symptome können bei Frauen fehlen. Anders ausgedrückt: Oft verursacht ein Herzinfarkt bei Frauen andere Symptome als bei Männern. So können folgende Beschwerden bei Frauen im Vordergrund stehen (oder auch die einzigen Anzeichen für den Herzinfarkt sein):
- Übelkeit
- häufiges Erbrechen
- Schmerzen im Schulterbereich
- Schmerzen im Kiefer
- Schmerzen im Oberbauch
- Atemnot
Achtung: Ein Herzinfarkt kann nicht nur bei Frauen untypische Symptome verursachen. Auch wer Diabetes, eine chronische Niereninsuffizienz oder Demenz hat oder unter 40 oder über 75 Jahre alt ist, entwickelt bei einem Myokardinfarkt nicht selten untypische Beschwerden.
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Herzinfarkt bei der Frau: Die Symptome sind oft untypisc
Herzinfarkt: Ursachen
Typische Ursache für einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist, dass ein Abschnitt der Herzkranzgefäße plötzlich verschlossen ist. Diese Gefäße, auch Koronararterien genannt, liegen kranzartig um das Herz herum (Korona bedeutet Kranz bzw. Krone). Normalerweise versorgen sie das Herz mit sauerstoffreichem Blut:
- Das linke Herzkranzgefäß (Arteria coronaria sinistra) versorgt den vorderen Bereich des Herzens mit Blut,
- das rechte (Arteria coronaria dextra) den hinteren.
Den Sauerstoff benötigt das Herz, um seine Aufgabe erfüllen zu können – also den Blutkreislauf in Gang zu halten und so den gesamten Körper (Organe, Gewebe und Zellen) mit Sauerstoff zu versorgen. Wenn irgendein Abschnitt der Herzkranzgefäße nicht mehr durchblutet ist und somit die Sauerstoffversorgung abbricht, stirbt das betroffene Herzmuskelgewebe ab: Es entsteht ein Herzinfarkt.
© Onmeda

Grundsätzlich kann in jedem Abschnitt der Herzkrankgefäße ein Gefäßverschluss auftreten und einen Herzinfarkt verursachen. Je nachdem, wo diese Stelle liegt, unterscheidet man folgende Typen von Myokardinfarkt:
- Vorderwandinfarkt
- Hinterwandinfarkt und Seitenwandinfarkt
- Scheidewandinfarkt (Septuminfarkt)
- Kombinationsinfarkte
In den meisten Fällen betrifft ein Herzinfarkt die Muskulatur der linken Kammer.
Der Gefäßverschluss, der zum Herzinfarkt führt, kann unterschiedliche Ursachen haben. Am häufigsten steckt ein Blutgerinnsel dahinter. Die meisten Betroffenen hatten schon vorher die koronare Herzkrankheit (KHK), bei der die Durchblutung des Herzmuskels wegen Arteriosklerose der Herzkranzgefäße gestört ist:
- Arteriosklerose ist mit einer Gefäßverengung verbunden, die durch Ablagerungen (Plaques) an den Gefäßwänden entsteht.
- Die arteriosklerotischen Plaques bestehen aus Blutfetten, Bindegewebe, Kalk und Blutplättchen.
- Wenn die Plaques instabil sind und aufbrechen, kann ein Blutgerinnsel (Thrombus) entstehen.
- Das Gerinnsel verstopft das Gefäß, sodass kein Blut mehr hindurchfließen kann.
- Dadurch bricht die Sauerstoffversorgung eines Teils der Herzmuskulatur ab.
Die koronare Herzkrankheit ist mit einem hohen Risiko für Blutgerinnsel verbunden.
Video: Herzinfarkt
Risikofaktoren
Es gibt viele Risikofaktoren, die eine Arteriosklerose und damit auch einen Herzinfarkt begünstigen. Als Ursachen für ein erhöhtes Infarktrisiko gelten zum Beispiel:
- höheres Lebensalter
- Rauchen
- erhöhte Cholesterinwerte im Blut
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus
- Übergewicht
- Stress
- Bewegungsmangel
- erbliche Faktoren
Dabei ist das Risiko für einen Myokardinfarkt umso höher, je stärker ein einzelner Risikofaktor ausgeprägt ist oder je mehr Faktoren gleichzeitig vorliegen.
