Calcitonin-ratiopharm 50 I.E./ -100 I.E. Ampullen

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.04.2013
Hersteller: ratiopharm GmbH
Wirkstoff: Calcitonin
Darreichnungsform: Injektionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Calcitonin-ratiopharm 50 I.E./ -100 I.E. Ampullen enthalten den Wirkstoff Calcitonin. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Calcitonin-ratiopharm 50 I.E./ -100 I.E. Ampullen.

Das therapeutische verwendete Calcitonin entspricht dem körpereigenen, den Kalziumstoffwechsel regelnden Hormon. Calcitonin wird in Form von Injektionslösungen verabreicht, da es als Eiweiß im Magen-Darm-Trakt abgebaut werden würde. Der Wirkstoff findet Anwendung bei:
  • einem akuten Verlust an Knochenmasse nach plötzlicher Bettlägerigkeit zum Beispiel bei Patienten mit einem Knochenbruch aufgrund einer Osteoporose. Hier beträgt die empfohlene Behandlungsdauer zwei Wochen und sollte vier Wochen nicht überschreiten.
  • stark erhöhtem Kalziumspiegel als Begleiterscheinung von Krebserkrankungen (Sudeck-Syndrom, Gewebeschädigung mit Knochenentkalkung und -rückbildung)
  • Morbus Paget (Erkrankung mit brüchigen und verformten Knochen). Hier wird Calcitonin für drei Monate eingesetzt, in Ausnahmefällen auch für sechs Monate. Bedingung ist, dass andere Behandlungen wirkungslos oder für den Patienten nicht geeignet waren.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Calcitonin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Osteoporose-Mittel, zu welcher der Wirkstoff Calcitonin gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Vorbeugung eines akuten Verlusts an Knochenmasse nach plötzlicher Ruhigstellung, zum Beispiel bei Osteoporose-bedingtem Knochenbruch
  • Paget-Krankheit (eine Erkrankung des Skelettsystems), wenn andere Behandlungen erfolglos sind oder nicht für den Patienten geeignet
  • Kalziummangel infolge von bösartigen Krebserkrankungen

Dosierung

Das Medikament wird entweder unter die Haut oder in einen Muskel gespritzt. Um die Häufigkeit von Übelkeit und Erbrechen herabzusetzen, die vor allem zu Beginn der Behandlung auftreten können, kann die Injektion vor dem Schlafengehen erfolgen.

Zur Vorbeugung von Knochenmasse-Verlust bei Bettlägerigkeit beträgt die empfohlene Dosierung 100 I.E. Calcitonin pro Tag oder 50 I.E. zweimal täglich über zwei bis vier Wochen. Vor dem Bewegungstraining kann der Arzt die Dosis unter Umständen auf 50 I.E. Calcitonin täglich vermindern. Die Behandlung sollte fortgesetzt werden, bis der Patient wieder vollständig bewegungsfähig ist.

Bei der Knochenkrankheit Morbus Paget beträgt die empfohlene Dosierung ebenfalls 100 I.E. Calcitonin pro Tag. Sichtbare Erfolge sind jedoch auch schon mit einer Minimaldosis von 50 I.E. dreimal wöchentlich zu erzielen. Die Dosierung wird vom Arzt den individuellen Bedürfnissen des Patienten angepasst. Die Behandlungsdauer ist vom Erfolg abhängig.

Bei Kalziummangel infolge von bösartigen Krebs-Erkrankungen werden alle sechs bis acht Stunden 100 I.E. Calcitonin gespritzt. Außerdem kann das Medikament nach vorhergehender Auffüllung des Blutvolumens auch in die Vene gegeben werden. Sollte der Behandlungserfolg hierauf nach einem oder
zwei Tagen nicht zufriedenstellend sein, wird der Arzt die Dosis auf maximal 400 I.E. Calcitonin alle sechs bis acht Stunden erhöhen. In schweren Fällen oder bei Notfällen können über eine Zeitspanne von mindestens sechs Stunden bis zu 10 I.E./Kilogramm Körpergewicht in 500 Milliliter 0,9%iger Kochsalzlösung als Infusion in die Vene verabreicht werden.

