Frau mit Unterleibsschmerzen auf dem Sofa.
© Getty Images/stefanamer

Extrauteringravidität – Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter

Von: Dr. rer. nat. Brit Neuhaus (Medizinautorin und Biologin), Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 27.10.2022

Bei einer Extrauteringravidität nistet sich die befruchtete Eizelle außerhalb der Gebärmutter ein, beispielsweise im Eileiter, der Bauchhöhle oder im Eierstock. In einigen Fällen ist es notwendig, eine extrauterine Schwangerschaft medikamentös oder operativ zu beenden, um die Gesundheit der Frau nicht zu gefährden.

Was ist eine Extrauteringravidität?

Bei einer Extrauteringravidität (EUG, auch ektope oder extrauterine Schwangerschaft genannt) nistet sich die Eizelle nach der Befruchtung nicht wie gewöhnlich in die Gebärmutterschleimhaut ein, sondern entwickelt sich außerhalb der Gebärmutter (extrauterin) weiter. Eine solche Fehleinnistung geschieht bei etwa ein bis zwei Prozent aller Schwangerschaften.

In den meisten Fällen heftet sich die Eizelle an die Schleimhaut des Eileiters an und verursacht eine Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität). Sie ist mit einem Anteil von etwa 97 Prozent die häufigste Form der EUG. Deutlich seltener sind die anderen Formen:

  • Bei der Eierstockschwangerschaft (Ovarialgravidität), die etwa zwei Prozent aller ektopen Schwangerschaften ausmacht, nistet sich die befruchtete Eizelle in einem der beiden Eierstöcke ein.
  • Bei der Bauchhöhlenschwangerschaft (Abdominalgravidität) gelangt die befruchtete Eizelle in die Bauchhöhle und heftet sich an die Bauchwand an.
  • Bei der Gebärmutterhalsschwangerschaft (Zervixgravidität) erfolgt die Einnistung im Gebärmutterhals.

Bauchhöhlen- und Gebärmutterhalsschwangerschaft machen zusammen nur etwa ein Prozent aller extrauterinen Schwangerschaften aus, sind also extrem selten. Das gilt auch für eine Einnistung in der Gebärmutternarbe nach einem vorausgegangenen Kaiserschnitt.

Welche Symptome treten bei einer Extrauteringravidität auf?

In der Regel treten bei einer EUG in den ersten Schwangerschaftswochen noch keine ungewöhnlichen Symptome auf. Sofern der Embryo überlebt und nicht spontan abgeht, zeigen sich bei den betroffenen Frauen zunächst nur die normalen Anzeichen einer Schwangerschaft wie das Ausbleiben der Periode oder morgendliche Übelkeit. Wann die ersten typischen Symptome einer ektopen Schwangerschaft auftreten, hängt vom Ort der Einnistung ab.

So kommt es bei einer Eileiterschwangerschaft oft zwischen der sechsten und neunten Schwangerschaftswoche zu Schmierblutungen und meist einseitige Schmerzen im Unterbauch. Manche Frauen haben eine leicht erhöhte Körpertemperatur und reagieren schon auf geringfügige Berührungen des Bauches mit Abwehrspannung. Bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft entstehen erste Symptome oft deutlich später, da dem Embryo vergleichsweise viel Platz zur Verfügung steht. Ist die Bauchhöhlenschwangerschaft weit fortgeschritten, kommt es unter Umständen zu krampfartigen Unterbauchschmerzen.

Als Komplikation einer Eileiterschwangerschaft kann der betroffene Eileiter reißen. In diesem Fall setzen akut sehr starke Unterbauchschmerzen ein. Zudem verursachen manche EUG schwere Blutungen in die Bauchhöhle, die zu einer kurzfristigen Ohnmacht bis hin zu einem Schockzustand führen können.

Bei einer EUG kann es zu einem gynäkologischen Notfall kommen, wenn Gewebe durch das embryonale Wachstum reißt.  Deshalb muss bei heftigen Schmerzen und/oder Blutungen umgehend ein Krankenhaus aufgesucht werden. Früher war die EUG eine häufige Todesursache bei jungen Frauen. Aufgrund der verbesserten Diagnostik und Therapie ist es extrem selten geworden, dass Frauen dabei sterben.

Wie sieht die Behandlung einer Extrauteringravidität aus?

Welche Therapie bei einer Extrauteringravidität erfolgt, hängt wesentlich vom Ort der Einnistung, den Beschwerden und den Wünschen der Frau ab.