Video: Metabolisches Syndrom
Häufigkeit
In Deutschland ist der Herzinfarkt die zweithäufigste Todesursache. Im Jahr 2015 starben 49.210 Menschen an einem akuten Myokardinfarkt, wobei Männer mit einem Anteil von fast 57 Prozent häufiger betroffen waren als Frauen.
Herzinfarkt: Diagnose
Erste Hinweise auf einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ergeben sich oft anhand der vorliegenden Beschwerden – wie heftige Schmerzen in der Brust, die sich weder durch Ruhe noch durch gefäßerweiterndes Nitroglycerinspray bessern. Jedoch können die typischen Anzeichen für einen Herzinfarkt auch fehlen – vor allem bei Frauen. Um eine sichere Diagnose zu stellen, sind daher gezielte Untersuchungen nötig.
EKG (Elektrokardiogramm)
Die wichtigste Untersuchung bei einem Herzinfarkt besteht darin, die Herzstromkurve mit einem EKG (Elektrokardiogramm) zu messen. Das EKG liefert Hinweise darauf, wo sich der Herzinfarkt befindet (z.B. Herzvorderwand oder Herzhinterwand). Außerdem kann der Arzt ablesen, ob der Myokardinfarkt erst vor kurzem aufgetreten ist oder schon längere Zeit zurückliegt.


Labordiagnostik
Bei einem Herzinfarkt ist auch die Labordiagnostik aufschlussreich. Denn das abgestorbene Herzmuskelgewebe setzt bestimmte Eiweißstoffe (Enzyme) frei, die im Blut nachweisbar sind. So sind beispielsweise die Herzmuskeleiweiße Troponin I und Troponin T im Blut vermehrt vorhanden, wenn Zellen des Herzmuskels nach einem Myokardinfarkt absterben. Bei Schäden des Herzmuskelgewebes sind ihre Werte im Blut ebenfalls erhöht.
Für einen Schnelltest, mit dem man einen Herzinfarkt nach wenigen Stunden feststellen kann, sind Troponin I und Troponin T am besten geeignet.
Zudem können weitere Blutwerte bei einem Herzinfarkt Hinweise auf mögliche Risikofaktoren liefern. So kann der Arzt in einer Laboruntersuchung zum Beispiel den Cholesterinspiegel ermitteln.
Herzinfarkt: Therapie
Ein akuter Herzinfarkt (Myokardinfarkt) macht eine schnelle Therapie notwendig, denn: Je eher die Behandlung einsetzt, desto besser stehen die Heilungsaussichten. Entscheidend sind vor allem die ersten Stunden nach dem Infarkt.
Erste Hilfe
Je nachdem, welche Auswirkungen der Herzinfarkt hat, können unterschiedliche Erste-Hilfe-Maßnahmen nötig sein. Im schlimmsten Fall kann es bei einem Myokardinfarkt zum sofortigen Herzstillstand kommen. Es ist aber auch ein stummer Herzinfarkt möglich, der praktisch unbemerkt abläuft.
In jedem Fall ist es wichtig, schon beim geringsten Verdacht auf einen Herzinfarkt sofort den Rettungsdienst mit Notarzt zu alarmieren (112 oder die örtliche Notrufnummer). Bis der Rettungsdienst eintrifft, ist als Erste Hilfe Folgendes zu tun:
- Bewusstseinszustand und Atmung prüfen: Prüfen Sie, ob der Betroffene bei Bewusstsein ist und atmet. Falls nicht, sofort mit Herz-Lungen-Wiederbelebung (Reanimation) beginnen.
- Beruhigen und für bequeme Lage sorgen: Wenn der Betroffene bei Bewusstsein ist, reden Sie beruhigend auf ihn ein und helfen Sie ihm, sich so hinzulegen oder hinzusetzen, dass er gut durchatmen kann. Öffnen Sie dabei auch beengende Kleidung (z.B. Krawatte lockern, Hemd oben aufknöpfen). Den Betroffenen keinesfalls aufstehen oder irgendwohin gehen lassen!
