Eine Frau wird gegen Covid geimpft
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Corona-Impfstoffe: Das sind die Unterschiede

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 23.11.2022

In Deutschland sind derzeit fünf verschiedene Corona-Impfstoffe zugelassen. Welche Impfstoffe gibt es, wie wirken sie, welche Nebenwirkungen haben sie und für wen sind sie geeignet? 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Der Impfstoff von BioNTech

Bereits seit dem 26. Dezember 2020 ist der Impfstoff Comirnaty® von BioNTech und Pfizer gegen Covid-19 in Deutschland im Einsatz.

Für wen ist Comirnaty® geeignet? Comirnaty® ist in verschiedenen Ausführungen und Dosierungen erhältlich. Je nach Dosierung kann der Impfstoff

  • ab einem Alter von sechs Monaten (3 Mikrogramm),
  • ab fünf Jahren (10 Mikrogramm)
  • oder ab zwölf Jahren (30 Mikrogramm) eingesetzt werden.

Comirnaty® wird auch für schwangere und stillende Frauen empfohlen.

So funktioniert der Impfstoff: Der mRNA-Impfstoff enthält die genetischen Informationen des Virus-Antigens. Anhand von Antigenen erkennt der Körper Eindringlinge und bildet Antikörper. Mit der Impfung erhält er den Bauplan für das Antigen von SARS-CoV-2 und stellt es selbst her.

Die bivalenten Omikron-Impfstoffe sind um den RNA-Abschnitt für die Spike-Proteine (Antigene) der Varianten BA.1 beziehungsweise BA.4/5 erweitert worden.

Impfschema: Die zweite Dosis der Grundimmunisierung folgt drei bis sechs Wochen nach der ersten. Die erste Booster-Impfung erfolgt mindestens sechs Monate nach der Grundimmunisierung. Während für die Grundimmunisierung der Original-Impfstoff verwendet wird, soll für die Auffrischungsimpfungen für Personen ab zwölf Jahren einer der beiden Omikron-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer bevorzugt werden.

So wirkungsvoll ist der Impfstoff: Das Vakzin schützt zu etwa 90 Prozent vor einem schweren Covid-19-Verlauf. Der Schutz vor einer Infektion gegenüber der aktuellen Omikron-Variante ist nach der Grundimmunisierung jedoch gering und zeitlich begrenzt. Aus diesem Grund soll für eine dritte oder vierte Impfung (Booster-Impfung) ein Omikron-basierter Impfstoff verwendet werden.

Nebenwirkungen: Typische Impfreaktionen sind

Bei Kindern treten Impfreaktionen häufiger auf. Vereinzelt kommt es auch zu Gesichtslähmungen. Selten wurden Herzmuskelentzündungen oder Herzbeutelentzündungen beobachtet. Dies ist vor allem bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern der Fall. 

Der Impfstoff von Moderna 

Am 6. Januar 2021 hat die EU-Kommission den Impfstoff Spikevax® von Moderna erstmals für Personen ab 18 Jahren zugelassen.

Für wen ist Spikevax® geeignet? Da vor allem bei jungen Männern und männlichen Jugendlichen in seltenen Fällen Herzmuskelentzündungen und Herzbeutelentzündungen nach einer Impfung mit Spikevax® auftreten, wird Spikevax® für Personen ab 30 Jahren empfohlen. Auch Schwangere und stillende Frauen sollen vorzugsweise Comirnaty® verabreicht bekommen, da die Nebenwirkungen bei diesem Vakzin seltener auftreten.

Grundsätzlich ist der Impfstoff in entsprechender Dosierung jedoch auch für die Grundimmunisierung von Kindern zugelassen. 

Auch Spikevax® bietet einen um die Omikron-Variante BA.4/5 erweitertes Vakzin für die Auffrischungsimpfung an.

So funktioniert der Impfstoff: Das Mittel funktioniert ähnlich wie der BioNTech-Impfstoff.

