Hydroxychloroquin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 06.10.2018

Allgemeines

Hydroxychloroquin wurde früher nur zur Behandlung der Malaria gebraucht.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • rheumatische Gelenkerkrankungen lindern
  • Malaria behandeln
  • Malaria vorbeugen
  • Lupus erythematodes behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Hydroxychloroquin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Hydroxychloroquin nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen 4-Aminochinoline oder gegen Chinin (anderer Wirkstoff gegen Malaria) darf Hydroxychloroquin nicht verabreicht werden. Gleiches gilt bei bestehender Netzhauterkrankung im Auge. Auch bei Erkrankungen des blutbildenden Systems oder bei Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel ist die Anwendung untersagt. Gleiches gilt bei der Myasthenia gravis (Muskelschwächekrankheit).

In Kombination mit leberschädigenden Wirkstoffen oder mit MAO-Hemmern (Wirkstoffe gegen Depressionen) darf Hydroxychloroquin ebenfalls nicht angewendet werden.

Bei Erkrankungen der Nerven, des Blutes oder des Verdauungstraktes muss eine sorgfältige ärztliche Abwägung von Nutzen und Risiko vor einer Hydroxychloroquin-Behandlung erfolgen. Das gilt ebenso bei Patienten mit Schuppenflechte sowie bei Porphyrie (Erkrankung mit Überschuss des roten Blutfarbstoffs).

Menschen mit Epilepsie müssen während der Therapie konsequent überwacht werden, da durch Hydroxychloroquin Krampfanfälle ausgelöst werden können.

Bei der Behandlung von Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion muss gegebenenfalls die Dosis verändert werden.

Bei den ersten Anzeichen einer Netzhauterkrankung im Auge ist die Behandlung mit dem Wirkstoff abzubrechen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Hydroxychloroquin kann, während der Schwangerschaft eingenommen, zu Missbildungen und Fehlbildungen des ungeborenen Kindes führen und darf daher während der gesamten Schwangerschaft nicht eingesetzt werden.

Aus Sicherheitsgründen ist vom Stillen abzuraten, da der Wirkstoff in die Milch übergeht. Eine Schädigung des Säuglings wurde bisher nicht nachgewiesen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder über sechs Jahren und einem Körpergewicht von über 35 Kilogramm dürfen maximal sechs Monate lang mit Hydroxychloroquin behandelt werden. Eine Langzeitanwendung zur Malariavorsorge sollte bei Kindern unterbleiben.

Jüngere Kinder und Kinder mit einem Gewicht unter 35 Kilogramm dürfen nicht mit dem Wirkstoff behandelt werden.

Welche Nebenwirkungen kann Hydroxychloroquin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Hydroxychloroquin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Blähungen, Erbrechen, Durchfall, Gewichtsabnahme, Magenschmerzen, Übelkeit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Benommenheit, Sehstörungen, emotionale Labilität, Hornhauteintrübung, Hörstörung, Hörverlust, Schläfrigkeit, Taubheitsgefühle, Schlafstörungen, Schwindel, Ohrgeräusche (Tinnitus), Verwirrtheit, Unruhe, Kopfschmerzen, Missempfindungen, Abnahme der Muskelkraft, Abschwächung der Sehnenreflexe, Veränderungen der Sinneswahrnehmung, EKG-Veränderungen, Erregungsleitungsstörungen, Herzerkrankung, Nerven-Muskel-Erkrankungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Netzhautprobleme mit Gesichtsfeldausfällen, Beeinträchtigung des Farbsehens, Augenflimmern, Sehkraftverlust; Veränderungen der Hautfarbe, Schleimhautverfärbungen, Haarausbleichung, Haarergrauung, Haarausfall, Juckreiz, Lichtempfindlichkeit, Leberschäden, Schuppenflechten-Ausbruch, Porphyrie-Ausbruch (Überschuss an rotem Blutfarbstoff), Ausbruch oder Verschlimmerung einer Myasthenia gravis (Muskelschwächekrankheit).

Sehr selten Nebenwirkungen:
Hautauschläge, Krampfanfälle, Methämoglobinämie (krankhafte Veränderung des roten Blutfarbstoffes).

Vereinzelte Nebenwirkungen:
Veränderungen des Leberfunktionstests, schwere Leberentzündung, schwere Hautentzündung, schwerer Hautausschlag, Psychose, Blutbildveränderungen, Beeinträchtigung der Knochenmarksfunktion.