- Abschirmen: Schirmen Sie den Betroffenen ab und halten Sie unbedingt Unruhe, Aufregung oder Anstrengung von ihm fern.
- Weiter beobachten: Lassen Sie den Betroffenen nicht aus den Augen, bis der Notarzt eintrifft. Ist er weiterhin bei Bewusstsein? Atmet und reagiert er?
Sofortmaßnahmen
Die ersten Stunden nach einem Herzinfarkt können entscheidend sein: Geeignete Sofortmaßnahmen ermöglichen es am ehesten, die Durchblutung des Herzmuskels mit Medikamenten oder durch Aufdehnung der verschlossenen Herzkranzarterie wiederherzustellen.
Je schneller beim Herzinfarkt ärztliche Sofortmaßnahmen zum Einsatz kommen, umso weniger Herzmuskelgewebe nimmt dauerhaften Schaden und umso weniger Komplikationen treten auf.
Der Notarzt leitet die ersten Sofortmaßnahmen gegen den Herzinfarkt ein: Er kann gefährliche Herzrhythmusstörungen erkennen und entsprechend behandeln.
- Starke Schmerzmittel (Opiate) eignen sich, um die mit dem Myokardinfarkt einhergehenden Schmerzen zu lindern.
- Bei Bedarf können auch Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen zum Einsatz kommen.
- Zudem verabreicht der Notarzt gerinnungshemmende Medikamente (wie Acetylsalicylsäure, Heparin), um zu verhindern, dass das Gerinnsel wächst oder an anderer Stelle ein weiteres entsteht.
Im Krankenhaus angekommen bekommt der Betroffene einen Zugang zum Gefäßsystem (zentraler Venenkatheter, ZVK) gelegt, um darüber weiterhin blutverdünnende Medikamente zu erhalten. Wer Atemnot, eine akute Herzinsuffizienz oder eine Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff (Hypoxie) hat, erhält zudem Sauerstoff über eine Nasensonde. Teil der Sofortmaßnahmen ist es auch, ständig den Blutdruck zu überprüfen und bei Bedarf zu regulieren. Dies geschieht oft mit Nitraten: Nitrate entlasten das Herz und verringern die mit dem Herzinfarkt verbundenen Schmerzen.
Das bei einem Herzinfarkt wichtigste Ziel der Therapie lautet: das verschlossene Blutgefäß schnellstmöglich wieder freibekommen. Welche Sofortmaßnahmen zu dieser Reperfusionstherapie geeignet sind, hängt vom EKG-Befund ab: Zeigt das EKG
- einen Myokardinfarkt mit ST-Hebung (bzw. STEMI = engl. ST-segment elevation myocardial infarction) oder
- einen Myokardinfarkt ohne ST-Hebung (bzw. NSTEMI = non-ST-segment elevation myocardial infarction)?


Bei einem Herzinfarkt mit ST-Hebung sollte möglichst schnell eine perkutane Koronarintervention (bzw. PCI) stattfinden. Hierbei versucht der Arzt, die Durchblutung des Herzmuskels durch eine Ballondilatation wiederherzustellen. Das geht so:
- Der Arzt schiebt einen feinen Kunststoffschlauch (den Herzkatheter) mit einem zusammengefalteten Ballon über ein Blutgefäß am Handgelenk oder in der Leiste bis zum verengten Herzkranzgefäß vor.
- Dann dehnt er den Ballon (mit Flüssigkeit oder Luft), um das verengte Gefäß zu erweitern.
Dass nach dem Herzinfarkt erneut eine Gefäßverengung eintritt, kann ein Stent verhindern: Dies ist eine Gefäßstütze aus Edelstahl, die der Arzt mit dem Ballonkatheter in die betroffene Stelle einsetzt. Der Stent kann zusätzlich mit Medikamenten beschichtet sein, die einen erneuten Verschluss und somit einen weiteren Myokardinfarkt abwenden sollen.
Kann die PCI nicht innerhalb der ersten zwei Stunden nach der Diagnose ausgeführt werden, kommt alternativ bei einem Herzinfarkt mit ST-Hebung eine Thromboembolyse (d.h. einer Auflösung des ursächlichen Blutgerinnsels) infrage: Hierzu bekommt man (per Spritze oder Katheter) Enzyme verabreicht, die das Gerinnsel abbauen, oder Mittel, die körpereigene Enzyme für den Abbau aktivieren.
