Lamotrigin Heumann 25 mg/ -50 mg/ -100 mg/ -200 mg Tabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 26.04.2019
Hersteller: Heumann Pharma GmbH & Co. Generika KG (Torrent Gruppe)
Wirkstoff: Lamotrigin
Rezeptpflichtig

Wirkung

Lamotrigin Heumann 25 mg/ -50 mg/ -100 mg/ -200 mg Tabletten enthalten den Wirkstoff Lamotrigin.

Lamotrigin hat bei Epilepsien eine breite Wirksamkeit. So lassen sich einfache fokale Anfälle, komplexe psychomotorische Anfälle, das sogenannte Grand mal in verschiedenen Ausprägungen und gemischte Epilepsieformen mit Lamotrigin als Einzelwirkstoff gut behandeln.

Beim sogenannten Lennox-Gastaut-Syndrom (einer bestimmten kindlichen Anfallsform der Epilepsie) darf Lamotrigin sogar bei Kindern von zwei bis elf Jahren als Zusatztherapie eingesetzt werden.

Je nach Hersteller eines Medikaments ist Lamotrigin auch zur Behandlung anderer Erkrankungen zugelassen:

Zur Anfallsverhütung bei Alkoholentzug. Diese Anwendung darf allerings nur stationär in einer Klinik erfolgen.

Zur Vorbeugung von Depressionen, die im Rahmen manisch-depressiver Erkrankungsbilder auftreten, wenn die Therapie mit Lithium versagt hat oder Patienten nicht mit Lithium behandelt werden dürfen.

Neben diesen anerkannten Anwendungsgebieten gibt es weitere Erkrankungen, bei denen ein Behandlungsversuch mit Lamotrigin unternommen werden kann. So kann der Wirkstoff die Symptome bei der Parkinson-Krankheit und dem Veitstanz (Chorea Huntington), Krampfanfälle beim Status Epilepticus sowie die Schmerzen bei Migräne und bestimmten Nervenerkrankungen (beispielsweise Trigeminusneuralgie) verringern.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lamotrigin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiepileptika, zu welcher der Wirkstoff Lamotrigin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • partielle und generalisierte Anfälle, einschließlich tonisch-klonischer Anfälle bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 13 Jahren - als Zusatz- oder Monotherapie
  • Anfälle im Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 13 Jahren - allein zu Therapiebeginn oder als Zusatztherapie
  • partielle und generalisiert Anfälle einschließlich tonisch-klonischer Anfälle, sowie bei Anfällen im Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom bei Kindern und Jugendlichen ab zwei Jahren bis zwölf Jahren - zur Zusatztherapie
  • typische Bewußtseinsverluste (Absencen) bei Kindern und Jugendlichen von zwei bis zwölf Jahren - zur alleinigen Behandlung
  • Vorbeugung depressiver Episoden bei Patienten mit Bipolar-I-Störung und überwiegend depressiven Episoden bei Patienten ab 18 Jahren

Dosierung

Die Tabletten werden durch einen Arzt verschrieben, der auf die Behandlung von Epilepsien oder Depressionen spezialisiert ist. Die Dosierung erfolgt nach Krankheitsbild und Alter des Patienten, zum Teil auch orientiert am Körpergewicht. Weiteren Einfluss auf die Dosierung nimmt die Begleitmedikation, beziehungsweise nehmen die anderen Antiepileptika, mit denen das Medikament kombiniert wird.

Die Tabletten können entweder gekaut, im Ganzen mit etwas Wasser geschluckt oder in wenig Wasser (mindestens so viel, dass die ganze Tablette bedeckt ist) aufgelöst und dann getrunken werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • mikrokristalline Cellulose
  • Talkum
  • Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A)
  • Eisen(III)-hydroxid-oxid (E 172)
  • Lactose-Monohydrat
  • pflanzliches Magnesiumstearat
  • Povidon K 30

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Hautausschläge mit Fleckenbildung, Juckreiz, Kopfschmerzen, Schwindel, Doppeltsehen, Verschwommensehen, sexuelle Erregbarkeitssteigerung.

Häufige Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Augenzittern (Nystagmus), Zittern (Tremor), Bewegungsunsicherheit, unwillkürliche Bewegungsstörungen wie Muskelzuckungen, Tics und Ataxien, Gelenkschmerzen (Arthralgien), Rückenschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Aggressivität.

Seltene Nebenwirkungen:
Schwerwiegende, lebensbedrohliche allergische Haut- und Schleimhautreaktionen wie Quincke-Ödem, Stevens-Johnson-Syndrom und Lyell-Syndrom, Bindehautentzündungen.

Sehr seltene und vereinzelte auftretende Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschläge mit Fieber, Lymphknotenerkrankungen (Lymphadenopathie) und Gesichtwassereinlagerungen (Gesichtsödeme), Leberwerteerhöhungen, Leberfunktionsstörungen, Leberversagen, Bewegungsablaufsstörungen (extrapyramidale Wirkungen), Bewegungsunruhe, Blutbildveränderungen wie (Neutropenie, Leukopenie, Blutarmut, Thrombozytopenie, Panzytopenie), übersteigerter Bewegungsdrang, Verwirrtheit, Halluzinationen, Standunsicherheit, Bewegungsstörungen wie Choreoathetose, Verschlimmerung eines Parkinson-Syndroms, Anfallszunahme, Haarausfall, Psychosen, Depression, Angststörungen, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, toxisch epidermale Nekrolyse).

Besonderheiten:
Das Risiko für das Auftreten schwerer Hautreaktionen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom und der toxisch epidermalen Nekrolyse ist in den ersten Behandlungswochen am höchsten. Treten zunehmender Hautausschlag, oft mit Blasenbildung oder begleitenden Schleimhautwunden auf, muss die Therapie mit Lamotrigin beendet werden. Der Patient darf in der Folge nie wieder mit dem Wirkstoff behandelt werden.

Anscheinend erhöht die Einnahme von Lamotrigin bei Kindern und Jugendlichen mit einer depressiven Störung (Major Depression) und anderen
seelischen Erkrankungen das Risiko von Selbstmordgedanken und -Handlungen. Deshalb sind die Patienten sorgfältig von den Angehörigen zu überwachen.

Lamotrigin scheint eine gewisse Anfälligkeit für eine nicht-bakterielle Gehirnhautentzündung zu erhöhen. Sie ist nach Ansicht der amerikanischen Food an Drug Association (FDA) als sehr seltene Nebenwirkung anzusehen.

Eine Langzeitbehandlung mit Antiepileptika wie Lamotrigin erhöht das Risiko für eine Osteoporose. Sollte diese Krankheit schon bestehen oder werden gleichzeitig Hydrocortison oder andere Glukokortikoide eingenommen, sollte ein Arzt befragt werden.

Wechselwirkungen

In Kombination von Lamotrigin mit Antiepileptika wie Carbamazepin, Phenobarbital, Primidon oder Phenytoin sowie Rifampicin (Tuberkulose-Mittel) wird die Wirkung von Lamotrigin verringert. In der Regel muss die Lamotrigin-Dosis daher vom Arzt erhöht werden.

Zusammen mit dem Antiepileptikum Valproinsäure wird die Wirkung von Lamotrigin hingegen verstärkt. Der Arzt muss hier die Lamotrigin-Dosis verringern.

Bei gleichzeitiger Gabe von Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung verringert sich die Lamotrigin-Wirkung. Auch kann eine Beeinträchtigung der empfängnisverhütenden Wirkung solcher oraler Kontrazeptiva ("Pille") nicht ausgeschlossen werden. Daher sollten zusätzliche schwangerschaftsverhütende Maßnahmen während der Behandlung mit Lamotrigin ergriffen werden.

Das nicht-opioide SchmerzmittelParacetamol verkürzt bei gleichzeitiger Verabreichung die Wirkdauer von Lamotrigin.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf bei Überempfindlichkeit gegen Lamotrigin, Phenytoin oder Carbamazepin nicht angewendet werden. Allergische Überempfindlichkeitsreaktionen können sich unter anderem in Hautausschlägen mit Fieber, Lymphknotenerkrankungen oder veränderten Blut- und Leberwerten äußern.

