EHEC: Symptome und Behandlung der Infektion
Immer wieder kommt es in Deutschland zu EHEC-Ausbrüchen. EHEC steht für enterohämorrhagische Escherichia coli. Diese Varianten des Darmbakteriums Escherichia coli (kurz E. coli) verursachen schwere und mitunter tödlich verlaufende Durchfallerkrankungen. Meist stecken sich Menschen durch den Verzehr von verunreinigten Lebensmitteln an, etwa rohem Hackfleisch, Rohmilch, ungewaschenem Gemüse oder Sprossen. Vor allem Kinder sind gefährdet. Erfahren Sie, wie Sie sich vor einer EHEC-Infektion schützen können.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu EHEC
Nein, EHEC ist eine krankmachende Variante des Darmbakteriums Escherichia coli.
Die Bakterien können blutige Durchfälle und als Komplikation das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) verursachen, das die Nieren schwer schädigt und lebensbedrohlich sein kann.
Ja, über Schmierinfektionen – also die Übertragung von Krankheitserregern durch direkten oder indirekten Kontakt – können die Bakterien weitergegeben werden, besonders in Kitas oder Pflegeeinrichtungen.
Bis nach einer Infektion mit EHEC-Bakterien die ersten Symptome auftreten (Inkubationszeit), vergehen meist drei bis vier Tage, manchmal auch bis zu zehn Tage.
Die Beschwerden halten meist einige Tage bis zwei Wochen an. In schweren Fällen mit Komplikationen wie HUS kann die Erkrankung deutlich länger dauern.
Was ist EHEC?
Die Abkürzung EHEC steht für enterohämorrhagische Escherichia coli. Mitunter werden diese auch als STEC (Shiga-Toxin-bildende Escherichia coli) bezeichnet. Das sind Bakterien, die beim Menschen zu teilweise blutigem Durchfall und selten auch zum sogenannten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) – einer lebensbedrohlichen Komplikation – führen können.
Bakterien der Art Escherichia coli (E. coli) sind in der Regel harmlose Bakterien, die natürlicherweise im menschlichen Darm vorkommen. EHEC-Bakterien sind jedoch Stämme dieses Bakteriums, die Zellgifte (Shigatoxine) produzieren. Das natürliche Reservoir für EHEC-Bakterien sind Wiederkäuer wie Rinder, Schafe oder Ziegen. Wiederkäuern fehlen die speziellen Rezeptoren, die das Toxin nutzt, um in Zellen einzudringen. Daher können EHEC-Bakterien bei ihnen wie ganz normale Darmbakterien als Teil der Darmflora existieren und mit dem Stuhl ausgeschieden werden.
Welche Symptome treten bei einer EHEC-Infektion auf?
Schon wenige Keime reichen für eine EHEC-Infektion aus. Bei gesunden Erwachsenen verläuft diese jedoch meist mild oder unbemerkt.
Treten Symptome auf, zeigen sich diese meist nach drei bis vier Tagen. Dann kommt es zu:
- wässrigem, unblutigem Durchfall
- Übelkeit
- Erbrechen
- Bauchschmerzen
- mitunter leicht erhöhte Temperatur
EHEC: Schwere Verläufe möglich
Bei etwa zehn bis 20 Prozent der Erkrankten bildet sich eine schwere Verlaufsform der EHEC-Infektion aus. Betroffen sind vor allem:
Kleinkinder: Ihr Immunsystem ist noch nicht vollständig ausgereift.
ältere Menschen: Mit zunehmendem Alter nimmt die Abwehrkraft ab, sodass Infektionen häufiger kompliziert verlaufen.
Personen mit geschwächtem Immunsystem: Chronische Erkrankungen oder bestimmte Therapien erhöhen die Wahrscheinlichkeit für schwere Verläufe.
Bei schweren Verläufen kommt es meist zu:
- blutigem Durchfall
- kolikartigen Bauchschmerzen
- Fieber
Hämolytisch-urämisches Syndrom
Etwa fünf bis zehn Prozent der Betroffenen mit blutigem Durchfall – meist Kinder – entwickeln im Laufe der Erkrankung eine lebensbedrohliche Komplikation, das hämolytisch-urämische Syndrom. Dabei kann es zu
- akutem Nierenversagen
- Blutarmut und
- einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) kommen.