Bei einem Herzinfarkt ohne ST-Hebung ist hingegen weder die Ballondilatation noch die Thromboembolyse geeignet. Stattdessen bestehen die Sofortmaßnahmen darin, die Blutgerinnung zu hemmen (z.B. mit Acetylsalicylsäure, Clopidogrel und Heparin).
Nach einem Herzinfarkt ist mindestens zwei bis drei Tage lang eine Überwachung auf der Intensivstation nötig, da die ersten 48 Stunden nach dem Infarkt besonders kritisch sind.
Weitere Maßnahmen
Verläuft ein Herzinfarkt ohne Komplikationen, dauert der Aufenthalt im Krankenhaus 7 bis 14 Tage. Darauf folgen weitere Maßnahmen in einer Rehabilitationsklinik oder einem ambulanten Therapiezentrum. Dazu gehören:
- Bewegungstherapie
- psychische Stabilisierung
- Aufklärung über eine gesundheitsbewusste Lebensweise wie:
- richtige Ernährung nach Herzinfarkt
- geeignete Sportarten
- Stressvermeidung
- Gewichtskontrolle
Eine weitere wichtige Maßnahme nach einem Herzinfarkt besteht darin, dauerhaft Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung einzunehmen. Die wichtigsten Mittel für diese Langzeitbehandlung sind:
- Acetylsalicylsäure (lebenslang) sowie
- Prasugrel, Ticagrelor oder Clopidogrel (für 12 Monate).
Die medikamentöse Dauertherapie nach einem Herzinfarkt ist dieselbe, die auch gegen die koronare Herzkrankheit (KHK) zum Einsatz kommt. Die verwendeten Medikamente verringern das Risiko für erneute Infarkte. Zudem ist es nach einem überstandenen Myokardinfarkt ratsam,
- sich regelmäßig von einem Internisten beziehungsweise Kardiologen untersuchen zu lassen und
- konsequent Risikofaktoren wie Übergewicht oder Rauchen auszuschalten bzw. zu vermeiden.
Herzinfarkt: Verlauf
Prognose
Der Verlauf der ersten Stunden nach einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist für die Prognose entscheidend: Nur wenn es in diesem Zeitfenster gelingt, die Durchblutung des verschlossenen Gefäßes wiederherzustellen, entsteht an dem mit Blut unterversorgten Herzmuskel kein dauerhafter Schaden.
Nach einem Herzinfarkt wandelt sich beschädigtes Herzmuskelgewebe im weiteren Verlauf in Bindegewebe um und vernarbt. Dieses Gewebe kann sich nicht zusammenziehen und aktiv bewegen. Somit ist es für die Pumpleistung des Herzens unbrauchbar – daran kann auch keine Therapie mehr etwas ändern. Darum ist es lebenswichtig, beim ersten Anzeichen für einen Myokardinfarkt sofort den Notarzt unter 112 zu rufen!
Mehr als jeder zweite Todesfall durch einen Herzinfarkt tritt noch vor der stationären Aufnahme der Betroffenen in ein Krankenhaus ein (plötzlicher Herztod). Wer die ersten Tage nach einem Myokardinfarkt überlebt, kann jedoch mit einer günstigen Prognose rechnen.
Ein Jahr nach ihrem Herzinfarkt leben noch mindestens 80 Prozent der Betroffenen. Dabei haben diejenigen mit den wenigsten Risikofaktoren (wie Rauchen, Übergewicht, hohes Alter) die beste Prognose.
Allgemein haben auch Männer eine bessere Prognose als Frauen. Denn ein Herzinfarkt verläuft bei Frauen oft untypisch. So kann es leicht passieren, dass sowohl die betroffene Frau selbst als auch die behandelnden Ärzte den Myokardinfarkt nicht als solchen erkennen – und lebensrettende medizinische Hilfsmaßnahmen zu spät kommen.
