Eine Frau steht barfuß auf einer Akupressurmatte.
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Akupressurmatte: Wie wirksam ist das Trendprodukt tatsächlich?

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation)
Letzte Aktualisierung: 14.09.2021

Eine Akupressurmatte ist eine mit kleinen Kunststoffspitzen versehene Schaumstoffmatte, die bei Beschwerden wie Rückenschmerzen, Verspannungen und Stress eingesetzt wird. Was erst einmal schmerzhaft klingt, liegt im Trend: Immer mehr Menschen legen sich eine Akupressurmatte zu. Lesen Sie, wie das Produkt richtig angewendet wird und ob es wirklich hält, was es verspricht.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Akupressurmatte: Was ist das?

Bezeichnungen für das Produkt gibt es viele. Neben dem bekanntesten Begriff Akupressurmatte kennt man die Matte zum Beispiel auch als

  • Massagematte,
  • Akupunkturmatte,
  • Nagelmatte,
  • Yantramatte,
  • Fakirmatte,
  • oder Spikematte.

Dabei handelt es sich um eine Kunststoffmatte mit kleinen, eingenähten Plastikspitzen: Jeweils rund 20 bis 30 Spitzen sind auf einem Plättchen angeordnet. Eine Akupressurmatte bietet Platz für ungefähr 200 bis 250 Plättchen. Insgesamt sind es also etwa 4.000 bis 6.000 Spitzen.

Der Druckeffekt durch die Spitzen soll wie eine Massage wirken und dadurch

Zudem wird der Akupressurmatte eine entspannende, stressreduzierende Wirkung nachgesagt. Dadurch sollen Kopfschmerzen gemildert werden. Auch soll sich die Schlafqualität durch eine regelmäßige Anwendung verbessern. Daneben gilt die Akupressurmatte als effektives Mittel gegen Cellulite. Denn durch den sanften Druck der Plastikspitzen soll der Lymphstau – also die Hauptursache für Cellulite – gelöst werden.

Das Konzept des Produkts erinnert ein wenig an Akupunktur, eine Methode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Auch hier wird durch winzig kleine Nadeln Druck auf die Haut ausgeübt, was Schmerzen lindern und Entspannung fördern soll.

Inzwischen ist die Akupressurmatte in zahlreichen Modellen erhältlich. So können Sie nicht nur zwischen verschiedenen Spitzenstärken wählen, sondern auch zwischen diversen Mattengrößen. Die Standardmaße liegen bei einer Länge von 65 bis 75 Zentimetern und einer Breite von 40 und 46 Zentimetern. Meist kann die Matte auch zusammen mit einem Kissen als Set erworben werden.

Was kostet eine Akupressurmatte?

Die Preise für eine Akupressurmatte variieren stark: Die günstigsten Modelle sind bereits für rund 25 Euro erhältlich. Bei teureren Marken kann eine Matte auch schon mal 150 bis 200 Euro kosten. Laut Warentests und Vergleichsportalen können Sie eine qualitativ hochwertige Akupressurmatte aber auch schon für rund 60 bis 70 Euro erwerben.

Für wen ist eine Akupressurmatte geeignet?

Die Akupressurmatte erfreut sich vor allem bei Menschen mit Rückenschmerzen und Verspannungen großer Beliebtheit. Insbesondere Personen, die viel sitzen – sei es am Schreibtisch, im Auto oder abends auf der Couch – haben häufig mit Rückenleiden zu kämpfen. Tatsächlich zählen Rückenschmerzen zu den häufigsten Beschwerden der Deutschen. Neben Infekten sind sie hierzulande der zweithäufigste Grund für Arztbesuche.

Die Akupressurmatte soll Abhilfe schaffen: Laut Hersteller ist das Produkt für all jene Menschen geeignet, die mit Schmerzen, Verspannungen und Stress zu kämpfen haben.

Von Vorteil ist, dass die Matte jederzeit und ohne ärztliche Aufsicht verwendet werden kann. Damit wird sie als eine kostengünstige und zeitsparende Ergänzung oder Alternative zu herkömmlichen Physiotherapien oder Massagen beworben.

Wer sollte die Matte nicht nutzen?

