Ein Mann wandert in der Natur.
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Wanderkrätze – wenn Sport die Haut reizt

Von: Anna Besson (Medizinautorin und Biologin)
Letzte Aktualisierung: 04.11.2022

Die Wanderkrätze tritt typischerweise nach langen Wanderungen oder anderer körperlicher Dauerbelastung bei Hitze auf. Sie zeichnet sich durch einen rötlichen Hautausschlag an den Unterschenkeln aus. Mehr zu Symptomen, Ursachen und der Behandlung.

Was ist Wanderkrätze?

Die Wanderkrätze ist unter einigen verschiedenen Namen bekannt: Pilgerkrätze, Purpura d’effort oder belastungsinduzierte Purpura. Als Purpura wird die typische Einblutung in die Haut bezeichnet. Dabei kommt es zu Hautveränderungen (Effloreszenzen) wie kleinen roten Punkten oder großen Flecken auf den Unterschenkeln beider Beine.

Bei der Wanderkrätze handelt es sich um eine gutartige Erkrankung, die den leukozytoklastischen Vaskulitiden unbekannter Ursache zugeordnet wird. Vermutlich wird diese Entzündung der kleineren Blutgefäße (Vaskulitis) durch ungewohnte körperliche Anstrengung ausgelöst. Die Wanderkrätze wird im englischen Sprachraum daher auch als anstrengungsinduzierte Vaskulitis bezeichnet.

Frauen im mittleren Lebensalter sind häufiger von der Wanderkrätze betroffen – aber auch bei Kindern treten diese Effloreszenzen auf. In der Regel bedarf es bei diesem Hautausschlag keiner medizinischen Behandlung, da die Wanderkrätze von alleine nach einigen Tagen abklingt.

Welche Symptome treten bei einer Wanderkrätze auf?

Bei der Wanderkrätze können folgende Symptome auftreten:

  • Großflächige Rötung der Haut
  • Kapillarblutungen, die sich durch kleine rote Punkte (Petechien) auszeichnen
  • Quaddeln
  • Schuppen
  • Juckreiz
  • Brennen
  • Parästhesien (Missempfindungen, wie Kribbeln oder Taubheit)

Diese Symptome treten meist an den Unterschenkeln, allerdings können am Körper auch andere Hautareale betroffen sein wie Oberschenkel, Arme oder Oberkörper. Oft bleibt der Bereich, der vom Sockenbündchen abgedeckt ist, und die Füße frei von Rötungen.

Was verursacht eine Wanderkrätze?

Die Ursache für die Wanderkrätze ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Feingeweblich (histologisch) untersucht, weisen Gewebeproben von betroffenen Menschen jedoch eine leukozytoklastische Vaskulitis auf. Bei dieser Entzündung der kleineren Blutgefäße schädigen die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) das Gewebe, wodurch es zu Kapillarblutungen kommt – Blutungen, bei denen die feinsten Gefäße betroffen sind.

Auch wenn die Ursache für die Wanderkrätze noch nicht vollständig geklärt ist, ist der begünstigende Umstand bekannt: Außerordentlich anstrengende und länger andauernde körperliche Aktivitäten wie Marathon, Bergsteigen, Wandern, Tanzen, Radfahren oder Schwimmen an heißen Tagen. Durch diese Kombination kann es im Unterschenkel zu einer muskulären Überwärmung kommen. Gleichzeitig führt der erhöhte muskuläre Einsatz dazu, dass der Blutfluss aus den Arterien in die Muskulatur um das 20-Fache ansteigt. Können sich die Venen nicht an diese höhere Belastung anpassen, werden die Kapillaren durchlässig, wodurch Blutzellen in das umliegende Gewebe gelangen.

Wie lässt sich Wanderkrätze diagnostizieren?

Oftmals lässt sich die Wanderkrätze bereits im Rahmen des ärztlichen Gesprächs abklären, beispielsweise wenn die betroffene Person nach einer kürzlich zurückliegenden anstrengenden Aktivität wie Wandern befragt wird. Dass der Hautbereich auf Höhe der Sockenmanschette von den Rötungen oft ausgespart bleibt, könnte ebenso ein Hinweis darauf sein, dass eine Wanderkrätze vorliegt.

Bleibt der Ausschlag länger bestehen, bietet sich die feingewebliche Untersuchung der Haut an, um die Wanderkrätze von anderen Hauterkrankungen abzugrenzen. Dafür wird in der Praxis ein kleines Stück der Haut entnommen (Biopsie) und unter dem Mikroskop untersucht. Auch das vom betroffenen Menschen entnommene Blut lässt sich labortechnisch darauf untersuchen, ob eine Entzündung im Körper oder eine Autoimmunerkrankung vorliegt, die für den Ausschlag verantwortlich sein könnte. Ein Ultraschall an den Beinen ermöglicht es, eine venöse Insuffizienz auszuschließen.

Wie sieht die Behandlung der Wanderkrätze aus?

Die Wanderkrätze bildet sich in der Regel innerhalb von zehn Tagen wieder zurück und muss nicht unbedingt medikamentös behandelt werden. Kommen doch Medikamente zum Einsatz, stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung. Um die Entzündung zu lindern, eignen sich nicht-steroidale Antirheumatika sowie äußerlich angewendetes Kortison.

Zusätzlich kann es sinnvoll sein, die Beine zu schonen und hochzulegen. Auch kalte Duschen verschaffen Erleichterung.

Wie verläuft eine Wanderkrätze?

Die Wanderkrätze klingt in der Regel innerhalb weniger Tage ohne Behandlung ab, ohne dabei Hautverfärbungen zu hinterlassen. Allerdings können diese wiederkehren, wenn Betroffene wiederholt bei Hitze anstrengenden Aktivitäten nachgehen.

Lässt sich einer Wanderkrätze vorbeugen?

Möglicherweise ist es sinnvoll, an Tagen mit großer Hitze auf körperliche Anstrengung zu verzichten oder bei einer Wanderung auf Kompressionsstrümpfe oder Wandersocken mit etwas Kompression zurückzugreifen. Diese bauen von außen Druck auf die Beinmuskulatur auf und verhindern so, dass sich hier das Blut staut. Bei der Kleidung auf leichte Stoffe zu achten, könnte dazu beitragen, dass die Haut nicht unnötig durch Reibung gereizt wird.