Ärztliches Personal misst den Blutzuckerwert, um einen Prädiabetes auszuschließen.
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Prädiabetes: Werte, Therapie und was tun?

Von: Dr. rer. nat. Brit Neuhaus (Medizinautorin und Biologin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.08.2025

Weltweit erkranken immer mehr Menschen an Diabetes mellitus Typ 2. Doch die Zuckerkrankheit entsteht nicht von einem Tag auf den anderen: Viele Betroffene leiden zunächst an einer Vorstufe, dem Prädiabetes. Lesen Sie hier, welche Anzeichen für einen Prädiabetes sprechen können und wie sich der Entwicklung zum Typ-2-Diabetes vorbeugen lässt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um Prädiabetes

Sind der Nüchternblutzucker, der HbA1c-Wert und der 2-Stunden-Blutzucker nach oGTT (oraler Glukosetoleranztest) erhöht, kann das für Prädiabetes oder Diabetes Typ 2 sprechen.

Was ist Prädiabetes?

Prädiabetes ist eine Vorstufe des Diabetes mellitus Typ 2. Der Blutzuckerwert bei Betroffenen mit Prädiabetes liegt bereits über dem Normwert. Er ist jedoch noch nicht so stark erhöht, dass die Diagnose Diabetes mellitus lautet. 

Prädiabetes bleibt oft lange unbemerkt. Doch eine frühzeitige Behandlung beziehungsweise Lebensstiländerung ist wichtig, um die Entwicklung zu einem Typ-2-Diabetes zu verhindern.

Häufigkeit

Ebenso wie Typ-2-Diabetes ist auch Prädiabetes weit verbreitet. Schätzungen zufolge sind rund 20 von 100 Erwachsenen in Deutschland betroffen. Jedes Jahr entwickeln etwa fünf bis zehn Prozent der Menschen mit Prädiabetes einen Diabetes Typ 2.

Prädiabetes: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Prädiabetes kann entstehen, wenn der Organismus den Blutzuckerspiegel nicht mehr genügend regulieren kann. Meist entwickelt Prädiabetes folgendermaßen:

  • Insulinresistenz: Dabei reagieren die Körperzellen nicht mehr angemessen auf Insulin – ein Hormon, das den Zucker im Blut transportiert. Die Glukose bleibt im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt. Die Bauchspeicheldrüse versucht zunächst, der Insulinresistenz entgegenzuwirken, indem sie immer mehr Insulin produziert. Im Verlauf erschöpft die Bauchspeicheldrüse jedoch und es kommt zu einem Insulinmangel.

  • Insulinmangel: Produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin zur Blutzuckerregulierung, erhöhen sich die Zuckerwerte. Dann kann Prädiabetes und letztlich Diabetes entstehen.

Risikofaktoren für Prädiabetes

Risikofaktoren, die eine Insulinresistenz – und damit einen Prädiabetes – begünstigen, sind zum Beispiel:

  • Übergewicht (ab Body-Mass-Index (BMI) über 25 kg/m2, vor allem hoher Anteil an Bauchfett erhöht das Risiko)
  • ungesunder Lebensstil (Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung, Nikotinkonsum)
  • zunehmendes Alter
  • Bluthochdruck
  • Fettstoffwechselstörungen
  • familiäre Veranlagung (Diabeteserkrankungen bei Eltern und Geschwistern)
  • vergangener Schwangerschaftsdiabetes

Welche Symptome sind bei Prädiabetes möglich?

Prädiabetes verursacht bei vielen Betroffenen keine Symptome und bleibt deshalb häufig unentdeckt. Bei einigen Menschen können die folgenden Beschwerden auf einen Prädiabetes hinweisen:

  • gesteigerter Appetit
  • starker Durst
  • ungewollte Gewichtszunahme, seltener Gewichtsverlust
  • häufiges Wasserlassen
  • Erschöpfung und Müdigkeit
  • vermehrtes Schwitzen
  • verschwommenes Sehen
  • schlechte Wundheilung
  • wiederkehrende Hautinfektionen
  • dunkle Hautstellen

Diagnose: Welche Werte für Prädiabetes sprechen

Die Diagnose lässt sich bei Verdacht auf Prädiabetes anhand verschiedener Werte stellen. 