Grundsätzlich gilt die Akupressurmatte als gesundheitlich unbedenklich. Zwar mögen die vielen kleinen Nadeln auf den ersten Blick bedrohlich wirken. Nebenwirkungen sind bislang allerdings nicht bekannt. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, können Sie vorher ärztlichen Rat einholen. Das gilt vor allem dann, wenn sie

Die richtige Anwendung

Um die Akupressurmatte richtig anzuwenden, sollten Sie folgende Dinge beachten:

  1. Legen Sie die Matte auf eine harte Unterfläche, also am besten direkt auf den Boden statt auf einen Teppich oder eine Matratze. So können sich die Spitzen gleichmäßig in den Körper drücken.
  2. Legen Sie sich zunächst mit dem Rücken auf die Matte. Die Arme können Sie seitlich neben den Körper legen, oder auch nach oben hinter den Kopf stecken. Mit der Zeit empfiehlt es sich, die Position zu variieren und auszuprobieren, was sich für Sie am besten anfühlt. Je nachdem, welche Partien primär mit den Spitzen bearbeitet werden sollen, können Sie sich wahlweise auch seitlich hinlegen.
  3. Sie können die Akupressurmatte entweder oberkörperfrei oder mit einem leichten T-Shirt bekleidet nutzen. Mit freiem Oberkörper spüren Sie einen stärkeren Effekt der Spitzen – je nachdem, wie sensibel Sie auf den Druck reagieren, kann das aber auch unangenehm sein. Gleiches gilt auch für die Beine und die Füße.
  4. Sie können die Matte nutzen, indem Sie einfach ruhig darauf liegen. Viele Menschen nutzen die Zeit auf der Akupressurmatte auch für ein kurzes Schläfchen. Wer die Anwendung etwas aktiver gestalten will, kann aber auch verschiedene körperliche Übungen sowie Meditationen auf der Matte ausführen. Hierzu finden Sie zahlreiche Anleitungen im Internet – auch von den Hersteller selbst.

Wie oft und wie lange?

Hersteller empfehlen, die Akupressurmatte täglich anzuwenden, um einen bestmöglichen Effekt zu erzielen. Da die Matte auch akute Schmerzen lindern kann, bietet sich vor allem eine abendliche Anwendung kurz vor dem Schlafengehen, oder eine morgendliche Anwendung an, um in den Tag zu starten.

Als Anwendungsdauer wird eine Zeit von etwa 15 Minuten bis hin zu einer Stunde empfohlen – je nach individuellem Empfinden.

Achtung: Vor allem bei einer längeren Anwendungsdauer können durch die Plastikspitzen sichtbare Abdrücke zurückbleiben. Das ist aber kein Anlass zur Sorge. In der Regel verschwinden die Druckstellen schon nach kurzer Zeit wieder.

Studienlage: Wie effektiv sind Akupressurmatten?

Akupressurmatten liegen im Trend, keine Frage. Dennoch darf man von dem Produkt keine Wunder erwarten: Die Matte kann weder Erkrankungen heilen, noch handelt es sich um ein ausgewiesenes Medizinprodukt. Das liegt daran, dass die Wirksamkeit der Akupressurmatte bislang noch nicht ausreichend bewiesen werden konnte. Die Studienlage ist bislang noch dünn. Zwar wurden bereits einige Forschungen betrieben, diese sind aber zum Großteil von den Hersteller*innen selbst in Auftrag gegeben wurden und daher wenig aussagekräftig.

Kurzfristig regt die Akupressurmatte tatsächlich die Durchblutung an, wodurch sich Verspannungen und Schmerzen vorübergehend lösen können. Daneben kann die bewusste Auszeit auf der Matte auch für Entspannung sorgen und so Stress entgegenwirken und den nächtlichen Schlaf verbessern. Eine tägliche Pause auf der Akupressurmatte kann in vielerlei Hinsicht zur bereichernden Routine werden.

Wer aber mit chronischen Rückenleiden zu kämpfen hat, sollte sich nicht auf die Akupressurmatte verlassen, sondern ärztlichen Rat einholen und die Matte wenn überhaupt ergänzend verwenden. Auch konnte bislang nicht bestätigt werden, dass sich das Produkt als effektives Anti-Cellulite-Mittel eignet. Ein Ersatz für ausreichend Bewegung im Alltag und Rückentraining ist die Akupressurmatte ebenfalls nicht.