Bestehen keine Symptome und ist der Zustand der betroffenen Frau stabil, ist es möglich, zunächst abzuwarten: Da bei einer ektopen Schwangerschaft oft ungünstige Platzverhältnisse herrschen und der Embryo nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird, beendet der Organismus die EUG unter Umständen auf natürlichem Wege. Zudem ist eine Extrauteringravidität zu Beginn nicht immer eindeutig zu diagnostizieren. Auch in diesem Fall empfiehlt das Behandlungsteam der Patientin unter Umständen, zunächst abzuwarten. Eine engmaschige ärztliche Überwachung ist in diesem Fall jedoch unerlässlich.

Methotrexat bei EUG

Ist die Extrauteringravidität zweifelsfrei nachgewiesen, macht aber nur wenig Beschwerden, ist es möglich, sie medikamentös zu beenden. Betroffene Frauen erhalten dabei eine meist einmalige Injektion mit niedrig dosiertem Methotrexat (MTX), einem Wirkstoff, der das embryonale Gewebe abtötet. Das Medikament ist auch im Zusammenhang mit der Behandlung bösartiger Tumoren oder entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma bekannt.  Nach einer MTX-Behandlung müssen Frauen sicher verhüten, was insbesondere bei Kinderwunsch zu beachten und gegebenenfalls eine andere Therapie zu wählen ist. 

In manchen Fällen kommen anstelle von Methotrexat Prostaglandine zum Einsatz. Sie steuern die Blutzirkulation und bewirken, dass das embryonale Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.

Operation bei EUG

Standardtherapie bei einer extrauterinen Schwangerschaft ist allerdings eine Operation, bei der der Embryo entfernt wird. Fast immer erfolgt der Eingriff minimalinvasiv im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Das Laparoskop besteht aus einem dünnen, mit einer Kamera versehenen Rohr, das die*der Ärztin*Arzt während des Eingriffs über einen kleinen Hautschnitt in den Bauchraum einführt. Über einen zweiten, ebenso kleinen Einschnitt, lassen sich die für den Eingriff benötigten Instrumente in den Bauchraum einbringen.

Ziel des Eingriffs ist es, den Embryo vollständig zu entfernen, das Gewebe, in das er sich eingenistet hat, aber so weit wie möglich zu erhalten. So versucht das Behandlungsteam beispielsweise bei einer Eileiterschwangerschaft, den Eileiter über einen kleinen Schnitt zu öffnen und den Embryo auf diesem Wege zu entfernen.

Bei einigen Tubargraviditäten ist jedoch die Entfernung des gesamten Eileiters (Salpingektomie) erforderlich, beispielsweise wenn es zu nicht stillbaren Blutungen kommt. Auch bei einer Eierstockschwangerschaft ist es häufig möglich, den Eierstock zu erhalten oder nur Teile davon zu entfernen. Eine Gebärmutterhalsschwangerschaft lässt sich durch eine Ausschabung behandeln. Diese führt aber in einigen Fällen zu starken Blutungen, sodass eine nachträgliche Entfernung der Gebärmutter nicht immer vermeidbar ist.

Wie verläuft eine Extrauteringravidität?

Der Verlauf einer EUG hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere jedoch vom Ort der Einnistung, den dort herrschenden Platzverhältnissen und davon, wie gut der Embryo mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt ist. In etwa einem Drittel der Fälle sind die Bedingungen für den sich entwickelnden Embryo so ungünstig, dass er von selbst abstirbt, zum Teil noch bevor sich die Schwangerschaft überhaupt bemerkbar macht.

In anderen Fällen entwickelt sich der Embryo über einen längeren Zeitraum hinweg, bis er schließlich durch die zunehmende Größe Probleme verursacht. Dazu zählen unter anderem auch ernsthafte Komplikationen wie ein Riss von Gewebe wie dem Eileiter und starke Blutungen in die Bauchhöhle, die eine schnellstmögliche Operation erfordern.

Grundsätzlich ist die Prognose einer EUG jedoch gut, wenn die Diagnose und Therapie frühzeitig erfolgen. Nach einer Behandlung mit MTX sollten Frauen ein bis drei Monate sicher verhüten, da dies fruchtschädigend wirken kann.

Was verursacht eine Extrauteringravidität?

Normalerweise werden die im Eierstock heranreifenden Eizellen während des Eisprungs freigesetzt und gelangen in die Eileiter. Hier erfolgt im Falle einer Schwangerschaft die Befruchtung. Die befruchtete Eizelle wandert durch den Eileiter in die Gebärmutter und nistet sich in der Gebärmutterschleimhaut ein. Für den Transport der Eizelle innerhalb des Eileiters sorgt das sogenannte Flimmerepithel, das den Eileiter von innen auskleidet und dessen Zellen mit zahllosen beweglichen Flimmerhärchen besetzt sind.

