Pilzvergiftung: Symptome nach dem Verzehr giftiger Pilze
Wer die falschen Pilze sammelt, riskiert eine lebensgefährliche Pilzvergiftung. Aber auch, wer Pilze falsch lagert oder zubereitet, kann Beschwerden wie Erbrechen und Durchfall bekommen. Erfahren Sie, wann welche Symptome nach dem Verzehr von giftigen Pilzen auftreten und was im Notfall zu tun ist.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Pilzvergiftung
Die ersten Symptome einer Pilzvergiftung treten meist innerhalb von 30 Minuten bis zu drei Stunden nach dem Verzehr auf. Bei besonders gefährlichen Pilzen wie dem Grünen Knollenblätterpilz können Beschwerden jedoch erst nach 6 bis 24 Stunden einsetzen.
Die Verwechslung mit dem Knollenblätterpilz ist gefährlich, weil schon kleine Mengen hochgiftig sind. Seine Inhaltsstoffe schädigen vor allem Leber und Nieren, oft mit tödlichem Verlauf.
Eine unechte Pilzvergiftung liegt vor, wenn die Beschwerden nicht durch Pilzgifte entstehen, sondern durch andere Ursachen – zum Beispiel verdorbene Pilze, eine falsche Zubereitung oder Unverträglichkeiten. Die Symptome ähneln oft einer echten Pilzvergiftung, sind aber in der Regel weniger schwerwiegend.
Ja, Pilze dürfen aufgewärmt werden – wichtig ist aber die richtige Handhabung. Gekochte Pilze sollten nach dem Essen rasch abgekühlt, im Kühlschrank bei höchstens 4 Grad Celsius gelagert und innerhalb von 1-2 Tagen wieder erhitzt werden. Beim erneuten Aufwärmen sollten sie gründlich durchgegart werden, um Keime abzutöten.
Pfifferlinge können mit dem Orangefuchsigen Raukopf verwechselt werden. Dieser enthält Orellanin, das erst nach Tagen bis Wochen Beschwerden auslöst: Durst, Kopfschmerzen, Müdigkeit, später schweres Nierenversagen.
Zu welchen Symptomen führt eine Pilzvergiftung?
In Europa sind etwa 150 Giftpilze bekannt. Zu den giftigsten zählen der Grüne Knollenblätterpilz und der Nadelholzhäubling. Der Grüne Knollenblätterpilz kann leicht mit essbaren Champignons verwechselt werden. Mehr als 90 Prozent der tödlichen Pilzvergiftungen in Deutschland gehen auf solche amatoxinhaltigen Pilze zurück.
Manchmal reichen bereits kleinste Mengen aus, um schwere Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Der Verzehr einiger Giftpilze, wie des Fliegenpilzes und des Grünen Knollenblätterpilzes, kann tödlich sein.
Die Symptome einer Pilzvergiftung (Myzetismus) können innerhalb von Minuten bis Tagen eintreten und äußern sich meist durch:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
Je nachdem, welches Pilzgift die Pilzvergiftung hervorruft, sind außerdem Beschwerden wie Hautausschlag und Atembeschwerden möglich.
Pilzvergiftung: Das ist im Notfall zu tun!
Pilzvergiftungen verlaufen nur selten tödlich, können aber grundsätzlich lebensgefährlich sein. Wer nach einer Pilzmahlzeit Beschwerden bemerkt, sollte daher sofort ein Krankenhaus aufsuchen oder über die 112 notärztliche Hilfe rufen.
Der Giftnotruf kann dabei unterstützen, das Risiko einzuschätzen und das richtige Vorgehen zu klären. Eine Liste der Giftnotrufzentralen finden Sie beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Auf keinen Fall sollten Betroffene ohne ärztliche Anweisung
- etwas essen oder trinken,
- Erbrechen auslösen oder
- Hausmittel wie Milch oder Salzwasser einnehmen.
Wann treten die Symptome auf?
