Buprenorphin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.11.2015

Allgemeines

Buprenorphin ist ein Schmerzmittel, das besonders bei starken und sehr starken Schmerzen eingesetzt wird. Dies sind beispielsweise Schmerzen nach einer Operation, einem Unfall, einem Herzinfarkt oder Tumorschmerzen bei Krebserkrankungen. Buprenorphin sollte nur verwendet werden, wenn andere Schmerzmittel versagt haben.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • starke bis sehr starke Schmerzen lindern
  • Rauschdrogen ersetzen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Buprenorphin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Buprenorphin nicht verwendet werden?

Buprenorphin darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlickeit gegen den Wirkstoff
  • schweren Atemfunktionsstörungen
  • schweren Leberfunktionsstörungen
  • der Muskelschwächekrankheit Myasthenia gravis
  • Einnahme von MAO-Hemmern (gegen Depressionen) während der letzten 14 Tage
  • Abhängigkeit von Opiaten oder während einer Entzugsbehandlung.
Nur mit größter ärztlicher Vorsicht darf Buprenorphin verwendet werden bei:
  • Bewusstseinsstörungen, Psychosen und Depressionen
  • Atemstörungen
  • schweren Kopfverletzungen und erhöhtem Hirndruck
  • Arzneimittel- und Alkoholmissbrauch
  • älteren und geschwächten Patienten
  • Gallenwegserkrankungen
  • Nierenfunktionsstörungen
  • Störungen des Salzhaushalts oder Unterfunktion der Nebennierenrinde
  • Blut-Kaliummangel und Herzrhythmusstörungen oder bei Gabe von Antiarrhythmika
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und damit teilweise verbundenen bestimmten Stoffablagerungen im Unterhaut- und Muskelgewebe (Myxödem)
  • gutartiger Prostatavergrößerung und/oder Harnwegsverengung
  • Wirbelsäulenverbiegung (Kyphoskoliose)
  • kürzlich zurückliegender Behandlung mit Opiaten.
Hinweis:
Je nach Anwendungsgebiet und Arzneiform (Wirkstoff-Pflaster, Sublingualtablette, Injektion) von Buprenorphin kann sich die Gewichtung der Gegenanzeigen (absolute und bedingte) verschieben. Im Zweifelsfalle ist der Arzt zu befragen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft sollte Buprenorphin möglichst nicht verwendet werden, da keine ausreichenden Erfahrungen über den Einsatz vorliegen. Der Tierversuch erbrachte zwar keine Hinweise auf Schädigungen des Ungeborenen, es kann jedoch zur Gewöhnung und nach der Geburt zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen kommen. Zudem kann die Wehentätigkeit gehemmt werden.

In der Stillzeit darf der Wirkstoff nicht eingenommen werden, da er in die Muttermilch übergeht.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Buprenorphin kann zur Schmerzbekämpfung bei Kindern ab einem Jahr eingesetzt werden. Die Dosierung muss individuell auf Alter und Körpergewicht abgestimmt werden.

Als Drogenersatzmittel zur Substitutionsbehandlung darf Buprenorphin erst ab 18 Jahren eingesetzt werden, da keine Erfahrungen mit Kindern vorliegen.

Welche Nebenwirkungen kann Buprenorphin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Buprenorphin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Ruhigstellung, (Dreh-)Schwindel, Ermüdung, Schlaflosigkeit, Benommenheit, Übelkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Pupillenverengung, Schwindel bei Körperlageveränderung, Hecheln, Atembeschwerden, Erbrechen, Schwitzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Allgemeine Überempfindlichkeitsreaktionen, Verwirrtheitszustände, Hochstimmung (Euphorie), Nervosität, Depressionen, Psychose-ähnliche Störung, Wahnvorstellung, Persönlichkeitsstörung, Orientierungslosigkeit, Verstimmung, Unruhe, Sprechstörung, nervliche Missempfindung, Koma, Zittern, Erschöpfung, Mundtrockenheit, verwaschene Sprache, Krämpfe, fehlende Muskelsteuerung, verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, Beeinträchtigung des Sehvermögens, Bindehautentzündung, Ohrensausen, Herzrasen, verlangsamter Herzschlag, Blaufärbung der Haut, Herzrhythmusstörung (AV-Block zweiten Grades), Bluthochdruck, Blässe, Atemnot, Atemstillstand, Verstopfung, Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Juckreiz, Hautausschlag, Kribbeln, Nesselsucht, Beschwerden beim Wasserlassen, Harnverhalt, Schwäche, unwohlsein, Hitzegefühl.

Seltene Nebenwirkungen:
Verminderter Appetit, Krampfanfälle, unnormale Bewegungssteuerung.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergischer Schock, Bronchialkrämpfe, Blutgefäßschwellung.

Besonderes:
Buprenorphin steht auf der Liste der im Sport verbotenen Dopingmittel.

Bei der Anwendung als Drogenersatzmittel kann es zu Behandlungsbeginn zu Entzugserscheinungen, wie etwa Unruhe, Schweißausbrüche, Krämpfe oder Erbrechen, kommen.

Bei der Anwendung als Sublingualtablette wird eventuell die Mundschleimhaut gereizt.

Welche Wechselwirkungen zeigt Buprenorphin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Benzodiazepine (bei Epilepsie) und MAO-Hemmer (gegen Depressionen) erhöhen die Gefahr schwerer Nebenwirkungen und dürfen nicht gleichzeitig mit Buprenorphin eingenommen werden.

Andere opioide Schmerzmittel sowie Arzneimittel, die dämpfend auf das Gehirn wirken und müde machen (wie Narkosemittel, Schlafmittel, Beruhigungsmittel, H1-Antihistaminika (gegen Allergien), Neuroleptika (gegen psychische Krankheiten), Clonidin (gegen Bluthochdruck) und andere) verstärken die Wirkung und/oder die dämpfenden Effekte von Buprenorphin. Dies gilt besonders auch für Alkohol.

Wirkstoffe, die den Abbau des Buprenorphins in der Leber verringern wie Ketoconazol (gegen Pilzerkrankungen), Ritonavir, Indinavir und Saquinavir (alle gegen HIV), Phenobarbital, Carbamazepin, Phenytoin (alle gegen Epilepsie) oder Rifampicin (gegen Tuberkulose), verstärken Wirkung und Nebenwirkungen von Buprenorphin.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während der Behandlung mit dem Medikament darf kein Alkohol getrunken werden.
  • Das Medikament steht auf der Dopingliste und darf von Sportlern nicht vor oder während Wettkämpfen eingenommen werden.
  • Das Medikament ist ein Betäubungsmittel, das vom Arzt nur auf einem speziellen (Btm-)Rezept verordnet werden kann.
  • Das Medikament kann bei längerem Gebrauch zu Gewöhnung und Abhängigkeit führen.
  • Die Behandlung mit dem Medkament muss mit langsam verminderter Dosis beendet werden, um Entzugserscheinungen zu vermeiden.
  • Das Reaktionsvermögen kann durch das Medikament so weit beeinträchtigt sein, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Buprenorphin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Buprenorphin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Buprenorphin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Buprenorphin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Buprenorphin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Buprenorphin

Buprenorphin ist ein Schmerzmittel, das besonders bei starken und sehr starken Schmerzen eingesetzt wird. Dies sind beispielsweise Schmerzen nach einer Operation, einem Unfall, einem Herzinfarkt oder Tumorschmerzen bei Krebserkrankungen. Buprenorphin sollte nur verwendet werden, wenn andere Schmerzmittel versagt haben.

Der Wirkstoff kann in verschiedenen Formen eingesetzt werden. Bei akuten Schmerzen, wenn ein schneller Wirkeintritt innerhalb weniger Minuten erforderlich ist, wird Buprenorphin in die Blutbahn gespritzt. Bei Injektion in den Muskel oder Anwendung als Sublingualtablette (das ist eine Tablette, die unter der Zunge behalten wird, bis sie zerfallen ist), dauert es ungefähr eine halbe Stunde, bis die Wirkung eintritt. Außerdem ist der Wirkstoff in einem Pflaster erhältlich, das besonders bei lang anhaltenden starken Schmerzen zum Einsatz kommt. Hier wird über einen langen Zeitraum (bis zu 96 Stunden) gleichmäßig eine bestimmte Menge Buprenorphin freigesetzt, so dass die schmerzstillende Wirkung lange vorhält.

Buprenorphin wird auch eingesetzt, um Patienten, die von Drogen (Opiaten) wie Heroin abhängig sind, zu entwöhnen. Dabei wird der Wirkstoff in Form einer Sublingualtablette verabreicht.

Buprenorphin ist ein Betäubungsmittel und unterliegt damit einer besonders strengen Verschreibungspflicht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Buprenorphin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Buprenorphin

Buprenorphin gehört zur Gruppe der opioiden Schmerzmittel. Wie alle Wirkstoffe dieser Gruppe hat auch Buprenorphin eine schmerzstillende Wirkung. Dadurch lindert es starke bis sehr starke Schmerzen und wird auch zur Ersatztherapie bei Drogenabhängigkeit eingesetzt.

Wie auch andere opioide Schmerzmittel hemmt Buprenorphin die Schmerzentstehung im Rückenmark und Gehirn. Der Wirkstoff bindet an spezielle Bindungsstellen (die so genannten Opiat-Rezeptoren), im Wesentlichen an die Mü-Bindungsstelle. Buprenorphin zeigt eine lange Wirkdauer von sechs bis acht Stunden.

In der Drogen-Ersatztherapie wird die lange Bildung von Buprenorphin an den Opiat-Rezeptor genutzt. Sie führt zu einer Blockade des Rezeptors für die Rauschdrogen. Gleichzeitig wird das Bedürfnis des Abhängigen nach Drogen über lange Zeit befriedigt.

Eine Besonderheit dieses Wirkstoffs gegenüber anderen opioiden Schmerzmitteln und Rauschdrogen ist, dass ab einer gewissen Dosierung des Wirkstoffes seine Wirkung nicht mehr stärker wird. Buprenorphin begrenzt sozusagen seine eigene Wirkung. Damit ist die Substanz nicht so gut zum Missbrauch geeignet wie beispielsweise Morphin, das immer stärker wirksam ist, je mehr eingenommen wird. Buprenorphin wirkt etwa dreißigmal stärker schmerzstillend als Morphin. Daher kann es in der Schmerzbehandlung in erheblich niedrigeren Dosierungen eingesetzt werden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.