Diese Beschwerden treten im Durchschnitt etwa sieben Tage nach den ersten Durchfall-Symptomen auf.
EHEC: Wie verläuft die Ansteckung?
Eine Ansteckung mit EHEC-Bakterien erfolgt zum Beispiel durch:
den Verzehr kontaminierter Lebensmittel, vor allem rohen Fleisches und roher Milch
ungewaschenes Gemüse oder Salat, insbesondere wenn bei der Düngung Kot von EHEC-tragenden Nutztieren verwendet wurde
den Kontakt zu Menschen, die mit EHEC-Bakterien infiziert sind, meist durch Schmierinfektionen wie von Hand zu Hand oder durch kontaminierte Lebensmittel
direkten Kontakt zu Nutztieren, die EHEC-Bakterien ausscheiden
das Baden in mit EHEC-Bakterien kontaminierten Gewässern
Beim bislang größten EHEC-Ausbruch in Deutschland 2011 waren mit EHEC-verunreinigte Bockshornkleesprossen die Ursache, die aus Ägypten stammten und in Deutschland weiterverarbeitet wurden. Der Ausbruch im Jahr 2025 scheint auf eine Zwiebelmettwurst zurückzugehen.
Wie lange sind Personen mit einer EHEC-Infektion ansteckend?
Die Erreger können über einige Tage bis mehrere Wochen mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Kinder bleiben oftmals länger ansteckend als Erwachsene. Auch infizierte Menschen ohne Symptome können die Bakterien verbreiten.
Wie wird eine EHEC-Infektion behandelt?
Wer schweren Durchfall oder blutige Stühle hat, sollte ärztlichen Rat einholen. Das gilt insbesondere für Säuglinge, Kleinkinder und ältere oder abwehrgeschwächte Menschen.
Die Behandlung der Erkrankung erfolgt in der Regel symptomatisch, etwa über den Ausgleich von Flüssigkeit und Elektrolyten. Stopfende Durchfallmittel wie Loperamid sind ungeeignet, da sie den Abfluss der Giftstoffe hemmen.
Antibiotika kommen bei einer EHEC-Infektion normalerweise nicht zum Einsatz. Sie könnten die Bakterien zur vermehrten Produktion des Giftes anregen und so die Erkrankung verschlimmern. Außerdem können sie dazu führen, dass die Erkrankten die Bakterien noch länger mit dem Stuhl ausscheiden.
Behandlung bei hämolytisch-urämischem Syndrom
Betroffene mit hämolytisch-urämischem Syndrom benötigen in der Regel eine intensivmedizinische Betreuung. Bei einer Nierenschädigung kann eine Dialyse notwendig werden, ein Verfahren, bei dem das Blut von Giftstoffen, überschüssigem Wasser und Stoffwechselprodukten gereinigt wird.
In besonderen Ausnahmefällen, etwa bei atypischen oder sehr schweren Verläufen mit Beteiligung anderer Organe, wird eine Plasmapherese (eine spezielle Form der Blutwäsche) erwogen. Dabei wird das Blutplasma teilweise durch Spenderplasma ersetzt.
Ein weiterer Wirkstoff, Eculizumab, kommt nur beim seltenen, nicht durch EHEC ausgelösten atypischen HUS als Standardtherapie infrage. Beim typischen EHEC-HUS ist er bislang nicht allgemein empfohlen.
Wie lässt sich einer EHEC-Infektion vorbeugen?
Um das Risiko einer EHEC-Infektion zu minimieren, sind folgende Maßnahmen wichtig:
rohes Fleisch, vor allem Hackfleisch und Steaks, vor dem Verzehr für mindestens 10 Minuten auf 70 Grad Celsius erhitzen
Rohmilch abkochen oder pasteurisierte Milch verwenden
Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen
gründliches Händewaschen nach Toilettenbesuch, vor dem Essen und nach Tierkontakt
Arbeitsflächen, Messer und Bretter nach Kontakt mit rohem Fleisch sofort reinigen
Rohes und Gegartes trennen, um Kreuzkontamination zu verhindern
Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas im Falle einer Infektion nicht besuchen, solange eine Ansteckungsgefahr besteht