Man sieht ein Netz mit Obst und Gemüse.
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Basische Ernährung: Wirklich so gesund?

Von: Anna Besson (Medizinautorin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 24.11.2021

Basischer Ernährung wird viel Gutes nachgesagt. Doch wobei handelt es sich dabei und wo liegt der Unterschied zum Basenfasten? Lesen Sie hier, welches Ziel die basische Ernährung verfolgt und wie gesund und effektiv der Trend tatsächlich ist.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Was ist basische Ernährung?

Ziel dieser alternativmedizinischen Methode ist, den Körper im Säure-Basen-Gleichgewicht zu halten und so die allgemeine Gesundheit zu fördern. Bei der basischen Ernährung sollen besonders säurehaltige Lebensmittel vermieden werden. Dazu zählen unter anderem

  • zuckerreiche Lebensmittel
  • Weißmehlprodukte
  • tierisches Eiweiß aus Fleisch oder Milchprodukten
  • Kaffee

Auf Dauer brauchen diese Säuren die im Blut verfügbaren, basisch wirkenden – das heißt die Säure abschwächenden – Mineralien wie Kalium, Kalzium und Magnesium auf. Verbleibt danach ein Überschuss, ist der Körper übersäuert. In der Folge werden die in den Muskeln, Knochen und Zähnen verfügbaren Mineralien angegriffen. Folgende Symptome können dann nach dieser Theorie die Konsequenz sein:

Neben den genannten Symptomen können auch Müdigkeit und Verdauungsprobleme zu den möglichen Folgen zählen. Um den Körper vor Übersäuerung zu schützen, das Säure-Basen-Gleichgewicht wiederherzustellen oder Beschwerden zu lindern, verzichtet man bei der basischen Ernährung daher auf säurebildende Lebensmittel und ersetzt diese durch Basenbildner wie Obst und Gemüse sowie stilles Wasser und Kräutertees, um dem Körper die Säuren zu entziehen.

Basische Ernährung und Basenfasten: Was ist der Unterschied?

Eine andere Form der basischen Ernährung ist das Basenfasten, das in der Regel auf eine Woche begrenzt ist. Diese Fastenkur ist in drei Phasen aufgeteilt:

  • Die Vorbereitungsphase soll auf das Basenfasten vorbereiten. Diese Phase dauert einige Tage, die dazu nutzen sollen, sich mit den Lebensmitteln vertraut zu machen.
  • In der Basenfasten-Woche sollten zum Beispiel Obst zum Frühstück, Salat zum Mittagessen und abends gedünstetes Gemüse oder Suppe auf den Teller kommen. Dabei ist das Obst-Gemüse-Verhältnis wichtig: Es sollte zu 80 Prozent aus Gemüse und zu 20 Prozent Obst bestehen. Wichtig ist dabei, sich für das Essen Zeit zu nehmen. Die letzte Mahlzeit soll vor 18 Uhr eingenommen werden.
  • Auch im Anschluss an das Basenfasten wird empfohlen, einige der Ernährungsregeln beizubehalten und weiterhin in den Alltag zu integrieren. So sollte zum Beispiel reichlich Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. ist langfristiges Basenfasten kontraproduktiv, weil auf Dauer zu wenig lebenswichtige Nährstoffe aufgenommen werden. Auch kann es hier zu einem zu schnellen Gewichtsverlust kommen. Allerdings stellt das Basenfasten eine gute Gelegenheit dar, sich bewusst mit der eigenen Ernährung auseinanderzusetzen.

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Was ist der Säure-Basen-Haushalt?

Im gesamten Körper herrschen unterschiedliche pH-Werte. Diese stellen das Verhältnis zu Basen und Säuren in der jeweiligen Körperregion oder dem jeweiligen Organ dar. So weist der Magen mit 1,3 bis 3,5 den niedrigsten pH-Wert und damit die größte Säurestärke im Körper auf. Hier dient die Säure dazu, die aufgenommene Nahrung in ihre Bestandteile aufzubrechen, bevor sie in den Darm zur weiteren Verdauung geschoben werden. Außerdem schützt sie den Körper weitestgehend vor Krankheitserregern wie Bakterien oder Parasiten.

Lässt sich der Säure-Basen-Haushalt von der Ernährung beeinflussen?

Durch die pH-Wert-Messung des Urins ist der Einfluss von Nahrung auf den Säuren-Basen-Haushalt messbar – denn hier schwankt der Wert in Abhängigkeit von der aufgenommenen Nahrung. So lässt sich ein Unterschied im Urin-pH-Wert bei Menschen feststellen, die entweder vegetarisch leben oder Mischkost bevorzugen. Dabei liegt der pH-Wert bei Vegetarier*innen im basischen Bereich. Das liegt daran, dass Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Fruchtsäfte, Kartoffeln und basenreiche und phosphatarme Getränke wie Mineralwasser, Rot- und Weißwein eine negative Säurebelastung aufweisen.

Bei Mischköstler*innen hingegen liegt der pH-Wert zwischen bei 5,5 und 7 und wird hervorgerufen durch den Verzehr von Lebensmitteln mit einer hohen Säurebelastung wie Weißmehl- und Milchprodukte, Fleisch sowie Fisch und basenarme Getränke wie zum Beispiel helles Bier oder Kakao.

Was bringt basische Ernährung?

Derzeit ist nicht wissenschaftlich belegt, dass säurebildende Lebensmittel den Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht bringen. Auch ist unklar, ob sich durch eine basische Ernährung bestimmten Krankheiten vorbeugen lässt. So gibt es zum Beispiel noch keine Beweise dafür, dass eine basenreiche Ernährung die Knochengesundheit verbessert oder vor Osteoporose schützt.

Vorteile der basischen Ernährung

Dennoch bietet eine basische Ernährung in Teilen viele gesundheitliche Vorteile. So kann ein an Obst und Gemüse reicher Speiseplan das Verhältnis verschiedener Mineralien wie Kalium und Natrium im Körper verbessern. Weitere Vorteile entstehen auch in Bezug auf chronische Erkrankungen wie zum Beispiel Bluthochdruck. Denn hier kann eine Ernährungsumstellung weg von einem fleisch-, fett- und salzreichen Speiseplan hin zu mehr Gemüse, Obst und fettarmen Lebensmitteln dabei helfen, die Symptome zu lindern und somit die Herzgesundheit verbessern.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich Menschen, die sich ausgewogen mit ausreichend Obst und Gemüse ernähren, nicht "übersäuern" können. Zudem kann man durch diese Form der Ernährung die körpereigenen Puffersysteme unterstützen und dafür sorgen, dass zum Beispiel die Nieren weniger überschüssige Säuren abführen müssen und damit eine geringere Säurelast haben. Dennoch kann ein besonders strikter Ernährungsplan auch Nachteile haben. Wer bestimmte Lebensmittelgruppen kategorisch ausschließt, sollte sicherstellen, dass er*sie trotzdem alle nötigen Nährstoffe in seine Ernährung integriert und beispielsweise ausreichend Protein über alternative Lebensmittel wie bezieht.

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