Chenodesoxycholsäure Leadiant 250 mg Hartkapseln

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 13.07.2017
Hersteller: Leadiant GmbH
Wirkstoff: Chenodesoxycholsäure
Darreichnungsform: Hartkapsel
Rezeptpflichtig

Wirkung

Chenodesoxycholsäure Leadiant 250 mg Hartkapseln enthalten den Wirkstoff Chenodesoxycholsäure.

Chenodesoxycholsäure wird zur Behandlung einer angeborenen Störung der körpereigenen Produktion von Gallensäure verwendet. Die Störung beruht auf einem Mangel an dem Enzym Sterol-27-Hydroxylase.

Der Enzymmangel führt dazu, dass sich in der Leber eine Vorstufe der Gallensäure anreichert, die wiederum zu Gallenalkoholen wird. Außerdem entsteht Cholestanol, eine Abwandlung von Cholesterin. Diese Stoffe reichern sich in vielen Geweben an, bevorzugt aber im Nervensystem. Erstes Anzeichen dieser Störung ist ein Gallenstau und/oder chronischer Durchfall im Säuglingsalter. Weiterhin kann eine Linsentrübung (grauer Star) durch Einlagerung von Cholesterin entstehen. Weitere Anzeichen treten überwiegend zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Typisch sind zunehmende Nervenstörungen: Bewegungsstörungen und das Auftreten von gelben Fettansammlungen (Xanthomen) an der Achillessehne, dem Ellenbogen, den Händen oder der Kniescheibe).

Chenodesoxycholsäure kann bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen im Alter von einem Monat bis 18 Jahren sowie bei Erwachsenen eingesetzt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Chenodesoxycholsäure sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe gallenwirksame Mittel, zu welcher der Wirkstoff Chenodesoxycholsäure gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • angeborene Störungen der Gallensäureproduktion aufgrund eines Enzymmangels bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen im Alter von einem Monat bis 18 Jahren sowie bei Erwachsenen

Dosierung

Die Behandlung mit dem Medikament ist nur durch Ärzte zu beginnen, die über Erfahrung in der Behandlung von angeborenen Fehlern der Gallensäureproduktion verfügen.

Die Dosis bei Erwachsenen beträgt zu Anfang der Behandlung dreimal täglich eine Kapsel, wenn diese Dosis ausreicht, die Gallenwerte im Blut und Harn zu normalisieren. Die tägliche Dosis kann, wenn nötig, anschließend vom Arzt bis auf maximal vier Kapseln am Tag erhöht werden.

Kinder und Jugendliche (von einem Monat bis 18 Jahre) erhalten anfänglich 5 Milligramm Chenodesoxycholsäure pro Kilogramm Körpergewicht am Tag, aufgeteilt auf drei Dosen. Falls die berechnete Tagesgesamtdosis kein Vielfaches von 250 Milligramm ist, sollte die Dosierung auf jeden Fall unter der Höchstdosis von 15 Milligramm Chenodesoxycholsäure pro Kilogramm Körpergewicht am Tag liegen. Ob dennoch höhere Dosierungen zur Anwendung kommen, macht der Arzt vom Ergebnis der Blut- und Harnuntersuchungen abhängig.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Maisstärke
  • Titandioxid (E 171)
  • Chinolingelb Aluminiumlack (E 104)
  • Erythrosin (E 127)
  • Gelatine
  • pflanzliches Magnesiumstearat
  • Wasser

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Verstopfung, Veränderungen der Leberwerte.

Wechselwirkungen

Chenodesoxycholsäure sollte nicht zusammen mit Colestipol oder Colestyramin (gegen Fettstoffwechselstörungen) oder säurehemmenden Mitteln (Antazida) verabreicht werden, die Aluminiumhydroxid und/oder Smektit (Aluminiumoxid) enthalten. Diese Wirkstoffe binden Chenodesoxycholsäure im Darm und verhindern somit seine Aufnahme in den Körper und seine Wirksamkeit. Falls die Kombination dennoch erforderlich ist, sollte die Einnahme dieser Wirkstoffe entweder zwei Stunden vor oder nach der Einnahme von Chenodesoxycholsäure erfolgen. Im Falle von Colestyramin sollte Chenodesoxycholsäure entweder eine Stunde vor oder vier bis sechs Stunden nach Colestyramin eingenommen werden.

Es wurde nachgewiesen, dass der Immunhemmstoff Ciclosporin die Produktion von Chenodesoxycholsäure vermindert. Ein ähnlicher Effekt, allerdings bei höheren Dosen, wurde auch bei dem Immunhemmstoff Sirolimus beobachtet. Die gleichzeitige Gabe von Chenodesoxycholsäure mit Ciclosporin oder Sirolimus sollte vermieden werden. Falls der Arzt die Gabe von Ciclosporin oder Sirolimus als notwendig erachtet, wird er die Gallenwerte genau beobachten und die Chenodesoxycholsäuredosis entsprechend dosieren. Dies gilt auch für das AntiepileptikumPhenobarbital.

Die Anwendung von Hormonen zur Schwangerschaftsverhütung (Pille) vermindert die verfügbare Menge an Chenodesoxycholsäure. So wird der zugrunde liegende Mangel verschlechtert und der Wirksamkeit der Chenodesoxycholsäure eingeschränkt. Soll verhütet werden, muss dies mit mechanischen Mitteln (Kondom, Pessar) geschehen.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Chenodesoxycholsäure nicht verwendet werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Chenodesoxycholsäure eingesetzt werden bei Patienten mit Störungen der Nieren- oder Leberfunktion.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Mangel an dem Enzym Sterol-27-Hydroxylase kann sich nachteilig auf eine Schwangerschaft auswirken: Es kann zu Fruchttod im Mutterleib und zu Frühgeburten mit Anzeichen einer Wachstumsverzögerung des Ungeborenen kommen. Dennoch wird die Anwendung von Chenodesoxycholsäure in der Schwangerschaft nicht empfohlen, da es dazu keine oder nur begrenzte Erfahrungen gibt.

Zur Schwangerschaftsverhütung während der Behandlung sollte nicht die Pille verwendet werden. Die Anwendung von Hormonen vermindert die verfügbare Menge an Chenodesoxycholsäure. Deshalb kann die Pille den zugrunde liegenden Mangel verstärken und die Wirksamkeit der Chenodesoxycholsäure begrenzen.

Es ist nicht bekannt, ob Chenodesoxycholsäure oder deren Abbauprodukte in die Muttermilch gelangen. Ein Risiko für Neugeborene/Säuglinge kann nicht ausgeschlossen werden. Bei der Entscheidung, ob das Stillen beendet oder die Therapie mit Chenodesoxycholsäure beendet beziehungsweise auf die Therapie verzichtet werden sollte, wird der Arzt zwischen dem Nutzen des Stillens für den Säugling und dem Nutzen der Therapie für die Frau abwägen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder können schon ab einem Monat nach der Geburt mit dem Wirkstoff behandelt werden. Für Neugeborene im Alter von unter einem Monat wurde die Sicherheit und Wirksamkeit von Chenodesoxycholsäure nicht nachgewiesen; Sicherheitsdaten sind nur in einem begrenzten Maße verfügbar. Die Anwendung in dieser Altersgruppe liegt daher im Ermessen des Arztes.

Warnhinweise

  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nur von einem Arzt begonnen werden, der erfahren in der Therapie angeborener Störungen der Gallensäureproduktion ist.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Hartkapseln)
100 Stück Hartkapseln
250 Milligramm Chenodesoxycholsäure

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Chenodesoxycholsäure Leadiant 250 mg Hartkapseln sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Chenodesoxycholsäure (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.