Komplikationen
Das Herz zieht sich – angeregt durch elektrische Reize – zusammen und pumpt Blut in den Körperkreislauf. Bei einem Herzinfarkt kann die elektrische Reizausbreitung an den betroffenen Bereichen gestört sein – bis hin zu schweren Herzrhythmusstörungen. Außerdem können an den geschädigten Bereichen spindel- oder sackförmige Erweiterungen (Aneurysmen) entstehen, die lebensbedrohliche Komplikationen zur Folge haben:
- Der Herzmuskel kann reißen (Ruptur) oder
- es können Blutgerinnsel (Thromben) entstehen.
Von den Menschen, die einen Myokardinfarkt nicht überleben, sterben die meisten in einer frühen Phase des Infarkts an plötzlich einsetzenden Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern). Diese können zum Herzstillstand führen. Dann muss ein Ersthelfer sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen. Wer innerhalb von drei bis fünf Minuten nach Herzinfarkt mit Herzstillstand eine Herzmassage und Beatmung erhält, kann wieder zum Leben erwachen und hat eine Überlebenschance.
Daher ist es sehr wichtig, dass sich Angehörige von Menschen mit hohem Herzinfarktrisiko in der Herz-Lungen-Wiederbelebung ausbilden lassen, damit im Notfall keine wertvolle Zeit verloren geht.
Nachsorge
Sind die Behandlung im Krankenhaus und die Reha nach einem Herzinfarkt abgeschlossen, ist eine gründliche Nachsorge angesagt. Nach überstandenem Myokardinfarkt sind die meisten Betroffenen ihr Leben lang auf Medikamente angewiesen. Dabei kommen (wenn nichts gegen ihre Einnahme spricht) vor allem folgende Mittel zum Einsatz:
- Acetylsalicylsäure, um die Blutgerinnung zu hemmen
- Cholesterinsenker (Statine), um den Cholesterinspiegel zu senken
- ggf. Betablocker, um das Herz wirtschaftlicher arbeiten zu lassen
- ggf. ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten, um den Blutdruck zu senken
Außerdem ist es nach einem Myokardinfarkt wichtig, einen erhöhten Blutzucker zu behandeln.
Insgesamt sind zur Nachsorge nach einem Herzinfarkt dieselben Medikamente zu empfehlen wie zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit (KHK). Wegen der möglichen Nebenwirkungen ist eine regelmäßige und gründliche fachärztliche Überwachung (durch Internisten bzw. Kardiologen) ratsam, um unerwünschte Auswirkungen der Langzeitbehandlung frühzeitig zu erkennen und ihnen gegenzusteuern.
Neben der medizinischen Nachsorge spielt nach einem akuten Herzinfarkt auch eine Lebensumstellung eine große Rolle, denn: Auf lange Sicht ist es für die Prognose nicht nur wichtig, die Risikofaktoren für einen weiteren Myokardinfarkt medikamentös auszuschalten. Entscheidend für die Genesung ist auch, konsequent auf eine gesunde Lebensweise zu achten.
Herzinfarkt: Vorbeugen
Einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) können Sie vorbeugen, indem Sie Ihr Herz schonen und Risikofaktoren für Arteriosklerose (Arterienverkalkung) vermeiden. Das gelingt Ihnen so:
- Verzichten Sie auf Nikotin.
- Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung.
- Bewegen Sie sich regelmäßig (z.B. durch tägliche Spaziergänge von mindestens 30 Minuten).
- Treiben Sie kontrolliert Sport. Bestens geeignete Aktivitäten, um einem Herzinfarkt vorzubeugen, sind:
- Skilanglauf
- leichtes Joggen
- Fahrradfahren
- Schwimmen
- Führen Sie ein möglichst stressfreies Leben.
- Senken Sie Übergewicht beziehungsweise kontrollieren Sie Ihr Gewicht.
- Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (trinken Sie täglich 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßte Früchtetees).
- Lassen Sie sich regelmäßig untersuchen, z.B. mit einem Belastungs-EKG.
- Halten Sie eine optimale Behandlung eines Diabetes mellitus, eines Bluthochdrucks oder erhöhter Cholesterinwerte ein.
Einem Herzinfarkt durch gesunde Ernährung vorbeugen bedeutet vor allem, wenig tierisches Fett und wenig zuckerhaltige Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Stattdessen sind Obst und Gemüse sehr empfehlenswert. Greifen Sie anstelle von zuckerhaltigen Limonaden lieber auf verdünnte Obstsäfte oder Gemüsesäfte zurück. Auch auf Fast Food sollten Sie Ihrem Herzen zuliebe besser verzichten.
