Kurzsichtigkeit: Symptome und Therapie einer Myopie
Kurzsichtigkeit gehört zu den häufigsten Sehstörungen. Sie entsteht, wenn das Auge das einfallende Licht nicht richtig bündelt und entfernte Objekte dadurch unscharf erscheinen. Lesen Sie, was mögliche Anzeichen und Ursachen sind und welche Behandlungsmöglichkeiten infrage kommen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen zum Thema Kurzsichtigkeit
Bei Kurzsichtigkeit erscheint alles in der Ferne unscharf, während nahe Gegenstände deutlich gesehen werden. Ursache ist meist ein zu langes Auge oder eine zu starke Brechkraft der Linse.
Ja, eine Kurzsichtigkeit kann mithilfe verschiedener Laser-Verfahren (z. B. LASIK, PRK) dauerhaft korrigiert werden. Voraussetzung ist, dass die Fehlsichtigkeit stabil und das Auge ansonsten gesund ist.
Heilen lässt sich eine Kurzsichtigkeit nicht, sie kann jedoch häufig mit Brillen, Kontaktlinsen oder operativen Verfahren vollständig ausgeglichen werden.
In der Regel stabilisiert sich eine Myopie ab dem Erwachsenenalter. Im höheren Alter kann sie sich leicht verändern – etwa durch Veränderungen der Linse –, verschwindet aber nicht von selbst.
Was ist Kurzsichtigkeit?
Kurzsichtigkeit (Myopie) ist eine Form der Fehlsichtigkeit, bei der entfernte Dinge verschwommen erscheinen, während nahe Objekte deutlich gesehen werden. Die Stärke der Kurzsichtigkeit wird in Dioptrien (dpt) angegeben – dem Maß für die Brechkraft des Auges. Ein Minuszeichen zeigt dabei an, dass das Auge kurzsichtig ist. Je größer der Minuswert, desto stärker ist die Fehlsichtigkeit.
So liegt der Fernpunkt – also der Punkt, bis zu dem man gerade noch scharf sehen kann – bei einer Kurzsichtigkeit von minus 2 Dioptrien etwa 50 Zentimeter vor dem Auge. Bei minus 10 Dioptrien sind es nur noch rund 10 Zentimeter.
Kurzsichtigkeit: Welche Symptome sind möglich?
Kurzsichtigkeit zeigt sich vor allem dadurch, dass entfernte Objekte unscharf erscheinen, während Dinge in der Nähe deutlich gesehen werden. Wie verschwommen Objekte in der Ferne sind, hängt davon ab, wie stark die Kurzsichtigkeit ausgeprägt ist.
Typische Anzeichen für eine Myopie sind:
unscharfes Sehen in der Ferne – zum Beispiel, wenn Verkehrsschilder, Busnummern oder Gesichter nicht mehr klar erkennbar sind
Sehprobleme in der Schule, etwa beim Lesen der Schrift an der Tafel stärker verschwommenes Sehen bei Dunkelheit oder in der Dämmerung (sogenannte Nachtmyopie)
Zusammenkneifen der Augen, um entfernte Objekte schärfer zu sehen
Langfristige Folgen einer Myopie
Wird die Fehlsichtigkeit nicht durch eine Brille oder Kontaktlinsen korrigiert, können langfristig verschiedene Beschwerden auftreten:
- Kopfschmerzen
- Augenbrennen
- Müdigkeit
- druckartiges Gefühl hinter den Augen, vor allem nach längerer Bildschirmarbeit oder Lesen
Diese Beschwerden entstehen durch das ständige Anspannen der Augenmuskulatur, die versucht, das unscharfe Bild zu korrigieren.
Starke Kurzsichtigkeit: Symptome bei hoher Myopie
Von einer hohen Myopie sprechen Fachleute in der Regel ab etwa minus 6 Dioptrien. Diese starke Form der Kurzsichtigkeit kann langfristig verschiedene Veränderungen im Auge nach sich ziehen. Zum Beispiel:
Das Risiko für kleine Risse oder eine Netzhautablösung steigt.
Die Stelle der schärfsten Sehkraft, die sogenannte Makula, kann beeinträchtigt werden. In solchen Fällen lässt sich die Fehlsichtigkeit manchmal nicht mehr vollständig mit Brillen oder Kontaktlinsen ausgleichen.
