Orlistat

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 31.10.2012

Allgemeines

Orlistat wird zur Behandlung von Fettsucht und Übergewicht eingesetzt, bei denen Maßnahmen wie körperliche Bewegung und Ernährungsumstellung keine Besserung gebracht haben.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Aufnahme von Nahrungsfetten hemmen.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Orlistat im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Orlistat nicht verwendet werden?

Orlistat darf bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, einer gestörten Nährstoffaufnahme (Malabsorptionssyndrom) sowie bei Gallenstau nicht eingenommen werden.

Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2 sollten während der Behandlung mit Orlistat besonders gut von einem Arzt überwacht werden. Erstens scheint der Wirkstoff bei dieser Patientengruppe weniger wirksam zu sein und zweitens kann er die Wirksamkeit von blutzuckerspiegelsenkenden Mitteln beeinflussen.

Patienten mit einer Nierenerkrankung sollten vor Beginn einer Therapie mit Orlistat einen Arzt befragen. In seltenen Fällen kann der Wirkstoff nämlich zu einer vermehrten Ausscheidung des Stoffwechselprodukts Oxalsäure führen, der die Niere schädigt.

Die tägliche Aufnahme von Fett sollte auf drei Hauptmahlzeiten verteilt werden. Bei Einnahme von Orlistat mit einer sehr fettreichen Mahlzeit ist die Wahrscheinlichkeit von Magen-Darm-Beschwerden erhöht.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Da es keine Studien zum Einsatz von Orlistat in der Schwangerschaft gibt, ist die Anwendung in dieser Zeit verboten.

Orlistat kann schweren Durchfall auslösen, der die Einnahme der "Pille" unwirksam machen. In einem solchen Fall wird die Anwendung einer zusätzlichen Verhütungsmethode zur Vorbeugung eines möglichen Versagens der hormonellen Verhütung empfohlen.

Es ist nicht bekannt, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, daher darf Orlistat nicht in der Stillzeit angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Orlistat ist nicht für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren geeignet, weil nicht bekannt ist, welche Auswirkungen der Wirkstoff auf deren Entwicklung haben kann.

Welche Nebenwirkungen kann Orlistat haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Orlistat. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Art und Intensität der Nebenwirkungen ist je nach Dosierung des Wirkstoffs unterschiedlich.

schwächere Dosierung (60 Milligramm)
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Ölige Flecken, Blähungen (auch mit Stuhlabgang), Stuhldrang, fettiger öliger Stuhl, Abgang öliger Ausscheidungen, weicher Stuhl.

Häufige Nebenwirkungen:
Unterbauchschmerzen, Stuhlinkontinenz, flüssige Stühle, vermehrter Stuhlgang, Beklemmungen.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Veränderung der Gerinnungswerte (Prothrombin und INR), Überempfindlichkeitsreaktionen (auch allergischer Schock), Bronchialkrämpfe, Gesichtsschwellungen, Juckreiz, Hautausschlag, Nesselsucht, Divertikulitis, leichte Afterblutungen, Ablagerungen von Oxalsäure in der Niere (Oxalat-Nephropathie), Leberentzündung (auch schwerwiegende), Gallensteine, Laborwert-Erhöhungen (Transaminasen und alkalische Phosphatase), blasiger Hautausschlag.

höhere Dosierung (120 Milligramm)
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Grippe, Infektion der oberen Atemwege, Kopfschmerzen, ölige Flecken am After, Bauchschmerzen, Blähungen (mit und ohne Stuhlabgang), Stuhldrang, öliger Stuhl, flüssige Stühle, Abgang öligen Sekrets, vermehrte Stühle.

Häufige Nebenwirkungen:
Infektion der unteren Atemwege, Afterbeschwerden, Afterschmerzen, weiche Stühle, Stuhlinkontinenz, Zahnbeschwerden, Zahnfleischbeschwerden, Harnwegsinfektionen, Abgeschlagenheit, Angstgefühle, Menstruationsbeschwerden,

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Überempfindlichkeitsreaktionen (Juckreiz, Nesselsucht, Ausschlag, Atemwegskrampf, Schock), Gallensteine, Gallenentzündung, Leberentzündung (zum Teil schwer), entzündliche Hautausschläge, Darmblutungen, Divertikulitis, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Leber-Enzym-Werterhöhung.

Besonderheiten:
Nebenwirkungen, die nur bei Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2 auftraten, waren: sehr häufig Unterzuckerung und häufig Bauchspannen.

Kommt es zu schweren Fällen von Darmbluten, muss der Arzt unbedingt die Ursache abklären.

In Einzelfällen kam es zu einer leberschädigenden Wirkung von Orlistat. Momentan werden dazu weitere Beobachtungen und Studien unternommen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Orlistat?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Orlistat sollte nicht zusammen mit Acarbose (Mittel zur Blutzuckersenkung) eingenommen werden, da sich die beiden Wirkstoffe wahrscheinlich gegenseitig beeinflussen.

Die Aufnahme der fettlöslichen VitamineVitamin A, Vitamin D, Vitamin E und Vitamin K kann durch Orlistat beeinträchtigt werden, es besteht daher die Gefahr eines Vitaminmangels.

Bei gleichzeitiger Einnahme des AntiarrhythmikumsAmiodaron und Orlistat sollte die Herztätigkeit von einem Arzt kontrolliert werden, weil der Wirkstoff die Konzentration des Amiodarons im Blut und damit dessen Wirksamkeit senken kann.