Bei einer Pilzvergiftung können die ersten Symptome innerhalb von einer halben Stunde oder auch erst nach bis zu zehn Tagen auftreten. Vor allem die späten Vergiftungserscheinungen sind durch die damit einhergehenden Leber- und Nierenschädigungen mitunter lebensbedrohlich. Die Zeit bis zum Auftreten der ersten Beschwerden (Latenzzeit) ist neben der Art der Symptome und der Beschreibung des Pilzes ein wichtiges Kriterium zur Diagnose einer Pilzvergiftung.
| Wann erste Anzeichen? | Typische Pilze (Beispiele) | Symptome | Schwere der Vergiftung |
| Wenige Minuten bis 1 Stunde | Grauer Faltentintling, Spechttintling | Coprinus-Syndrom (Acetaldehyd-Syndrom): Beschwerden nur in Kombination mit Alkohol: Hautrötung, Schwindel, Schwitzen, Atemnot | Meist nicht lebensbedrohlich, aber sehr unangenehm |
| 15 Minuten bis 2 Stunden | Kahler Krempling | Nach wiederholtem Verzehr: Paxillus-Syndrom mit Übelkeit, Durchfall, Atemnot, Gelbsucht | Gefährlich, kann schwere Organschäden auslösen |
| diverse Risspilze (z. B. Ziegelroter Risspilz) und Trichterlinge (z. B. Feldtrichterling) | Muscarin-Syndrom: Schwitzen, Durchfall, Erbrechen, verkleinerte Pupillen und Sehstörungen, verlangsamter Puls, Tränen- und Speichelfluss | Selten tödlich, aber gefährlich für Herz und Kreislauf | |
| 15 Minuten bis 4 Stunden | Fliegenpilz, Pantherpilz, Königsfliegenpilz | Pantherina-Syndrom: vergrößerte Pupillen, Halluzinationen, Krämpfe, Bewusstseinstrübung, Krampfanfälle |
Meist nicht tödlich, aber schwere Rauschzustände und Krampfanfälle möglich |
| diverse Kahlkopfarten, Dachpilze, Flämmlinge, Häublinge | Psilocybin-Syndrom: Rauschzustände, Benommenheit, Schwindel, Unruhe, Gleichgewichtsstörungen, Magen-Darm-Beschwerden | In der Regel nicht lebensbedrohlich, psychische Ausnahmesituationen möglich | |
| Karbolegerling, Speitäubling, Bruchreizker, Birkenreizker, Rotbrauner Milchling | Gastrointestinales Syndrom: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall | Unangenehm, aber selten lebensgefährlich | |
| 6 bis 24 Stunden | Frühlings-Giftlorchel, Helm-Kreisling, Riesenlorchel, Bischofsmütze | Gyromitrin-Syndrom: Starke Magen-Darm-Beschwerden, Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen, später Leber- und Nierenschäden | Lebensgefährlich, Todesfälle möglich |
| 8 bis 12 Stunden | Grüner Knollenblätterpilz und andere Knollenblätterpilze | Phalloides Syndrom, Amatoxin-Syndrom: heftige Magen-Darm-Beschwerden, dann vermeintliche Besserung, später Leberschädigung mit Gelbsucht, Gerinnungsstörungen, chronisches Nierenversagen | Hochgradig lebensgefährlich, häufig tödlich |
| einige Tage bis 3 Wochen | Orangefuchsiger Raukopf, Spitzgebuckelter Raukopf, farbig pigmentierte Schleierlinge | Orellanus-Syndrom: Die Vergiftung führt zu akutem Nierenversagen, das sich unterschiedlich äußern kann, z. B. durch Durst, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit | Sehr gefährlich, kann zu dauerhaftem Nierenversagen führen |
Unechte Pilzvergiftung: Nicht immer sind giftige Pilze die Ursache
Es sind nicht nur giftige Pilze, die zu einer Pilzvergiftung führen. Rohe, verdorbene oder aufgewärmte Speisepilze können ebenfalls Symptome zur Folge haben, die einer Pilzvergiftung ähnlich sind. Ursachen der Beschwerden sind in diesen Fällen aber nicht Pilzgifte, sondern Lebensmittelvergiftungen, die durch Bakterien verursacht werden.