Messung des Nüchternblutzuckers (Nüchternglukosewert)

Bei Prädiabetes liegt der Wert der Nüchternglukose nach einer mindestens achtstündigen Fastenzeit zwischen 100 und 125 Milligramm pro Deziliter (mg/dl).

Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)

Bei diesem Test nehmen Betroffene zunächst eine Lösung mit 75 Gramm Glukose zu sich, wodurch der Blutzuckerspiegel ansteigt. Bei einer gesunden Person sollte der Blutzucker innerhalb von zwei Stunden wieder auf einen Wert unter 140 mg/dl sinken. 

Liegen die Werte nach zwei Stunden zwischen 140 und 199 mg/dl, handelt es sich um Prädiabetes, bei Werten über 200 mg/dl um einen Diabetes mellitus.

Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c)

Anhand des Blutzucker-Langzeitwertes (HbA1c) lässt sich die durchschnittliche Blutzuckerkonzentration im Verlauf der letzten acht bis zwölf Wochen ermitteln. Für die Messung ist eine Blutprobe erforderlich, Betroffene müssen jedoch nicht nüchtern sein. 

Der Normwert liegt unter 5,7 Prozent. Ein Wert zwischen 5,7 und 6,4 Prozent spricht für Prädiabetes, ab 6,5 Prozent handelt es sich um Diabetes.

Prädiabetes: Werte in Tabelle

WerteNormalwertPrädiabetesTyp-2-Diabetes
Nüchternblutzucker< 100 mg/dl100-125 mg/dl≥ 126 mg/dl
Nach 2 Stunden oGTT< 140 mg/dl140-199 mg/dl≥ 200 mg/dl
HbA1c-Wert< 5,7 %5,7-6,4 %≥ 6,5 %

 

Therapie bei Prädiabetes: Was tun?

Ziel der Behandlung bei Prädiabetes ist es, den Blutzuckerwert zu normalisieren und zu verhindern, dass sich langfristig ein Typ-2-Diabetes entwickelt. 

Prädiabetes: Lebensstilanpassung ist essenziell

Eine wichtige Maßnahme besteht in der Anpassung des Lebensstils, um die Insulinempfindlichkeit zu verbessern. Dazu zählen insbesondere 

  • eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst, Gemüse sowie Vollkornprodukten und 
  • regelmäßige Bewegung, um das Körpergewicht bei Bedarf zu senken. 

Empfehlenswert sind etwa 30 bis 60 Minuten moderate körperliche Aktivität an fünf Tagen pro Woche. Betroffene sollten zudem:

  • nicht rauchen
  • auf Alkohol verzichten
  • ausreichend schlafen
  • Stress vermeiden

Prädiabetes mit Medikamenten behandeln

Eine medikamentöse Behandlung ist bei Prädiabetes in der Regel nur nötig, wenn:

  • der Blutzucker durch Lebensstiländerungen nicht ausreichend gesenkt werden kann
  • ein erhöhtes Risiko (etwa durch Vorerkrankungen) für Typ-2-Diabetes besteht

Entsprechende Wirkstoffe senken den Blutzuckerspiegel, dämpfen zum Teil das Hungergefühl und können die Gewichtsabnahme erleichtern.

Verlauf und Prognose bei Prädiabetes

Durch eine konsequente Anpassung der Lebensgewohnheiten lässt sich ein Prädiabetes oft vollständig rückgängig machen. Ohne Behandlung entsteht hingegen bei rund 25 Prozent der Betroffenen mit Prädiabetes innerhalb von drei bis fünf Jahren ein manifester Diabetes mellitus. 

Mögliche Folgen und Komplikationen bei Prädiabetes

Neben dem Risiko für Typ-2-Diabetes kann Prädiabetes auch verschiedene andere Krankheiten und Schäden an inneren Organen und Geweben hervorrufen.

Mögliche Komplikationen sind zum Beispiel:

Betroffene mit Prädiabetes sollten sich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen, um derartige Folgen zu verhindern. 

Lässt sich einem Prädiabetes vorbeugen?

Einem Prädiabetes und einem Typ-2-Diabetes lässt sich in der Regel durch einfache Maßnahmen vorbeugen. Dazu zählen:

  • ausgewogene Ernährung
  • regelmäßige Bewegung
  • Normalgewicht anstreben
  • Verzicht auf Alkohol und Nikotin
  • Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen