Sorbitol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.09.2007

Allgemeines

Sorbitol wird in Form von Darmeinläufen zur Behebung einer chronischen Verstopfung verwendet. Es kann ebenso zur Darmentleerung im Rahmen der Vorbereitung auf eine Darmoperation oder -untersuchung eingesetzt werden.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Stuhlgang bei Verstopfung erleichtern
  • trockene Haut pflegen
  • Gewebe entwässern
  • Darm vor Operationen oder Darmspiegelungen leeren.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Sorbitol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Sorbitol nicht verwendet werden?

Sorbitol sollte bei einer Unverträglichkeit gegen Sorbitol oder gegen Fruchtzucker, der chemisch ähnlich aufgebaut ist, vermieden werden. Der Wirkstoff darf nicht als Lösung in den Enddarm eingebracht werden:
  • bei Störungen des Wasser- und Salzhaushalts
  • bei Darmverschluss
  • bei Blutungen im Analbereich
  • nach Operationen
  • nach Durchstoßung (Perforation) der Darmwand
  • bei Divertikulitis
  • bei akut-entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen
  • bei Bauchschmerzen unklarer Herkunft
  • bei Kindern unter zwölf Jahren.
Sorbitol sollte innerlich nicht länger als ein bis zwei Wochen angewendet werden, da es sonst nicht mehr abführend wirkt, sondern die Darmträgheit auf Dauer sogar verstärkt.

Vor Beginn jeder Infusionstherapie mit Fruktose- oder Sorbitol-haltigen Lösungen sollte der Patient nach den Symptomen einer Fruchtzuckerunverträglichkeit befragt werden (Übelkeit und Unterzuckerung nach Obstgenuss). Bei bewusstlosen Patienten ohne ausreichende Möglichkeit zur Befragung sollen Fruktose und Sorbitol nicht verabreicht werden. Eine Infusion mit Sorbitol darf ebenfalls nicht erfolgen bei:
  • übermäßiger Wasseransammlung im Körper ("Wasservergiftung")
  • Alkoholvergiftung
  • erhöhtem Gehalt an Milchzucker (Laktat) im Blut
  • zu niedrigem Wassergehalt im Körper (hypotoner Dehydratation)
  • niedrigem Kalium
  • Übersäuerung des Bluts (Azidose).
Bei der Anwendung als Infusionslösung müssen vom Arzt regelmäßig Blutwerte wie beispielsweise Natriumgehalt und Blutzuckerspiegel sowie der Wasserhaushalt des Körpers überprüft werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Sorbitol sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter zwölf Jahren sollten kein Sorbitol erhalten.

Welche Nebenwirkungen kann Sorbitol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Sorbitol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Krampfartige Magenbeschwerden, Darmbeschwerden bei zu hoher Dosierung.

Besonderheiten:
Vor allem bei langfristiger Anwendung kann es durch den erhöhten Salzverlust (vor allem Kaliumverlust) zu Herzbeschwerden, Muskelschwäche und zu einer schmutzig-braunen, jedoch harmlosen Verfärbung der Darmschleimhaut (Pseudomelanosis coli) kommen. Auch ist es möglich, dass sich vermehrt Eiweiße und rote Blutkörperchen im Urin finden.

Zu schnelle Infusion sowie die Verabreichung größerer Mengen können zu einer akuten Volumenbelastung des Herz-Kreislauf-Systems führen. Sorbitol kann die Konzentration der Mineralstoffe im Blut beeinflussen und zur Übersäuerung führen. Außerdem traten während einer Infusionstherapie Schmerzen im Oberbauch, Herzrasen, Übelkeit und Erbrechen, Blutdruckabfall unter Narkose sowie Herzschmerzen auf.

Welche Wechselwirkungen zeigt Sorbitol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Herzglykosiden, harntreibenden Wirkstoffen (Thiaziden), Nebennierenrindensteroiden (Hydrocortison und kortisonähnlichen Substanzen) oder Süßholzwurzel können Funktionsstörungen des Herzens und Muskelschwäche entstehen. Zusätzlich kann die Wirkung von Antiarrhythmika gegen Herzrhythmusstörungen beeinflusst werden.

Eine Infusionslösung mit Sorbitol weist einen sauren pH-Wert auf. Dies ist beim Mischen mit anderen Wirkstoffen zu beachten, da es zur Ausfällung und damit zum Wirkverlust kommen kann.


Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Verstopfung kann bei längerer Einnahme eintreten.
  • Der Wirkstoff ist nicht länger als zwei Wochen anzuwenden.
  • Es ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr während der Behandlungsdauer zu achten.
  • Bei unklaren Bauchbeschwerden sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

So wirkt Sorbitol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Sorbitol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Hautpflegemittel, Abführmittel, zu welcher der Wirkstoff Sorbitol gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Sorbitol

Sorbitol wird in Form von Darmeinläufen zur Behebung einer chronischen Verstopfung verwendet. Es kann ebenso zur Darmentleerung im Rahmen der Vorbereitung auf eine Darmoperation oder -untersuchung eingesetzt werden.

Sorbitol ist außerdem Bestandteil von Hautpflegemitteln, die bei trockener Haut verwendet werden. Es kann in diesem Zusammenhang zur Behandlung von trockenen Ekzemen, Neurodermitis oder Schuppenflechte angewendet werden.

Wird Sorbitol in hoher Dosierung verabreicht, kann es überhöhten Flüssigkeitsdruck im Gehirn, wie er beispielsweise aufgrund einer Kopfverletzung entstehen kann, absenken.

In der Lebensmittelindustrie wird Sorbitol als Süßstoff oder Zuckeraustauschstoff eingesetzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Sorbitol sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Sorbitol

    Sorbitol gehört zur Gruppe der Abführmittel und hier zur Untergruppe der Osmolaxanzien.

    Beim Durchgang durch den Magen-Darm-Trakt wird Nahrung und Flüssigkeit vom Körper verwertet. Letztendlich werden unverdaute Nahrungsreste (Stuhl) und eine bestimte Menge an Flüssigkeit durch den Anus ausgeschieden. Ist diese Ausscheidung selten oder beschwerlich, beispielsweise wenn der Stuhl sehr fest ist, spricht man von Verstopfung. Die Festigkeit des Stuhls ist entscheidend davon abhängig, wie viel Flüssigkeit (Wasser) zusammen mit den festen Stuhlbestandteilen ausgeschieden wird. Im Normalfall wird ein großer Teil der Flüssigkeit, die getrunken wird, im Dickdarm vom Körper aufgenommen. So wird der Stuhl verfestigt. Ist diese Verfestigung zu stark, können Abführmittel eingesetzt werden.

    Sorbitol ist ein Zuckeralkohol, der stark Wasser anzieht und bindet.
    Er wird im Magen-Darm-Trakt nicht durch die Darmwand vom Körper aufgenommen, sondern verbleibt innerhalb des Darms zusammen mit dem Stuhl. Dabei bindet er eine bestimmte Menge an Wasser. Dieses Wasser kann so im Dickdarm nicht vom Körper aufgenommen (resorbiert) werden. Es verbleibt also ebenfalls im Darm. Damit behält der Stuhl seine flüssigere Beschaffenheit und kann besser abgeführt werden.

    An der Haut ist Sorbitol ebenfalls in der Lage, Wassermoleküle auf der Hautoberfläche festzuhalten. Die Funktion der natürlichen Feuchthaltefaktoren (natural moisturising factors) wird dadurch erleichtert. Feuchthaltefaktoren sind Substanzen, die sich in der oberen Hautschicht befinden und Wasser an sich binden. Dadurch regulieren sie den Feuchtigkeitsgehalt (die Hydratation) entscheidend mit.

    Wird Sorbitol in hoher Dosierung über eine Vene in den Körperkreislauf gebracht, ist es über die Schaffung eines "Wassersoges" (osmotischen Gradienten) in der Lage, Flüssigkeit aus dem Gewebe in die Gefäße zu ziehen und damit letztlich aus dem Körper zu entfernen. Diese Wirkung wird genutzt, um eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Gehirngewebe zu verringern und damit Gehirnzellschäden durch erhöhten Hirndruck zu vermeiden.

    Ursprünglich wurde Sorbit aus der Eberesche gewonnen, die bis zu 12 Prozent Sorbit enthält. Er kommt aber auch in vielen anderen Früchten und Obstsorten wie beispielsweise Birnen, Pflaumen, Äpfeln, Aprikosen, Pfirsichen, Rosinen sowie sämtlichem Trockenobst vor. Die industrielle Herstellung erfolgt aus Mais- und Weizenstärke. Sorbitol wird als Zuckeraustauschstoff oder Süßstoff in sehr vielen Nahrungsmitteln verwendet. Allerdings kann eine Einnahme von mehr als 20 Gramm am Tag zu Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen führen. Diese Menge kann beispielsweise in 30 Gramm Diätkonfitüre enthalten sein. Daher muss jedes Lebensmittel, das mehr als 10 Prozent Sorbit oder andere Polyole enthält, den Wortlaut "...kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken" tragen.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihren Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.