Die Behandlungsdauer bei allen Anwendungsgebieten wird vom Arzt auf die kürzest mögliche Zeit beschränkt werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen:
Bei Verwendung in Form von Nasensprays:
Nasenschleimhautentzündung (trockene, geschwollene, verstopfte Nase, Niesen), weitere Symptome an der Nase (wie Empfindlichkeit, Bläschen, schaler Geruch, Entzündung, Rötung, oberflächliche Schleimhautablösungen)

Gelegentliche oder weniger häufige Nebenwirkungen:
Bei Injektion oder Infusion, vor allem zu Beginn: Hitzegefühl, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Reaktionen an der Injektionsstelle, allergische Reaktionen (Hautausschlag, Nesselsucht)

Bei Verwendung in Form von Nasensprays:
Nasenschleimhautentzündung mit Geschwür, Nasennebenhöhlenentzündung, Nasenbluten, Hitzegefühl, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, Skelettmuskelschmerzen, Rachenschleimhautentzündungen, Müdigkeit, Geschmacksstörungen

Seltene Nebenwirkungen:
Bei Injektion oder Infusion:
verstärkte Entwässerung über die Niere, Schüttelfrost, Herzrasen, Blutdruckabfall, Kollaps, stärkere allergische Reaktionen (Juckreiz, Atemnot).

Bei Anwendung in Form von Nasensprays:
Bluthochdruck, Erbrechen, Gelenkschmerzen, Husten, grippeähnliche Symptome, Wassereinlagerungen (Ödeme), Sehstörungen

Sehr seltene oder vereinzelte Nebenwirkungen:
Bei Injektion oder Infusion:
Knochenschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Depressionen, Wahnvorstellungen, Schlafstörungen

Bei Anwendung in Form von Nasensprays:
Allergieschock (anaphylaktischer Schock)

Besonderheiten:
Bei der Anwendung als Infusion oder Injektion kann es zu Nebenwirkungen am Herzen kommen. Auch die Bildung von Antikörpern gegen tierisches Calcitonin und ein Kribbeln der Handflächen und Fußsohlen sind möglich.

Wechselwirkungen

Werden zusammen mit Calcitonin Wirkstoffe aus der Gruppe der Bisphosphonate verabreicht, kann die Kalziumkonzantration im Blut unerwünscht weit absinken.

Bei Patienten, die zusätzlich zu Calcitonin mit Herzglykosiden oder Kalziumkanalblockern behandelt werden, muss eventuell deren Dosierung neu eingestellt werden. Durch die Gabe von Calcitonin sinkt nämlich der Kalziumspiegel im Blut ab, wodurch die vorgenannten Wirkstoffe eine veränderte Wirkung oder mehr Nebenwirkungen zeigen.

Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen Calcitonin darf der Wirkstoff nicht eingesetzt werden. Auch bei niedrigem Kalziumspiegel im Blut ist die Behandlung mit dem Wirkstoff nicht erlaubt.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Für die Anwendung von Calcitonin während der Schwangerschaft wurde der Nachweis der Unbedenklichkeit noch nicht erbracht. Aus diesem Grund sollte der Wirkstoff nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt angewendet werden.

Der Wirkstoff Calcitonin geht in die Muttermilch und damit in den Säugling über. Um Schädigungen des Kindes zu vermeiden, sollte vor einer Behandlung mit dem Wirkstoff abgestillt werden. Weiterhin gibt es Hinweise darauf, dass Calcitonin die Milchproduktion verringert.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Calcitonin ist nicht für die Behandlung von Kindern vorgesehen und darf daher nicht an Personen unter 18 Jahren verabreicht werden.

Warnhinweise

  • Bei der Gabe von Calcitonin-Spritzen kann es vorübergehend zu Schwindel kommen, der Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich macht.
  • Wenn ein Verdacht auf eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff besteht, sollte vor der Anwendung ein Hauttest durchgeführt werden.
  • Während der Gabe des Medikaments muss die Konzentration an Mineralien im Blut, insbesondere Kalzium, regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament muss auf eine ausreichende Kalzium- und Vitamin D3-Versorgung geachtet werden.
  • In regelmäßigen Abständen sollte der Arzt die Herzfunktion durch Aufnahme eines EKGs (Elektrokardiogramm) überprüfen.
  • Das Medikament darf nicht zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren verwendet werden.
  • Die Ampullen sind im Umkarton aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
  • Das Medikament ist bei zwei bis acht Grad im Kühlschrank zu lagern.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Ampullen Injektionslösung)
5 Ampullen Injektionslösung
8,32 Mikrogramm Calcitonin
10 Ampullen Injektionslösung
8,32 Mikrogramm Calcitonin
20 Ampullen Injektionslösung
8,32 Mikrogramm Calcitonin
5 Ampullen Injektionslösung
16,64 Mikrogramm Calcitonin
10 Ampullen Injektionslösung
16,64 Mikrogramm Calcitonin

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Calcitonin-ratiopharm 50 I.E./ -100 I.E. Ampullen sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Calcitonin (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.