Bei manchen Frauen ist der Transport der Eizelle jedoch gestört, beispielsweise weil das Flimmerepithel beschädigt oder verklebt ist, der Eileiter undicht ist oder Engstellen aufweist oder die Gebärmutter sich nicht in der normalen Position befindet. In diesen Fällen kann es passieren, dass die Eizelle sich stattdessen im Eierstock oder im Eileiter einnistet oder aber nach ihrer Wanderung durch den Eileiter nicht in die Gebärmutter, sondern in die Bauchhöhle gespült wird.

Manche Frauen weisen bereits von Geburt an Anomalien an den inneren Genitalien auf, die eine Extrauteringravidität begünstigen, in anderen Fällen sind äußere Faktoren dafür verantwortlich. Als eine der Hauptursachen gelten bakterielle Infektionen der Scheide, des Gebärmutterhalses oder der Gebärmutterschleimhaut. Sie breiten sich bei manchen Patientinnen auf die Eileiter sowie die Eierstöcke aus und können dort Schäden verursachen. Weitere Risikofaktoren für eine extrauterine Schwangerschaft sind

Wie erfolgt bei Extrauteringravidität die Diagnose?

Ein erster Verdacht auf eine EUG ergibt sich in der Regel aufgrund der Krankengeschichte und der Beschwerden. Das Abtasten des Unterbauches im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung verursacht bei einer ektopen Schwangerschaft häufig Schmerzen. Bei einigen Patientinnen kommt es zu einer Abwehrspannung, bei der sich die Bauchmuskulatur unwillkürlich stark zusammenzieht. In einigen Fällen lässt sich eine vergrößerte Gebärmutter ertasten.

Um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen, kommen bildgebende Untersuchungen zum Einsatz. Dazu zählt insbesondere der Ultraschall über die Scheide (vaginale Sonografie). Bei einer Extrauteringravidität zeigen sich dabei verschiedene Auffälligkeiten wie eine leere Gebärmutterhöhle (Cavum uteri), eine ringförmige Struktur im Eileiter oder freie Flüssigkeit in der Bauchhöhle.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der EUG-Diagnostik ist eine Blutuntersuchung, bei welcher der Spiegel des Hormons HCG (humanes Choriongonadotropin) ermittelt wird. HCG entsteht während der Schwangerschaft in der Plazenta und ist wichtig, um die Schwangerschaft zu erhalten. Im Vergleich zu einer regulären Schwangerschaft sind die HCG-Werte bei einer extrauterinen Schwangerschaft in der Regel deutlich niedriger.

Zu welchem Zeitpunkt bei einer EUG die Diagnose erfolgt, hängt von der Form der ektopen Schwangerschaft ab: Die Diagnose einer Tubargravidität erfolgt in der Regel zwischen der sechsten und neunten Schwangerschaftswoche. Ab diesem Zeitpunkt führt das Wachstum des Embryos zu einer immer stärkeren Dehnung des Eileiters und damit zu stärker werdenden Unterbauchschmerzen. Außerdem treten aufgrund eines hormonellen Ungleichgewichts häufig Schmierblutungen auf. Hingegen macht sich eine Bauchhöhlenschwangerschaft wegen der für den Embryo günstigeren Platzverhältnisse in manchen Fällen erst deutlich später bemerkbar. In sehr frühen Schwangerschaftsstadien ist eine EUG oft schwer zu diagnostizieren und die Untersuchungen bringen nicht immer eindeutigen Befunde.

Lässt sich einer Extrauteringravidität vorbeugen?

Einer Extrauteringravidität lässt sich nicht vorbeugen. Ein wichtiger Risikofaktor sind jedoch Infektionen im Genitalbereich, die auf Eileiter und Eierstöcke übergehen und diese schädigen können. Um dies zu vermeiden, ist eine schnellstmögliche Behandlung erforderlich, wenn entsprechende Symptome auftreten (zum Beispiel Unterleibsschmerzen, Fieber oder ungewöhnlicher Ausfluss).

Da einige Infektionen stumm verlaufen, besteht der wirksamste Schutz jedoch in der Verwendung von Kondomen, um Infektionen mit sexuell übertragbaren Keimen von vorneherein zu verhindern. Auch andere Risikofaktoren wie das Rauchen sollten nach Möglichkeit vermieden werden.