Welche Wechselwirkungen zeigt Hydroxychloroquin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Eine Kombination mit Neostigmin oder Pyridostigmin (beides Cholesterinspiegelsenker) kann zu deren Wirkungsabschwächung von Hydroxychloroquin führen. Gleiches gilt für einige Wirkstoffe gegen Bakterien wie Ampicillin.

Bei zeitgleicher Impfung gegen Tollwut kann der gewünschte Schutzeffekt gegen diese Erkrankung abgeschwächt sein.

Weiterhin kann Hydroxychloroquin zur Wirkungssteigerung von Wirkstoffen zur Blutzuckerspiegelsenkung, etwa von Insulinen und Sulfonylharnstoffen, führen.

Folsäureantagonisten wie Methotrexat (ein Immunologikum) können durch Hydroxychloroquin ebenfalls in ihrer Wirkung verstärkt werden. Das gilt auch für Digoxin, einen Wirksoff gegen Herzmuskelschwäche.

Aminoglykosid-Antibiotika und Metronidazol (beides Wirkstoffe gegen Bakterien) können in ihren Nebenwirkungen verstärkt werden. Gleiches gilt für die Schmerzmittel Indometacin und Phenylbutazon.

Auch Pyrimethamin und Mefloquin (beides ebenfalls Mittel gegen Malaria) können durch Hydroxychloroquin in ihren Nebenwirkungen verstärkt werden.

Weiterhin können Nebenwirkungen von anderen Basistherapeutika wie Glukokortikoiden (Wirkstoffe gegen Entzündungen) verstärkt werden. Gleiches gilt für den Harnsäurespiegelsenker Probenecid.

Die kombinierte Einnahme von Hydroxychloroquin mit Alkohol oder MAO-Hemmern (Mittel gegen Depressionen) führt zu Leberschäden.

Aluminiumhaltige Magenmittel (Antazida) können die Aufnahme von Hydroxychloroquin verzögern und damit dessen Wirkung abschwächen. Deshalb sind diese beiden Wirkstoffe mit mindestens vierstündigem Abstand einzunehmen.

Cimetidin (Magenmittel) kann die Ausscheidung von Hydroxychloroquin verzögern und damit die Wirkung verstärken.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Wegen der Gefahr bleibender Netzhautschäden ist das Medikament nur unter häufiger augenärztlicher Kontrolle einzusetzen.
  • Einmal pro Jahr sollte während der Langzeitbehandlung mit dem Medikament eine Sehkontrolle durchgeführt werden, um erste Vergiftungsanzeichen sofort zu erkennen.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament werden regelmäßige ärztliche Kontrollen der Reflexe empfohlen.
  • Bei Patienten mit Epilepsie hat der Arzt Nutzen und Risiko der Behandlung mit dem Medikament abzuschätzen.
  • Vor Beginn einer Dauertherapie mit dem Medikament und im Abstand von zwei Monaten ist eine ärztliche Kontrolle des Blutbildes durchzuführen.
  • Das Reaktionsvermögen und das Sehvermögen können beeinträchtigt sein und damit die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr sowie zum Bedienen von Maschinen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Hydroxychloroquin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Hydroxychloroquin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Hydroxychloroquin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Hydroxychloroquin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Mittel gegen Malaria, Entzündungshemmer, zu welcher der Wirkstoff Hydroxychloroquin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Hydroxychloroquin

Hydroxychloroquin wurde früher nur zur Behandlung der Malaria gebraucht.

Heute wendet man es vor allem auch bei entzündlichen Bindegewebserkrankungen, zum Beispiel beim Lupus erythematodes, aber auch bei rheumatoiden Gelenkerkrankungen (aus der Gruppe der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen) an. Speziell bei der typischen schmetterlingsförmigen und entzündlichen Gesichtsrötung des Lupus erythematodes hat Hydroxychloroquin in der Regel eine gute und lindernde Wirkung. Diese stellt sich aber erst nach Wochen bis Monaten ein.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Hydroxychloroquin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Hydroxychloroquin

Hydroxychloroquin gehört unter den Mitteln gegen Malaria zu den Hemmern der Hämpolymerase. Es ist ein so genanntes 4-Aminochinolin, das zur Malariavorbeugung (Prophylaxe) und Malariabehandlung geeignet ist. Es dringt in die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ein und bindet dort an bestimmte Eiweiße. Dadurch werden die Malariaerreger (die sich in den Erythrozyten einnisten) gehemmt beziehungsweise abgetötet.

Der entzündungshemmende Wirkmechanismus von Hydroxychloroquin ist bis heute nicht geklärt. Vermutet wird eine Hemmung von Abwehrreaktionen im Körper.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.