Ein Baby bekommt eine Impfdosis in den Oberarm gespritzt.
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Tetanus: Ohne Impfung lebensgefährlich

Von: Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022 - 08:59 Uhr

Wer nicht ausreichend gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) geimpft ist, lebt gefährlich. Daran erinnert der Fall einer Frau aus Bayern, die sich im Frühjahr 2016 bei der Gartenarbeit eine Schnittwunde zuzog: Obwohl sie wiederholt ärztliche Hilfe suchte, entwickelte sie nachfolgend eine Tetanuserkrankung, an der sie knapp einen Monat nach der Verletzung starb.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Warum impfen?

Dass es so weit kam, lag zum einen daran, dass die Frau keinen ausreichenden Impfschutz besaß: Eine Tetanusimpfung hätte die Erkrankung wirksam verhindern können. Zum anderen setzte die angemessene Behandlung zu spät ein: Denn obwohl die Frau ihre akute Verletzung ambulant im Krankenhaus behandeln ließ und auch nachfolgend aufgrund zunehmender Beschwerden wiederholt medizinische Hilfe suchte, zogen die behandelnden Ärzte einen Tetanus scheinbar nicht in Betracht. Auf die richtige Spur kamen sie erst durch den Ehemann der Frau: Dieser hatte die Symptome im Internet recherchiert und daraufhin den Verdacht auf Tetanus geäußert.

Selbst bei intensivmedizinischer Behandlung besteht ein 10- bis 20-prozentiges Risiko, an Tetanus zu sterben. Ohne Behandlung ist die Sterblichkeit mit durchschnittlich 70 Prozent noch höher – bei sehr kleinen Babys und sehr alten Menschen verläuft die Erkrankung sogar fast immer tödlich.

Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass sowohl Ärzte als auch Patienten den aktiven Impfschutz gegen Tetanus nie vernachlässigen. Zumal das verantwortliche BakteriumClostridium tetani, das sowohl großer Hitze als auch Desinfektionsmitteln widersteht, praktisch überall – vor allem im Erdreich – lauert und den Menschen selbst durch kleinste Bagatellverletzungen infizieren kann. Denken Sie also besonders bei einer Verletzung daran: Impfschutz überprüfen und gegebenenfalls auffrischen!

Video: 4 Impfmythen im Check

Die wichtigsten Infos zur Impfung

Wer sollte geimpft sein?

Jeder! Das heißt: Alle Säuglinge, Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen (bis ins hohe Alter) sollten einen vollständigen Impfschutz gegen Tetanus haben. Die Grundimmunisierung besteht aus vier Teilimpfungen und sollte im 2. Lebensmonat beginnen. Ist sie unvollständig, gilt: sobald wie möglich die fehlenden Impfungen nachholen! Nach der Grundimmunisierung sind in größeren Abständen Auffrischimpfungen nötig, um den Impfschutz aufrechtzuerhalten.

Wann auffrischen lassen?

Erwachsene mit vollständiger Grundimmunisierung sollten die Tetanusimpfung alle 10 Jahre auffrischen lassen. Für Säuglinge, Kinder und Jugendliche gelten andere Impfabstände: Im Impfkalender empfohlen sind die Grundimmunisierung ab dem 2. Lebensmonat, eine Auffrischung im Alter von 5 bis 6 Jahren (vor Schulbeginn) und eine weitere Auffrischung im Alter von 9 bis 17 Jahren. Wenn sich ein Kind verletzt und die letzte Impfdosis fünf Jahre oder länger zurückliegt, ist eine sofortige Auffrischung nötig.

Nach über 10-jähriger Impfpause neue Grundimmunisierung oder Auffrischung?

Eine Auffrischung reicht! Denn jede Impfung zählt – wer einmal eine Grundimmunisierung bekommen hat, ist auch nach längeren Impfpausen durch eine Auffrischimpfung in der Regel ausreichend geschützt. Trotzdem sollten Sie die Impfung alle 10 Jahre auffrischen lassen!

Bei sehr langem Impfabstand kann es ratsam sein, vier bis sechs Wochen nach der verspäteten Auffrischimpfung den Antikörperspiegel im Blut (sog. Titer) zu bestimmen, um zu prüfen, ob der Impfschutz tatsächlich gegeben ist: Dies ist zum Beispiel sinnvoll, wenn bestehende Erkrankungen die Impfungen beeinträchtigen könnten oder Sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Clostridium tetani infiziert haben. Bei extrem langen Impfabständen (von mehreren Jahrzehnten) kann eine zweite Impfung (z.B. sechs Monate nach der Auffrischimpfung) nötig sein.

Reicht nicht einfach eine Impfung im Verletzungsfall?

Besser nicht! Denn damit geht man ein zu hohes Risiko ein: Gerade bei kleinen Verletzungen verzichten viele auf einen Arztbesuch – eine Impfung würde damit auch nicht stattfinden. Hinzu kommt, dass eine aktive Impfung für Ungeimpfte, die bereits mit Clostridium tetani infiziert sind, zu spät käme. Stattdessen benötigen sie dann eine passive Impfung gegen die akute Infektion. Deren Wirkung ist allerdings umso geringer, je länger die Infektion zurückliegt. Eine vorbeugende aktive Impfung kann die Erkrankung hingegen wirksam verhindern.

Was tun bei Verletzungen, wenn Infos über den Impfstatus fehlen?

Wenn Sie bei einer Verletzung unsicher sind, ob eine vollständige Grundimmunisierung besteht, und den Impfausweis nicht zur Hand haben, können Ärzte mit der Entscheidung, ob eine Tetanusimpfung nötig ist, grundsätzlich einige Stunden warten.

Bei schweren oder stark verschmutzten Verletzungen, Durchblutungsstörungen oder sehr geringem beziehungsweise hohem Alter kann aber eine schnelle Impfung wichtig sein. Ein Grund zur Sorge ist dies jedoch nicht: Es besteht kein Risiko einer „Überimpfung“.