Orlistat kann die Wirkung von Antikoagulanzien verändern. Deshalb müssen die Blutgerinnungswerte bei gleichzeitiger Einnahme besonders sorgfältig überwacht werden.

Außerdem sollte Orlistat nicht mit dem ImmunologikumCiclosporin kombiniert werden, weil der Wirkstoff den Blutspiegel des Ciclosporins senkt und damit dessen Wirksamkeit beeinträchtigt. Damit kann es unter Umständen nach Organverpflanzungen zu Abstoßungsreaktionen kommen.

Zwischen hormonellen Verhütungsmitteln ("Pille") und Orlistat gibt es keine direkten Wechselwirkungen. Durch die Einnahme von Orlistat kann es jedoch zu Durchfällen kommen, die indirekt die Wirkung der Verhütungspräparate verringern. In Fällen schweren Durchfalls wird eine zusätzliche Verhütungsmethode beispielsweise mittels Kondom enpfohlen.

Die Einnahme des Wirkstoffs kann in seltenen Fällen die Wirkung des SchilddrüsenhormonsLevothyroxin so vermindern, dass es zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt. Daher müssen beide Wirkstoffe zeitlich getrennt eingenommen und die Dosierung von Levothyroxin gegebenenfalls vom Arzt verändert werden.

Möglicherweise verändert Orlistat die Aufnahme von Antiepileptika wie Valproinsäure oder Lamotrigin in den Körper, was zu Krämpfen führen kann.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Begleitende Ernährungsempfehlungen sollten bei der Behandlung mit dem Medikament unbedingt eingehalten werden.
  • Bei Diabetikern muss die Wirkung der blutzuckerspiegelsenkenden Wirkstoffe auch vom Arzt überwacht werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament sollte nach zwölf Wochen abgebrochen werden, wenn der Gewichtsverlust nicht mindestens fünf Prozent des Körpergewichtes zu Beginn der Therapie beträgt.
  • Das Medikament ist nicht zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren geeignet.
  • Patienten mit einer Nierenerkrankung sollten vor Beginn einer Therapie mit dem Medikament einen Arzt befragen.
  • Das Medikament kann in seltenen Fällen die Wirkung von Schilddrüsenhormonen vermindern, so dass deren Dosierung vom Arzt verändert werden muss.
  • Möglicherweise verändert das Medikament die Wirkung von Antiepileptika, so dass es vermehrt zu Anfällen kommt.
  • Sollte es durch das Medikament zu schwerem Durchfall kommen, sollten neben der "Pille" andere Verhütungsmethoden angewendet werden.
  • Beim Auftreten von gelben Verfärbungen von Haut oder Augen, Juckreiz, dunkel verfärbtem Urin, Magenschmerzen oder Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen sowie Appetitlosigkeit ist ein Arzt zu befragen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Orlistat?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Orlistat enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Orlistat

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Orlistat. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Abmagerungsmittel/Appetitzügler, zu welcher der Wirkstoff Orlistat gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Orlistat

Orlistat wird zur Behandlung von Fettsucht und Übergewicht eingesetzt, bei denen Maßnahmen wie körperliche Bewegung und Ernährungsumstellung keine Besserung gebracht haben.

Das Maß für die Dickleibigkeit ist der so genannte Körpermasseindex BMI (Body Mass Index). Er wird errechnet, indem man das Körpergewicht durch das Quadrat der Körpergröße teilt. Ab einem BMI von 28 gilt Übergewicht als behandlungsbedürftig, wenn weitere Erkrankungen vorliegen, die eine ernste Gesundheitsgefahr für den Patienten darstellen. Solche Erkrankungen sind zum Beispiel Diabetes mellitus vom Typ 1, Diabetes mellitus vom Typ 2, Bluthochdruck oder eine Fettstoffwechselstörung.

Eine Fettsucht (Adipositas) wird durch einen BMI ab 30 gekennzeichnet und ist auch ohne weitere Risikofaktoren behandlungsbedürftig, um Schäden am Bewegungsapparat zu vermeiden.

Orlistat wird stets in Verbindung mit einem weitgehenden Behandlungsplan eingesetzt, der eine leichte Diätkost einschließt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Orlistat sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Orlistat

Orlistat gehört zur Gruppe der Abmagerungsmittel. Der Wirkstoff hemmt im Magen und dem oberen Dünndarm wirksam und lang anhaltend die fettspaltenden Verdauungs-Enzyme (Lipasen). Diese Lipasen sind Eiweißstoffe, die aus einer Vielzahl von Aminosäuren aufgebaut sind. Orlistat heftet sich gezielt an die Aminosäure Serin, wodurch das ganze Enzym unwirksam wird. So kann es seine Aufgabe nicht mehr erfüllen, die Nahrungsfette zu spalten. Normalerweise werden die Nahrungsfette, die als so genannte Triglyceride vorliegen, in freie Fettsäuren und Glycerin aufgetrennt. Nur in dieser Form kann sie der Körper aufnehmen und verwerten.

Ungespaltene Fette nimmt der Darm nicht auf und sie werden mit dem Stuhl wieder ausgeschieden. Das erklärt auch die sehr unangenehmen Nebenwirkungen einer Orlistat-Behandlung: Fettstühle, Blähungen und Durchfall. Der Patient muss sich an einen fettarmen Ernährungsplan halten, um die genannten Nebenwirkungen zu vermeiden. So nimmt der Betroffene ab und lernt im Laufe der Behandlung, sich fettarm zu ernähren. Damit ist auch eine gewisse Nachhaltigkeit des Behandlungserfolges gegeben.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.