Impfschema: Die zweite Dosis der Grundimmunisierung erfolgt vier bis sechs Wochen nach der ersten. Die erste Booster-Impfung mit einem bivalenten Omikron-Impfstoff erfolgt mindestens sechs Monate nach der Grundimmunisierung.

So wirkungsvoll ist der Impfstoff: Auch dieser Impfstoff soll eine 90-prozentige Sicherheit vor einer schweren Covid-19-Erkrankung bieten. Nötig für die Grundimmunisierung sind zwei Impfungen im Abstand von drei bis sechs Wochen.

Nebenwirkungen: Es können die gleichen Nebenwirkungen wie beim BioNTech-Impfstoff auftreten. Die Impfstoffmenge ist etwas höher als bei dem BioNTech-Mittel. Im Vergleich treten seltene Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen als Folge der Impfung häufiger auf als bei dem Vakzin von BioNTech.

Der Impfstoff von Johnson & Johnson

Für wen ist Jcovden® (COVID-19 Vaccine Janssen) geeignet? Da bei Personen unter 60 Jahren in seltenen Fällen Blutgerinnsel in Verbindung mit einer Verringerung der Blutplättchenanzahl auftraten, empfiehlt die STIKO Jcovden® nur noch für die Grundimmunisierung von Personen über 60 Jahren. Für die Auffrischimpfungen wird Jcovden® nicht eingesetzt.

So funktioniert der Impfstoff: Bei dem Vakzin handelt es sich um einen Vektorimpfstoff: Ein harmloses Virus schleust den genetischen Bauplan für ein Spike-Protein von SARS-CoV-2 in die Zellen ein. Der Körper baut dieses Antigen nach und das Immunsystem bildet Antikörper dagegen. Antigene sind Eiweißmoleküle auf der Oberfläche des Virus, anhand derer unser Immunsystem den Erreger erkennt und Antikörper bildet.

Impfschema: Mit Jcovden® wird nur eine Dosis geimpft. Vier Wochen danach folgt für die Grundimmunisierung die zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff (heterologes Impfschema). Die erste Booster-Impfung erfolgt zwei bis drei Monate nach der Grundimmunisierung mit einem bivalenten Omikron-Impfstoff.

So wirkungsvoll ist der Impfstoff: Nach einmaliger Impfung schützt das Vakzin zu etwa 70 Prozent vor einem schweren Krankheitsverlauf. Für die Grundimmunisierung sind eine Dosis Jcovden® und nach vier Wochen eine Dosis eines mRNA-Impfstoffs nötig. Die Schutzwirkung wird dadurch verbessert. Wie hoch sie angesichts der aktuellen Omikron-Variante ist, ist allerdings nicht bekannt.

Nebenwirkungen: Häufige Impfreaktionen sind

  • Schmerzen an der Einstichstelle (etwa 40 Prozent)
  • Kopfschmerzen, Müdigkeit und Muskelschmerzen (etwa 30 Prozent)
  • Übelkeit (etwa 10 Prozent).

Seltener treten Symptome wie Zittern, vermehrtes Schwitzen, Niesen, Hautausschläge oder Schmerzen im Rachenraum auf. Sehr selten berichten Geimpfte von Überempfindlichkeitsreaktionen wie Nesselsucht. In extrem seltenen Fällen traten bei jüngeren Menschen Fälle von Thrombosen auf, die teilweise tödlich verliefen. 

 

Der Impfstoff von Novavax

Für wen ist Nuvaxovid® geeignet? Der Impfstoff eignet sich für die Grundimmunisierung von Personen ab zwölf Jahren. Stillende und schwangere Frauen sollten damit nur geimpft werden, wenn ein mRNA-Impfstoff nicht verwendet darf, zum Beispiel, weil eine Allergie vorliegt. Der Grund hierfür sind fehlende Studien. Novavax darf ebenfalls für die Booster-Impfung verwendet werden, wenn Gründe wie eine Allergie gegen einen mRNA-Impfstoff sprechen.