Bei eingeschränkter Leberfunktion darf Lamotrigin nicht eingenommen werden, bei Nierenfunktionsstörungen sind besondere Vorsicht und eine sorgfältige ärztliche Kontrolle erforderlich.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Lamotrigin sollte während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt angewendet werden. Der Wirkstoff senkt den Folsäure-Blutspiegel und könnte so möglicherweise zu einem erhöhten Risiko für eine Schädigung des Ungeborenen führen. Besonders in der Frühschwangerschaft scheint bei gleichzeitiger Einnahe des Wirkstoffes ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen des Mundes und Gaumens zu bestehen.

Lamotrigin tritt in die Muttermilch über und kann dadurch beim gestillten Säugling Wirkstoffmengen erreichen, die im Bereich therapieüblicher Wirkstoffkonzentrationen der Mutter liegen. Deshalb sollte nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung gestillt werden. Wenn gestillt wird, sollte der Säugling auf mögliche Effekte beziehungsweise Nebenwirkungen hin ärztlich beobachtet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter zwei Jahren dürfen in keinem Fall mit Lamotrigin behandelt werden.

Die Erstbehandlung von Epilepsien bei Kindern von zwei bis elf Jahren sollte in einer Klinik mit besonderer Erfahrung in epileptischen Erkrankungen bei Kindern erfolgen. Ebenso sollte auch die Erstbehandlung bei Kindern ab zwölf Jahren nur von erfahrenen Ärzten (zum Beispiel Neurologen) durchgeführt werden.

Gegen Depressionen darf Lamotrigin erst bei Personen ab 18 Jahren eingesetzt werden.

Warnhinweise

  • Das Reaktionsvermögen kann durch das Medikament so weit eingeschränkt sein, dass die Teilnahme am Strassenverkehr oder das Führen von Maschinen beeinträchtigt sind. Dies gilt insbesondere bei gleichzeitigem Alkoholkonsum.
  • Bei Auftreten von Unverträglichkeitsreaktionen wie zum Beispiel Hautausschläge, Fieber, Lymphknotenerkrankungen, Gesichtwassereinlagerungen muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament werden regelmäßige ärztliche Kontrollen von Blutbild und Gerinnungswerten empfohlen.
  • Die Schwangerschaftsverhütung durch die "Pille" kann in ihrer Wirkung durch das Medikament beeinträchtigt sein. Es sollten daher zusätzliche Verhütungsmaßnahmen ergriffen werden.
  • Für Kinder unter zwei Jahren ist das Medikament nicht geeignet.
  • Die erstmalige Anwendung des Medikaments sollte nur durch einen spezialisierten und in der Behandlung von Epilepsien erfahrenen Arzt erfolgen.
  • Die erstmalige Anwendung des Medikaments bei Kindern von zwei bis elf Jahren sollte vorzugsweise in der Klinik erfolgen.
  • Bei Leberkranken und Nierenkranken muss eventuell die Dosierung vom Arzt um etwa die Hälfte bis drei Viertel verringert werden.
  • Das Medikament darf nicht plötzlich abgesetzt werden, sondern die Therapie ist mit langsam verminderten Dosierungen "auszuschleichen".
  • Ist während der Behandlung mit dem Medikament ein Hautausschlag aufgetreten, sollte die Therapie nur auf ärztliches Anraten fortgesetzt werden.
  • Anscheinend erhöht die Einnahme des Medikaments die Selbstmordneigung, deshalb sind die Patienten vom Arzt und den Angehörigen sorgfältig zu überwachen.
  • Das Medikament erhöht bei Langzeitbehandlung das Risiko für eine Osteoporose. Dies gilt besonders bei Vorbestehen der Erkrankung oder gleichzeitiger Einnahme von Kortison.
  • Bei Auftreten zunehmender Hautausschläge, auch mit Blasenbildung, muss die Behandlung mit dem Medikament sofort beendet und darf nie wieder begonnen werden.
  • Das Medikament enthält Lactose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.


Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Lamotrigin Heumann 25 mg/ -50 mg/ -100 mg/ -200 mg Tabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Lamotrigin (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.