Ultraschall bei einer Schwangeren.
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Blutungen in der Schwangerschaft

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 13.09.2021

Blutungen in der Schwangerschaft sind häufig harmlos, sollten aber immer ärztlich abgeklärt werden, da sie bei ernstem Hintergrund für Mutter und Kind gefährlich werden können.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Besonders in der Frühschwangerschaft, also in der ersten Schwangerschaftshälfte, kann es häufiger zu Blutungen kommen. In den meisten Fällen handelt es sich um unbedenkliche Blutungen, wie beispielsweise eine Einnistungsblutung, menstruationsähnliche Blutungen oder eine Kontaktblutung (etwa nach dem Geschlechtsverkehr). Da aber auch eine Fehlgeburt oder eine Eileiterschwangerschaft Blutungen in der Frühschwangerschaft auslösen können, sollten Sie jede Blutung ärztlich abklären lassen.

Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte kommen deutlich seltener vor, sind aber häufiger problematisch. Die meisten Blutungen (etwa acht von zehn) in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft kommen von einer sogenannten Vorderwandplazenta (Placenta praevia). In diesem Fall wird die Schwangere engmaschiger überwacht, das heißt die Ultraschall- und CTG-Termine werden häufiger stattfinden. Bei Blutungen in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft ist es häufig nötig, die Schwangerschaft im Krankenhaus zu überwachen oder das Kind per Kaiserschnitt zur Welt zu bringen.

Suchen Sie umgehend Ihren Frauenarzt oder eine Klinik auf, wenn Sie:

  • schwere Blutungen haben,
  • leichte Blutungen mit plötzlichen starken Schmerzen haben oder
  • immer wiederkehrende Blutungen haben, besonders in der zweiten Schwangerschaftshälfte.

Ursachen

Je nachdem, wann die Blutungen in der Schwangerschaft auftreten, können sie unterschiedliche Ursachen haben.

1. Schwangerschaftshälfte

Blutungen in der Frühschwangerschaft (etwa bis zur 20. SSW) sind nicht selten, haben aber meistens keinen problematischen Hintergrund. Zu den Ursachen für unbedenkliche Blutungen in der frühen Schwangerschaft zählen beispielsweise:

  • Einnistungsblutung (Blutung durch winzige Verletzungen der Gebärmutterschleimhaut, wenn sich die befruchtete Eizelle einnistet)
  • Polypen im Gebärmutterhals (unbedenkliche Ablagerungen von Gewebe in der Schleimhaut)
  • menstruationsähnliche Blutungen (keine Periode!)
  • Kontaktblutung, z.B. nach Geschlechtsverkehr oder vaginaler Untersuchung

Allerdings kann in selteneren Fällen auch eine schwerwiegende Ursache hinter den Blutungen stecken, wie beispielsweise:

2. Schwangerschaftshälfte

In der zweiten Schwangerschaftshälfte, also ab der 21. Schwangerschaftswoche, sind Blutungen seltener. Wenn Blutungen in dieser Zeit auftreten, haben sie aber häufiger einen ernsten Hintergrund als in der ersten Schwangerschaftshälfte.

Unbedenkliche Auslöser für schwache Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte sind beispielsweise:

  • sog. "Zeichnen" ab der 35. SSW: Dabei löst sich der Schleimpfropf, der den Muttermund verschließt, und wird mit Blut ausgeschwemmt. Das Zeichnen kann bedeuten, dass die Geburt kurz bevor steht.
  • Plazentarandblutung: schwache Blutungen am Rand des Mutterkuchens (Plazenta); keine Gefahr für Mutter und Kind; eine Plazentarandblutung als Ursache für schwache Blutungen wird gewöhnlich erst nach der Geburt der Plazenta festgestellt
  • Kontaktblutung nach vaginaler Untersuchung oder Geschlechtsverkehr

Ernste Ursachen für Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte, die umgehend ärztliches Eingreifen oder zumindest eine engmaschige Überwachung erfordern, können sein:

  • "Zeichnen" vor der 35. SSW (evtl. drohende Frühgeburt)
  • beginnende Frühgeburt
  • Vorderwandplazenta (Placenta praevia):
    • häufigste Ursache für Blutungen in der 2. Schwangerschaftshälfte (80%)
    • typisch: schmerzlose, evtl. wiederkehrende Blutung im 3. Trimester (selten schon ab der 20. SSW)
    • Gebärmutter weich
  • vorzeitige Plazentaablösung:
    • typisch: plötzlicher starker, anhaltender Schmerz
    • äußerlich meist nur leichte Blutung sichtbar (der größere Anteil Blut sammelt sich in der Gebärmutter)
    • Gebärmutter sehr hart
  • Riss der Gebärmutter (Uterusruptur, sehr selten)
  • Blutungen aus Krampfadern in der Vagina (variköse Blutung)

Komplikationen

Blutungen in der Schwangerschaft müssen immer ernstgenommen und ärztlich abgeklärt werden. Auch wenn die Blutungen häufig harmlos sind gilt: Lieber einmal zu viel abklären lassen als einmal zu wenig.