Bei einer ausgeprägten Achsenmyopie nehmen Betroffene mitunter kleine Punkte oder Fäden (Mouches volantes) wahr, die scheinbar durchs Blickfeld treiben. Diese sind zwar meist harmlos, werden aber oft als störend empfunden.
Zusätzlich kann eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut – ein sogenannter Astigmatismus – auftreten. Dadurch erscheinen Gegenstände nicht nur unscharf, sondern auch leicht verzerrt.
Wie entsteht Kurzsichtigkeit?
Bei Kurzsichtigkeit wird das Licht, das ins Auge fällt, zu früh gebündelt – noch bevor es die Netzhaut erreicht. Dort, wo eigentlich das scharfe Bild entstehen sollte, kommt es also gar nicht richtig an. Entfernte Dinge wirken dadurch unscharf.
Dafür gibt es zwei Hauptursachen:
Achsenmyopie: In den meisten Fällen ist das Auge etwas zu lang gebaut. Diese sogenannte Achsenmyopie ist die häufigste Form der Kurzsichtigkeit. Sie entsteht oft durch eine erbliche Veranlagung und tritt bei Frühgeborenen deutlich häufiger auf. Typisch ist, dass sie sich vor allem in den ersten drei Lebensjahrzehnten entwickelt, wenn das Auge noch wächst und sich die Augenlänge langsam weiter vergrößert.
Brechungsmyopie: Seltener ist die Brechkraft von Hornhaut oder Linse zu stark, obwohl das Auge selbst normal lang ist. Eine Brechungsmyopie kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens entstehen, etwa durch eine vermehrte Krümmung der Hornhaut oder Linse. Auch ein getrübter Linsenkern – zum Beispiel bei einem grauen Star (Katarakt) – kann den Brechwert erhöhen und eine sogenannte Linsenmyopie verursachen.
Neben einer genetischen Veranlagung können auch äußere Einflüsse eine Rolle spielen. Eine dauerhaft unscharfe Abbildung auf der Netzhaut kann – vor allem bei Kindern und Jugendlichen – die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit fördern.
Mögliche Risikofaktoren sind:
- zu wenig Tageslicht
- längeres Fokussieren auf nahe Objekte, etwa beim Lesen oder Arbeiten am Computer
- längeres Arbeiten bei schlechtem Licht
Wie wird Kurzsichtigkeit diagnostiziert?
Ob eine Kurzsichtigkeit vorliegt und wie stark sie ausgeprägt ist, lässt sich mit einem Sehtest feststellen. Dabei wird geprüft, wie gut Buchstaben oder Symbole aus verschiedenen Entfernungen erkannt werden. Solche Tests werden sowohl in augenärztlichen Praxen als auch bei Optiker*innen durchgeführt.
Zur genauen Bestimmung der Fehlsichtigkeit folgt meist eine sogenannte Refraktionsmessung. Dabei misst man die Brechkraft des Auges – also, wie stark das einfallende Licht gebündelt wird. Das Ergebnis zeigt, welche Linse erforderlich ist, um die Kurzsichtigkeit auszugleichen.
Kurzsichtigkeit behandeln: Mögliche Optionen
Eine Kurzsichtigkeit kann nicht geheilt, aber sehr gut ausgeglichen werden. Ziel der Behandlung ist es, die Lichtstrahlen so zu lenken, dass sie wieder genau auf der Netzhaut zusammentreffen und ein scharfes Bild entsteht. Dafür stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Brille oder Kontaktlinsen
Am häufigsten wird eine Kurzsichtigkeit mit einer Brille oder mit Kontaktlinsen korrigiert. Beide enthalten sogenannte Zerstreuungslinsen – also Linsen mit negativer Brechkraft –, die das Licht so ablenken, dass das Bild auf der Netzhaut wieder scharf erscheint.
Brillen sind die einfachste und sicherste Form der Korrektur. Bei stärkerer Kurzsichtigkeit verkleinern sie das Bild auf der Netzhaut leicht, was in der Regel aber kaum stört.