Die meisten Speisepilze sind zudem giftig, wenn man sie roh verzehrt. Nur der Zuchtchampignon, der Steinpilz und einige wenige andere Arten können roh gegessen werden.
Eine Pilzunverträglichkeit oder eine Pilzallergie können ebenfalls Probleme wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hervorrufen.
Die Beschwerden klingen bei einer unechten Pilzvergiftung meist nach kurzer Zeit wieder ab und verlaufen nur sehr selten lebensgefährlich.
Eine Pilzvergiftung behandeln
Eine Pilzvergiftung ist ein Notfall, der eine sofortige Therapie erfordert. Bei Verdacht sollte daher sofort ärztliche Hilfe gerufen werden. Es ist sinnvoll, Erbrochenes und Pilzreste mit ins Krankenhaus zu nehmen. So lässt sich schneller feststellen, um welche Art von Pilzvergiftung es sich handelt und welches das richtige Mittel zur Therapie ist.
Die Behandlung richtet sich nach der Art der Vergiftung. In leichten Fällen reicht es oft aus, die Beschwerden zu lindern. Zur Kontrolle werden Atmung, Blutdruck und Puls regelmäßig überwacht. Beim Orellanin‑Syndrom ist eine Überwachung der Nierenfunktion wichtig.
In anderen Fällen einer Pilzvergiftung sind eine Magenspülung und die Gabe von Aktivkohle nötig, um das Pilzgift wieder aus dem Körper zu entfernen. Infusionen dienen dem Ausgleich des Elektrolyt- und Wasserverlustes.
Gibt es ein Gegengift bei Pilzvergiftungen?
Bei manchen Giftpilzen existieren Gegengifte, die verabreicht werden können, zum Beispiel:
- Silibinin bei Amatoxin-/Phalloides‑Syndrom (z. B. durch Knollenblätterpilz)
- Atropin bei Muskarin‑Syndrom (z. B. durch Risspilz)
- Pyridoxin (Vitamin B6) bei Gyromitrin‑Syndrom (z. B. durch Lorcheln)
Lässt sich aufgrund der Zeit bis zum Auftreten erster Anzeichen, der Symptome und der Beschreibung des Pilzes eine Amatoxinvergiftung nicht sicher ausschließen, wird frühzeitig mit dem Gegenmittel Silibinin behandelt.
Verlauf einer Pilzvergiftung
Bei einer Pilzvergiftung hängt der Verlauf besonders von der Art der aufgenommenen Giftpilze ab, aber auch von der Menge und dem allgemeinen Gesundheitszustand der Betroffenen. Zudem ist eine schnelle Therapie der Vergiftung besonders wichtig.
Leichte Pilzvergiftungen lassen sich durch rasche und adäquate ärztliche Maßnahmen behandeln und heilen meist ohne Folgen aus.
Einige Pilze sind allerdings so giftig, dass die Pilzvergiftung im Verlauf zu lebensbedrohlichen Leber- und Nierenschädigungen führen und mitunter tödlich enden kann.
So lässt sich einer Pilzvergiftung vorbeugen
Selbst gesammelte Pilze sollten nur gegessen werden, wenn diese absolut sicher bestimmt werden können und ungiftig sind. Am besten sollte dies durch eine sachverständige Person bestätigt werden, etwa bei einer Pilzberatungsstelle.
Außerdem ist beim Pilzesammeln zu beachten:
- verdorbene, zu alte und madige Pilze sollten stehen bleiben
- die Pilze sollten in luftigen Behältern transportiert werden
Bei der Zubereitung von Pilzen ist generell zu beachten:
- Pilze dürfen nur frisch verzehrt werden, sie verderben schnell
- Pilze müssen mindestens 15 bis 20 Minuten lang gegart werden. Nur wenige Pilzarten, wie Kulturchampignons, können auch roh verzehrt werden.
- Pilze sind schwer verdaulich, daher sollten keine zu großen Mengen verzehrt werden