Denn ernste Ursachen für Blutungen in der Schwangerschaft muss der Frauenarzt überwachen und bei Bedarf behandeln. Je nach Ausmaß der Blutungen kann es nötig sein, dass die Schwangere stationär aufgenommen wird. Eventuell muss das Kind per Kaiserschnitt zur Welt kommen.

Eine Vorderwandplazenta (Placenta praevia) stellt keinen unmittelbaren Notfall dar. Sie kann sich im Verlauf der Schwangerschaft noch "verschieben" – häufig liegt in der Frühschwangerschaft die Plazenta nahe am Muttermund oder auch darüber, hat sich aber bis zur Geburt soweit verschoben, dass eine normale Geburt möglich ist.

Besteht die Vorderwandplazenta aber noch in der zweiten Schwangerschaftshälfte, können die wachsende Gebärmutter oder leichte Wehen an der Stelle ziehen, an der die Plazenta mit der Gebärmutter verbunden ist. Dadurch können Gefäße mehr oder weniger stark einreißen und es kommt zu leichten bis starken schmerzlosen Blutungen. Solche Blutungen treten besonders in den letzten Schwangerschaftswochen auf, wenn die Gebärmutter bereits sehr groß ist. Meist beginnen die Blutungen im Schlaf oder bei Belastung.

Blutungen aufgrund einer Placenta praevia oder einer Plazentaablösung können im weiteren Verlauf zu einer akuten Plazentainsuffizienz führen. Dabei handelt es sich um einen Notfall, der eine engmaschige Überwachung im Krankenhaus und gegebenenfalls einen Kaiserschnitt erfordert.

Starke oder anhaltende Blutungen können zu einem sogenannten Blutvolumenmangelschock (hämorrhagischer Schock) bei der werdenden Mutter führen. Symptome hierfür können sein:

  • schneller bis rasender Puls
  • niedriger Blutdruck
  • blasse, feuchte Haut
  • blaue Lippen
  • Unruhe und Angst
  • flache Atmung

Was kann man tun?

Es ist wichtig, jegliche Blutungen in der Schwangerschaft ärztlich abklären zu lassen. Per Ultraschall und CTG kann der Frauenarzt nach der Ursache der Blutung suchen. Eine vaginale Untersuchung entfällt hier gewöhnlich, da sie die Blutungen verstärken und zu Komplikationen führen kann.

In vielen Fällen, besonders in der Frühschwangerschaft, ist bei Blutungen keine weitere Maßnahme erforderlich. Häufig wird der Schwangeren zu ein paar Tagen Ruhe geraten.

Haben die Blutungen einen ernsten Hintergrund, wird der Frauenarzt je nach Ursache entsprechend vorgehen.

Ist eine Vorderwandplazenta Ursache für die Blutungen, wird die Schwangere engmaschig überwacht. Häufig ist dafür keine stationäre Aufnahme nötig. Die werdende Mutter wird jedoch häufiger den Frauenarzt aufsuchen müssen. Dieser wird die Placenta praevia per Ultraschall beobachten und auf Anzeichen einer Plazentainsuffizienz achten.

In folgenden Fällen ist eine stationäre Aufnahme und eventuell ein (Not-)Kaiserschnitt erforderlich:

  • vorzeitige Plazentaablösung
  • akute Plazentainsuffizienz
  • Uterusruptur (äußerst selten, z.B. Belastung unter der Geburt, Traumata wie ein sehr fester Stoß, Kaiserschnittnarben)
  • Blutungen des Fötus (sehr selten, äußert sich gewöhnlich beim Blasensprung durch verfärbtes Fruchtwasser)
  • sehr starke Blutungen
  • anhaltende Blutungen
  • hämorrhagischer Schock

Krampfadern in der Vagina erkennt der Frauenarzt meist schon früh in der Schwangerschaft im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Eine Blutung aus einer solchen Krampfader (Varixblutung) kann durch eine vaginale Untersuchung oder die Belastung unter der Geburt ausgelöst werden und lebensbedrohlich für Mutter und Kind sein. Früh erkannt kann das entsprechende Gefäß aber durch eine sogenannte "Umstechung" im Krankenhaus verschlossen werden. So lassen sich Komplikationen vermeiden.