Video: 5 Tipps für ein gesundes Herz-Kreislauf-System
Gerade bei einem erhöhten Risiko für einen Myokardinfarkt ist außerdem Vorsorge wichtig. Wer also beispielsweise raucht oder Diabetes, Bluthochdruck, starkes Übergewicht oder erhöhte Cholesterinwerte hat, sollte regelmäßig seinen Arzt aufsuchen. All diese Maßnahmen sind auch nach einem überstandenen Herzinfarkt ratsam, da sie weiteren Infarkten vorbeugen können.
Herold, G.: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2019
Online-Informationen des Statistischen Bundesamts Deutschland: www.destatis.de (Abrufdatum: 5.12.2018)
Online-Informationen der Deutschen Herzstiftung e.V.: www.herzstiftung.de (Abrufdatum: 5.12.2018)
Herzinfarkt. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: August 2018)
Koronare Herzkrankheit – Anzeichen eines Herzinfarkts. Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand:12.7.2017)
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (Hrsg.): Therapie des akuten Herzinfarktes bei Patienten mit ST-Streckenhebung (STEMI). Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.: dgk.org (Stand: 2017)
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (Hrsg.): Pocket-Leitlinie Akutes Koronarsyndrom ohne ST-Hebung (NSTE-ACS). Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.: dgk.org (Stand: 2015)
Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (Hrsg.): Pocket-Leitlinie 3. Allgemeine Definition des Myokardinfarktes. Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.: dkg.org (Stand: 2012)
Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Gesundheit in Deutschland. Robert Koch-Institut in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt, Berlin 2006
Weitere Informationen
ICD-10-Diagnoseschlüssel:
Hier finden Sie den passenden ICD-10-Code zu "Herzinfarkt (Myokardinfarkt)":
Onmeda-Lesetipps:
- Herzinfarkt bei der Frau: Die Symptome sind oft untypisch
- Stummer Herzinfarkt: Passiert öfter als gedacht
- Verdacht auf Herzinfarkt: So reagieren Sie richtig
- Erste Hilfe bei Herzinfarkt
- Bildergalerie: Herzschmerzen
Linktipps:
- www.herzstiftung.de Die Deutsche Herzstiftung e.V. sieht es als eine ihrer Hauptaufgaben an, Patienten in unabhängiger Weise über Herzkrankheiten und deren Behandlung aufzuklären.
Buchtipps:

Das Anti-Herzinfarkt Ernährungsbuch
Flemmer, Andrea
192 Seiten Felix AG
Essen für ein gesundes Herz, mit zahlreichen Tipps für eine herzgesunde Lebensweise mit vielen Rezepten zum herzgesunden Genießen. Das Buch zeigt wie das Herz-Kreislauf-System funktioniert und welche Risikofaktoren ihm zusetzen. Auch wie man Herz und Gefäße schützen kann, um ein langes gesundes Leben zu führen, erfährt man in diesem Werk. Man lernt, welch wertvolle Inhaltsstoffe so mancher Lebensmittel, Herz und Kreislauf unterstützen. Sie werden bei dieser Gelegenheit auch erkennen, inwiefern eine mediterrane Ernährungsweise hilft, Ihre Gesundheit zu erhalten oder wiederzugewinnen. 12 Goldene Regeln zur herzgesunden Ernährung schließen den ersten Teil des Buches ab. Die Theorie wird im 2. Teil in Form von köstlichen Rezepten, die alle von der Autorin getestet wurden, in die Praxis umgesetzt, die Genuss bedeutet. Sie beginnen mit einem Einstieg in einen schönen Tag und schließen neben Rezepten für ein Picknick und Hauptgerichten und Salaten auch Kuchen, Desserts und Drinks mit ein. Damit auch Berufstätige und Eltern eine Chance haben die Vorschläge umzusetzen, sind viele Ideen für die schnelle Küche dabei.
Bei Amazon bestellen AnzeigeLetzte inhaltliche Prüfung: 05.12.2018
Letzte Änderung: 07.05.2020