Kontaktlinsen bieten ein natürlicheres Seherlebnis, weil sie das Gesichtsfeld nicht einschränken und das Bild kaum verkleinern. Sie können sowohl als weiche als auch als harte Linsen getragen werden. Harte Kontaktlinsen sind langfristig gesünder für das Auge, benötigen aber eine längere Eingewöhnungszeit.
Eine spezielle Variante sind sogenannte Orthokeratologie-Linsen (OK-Linsen). Dabei handelt es sich um formstabile, sauerstoffdurchlässige Kontaktlinsen, die über Nacht getragen werden und die Hornhaut leicht abflachen. Am nächsten Tag ist das Sehen dann vorübergehend ohne Brille möglich. Die Methode eignet sich vor allem bei leichter bis mittlerer Kurzsichtigkeit (bis etwa minus 4,5 Dioptrien) und sollte regelmäßig augenärztlich überwacht werden.
Augenoperation bei Myopie
Neben Sehhilfen kann eine Kurzsichtigkeit auch operativ korrigiert werden. Diese Verfahren sind möglich:
Am häufigsten kommen Laserbehandlungen wie LASIK oder PRK zum Einsatz, bei denen die Brechkraft der Hornhaut gezielt verändert wird.
Daneben gibt es Verfahren, bei denen die Linse entfernt oder durch eine Kunstlinse ergänzt wird.
Solche Eingriffe werden meist aus ästhetischen oder praktischen Gründen vorgenommen – etwa, um dauerhaft auf Brille oder Kontaktlinsen verzichten zu können. Medizinisch notwendig sind die Operationen nur selten.
Brille, Kontaktlinsen, Lasern: Werden die Kosten übernommen?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für Brillen und Kontaktlinsen in der Regel nicht. Nur bei starker Kurzsichtigkeit – ab etwa minus 6 Dioptrien – oder bei bestimmten Augenerkrankungen kann ein Zuschuss gewährt werden. Bei Brillen werden ausschließlich die Gläser bezuschusst, nicht jedoch das Brillengestell.
Auch moderne Verfahren wie Orthokeratologie oder Augenlasern sind meist Privatleistungen. Eine Kostenübernahme kommt nur infrage, wenn eine besonders ausgeprägte oder krankhafte Myopie vorliegt, die sich mit Brillen oder Kontaktlinsen nicht ausreichend korrigieren lässt.
Typischer Verlauf bei Kurzsichtigkeit
Eine Kurzsichtigkeit beginnt meist im Kindes- oder Jugendalter und verstärkt sich während der Wachstumsjahre. Mädchen sind insgesamt etwas häufiger betroffen als Jungen. Nach dem 12. Lebensjahr nimmt die Wahrscheinlichkeit, erstmals kurzsichtig zu werden, deutlich ab. Etwa ab dem 30. Lebensjahr stabilisiert sich die Sehschwäche bei den meisten Menschen. Nur bei sehr starker Myopie kann sich die Kurzsichtigkeit auch im Erwachsenenalter weiter verschlechtern.
Bei ausgeprägter Kurzsichtigkeit ist die Netzhaut durch das verlängerte Auge stärker belastet. Um mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen, sollten Betroffene ihre Augen regelmäßig augenärztlich kontrollieren lassen.
Kann man Kurzsichtigkeit vorbeugen?
Einer genetisch bedingten Kurzsichtigkeit lässt sich nicht gezielt vorbeugen. Studien deuten jedoch darauf hin, dass sich Tageslicht günstig auf das Augenwachstum auswirkt – daher sollten Kinder möglichst viel Zeit draußen verbringen.
Ausreichend Licht beim Lesen oder Arbeiten am Bildschirm sorgt dafür, dass sich die Augen weniger anstrengen müssen. Das kann das Risiko für Myopie ebenfalls senken.
Wer bereits kurzsichtig ist und Kontaktlinsen trägt, kann Komplikationen vorbeugen, indem auf sorgfältige Hygiene und ausreichende Tragepausen geachtet wird.
Menschen mit starker Kurzsichtigkeit sollten ihre Netzhaut regelmäßig augenärztlich untersuchen lassen. So können mögliche Veränderungen früh erkannt und behandelt werden. Treten plötzlich Lichtblitze, schwarze Punkte oder Schatten im Gesichtsfeld auf, ist das ein Warnsignal und sollte sofort ärztlich abgeklärt werden.