Therapeut renkt Frau ein
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Rücken einrenken: Sinnvoll oder gefährlich?

Von: Miriam Funk (Medizinredakteurin und Redaktionsleitung)
Letzte Aktualisierung: 10.11.2023 - 13:00 Uhr

Einrenken, vor allem an der Wirbelsäule, ist nicht nur in der Chiropraktik sehr beliebt und soll Beschwerden wie Rückenschmerzen lindern. Aber was genau bedeutet überhaupt Einrenken, ist es sinnvoll und welche Gefahren birgt es?

Was bedeutet Einrenken?

Beim Einrenken wird ein kurzer und schneller Impuls auf ein Gelenk, meist der Wirbelsäule gegeben, in der Annahme, dass eine Blockade gelöst wird. Dabei kommt es oft zu einem hörbaren Knacken. Diese Manipulationen sind Teil der Manuellen Therapie oder Chiropraktik (Chirotherapie). Besonders oft erfolgt das Einrenken an der Brustwirbelsäule, kann aber auch an der Halswirbelsäule oder anderen blockierten Gelenken erfolgen.

Im Gegensatz dazu steht die Mobilisation, bei der ein Gelenk vorsichtig und sanft bewegt – also mobilisiert – wird, ohne heftigen Impuls.

Gut zu wissen: In Deutschland dürfen Manipulationen – wie das Einrenken von Blockaden in der Fachsprache heißt – nur von Ärzt*innen und Heilpraktiker*innen durchgeführt werden. Sie nennen sich oft Chiropraktiker*innen. Physiotherapeut*innen hingegen dürfen in Deutschland nicht einrenken.

Ist Einrenken gefährlich?

Das Einrenken birgt einige Risiken, vor allem an der Halswirbelsäule:

  • Riss der Halsschlagader oder eines anderen Gefäßes, dadurch Schlaganfall
  • Nervenschädigungen
  • Querschnittslähmung

Im Bereich der Halswirbelsäule laufen wichtige Blutgefäße und Nerven in der Nähe der Wirbel. Deshalb sind diese besonders gefährdet, beschädigt zu werden, vor allem, wenn es bereits – möglicherweise unbekannte – Vorschädigungen gibt. Es ist deshalb sinnvoll, bei Rückenschmerzen durch Blockaden erfahrene Chirotherapeut*innen für das Einrenken aufzusuchen.

Genau genommen müsste der*die Chirotherapeut*in die Person vor der Manipulation über mögliche Risiken aufklären, damit dieser in die Behandlung einwilligen kann – in der Praxis geschieht dies in den seltensten Fällen.

Ist Einrenken überhaupt sinnvoll?

Da Wirbel entgegen der landläufigen Meinung nicht ausgerenkt sein können, ist auch ein Einrenken nicht möglich. Wirbelgelenke können fest und innerhalb ihrer normalen Bewegung eingeschränkt sein (Blockade oder Blockierung).

Ist das Gelenk blockiert, spüren Betroffene einen Schmerz. Die Muskulatur reagiert auf diesen Nervenimpuls, indem sie die Muskelspannung erhöht, um das Gelenk zu schützen. Deshalb treten zusätzlich zur Blockierung immer auch Verspannungen auf. Erfahrene Fachleute der Physiotherapie können die Muskulatur mit Wärme, Massage oder anderen Techniken lockern und das blockierte Gelenk sanft mobilisieren. 

Da beim Einrenken lediglich die Blockade gelöst wird, nicht aber die verspannte Muskulatur, ist es nicht sinnvoll, nur zu manipulieren. Die betroffenen Muskeln müssen immer auch entspannt werden, da die Blockade sonst wieder auftreten kann und auch die Rückenschmerzen bestehen bleiben.

Alternativen zum Einrenken

Gerade an der Halswirbelsäule (HWS) kann eine Blockade äußerst schmerzhaft sein. Betroffene können selbst einiges tun, damit die Schmerzen nachlassen:

  • HWS kurzfristig ruhigstellen, evtl. mit einer Halskrause
  • moderate Bewegung, damit die Muskeln nicht weiter verspannen
  • Wärmebehandlung auf der betroffenen Region (beispielsweise mit Wärmflasche oder Wärmepflastern)
  • Schmerzmittel oder muskelentspannende Medikamente
  • Physiotherapie

Innerhalb der Physiotherapie gibt es verschiedene Techniken und Methoden, um Rückenschmerzen und Blockaden an der Wirbelsäule sanft und langfristig zu behandeln.