So funktioniert der Impfstoff: Bei Nuvaxovid® handelt es sich um einen proteinbasierten Impfstoff. Das bedeutet, dass er winzige, im Labor hergestellte Eiweiße der Hülle von SARS-CoV-2 enthält. Diese sind nicht in der Lage, sich im Körper zu vermehren oder Schaden anzurichten. Nach der Impfung stellt der Körper Antikörper gegen diese her und baut so einen Immunschutz auf. Die mRNA-Impfstoffe liefern dagegen den genetischen Bauplan der Proteine, die der Körper dann selbst herstellt. Nuvaxovid® enthält ein sogenanntes Adjuvans, das die Immunantwort verbessern soll. Diese Wirkverstärker stehen im Ruf, Nebenwirkungen zu verursachen. Allerdings ist ihre Konzentration so gering, dass keine Gesundheitsbeeinträchtigungen zu erwarten sind. 

Impfschema: Die zweite Dosis der Grundimmunisierung folgt drei Wochen nach der ersten. Die erste Booster-Impfung erfolgt mindestens sechs Monate nach der Grundimmunisierung, vorzugsweise mit einem bivalenten Omikron-Impfstoff.

So wirkungsvoll ist der Impfstoff: In den klinischen Studien zeigte sich, dass der Impfstoff zu etwa 90 Prozent vor einer Covid-19-Erkrankung und außerdem vor schweren Verläufen schützt. Wie gut das Vakzin das Immunsystem gegen die Omikron-Variante rüstet, ist allerdings noch nicht klar.

Nebenwirkungen: Das Vakzin scheint gut verträglich zu sein, Impfreaktionen sind recht mild und treten nur vorübergehend auf. Häufige Nebenwirkungen (mehr als zehn Prozent) sind

  • Kopfschmerzen,
  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Muskel- und Gelenkschmerzen,
  • Schmerzen an der Einstichstelle,
  • Müdigkeit und Unwohlsein.

Seltener treten Fieber, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen auf, in sehr seltenen Fällen zudem Hautausschläge, Bluthochdruck und vergrößerte Lymphknoten.

Der Impfstoff von Valneva

Für wen ist Valneva geeignet?  Die STIKO empfiehlt Valneva® für die Grundimmunisierung von Menschen zwischen 18 und 50 Jahren. Für andere Altersgruppen liegen noch keine ausreichenden Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit vor. Gleiches gilt für die Anwendung in der Stillzeit und Schwangerschaft.

So funktioniert der Impfstoff:  Bei Valneva® handelt es sich um einen klassischen Totimpfstoff. Das bedeutet, dass sich ganze, inaktivierte Coronaviren (SARS-CoV-2) im Impfstoff befinden. Diese wurden zuvor abgetötet, sodass sie sich nicht mehr vermehren und nicht krankmachen können.  Der Impfstoff enthält zwei Wirkverstärker. Da Valneva® sämtliche Virusantigene des Wildtyps von SARS-CoV-2 enthält, soll er eine breitere Immunantwort hervorrufen.

Impfschema: Die zweite Dosis der Grundimmunisierung folgt 28 Tage nach der ersten. Die erste Booster-Impfung erfolgt mindestens sechs Monate nach der Grundimmunisierung mit einem bivalenten Omikron-Impfstoff.

So wirkungsvoll ist der Impfstoff: Valneva® erzeugte in der Zulassungsstudie eine höhere Antikörperproduktion im Körper als Vaxzevria® von AstraZeneca. Die Schutzwirkung dürfte also mindestens ebenso hoch sein. Vaxzevria® schützt zu etwa 90 Prozent vor schweren Krankheitsverläufen. Wie gut Valneva® gegen die Omikron-Variante wirkt, ist noch unklar. 

Nebenwirkungen: Valneva® scheint gut verträglich zu sein. Zu den häufigsten Impfreaktionen (mehr als 10 Prozent) gehören

  • Kopfschmerzen,
  • Muskelschmerzen,
  • Schmerzen an der Einstichstelle,
  • Müdigkeit,
  • Übelkeit und Erbrechen.

Seltener (weniger als 10 Prozent) treten auf

  • Juckreiz,
  • Schwellung und Rötung der Einstichstelle,
  • Rachenschmerzen,
  • Fieber.

Sehr selten wurden Symptome wie Schwindel, Kribbeln, Geschmacksstörungen, Durchfall und Muskelkrämpfe beobachtet.

Bei weniger als einer von 1.000 Personen kann es zu einer verminderten Blutplättchenzahl, einer erhöhten Lichtempfindlichkeit der Augen, juckendem Hautausschlag und Gefäßentzündung mit Blutgerinnsel kommen.

Nicht mehr im Einsatz: Der Impfstoff von AstraZeneca

Seit dem 1. Dezember 2021 kommt Vaxzevria® des britisch-schwedischen Pharmaherstellers AstraZeneca in Deutschland nicht mehr zum Einsatz. 

Verschiedene Ereignisse führten dazu, dass die Akzeptanz des Vakzins stark absank. In zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung traten in sehr seltenen Fällen Hirnvenenthrombosen bei jüngeren Menschen auf, weshalb der Impfstoff nur noch an Personen über 60 Jahre verimpft wurde.

Ebenfalls sehr selten wurde über Fälle des Guillain-Barré-Syndroms nach Impfungen berichtet. 

Schließlich hat Deutschland seine Vaxzevria-Bestände an die Impfstoffinitiative Covax der Weltgesundheitsorganisation übergeben, die ärmere Länder mit Vakzinen versorgt.

Dennoch ist der AstraZeneca-Impfstoff dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zufolge sicher und wirksam. In anderen Ländern kommt er nach wie vor zum Einsatz.

Wichtiges zum Impfen

Wem empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung gegen Covid-19?

Gesunde Personen sollten sich impfen lassen

  • im Alter von fünf bis elf Jahren mit einer Impfstoffdosis, auch bei vorheriger Covid-19-Erkrankung (frühestens drei Monate danach).
  • im Alter von fünf bis elf Jahren mit zwei Impfdosen zur Grundimmunisierung, wenn sie Kontaktpersonen mit einem hohen Risiko für schwere Verläufe haben, die sich nicht selbst impfen lassen können
  • ab einem Alter von zwölf Jahren mit zwei Impfstoffdosen und einer Auffrischungsimpfung (die Serie verringert sich um ein Impfereignis, falls eine Covid-19-Erkrankung vorlag).

Liegen Vorerkrankungen oder eine Immunschwäche vor, die einen schweren Covid-19-Verlauf wahrscheinlicher machen, empfiehlt die STIKO die Impfung allen Personen ab einem Alter von sechs Monaten. Auch frühgeborenen Kinder bis zu einem Alter von zwei Jahren empfiehlt die STIKO eine Impfung.

Welche Auffrischimpfungen sind nötig?

Die erste Booster-Impfung folgt sechs Monate nach der Grundimmunisierung und wird allen Personen ab zwölf Jahren empfohlen.

Kinder ab einem Alter von fünf Jahren sollten eine Auffrischungsimpfung mit einem monovalenten (nicht Omikron-basierten) mRNA-Impfstoff erhalten, wenn sie vorerkrankt sind.  

Eine zweite Booster-Impfung (vierte Impfung) sollten erhalten 

  • Menschen ab 60 Jahren
  • Personen ab zwölf Jahren mit einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe
  • Personal in medizinischen Einrichtungen.

Wann gilt man als vollständig geimpft?

Seit dem 1. Oktober 2022 gilt als vollständig geimpft, wer

  • drei Einzelimpfungen erhalten hat
  • oder zwei Einzelimpfungen plus einer nachgewiesenen Covid-19-Erkrankung.